Re: AW: Demonstration des Scheiterns
Da ich möglichst präzise anworten wollte, habe ich daraufhin meine Replik zwischen ausgewählte Zitate der Mail von Peter Meyer gesetzt.
Subject: Re: AW: Demonstration des Scheiterns
Date: Mon, 23 Apr 2001 09:42:32 +0200
From: Christian Melsa
To: Meyer, Peter
Meyer, Peter wrote:
> Sehr geehrter Leser, ich möchte Sie dringend bitten, von weiteren
> nächtlichen Nachschlägen abzusehen, da sie zusammen mit dem Original eine
> Guinness-Buch-würdige Länge erreicht haben, die, wenn nicht
> wehrkraftzersetzend, so doch arbeitskraftzersetzend zu werden droht.
Ich weiß, mir ist das auch etwas unangenehm, es ist aber leider sachbedingt kaum möglich, sich kurz zu fassen. Wenn ich gleich möglichst viele Punkte zur Sprache bringe, läßt sich der Dialog straffen, sonst müßte man all dies sequentiell durchackern.
> Beim Überfliegen einzelner
> Absätze scheint es sich -- bei verbindlichem Ton und offensichtlich
> perfekter Regelkenntnis Ihrerseits -- um das übliche Konglomerat an
> Falschbehauptungen, Fehlinterpretationen, Irrtümern und Propagandafloskeln
> zu handeln, die wir hundertfach von Theodor Ickler, Deng, Riebe und ihren
> Claqueuren kannten, die aber inzwischen aufgegeben haben.
Na, dann lesen Sie nochmal richtig, anstatt nur zu überfliegen. So dämlich bin ich nicht. Ich bin seit knapp zwei Jahren intensiv damit beschäftigt, all das nachzuprüfen, was ich aus allen möglichen Quellen erfahre, darunter natürlich auch den Text der Neuregelung selbst, der Kern der ganzen Diskussion ist. Ich weiß, wovon ich rede. Den ganzen Protest als das übliche Konglomerat an Falschbehauptungen, Fehlinterpretationen, Irrtümern und Propagandafloskeln abzutun, ist da beinahe schon unverschämt. Sie sind ja anscheinend auch nicht in der Lage, die Argumentation des Protests zu widerlegen.
> Sie retten eine
> verlorene Sache nicht, wenn Sie das verdorbene Gericht nun mit direkten
> Angriffen und absurden Unterstellungen gegenüber dem Springer-Verlag wieder
> aufwärmen, die im Einzelnen zu widerlegen mir die Zeit und auch die Lust
> fehlen,
Wie charmant: das verdorbene Gericht. Meinen Sie damit das Bundesverfassungsgericht? 
Ansonsten: die übliche Ausrede. Ich habe von der Presse noch nie irgendwo eine sachliche Verteidigung ihres Handelns gelesen (daß man sich der Schulorthographie anpassen möchte, kann kaum ernst genommen werden, da das ja nicht geschehen ist, statt dessen hat man einfach mit den Agenturen mitgezogen), im Gegenteil, es wird immer so verfahren, wie Sie es jetzt auch wieder tun: Sie unterstellen Angriffe, wo gar keine waren. Man nennt die Reformgegner polemisch, emotional, rückständig, lernfaul oder ähnlich, und das war´s dann an sachlicher Widerlegung. Ich habe doch nur meine Eindrücke von Ihrer Arbeit formuliert. Trotzdem kann ich es natürlich nachvollziehen, daß Sie sich angegriffen fühlen, da es sich um unangenehme Kritik handelt. Nichtsdestoweniger war sie gut gemeint und konstruktiv.
> da ich sehe, dass Sie sich uns gegenüber sogar zu dem Vergleich mit
> dem eitlen Narren auf seinem angeblich falschen Weg versteigen. Selbst der
> Hinweis auf Cervantes, bei dem derjenige, der Überholtem und Verlorenem im
> Kampf gegen Windmühlen nachhängt, leicht zur traurigen, wenn nicht gar zur
> lächerlichen Figur werden kann, würde mir keinen Spaß mehr machen.
Die Sachlichkeit des Don-Quichotte-Vergleichs verschlägt mir fast den Atem... 
Wie wär´s damit: Papier ist überholt. Wer Zeitungen kauft, anstatt sich gratis im Internet zu informieren, ist hoffnungslos veraltet. Wir können uns die unangemessene Unterstellung, Veraltetem hinterherzuhängen, bis in alle Ewigkeit gegenseitig zuwerfen.
Wenn Sie es mir nicht glauben, prüfen Sie es doch selber nach: Die neue Rechtschreibung holt veraltete Orthographiekonzepte zurück, zwischen 100 und 300 Jahren alt. Die Schriftsprachentwicklung wird zurückgedreht, das läßt sich schlecht leugnen, man braucht nur ein paar alte Bücher aufzuschlagen. Die alte Rechtschreibung für veraltet zu halten, nur weil sie alte genannt wird, ist doch nun wirklich arg oberflächlich.
> Es würde Stunden dauern und Sie sicherlich nicht zu einer offenen Diskussion
> verleiten, auf all die Falschbehauptungen Punkt für Punkt und wieder und
> wieder einzugehen.
Sie brauchen nur ein einziges Mal darauf einzugehen, wenn Sie wirklich sachlich argumentieren und sich nicht auf schlichte Urteile beschränken. Die müssen schon stichhaltig begründet und die Fakten abgesichert sein, um seriös zu bleiben. Zu einer offenen Diskussion bin ich immer bereit, ich möchte Sie hiermit ausdrücklich darum bitten.
Das Thema ist nicht unwichtig, man bedenke, was Schriftsprache für die menschliche Kultur bedeutet.
> Es hat keine Umfrage unter den Lesern von Tageszeitungen
> mit dem von Ihnen behaupteten Ergebnis gegeben,
Daß Sie wissentlich die Unwahrheit behaupten, traue ich Ihnen nun auch wieder nicht zu. Ich habe selber an der Umfrage teilgenommen und auch im Bekanntenkreis ein paar Unterschriften eingeholt. Das sich dort ergebende Bild fügte sich prächtig in das Gesamtresultat. Die Umfrage erfolgte zwar nicht auf Eigeninitiative der betroffenen Zeitungen, sondern via Anzeigenschaltungen dort, aber sie fand statt. Sollten Sie davon wirklich nichts mitbekommen haben? Vielleicht waren Sie gerade im Urlaub?
Am 19. August wurde in ganzseitigen Anzeigen in den folgend genannten Zeitungen zur Abstimmung aufgerufen, am 1. September wurde das Ergebnis auf einer Pressekonferenz präsentiert.
Berliner Zeitung: 98,36% für Rücknahme
FAZ: 99,11%
Münchner Merkur: 99,0%
Nordwest-Zeitung 98,34%
Süddeutsche Zeitung 97,06%
Die Welt 99,28%
Kopierte Coupons: 98,1%
Insgesamt 71161 Abstimmungsteilnehmer. Man konnte auf den Coupons selbstverständlich auch ankreuzen, man sei für die Beibehaltung der Reformorthographie (sowie, als dritte Option, daß man unentschieden sei).
Aber es hat ja noch unzählige andere Umfragen von TED bis Forsa gegeben. Zeigen Sie mir mal eine, auch nur eine einzige, in der die Reformbefürworter in der Mehrheit waren.
> die FAZ ist seit ihrem
> elitären Salto rückwärts auf den Schrottplatz der Orthografie hoffnungslos
Ich muß gerade innerlich grinsen über die üblichen Vorwürfe gegenüber Reformgegnern, sie würden immer so polemisch reden... )
> isoliert, hat dadurch keineswegs in der Summe Leser gewonnen, sondern macht
> wegen sinkender Auflage, Mobbings unter den Herausgebern und des Exodus der
> Feuilletonspitze von sich reden,
Genau, das hat aber alles mit ihrer Rückkehr zur alten Rechtschreibung doch überhaupt nichts zu tun.
> und der Duden, Band 1, wird in seiner 22.
> Auflage keineswegs verramscht, sondern ist noch vor der Bibel das
> meistverkaufte Buch in Deutschland.
Ich habe ja auch von der 21. Auflage geredet. Wer wirklich glaubt, die 22. Auflage sei nur wegen der vielen neuen Wörter so schnell nachgeschoben worden, dem ist nicht mehr zu helfen. Immerhin scheinen Sie mir ja beizupflichten in meiner Einschätzung, daß die Reform einer prächtigen gewinnbringenden Marktstrategie entspricht. Wie lange die Käufer das mitmachen, ist allerdings fraglich. Wenn sie merken, daß jedes (parallel zeitgleich auf dem Markt angebotene!) Wörterbuch aus dem Dudenverlag sich von dem anderen in inhaltlichen Aussagen unterscheidet, werden sie wohl langsam automatisch beginnen, sich Gedanken über die Verläßlichkeit und damit den eigentlichen Zweck eines solchen Wörterbuchs zu machen. Der Ruf des Dudens ist jedenfalls auf einem rapide absteigenden Ast.
> Dass die vorherige Auflage auf dem
> Grabbeltisch landet, ist nicht auszuschließen, während der Vor-Reform-Duden
> hingegen nicht zum Kultbuch geworden, sondern eingestampft worden ist.
Wenn man ihn einstampft, kann er schwerlich als Kultbuch Markterfolge feiern. Warum ist er denn eingestampft worden? Die Übergangszeit reicht doch noch bis 2005, und es ist nicht ganz so unbekannt, daß in Sachen Rechtschreibung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, nicht mal von den Reformern, die ja immer noch an ihrem Werk basteln, während es schon längst auf die Schule losgelassen worden ist. Warum werden die Restbestände der 21. Auflage nicht eingestampft? Sollten vielleicht gewisse Tatsachen geschaffen werden?
> Aber Fehler hat es
> (leider!) auch vor 1999 in der Zeitung gegeben, und zwar weit mehr als
> heute.
Daß das Gegenteil zutrifft, ist schon einwandfrei nachgewiesen worden. Ich bin allerdings nicht sicher, ob Ihre Zeitung bei der Untersuchung mit berücksichtigt wurde, aber beim Spiegel und einer Reihe anderer Pressepublikationen ist eine eindeutige Fehlervermehrung festgestellt worden, warum sollte ausgerechnet das Abendblatt eine Ausnahme machen?
> Weder das Abendblatt noch der Springer-Verlag, noch die Presse, noch
> die Medien gehörten zu den Betreibern der Rechtschreibreform, aber sie haben
> sie schließlich zögernd akzeptiert, um orthografisch nicht anders zu
> schreiben, als es die Schüler in der Schule lernen.
Das tut die Presse doch. Es gibt doch sogar Dokumente, die die Unterschiede zwischen Agentur- bzw. meist auch Presseorthographie und der offiziellen Reformorthographie haarklein beschreiben. Glauben Sie, ich habe keine Augen im Kopf? Haben Sie meine Ausführungen wirklich aufmerksam gelesen?
> Dieser Weg ist
> unumkehrbar.
Eine klare Behauptung, die genauso klar jeglicher Grundlage entbehrt. Erklären Sie mir mal, warum man nur in eine Richtung ändern kann. Natürlich wird die Rechtschreibreform von denen, die sich mit ihr bereits bekleckert haben, gern als so unumgänglich und unumkehrbar wie die Jahrtausendwende dargestellt, was selbstverständlich völliger Nonsens ist. Was für eine bedauernswerte Flexibilitätslosigkeit muß man denn hinter einer solchen Aussage vermuten? Sogar die Kernenergieerzeugung wird wieder abgeschafft. Genausogut hätte man schon vor
der Reform behaupten können, die Rechtschreibung ließe sich unmöglich ändern.
> Die neue Rechtschreibung enthält Dummheiten in Einzelfällen, ist
> aber im Großen und Ganzen einfacher als die alte.
Ja, wenn die Kultusminister das sagen, wird´s schon stimmen. Deswegen ist der Regeltext auch um 50% länger als bisher. Und deswegen ist auch nur noch im germanistischen Oberseminar zu klären, ob eine konkrete Schreibweise richtig oder falsch ist.
> Das gilt besonders bei der
> ss/ß-Regel und der Silbentrennung, die 95 Prozent der Änderungen abdecken,
> wie sogar Ickler in einem Brief an mich einräumte.
Aber Sie setzen in Ihrer Zeitung ja nicht nur dieses um, sondern auch den Rest. Die neue ss/ß-Regel SCHEINT einfacher, aber sie ist es nicht wirklich. Man kann sie ohnehin nur sicher anwenden, wenn man auch die alten Schreibweisen kennt, denn nach kurzem betonten Vokal steht nur dann ein ss, wenn bisher dort ein ß stand. Oder habe ich unrecht? (Würden Sie übrigens an meiner Stelle ernsthaft schreiben: Oder habe ich Unrecht?)
> Sie ist keineswegs auf
> die Schule beschränkt, sondern wird durchgehend, mehr oder weniger richtig,
> in JEDEM aktuellen Schriftstück,
Leben wir in der gleichen Realität? Ich habe gerade den aktuellen Roman Blackbox von Benjamin Stuckrad-Barre (ein uralter Autor, der nur zu verkalkt zum Umlernen ist) gelesen, das war dann wohl kein Schriftstück. Generation Golf von Florian Illies, noch so ein Greis, kann auch kein Schriftstück gewesen sein. Bei den FAZ- und Titanic-Ausgaben, die hier bei mir rumliegen, kann es sich demnach auch nicht um Schriftstücke handeln. Außerhalb der Schule existieren außer der nach wie vor stark präsenten alten Rechtschreibung vor allem Hausorthographien, die lediglich das eine oder andere richtig oder fehlerhaft aus der Reform entlehnen. Meines Wissens ist Die Woche die einzige Zeitung, die die Reform ohne Abstriche umzusetzen gewillt ist.
Anmerkung: Florian Illies, übrigens Kulturkorrespondent der Welt, und Benjamnin v. Stuckrad-Barre, beim dem ich das v. vergessen hatte, sind tatsächlich keine dreißig Jahre alt. Leider hatte ich vergessen, außer Romanen und bekannten Ausscherern der Presse außerdem meine sämtlichen noch sehr frischen Versicherungsdokumente von ARAG, Volksfürsorge und Hamburg-Mannheimer sowie meine E-Plus-Abrechnungen zu erwähnen, die nach Meyer-Nomenklatur auch alle keine Schriftstücke sind.
> in jeder aktuellen Textverarbeitung, in
> allen rund 3000 Mitteilungen am Tag an unsere Redaktion angewendet.
Was Sie intern in Ihrer Redaktion machen, können Sie handhaben, wie Sie wollen. Bei der Gestaltung der Zeitung sollten Sie aber doch an die Wünsche der Leser denken.
> Sie sind
> eine seltene Ausnahme, ein Hauch von verfehlter Nostalgie.
Klar. In Schleswig-Holstein waren auch 75% eine seltene Ausnahme, und die weit über 90% der Zeitungsleser, die in der genannten Abstimmung, die Sie offenbar nicht wahrhaben wollen, sich für die Rücknahme der Reform ausgesprochen haben, sind natürlich auch alles Ausnahmen. Jetzt weiß ich ja, welche Definition von Ausnahme ich annehmen muß, wenn ich dieses Wort künftig im Abendblatt entdecke.
Als 28jähriger Computerspielgrafiker bin ich glaube ich kaum in einer Situation, in der man übertriebener Nostalgie zum Opfer fällt.
> Es besteht nicht der geringste Grund, den Untergang Deutschlands als
> Kulturnation,
Von einem Untergang Deutschlands als Kulturnation habe ich nie etwas gesagt. Um bei dem Bild zu bleiben, entspricht die Rechtschreibreform eher nur einigen Zentimetern, die das Schiff sinkt, aber es sinkt eindeutig, sie ist ein Teil des Untergangs, der noch viele andere Teile hat. Fragen Sie doch mal bei unseren nationalen Kulturkoryphäen herum. Hat doch bestimmt etwas zu sagen, wenn Günther Grass und Marcel Reich-Ranicki einer Meinung sind, oder? Die Hunderten weiteren bedeutenden Schriftsteller, Dichter, Gelehrten usw. lasse ich jetzt der Kürze zuliebe einmal weg.
> die Unabhängigkeit sowie den Wahrheitsgehalt (!)
Das Ausrufezeichen verrät: ein wunder Punkt. Ach wissen Sie, das Abendblatt hat z.B. auch schon ausführlich über das Game Development Team berichtet, das ich mitgegründet habe, da konnte ich ja sehr gut überprüfen, wie hoch der Wahrheitsgehalt Ihrer Zeitung ist. Ich habe mich schon daran gewöhnt, alles erst einmal mit Vorsicht zu genießen, aber das gilt ja für alle anderen Zeitungen und sonstigen Publikationen ebenso. Ich will gar nicht sagen, daß im Abendblatt bewußt gelogen wird aber daß alles wahr ist, was man dort lesen kann... Nein, an den Weihnachtsmann glaube ich auch nicht mehr.
> des Inhalts
> einer Zeitung oder gar, wie Sie es tun, die Qualität von Agenturmeldungen an
> die Rechtschreibreform zu koppeln, ohne sich lächerlich zu machen.
Ich habe allein die sprachliche Qualität der Agenturmeldungen angesprochen, und de ist in der Tat miserabel, das weiß ich aus eigener Anschauung. Das kann man den Agenturen auch nur begrenzt zum Vorwurf machen, da sie natürlich sehr schnell arbeiten müssen. Fest steht aber, daß die Meldungen unbearbeitet nicht in einer Qualitätszeitung in Druck gehen können.
> Sie
> finden das Abendblatt und seinen Verlag an Ihrer Seite, wenn es gilt, den
> winzig kleinen Teil der misslungenen neuen Regeln zu revidieren, aber zur
> alten, noch weitaus chaotischeren Rechtschreibung werden wir nicht
> zurückkehren.
Nun gut, ich bin gerne bereit, mich mit Ihnen zusammenzusetzen, um alles Mißlungene mit detaillierter und wasserdichter Begründung aus den Regeln herauszuschmeißen. Dann bleibt aber nicht mehr sehr viel übrig, und vor allem schreiben Sie dann erst recht nicht mehr so, wie es von Schülern zur Zeit verlangt wird. Irgendwie kommt mir Ihre Rechtfertigung hier extrem unschlüssig vor. Die Zeitungen hätten sich zögerlich auf die Reform eingelassen, um nicht anders zu schreiben als die Schüler? So wichtig scheint das auf einmal nun doch wieder nicht zu sein...
> Ich werde Ihre Briefe (deshalb das Attachment) und diese Antwort
> vorsichtshalber gleich als Blindkopien an den neuen Chefredakteur, den
> Verlagsgeschäftsführer und den Direktor des Zeitungsvorstandes weiterleiten.
Sehr schön, vielen Dank. Hoffentlich lesen die das auch wirklich. Bei Ihnen scheint das Thema ja auch schon etwas Abgeschmacktes zu atmen, was für jemanden aus dem schnellebigen Zeitungsgeschäft verständlich ist, der Sache jedoch nicht gerecht wird.
> Das ist nach vielen Erfahrungen der Vergangenheit besser, da einige
> orthografische Nostalgiker häufig unterstellten, sie würden von einer
> unteren Charge abgefertigt, die aber im Thema durchaus sachkundig ist.
Mit Verlaub, aber Ihre Sachkunde haben Sie mir mit den bisherigen Worten noch nicht bewiesen.
> Irgendwann sollte man eine Entwicklung akzeptieren.
Stimmt. Man muß wohl damit leben, daß es immer mehr junge Neonazis gibt, daß das Klima sich erwärmt, die Weltbevölkerung explodiert und...
Machen Sie aus Ihrem Satz doch einen Slogan, eine Kampagne des Aufrufs zur Zivilcourage, wider die Gleichgültigkeit! Man müßte nur hoffen, daß die Leute die Ironie verstehen.
> Das erinnert mich an
> meinen Großvater, der schon die vorherige Reform des Jahres 1901 nicht
> akzeptiert hatte und bis zu seinem Tode im Jahre 1945 stur Thür und Thor
> mit h schrieb.
Lächerlich, nicht wahr? Diese alten Leute sind schon ein paar Kasperls.
Man sollte dabei beachten, daß die th-Schreibungen schon vor 1901 rückläufig waren. Die Reform von 1901/1902 hat nicht, wie die von 1996, irgendwelche Sprachregeln aus dem Nichts erfunden, sondern nur eine vereinheitlichende Norm aus der bis dahin nie gesamtdeutsch einheitlichen Orthographie festgeschrieben. Alles, was in der neuen Norm vorkam, war bereits lange praxiserprobt und weitgehend akzeptiert. Ich plappere hier nicht einfach irgendwelche Ickler-Behauptungen nach, sondern habe das in antiquarischen Büchern selber gewissenhaft nachgeprüft, und es ist wahr.
> Mit freundlichen Grüßen
> Chef vom Dienst
> Redaktion Hamburger Abendblatt
> Hamburg, Germany
Vielen Dank für die zügige Antwort. Ich hoffe, der Dialog ist damit noch nicht beendet, denn viel argumentative Substanz habe ich von Ihnen ja noch nicht vernehmen können. Ich möchte Sie auch darauf aufmerksam machen, daß ich den Briefwechsel im Internet veröffentlichen werde.
Mit freundlichen Grüßen,
Christian Melsa
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