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Langenscheidt
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margel
02.10.2004 11.09
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Und ewig derselbe Quark

Wenn alle Argumente fehlen, wird immer wieder der Beschluß des BVG hervorgezaubert. „Das BVG hat beschlossen, daß die neue Rechtschreibung gilt.“ Wer wollte sich da noch widersetzen?

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Christian Dörner
01.10.2004 21.04
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Kurzinterview mit Florian Langenscheidt soeben im ZDF:

Johannes B. Kerner: Schreiben Sie selbst in neuer Rechtschreibung, in alter Rechtschreibung oder in Langenscheidt-Rechtschreibung?

Florian Langenscheidt: Also, ich schreibe in neuer Rechtschreibung, seit dies beschlossen wurde, seit das Bundesverfassungsgericht so entschieden hat.

Johannes B. Kerner: Würden Sie auch wieder in alter Rechtschreibung schreiben, wenn es auch offiziell wieder anders beschlossen werden würde?

Florian Langenscheidt (wie aus der Pistole geschossen und voller Überzeugung): Aber natürlich!
__________________
Christian Dörner

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Theodor Ickler
25.12.2002 18.34
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Langenscheidt

Auch ein Spezialverlag wie Langenscheidt geht offenbar dazu über, Bücher von Laien und Fachfremden schreiben zu lassen, die schnell und billig arbeiten. Hier ein Beispiel:

Stief, Christine/Stang, Christian: Langenscheidt German Grammar in a Nutshell. Deutsche Grammatik – kurz und schmerzlos. Berlin u.a. 2002.

Das Buch ist auf englisch in einem munteren Ton verfaßt, der dem Ausländer die Angst vor der schweren deutschen Sprache nehmen soll. Die Vereinfachung ist sehr weit getrieben, doch sollte dabei die sachliche Korrektheit nicht auf der Strecke bleiben. Unter diesem Gesichtspunkt gehe ich den Text einmal durch.

Das Büchlein beginnt mit der Behauptung, dem Substantiv gehe „almost always“ ein Artikel vorher. Ich sehe einen Leitartikel der FAZ durch, der zufällig neben mir liegt, und finde gut 50 Substantive ohne Artikel. Das ist keine Kleinigkeit und mit der später angeführten Liste von Ausnahmen kaum angemessen berücksichtigt. Auch ist es nicht zulässig, Artikellosigkeit und „Nullartikel“ ohne weiteres zu identifizieren, denn zwischen beiden Konzepten liegen theoretische Welten.

Anschließend an den Negationsartikel kein stellen die Verfasser folgende Behauptung auf: „The negative of the definite article is formed with nicht, which is placed before the article: Das ist nicht der Bus ins Stadtzentrum.“ – Aber die Satznegation hat mit dem Artikel gar nichts zu tun, und nicht steht hier nur zufällig vor dem Artikel.

Das Genus wird in schlechter Tradition als eine verdeckte Eigenschaft der Substantive behandelt, die am Artikel zum Vorschein komme. In Wirklichkeit „hat“ das Substantiv kein Genus in dem Sinne, wie die genusfähigen Wörter es haben, sondern das Genus der Substantive besteht darin, daß sie genusfähige Artikel und Adjektive regieren.

Der Possessivartikel ist mit „Besitz“ nicht zureichend beschrieben, und „the person doing the possessing“ trifft nur einen Teil der Möglichkeiten.

Bei den Reflexivpronomina sollte die Kasusverschiedenheit erwähnt werden, die in den Beispielen vorliegt: Johann wäscht sich die Hände und Die Kinder verstecken sich im Schrank. Irreführend ist der Satz, daß -einander in Verbindung mit Präpositionen gebraucht werde; es wird selbstverständlich auch ohne solche Verbindung gebraucht.

Der Unterschied zwischen attributivem und prädikativem Gebrauch des Adjektivs wird seltsamerweise auf die scheinbar einfache Frage reduziert, ob das Adjektiv vor oder nach dem Substantiv stehe (S. 51). Darauf kommt es aber gar nicht an, denn das prädikative Adjektiv kann durchaus vor dem Substantiv stehen: Schöner ist das andere Zimmer. Deshalb ist die Darstellung flektierter und unflektierter Adjektive (S. 55) geradezu falsch.

Zu den „Adverbs of manner“ wird fälschlich auch das Satzadverb leider gerechnet. (S. 60)

Daß ganze Phrasen anstelle eines Adverbs gebraucht werden können (S. 61), ist ein Versuch, die Ebene der Satzglieder ganz zu umgehen; das dürfte kaum gelingen.

Die semantische Erklärung der Modalpartikeln (S. 62ff.) ist völlig mißlungen, da jedesmal spezielle Kontextbedingungen oder Komponenten einer bestimmten Satzbedeutung irrigerweise in die Modalpartikeln hineininterpretiert werden, etwa nach dem Muster: "Ich wollte ja nur fragen – You want to justify yourself.“ – was natürlich mit der Modalpartikel überhaupt nichts zu tun hat. Auch ist eigentlich in dem Satz Eigentlich müsste ich für meine Prüfung lernen überhaupt keine Modalpartikel, zu deren definierenden Eigenschaften ja gerade die Unzulässigkeit im Vorfeld gehört. Die Liste S. 64 gibt so nichtssagende Erklärungen wie:
„doch – You're emphasising something.
eben – You're emphasising your feelings.
halt – You're emphasising your emotions.“

usw. – Das ist natürlich indiskutabel.

Die Verfasser behaupten, das Subjekt werde so nahe wie möglich zum Verb gestellt. Das ist offensichtlich unzutreffend, vgl.: Nächste Woche findet in München entgegen den ursprünglichen Verlautbarungen doch noch ein Treffen der Tarifpartner statt – ein völlig normaler Satz, aber das Subjekt steht keineswegs unmittelbar hinter dem Verb.

Das Modalverb möchte wird keineswegs nur oder bevorzugt in der gesprochenen Sprache gebraucht (S. 77).

Die Verfasser halten an der Lehre von den „trennbaren Verben“ fest, statt auf den rein orthographischen Charakter dieser Besonderheit hinzuweisen. Dadurch verbauen sie sich den Weg zu jener (ihnen vielleicht gar nicht bekannten) Faustregel, wonach beim Partizip II das Präfix ge- gesetzt wird, nämlich genau dann, wenn der Infinitiv auf der ersten Silbe betont ist.

Daß über Vergangenes „almost always“ im Perfekt gesprochen werde, trifft in dieser Allgemeinheit nicht zu; die Verfasser scheinen süddeutsch geprägt zu sein (vgl. auch S. 141: weil wir im Stau gestanden sind). So kommt es auch zu etwas unsicheren Beispielsätzen, was den Tempusgebrauch betrifft:
Bevor wir weggefahren sind, hatte ich alle Pflanzen gegossen. (S. 103)
Als „colloquial“ wird – wegen des Indikativs in der indirekten Rede – folgendes angeführt:
Michael sagte, dass er am Samstag nicht zur Party kommen kann. (S. 110)

Die Verfasser bieten auf S. 104 einiges Übungsmaterial zur Umsetzung in das Plusquamperfekt, doch muß der Benutzer annehmen, daß die fettgedruckten Sätze auch so schon akzeptabel sind:
Nachdem wir einen Nachsendeauftrag bei der Post stellten, fuhren wir in den Urlaub.
Sollten die Verfasser anderer Meinung sein, hätten sie aus lernpsychologischen Gründen eine weniger irreführende Darbietungsweise wählen sollen.

Nicht richtig ist die Regel: „In any one sentence you use werden only once.“ Bei Das wird schon gut werden klammern die Autoren dementsprechend das werden ein, zweifellos zu Unrecht. werden als Ausdruck der Vermutung hätte außerdem bei den Modalverben besprochen werden müssen.

Der Konjunktiv II wird auf S. 111 von der würde+Infinitiv-Fügung unterschieden (das Beispiel scheint nicht zu passen! Auch auf S. 113 erwartet man verbrächte statt würde verbringen); später umfaßt er die Umschreibung als Sonderform.

In schriebe ist keineswegs ein „Umlaut“ zu erkennen! (S. 114) Dagegen liegt in nimmst, fährst wirklich Umlaut vor, aber die Verfasser verwechseln ihn mit dem Ablaut der starken Verben.

Ein schwerer Mißgriff unterläuft den Verfassern auf S. 123, wo sie ein Passiv der Modalverben lehren (modal verb form + past participle + werden in the infinitive) und mit folgenden Bespielen veranschaulichen:
Marianne soll befördert werden.
Marianne sollte befördert werden.
Marianne hat befördert werden sollen.
Marianne hatte befördert werden sollen.


Aber in allen diesen Fällen handelt es sich um das Passiv von befördern, nicht vom Modalverb sollen. Dies würde ja wird gesollt usw. lauten. Was den Verfassern dagegen völlig entgeht, ist hier wie auch später (S. 139) der Ersatzinfinitiv (sollen statt gesollt), der Ausländern viel Kopfzerbrechen bereitet.

Die angebliche Präposition bis regiert keineswegs den Akkusativ, denn in bis nächsten Mittwoch handelt es sich um den adverbialen Akkusativ.

Daß der Relativsatz „normalerweise“ unmittelbar hinter dem Substantiv steht, das er näher bestimmt (S. 144), ist nicht richtig, vgl. Dem Gesetz zufolge dürfen nur Zellen verwendet werden, die bereits vor dem 1. Januar 2002 gewonnen worden sind. (FAZ 24.12.02) – Hier ist die Extraposition des Relativsatzes völlig normal.
Die Verfasser stellen fest, daß das Relativpronomen bis auf einige Ausnahmen mit dem bestimmten Artikel übereinstimme. Nun, mit dem früher besprochenen Demonstrativpronomen der stimmt es sogar ohne Ausnahmen überein!

Zur Infinitivkonstruktion soll folgendes eine Alternative sein: Wir versuchen, dass wir Ihren Auftrag schnellstmöglich bearbeiten. (S. 147) – Das ist doch etwas seltsam.

Der zweite wirklich schwere Fehler ereignet sich S. 149f. Hier postulieren die Verfasser eine von Adjektiven und Partizipien abhängige Infinitivkonstruktion:
Es ist gesund, viel Gemüse und Obst zu essen.
Viele Leute finden es unhöflich, ohne Entschuldigung deutlich zu spät zu kommen.

Aber hier sind die Adjektive Prädikativa und regieren keineswegs die jeweiligen Infinitive! Es gibt kein „gesund + Infinitiv mit zu“ usw.

Das Buch ist in reformierter Orthographie gesetzt und enthält daher grammatische Fehler wie das tut mir Leid.

Es sind aber die schweren und weniger schweren fachlichen Mängel, die es notwendig erscheinen lassen, das Buch noch einmal gründlich zu überarbeiten.

– geändert durch Theodor Ickler am 27.12.2002, 05.21 –
__________________
Th. Ickler

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