(Bundesministerium für Schule, Wissenschaft und Kultur)
Neue Rechtschreibung Zwei Jahre nach offizieller
Inkraftsetzung
Zwei Jahre nach der offiziellen Inkraftsetzung der
Rechtschreibreform am 1.8.1998 kann gesagt werden,
dass im Schulbereich die Umsetzungsmaßnahmen sehr
weit gediehen und an vielen Schulen bereits
abgeschlossen sind.
Um den Schülerinnen und Schülern ein späteres Umlernen
zu ersparen, wurden unmittelbar, nachdem eine Erklärung
zur Neuregelung von politischen Vertretern aus Österreich,
Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein sowie einer
Reihe von Ländern, in denen Deutsch Minderheitensprache
ist, unterzeichnet wurde, alle Schulen über die Reform
informiert und man hat es den Schulen freigestellt, bereits
ab dem Schuljahr 1996/97 nach der neuen Schreibung zu
unterrichten. Dies wurde dann auch im Interesse der
Kinder wahrgenommen. Mit Schuljahr 1998/99 haben
dann alle Schulen auf die neue Rechtschreibung
umgestellt.
Um die zeitgerechte Umsetzung der Rechtschreibreform
sicherzustellen, wurden vom Bundesministerium für
Bildung, Wissenschaft und Kultur schon im Jänner 1997
die Leistungsbeurteilungs-Verordnung novelliert und die
Lehrplan-Teile Rechtschreiben geändert, die dann ab 1.
September 1998 vorlagen.
Weiters wurden allen Lehrerinnen und Lehrern die
Kenntnisse über die neue deutsche Rechtschreibung im
Rahmen der Fort- und Weiterbildungskurse der
Pädagogischen Institute und der Arbeitsgemeinschaften
vermittelt.
Hand in Hand mit der Umstellung auf die neue
Rechtschreibung im Schulbereich begannen die
Umstellungsarbeiten für die österreichischen
Schulbuchverlage. Bereits im Schuljahr 1996/97 war die
Nachfrage nach rechtschreibreformierten Schulbüchern
sehr groß.
Im Schuljahres 1999/2000 war das Gros der
Schulbücher bereits umgestellt, speziell die
sprachrelevanten Bücher.
Erste Erhebungen im Schulbereich haben ergeben, dass die
Neuregelung an den Schulen insgesamt positiv
aufgenommen wird.
Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer sind der
Ansicht, dass die neuen Schreibweisen
Vereinfachungen bringen. Dies wird auch durch die
Abnahme von Rechtschreibfehlern bestätigt.
Die 19. Auflage des Duden (bisherige
Rechtschreibung) enthielt nicht weniger als 212
Regeln, die meist zahlreiche Unter- und
Sonderregeln aufwiesen.
Durch die Rechtschreibreform wurden die Regeln
gestrafft und auf die Hälfte reduziert (nach der
Reform ca. 110 Regeln) und somit
Lernhindernisse abgebaut.
Bereits bei den ersten Umfragen (Dez. 1997) wurde von
den Volksschulen in Österreich mitgeteilt, dass in folgenden
Bereichen methodisch-didaktische Erleichterungen durch
die neue Rechtschreibung festzustellen sind.
Erleichterungen in den einzelnen Bereichen:
56% bei der Wortstammschreibung (inkl.
s/ß-Schreibung)
45% bei der Worttrennung
22% bei der Beistrichsetzung
8% bei der Groß- und Kleinschreibung
8% bei der Getrennt- und Zusammenschreibung
Positive Ergebnisse gibt es auch in Deutschland, wie
eine dpa-Umfrage in mehreren Bundesländern ergab.
Auch die Umsetzung der Rechtschreibreform im Bereich
der öffentlichen Verwaltung ist bereits sehr gut angelaufen.
Der rechtliche Ausgangspunkt der Umsetzung der
Rechtschreibreform im inneren Dienst der
Bundesministerien ist der Beschluss der Bundesregierung
vom 23. Juli 1998. Mittels Ministervortrages des
Bundeskanzlers wurde die Bundesregierung betreffend die
Umsetzung der Rechtschreibreform in der
Bundesverwaltung informiert und die Bundesminister/innen
eingeladen, in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich in
geeigneter Weise für die Umsetzung der neuen
Rechtschreibregeln Sorge zu tragen. Ziel ist es, dass im
Bereich der öffentlichen Verwaltung mit der
Jahrtausendwende nur mehr Texte in der neuen
Schreibweise produziert werden.
Auf Grund der dem bm:bwk vorliegenden Informationen
kann auch gesagt werden, dass die Umstellung auf die neue
Rechtschreibung in allen Bereichen bereits gut angelaufen
ist. Neben der Umstellung in der öffentlichen Verwaltung
haben u.a. bereits der ÖGB, das Österr. Normungsinstitut,
Banken, Versicherungen, Krankenanstalten,
Wirtschaftskammer Östereichs, Arbeiterkammer auf die
neue Rechtschreibung umgestellt bzw. befinden sich in der
Umstellungsphase.
Auch viele Firmen und Privatpersonen haben vom bm:bwk
Unterlagen angefordert und befinden sich ebenfalls in der
Umstellungsphase.
Es war Schülerinnen und Schülern aber auch vielen
Erwachsenen bisher nicht ganz verständlich, dass mit
Bezug auf, aber in bezug auf geschrieben wurde.
Gleiches gilt für: Schlange stehen, aber kopfstehen, oder
diät leben, aber eine Diät halten. Warum hat es dem st
geschmerzt, wenn man es trennte, aber nicht dem sp?
Warum schrieb man nach der bisherigen Rechtschreibung
numerieren mit einem m, obwohl dieses Wort
offensichtlich von Nummer abgeleitet wird? Weiters
wurde Schifffracht aber Schiffahrt geschrieben. Diese
wenigen Beispiele zeigen auf, wie kompliziert und
unübersichtlich die bisherige Rechtschreibung war.
Ziel dieser Reform war es deshalb, das System für die
Schreibenden zu vereinfachen, ohne dass aber die
Lesenden daraus Nachteile haben. Im Computerbereich
wird z.B. ständig an der Erleichterung des Umgangs mit der
Software gearbeitet, um die Programme
benutzerfreundlicher zu machen. Und wir sollten die
Rechtschreibung absichtlich kompliziert halten?
Natürlich werden auch in der Zukunft in der deutschen
Rechtschreibung Fehler gemacht werden, da es die
einfache deutsche Rechtschreibung nicht gibt und es sie
nicht geben kann. Doch durch die neuen Regeln werden es
weniger Fehler sein.
Das Koordinationskomitee für Orthographie beim
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
das im Auftrag der Unterzeichnerländer die internationale
und für Österreich die nationale Koordination der
Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wahrnimmt,
bietet kostenlose Hilfestellungen und Schulungen an
und steht für diesbezügliche Anfragen unter
Tel.-Nr. 01/53120-4600/4601 und
Fax Nr. 01/53120-4605 sowie unter der
E-Mail-Adresse renate.poelzl@bmuk.gv.at
zur Verfügung.
– geändert durch Theodor Ickler am 13.04.2001, 14:36 –
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Th. Ickler
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