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Sprachverderber Bertelsmann
Zum heutigen Welttag des Buches verschenken die Buchhandlungen wieder das Buch „Ich schenk dir eine Geschichte“ – natürlich von Bertelsmann (Omnibus). Das Impressum weist ausdrücklich darauf hin, daß das Buch nach den Regeln der Rechtschreibreform gesetzt ist.
Es ist die Reform von 1996. Wir stoßen also auf den kapitalen Grammatikfehler „größer und Ehrfurcht erregender als alles“. Bertelsmann hat noch nicht mitbekommen, daß die Reformer sich hier inzwischen der Kritik gebeugt und „ehrfurchterregender“ wieder zugelassen haben.
Auch die Getrenntschreibung von Verben mit „wieder“ ist ein alter Fehler: „Ob ich die Kleine eines Tages auf der Straße wieder treffe?“ Umgekehrt müßte in folgendem Satz getrennt geschrieben werden: „Sollte ich draufkommen, dass ihr die Schule wieder ohne Erlaubnis verlassen habt ...“
Falsche Großschreibung: „Ich habe so ein rot-blaues Heftchen... Selma besitzt ein genau Gleiches (!)". Daß „noch mal“ (S. 99) jetzt zusammengeschrieben werden muß, haben die Reformer selbst lange nicht gemerkt.
Kommas sind massenhaft weggestrichen worden, im Eifer des Gefechts auch mal eins zuviel: „mit mal humorvollen, mal nachdenklichen aber immer spannenden Geschichten“ (S. 5)
Im übrigen wirkt die Neuschreibung naturgemäß oft plump mit ihrem „Leid tun“, „Recht haben“, „nicht im Geringsten“ usw. Das Buch ist auch wenig sorgfältig gemacht; so soll die erste Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts spielen, es werden aber Flugzeuge und Tarzan erwähnt!
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Th. Ickler
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