Dudenwerbung
Die Kölnische Rundschau macht Werbung für ein Büchlein aus dem Dudenverlag und will erzählen, wie wichtig dessen Erzeugnisse sind:Alles egal? Rechtschreibung wird heutzutage nicht mehr geschätzt
manche menschen schreiben gerne nur in kleinbuchstaben. vor allem in textnachrichten und sie lassen auch satzzeichen einfach weg eigentlich nervig oder? Kleinere und größere Faulheiten in der Rechtschreibung schleichen sich gerne ein, besonders am Smartphone, Tablet oder Computer. Nur ein Klick weniger und schon verzichten viele Schreiber auf die Umschalttaste und damit auf die Unterscheidung zwischen Substantiven und anderen Wortarten. ..
2016 scheiterte jeder dritte Bewerber bei der Polizei in Baden-Württemberg am Deutsch-Test. ... Wir sind oft so gepolt, dass wir von der äußeren Form auf den Inhalt schließen, sagt die Leiterin der Dudenredaktion, Kathrin Kunkel-Razum, dazu. Wenn es also im Text drunter und drüber geht, vermutet man schnell, dass es auch im Kopf des Autors oder der Autorin so ist. ...
Doch für Kunkel-Razum geht es noch um etwas anderes und das hat sie mit der Dudenredaktion in der jüngst veröffentlichten Schrift Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben festgehalten: Richtig geschriebene Worte zeigen Respekt gegenüber dem Empfänger. Wenn ich völlig ohne Rechtschreibung schreibe, raube ich ihm Zeit, sagt die 58-Jährige. Wenn Frau Kunkel-Razum von Zeitraubendem redet, sollte sie als erstes die völlig überflüssige Rechtschreib„reform“ erwähnen, die das deutsche Sprachvolk respektlos mindestens 10 Milliarden sinnlose Lern- und Arbeitsstunden gekostet hat. Thomas Steinfeld hat das am 26.7.2000 anläßlich der damaligen Abkehr der Frankfurter Allgemeinen von der Reformschreibung eindrucksvoll geschildert: Milliarden hat dieser Bankrott der deutschen Rechtschreibung gekostet, sie hat viele Tausende [heute wohl Milliarden] an Arbeitsstunden gefordert, sie hat in mehreren Schüben Berge von Büchern hervorgebracht, die innerhalb von kurzer Zeit überholt waren, und sie hat nie die Unterstützung der Bevölkerung* besessen. Sie war das dümmste und überflüssigste Unternehmen in der deutschen Kulturpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg: ein gemeingefährlicher Akt. Weiter im Rundschau-Artikel:In ihrer Recherche hat Kunkel-Razum auch den grundlegenden Unterricht an deutschen Schulen beobachtet. Und nein, sie wolle den Lehrern nicht den Schwarzen Peter zuschieben, aber: Das Einüben der Rechtschreibung spielt in den Schulen nicht mehr die Rolle wie vor 20 oder 30 Jahren, resümiert Kunkel- Razum. Die Schulen müssten so viel zusätzlich leisten AGs, Ausflüge, Lernwerkstätten, Lesetag und dergleichen. Schließlich ist auch der Schultag endlich, sodass zwangsläufig irgendwo Abstriche gemacht werden müssten. Dabei gehört Rechtschreibung zu den Grundqualifikationen, mahnt Kunkel-Razum...
Wie Kinder nun am besten richtig schreiben lernen, bleibt wohl erst einmal umstritten. Stichhaltige Studien gebe es dazu nicht, sagt Kathrin Kunkel-Razum von der Dudenredaktion.
Unabhängig von zu wenig Grammatikunterricht gibt es ohnehin regelmäßig Entwicklungen in unserer Sprache und damit auch in der Rechtschreibung.
Die größte [gewaltsame] Veränderung der jüngsten Vergangenheit war für viele die Rechtschreibreform 1996 wir erinnern uns: Aus daß" wurde dass... Das hat für Verunsicherungen gesorgt, sagt Kunkel-Razum. Doch hier sei die Übergangsphase schon lange vorbei...
rundschau-online.de 13.3.2018 Frau Kunkel-Razum irrt: Man sehe nur in die Leserkommentare der Online-Ausgaben von Zeitungen bei Themen, die breitere Volksmassen interessieren. Zwar läßt sich die Mehrheit durch ihre eingeschalteten Korrekturautomaten auf die angeblich „leichter erlernbare“ neue ss-Schreibung dressieren. Aber auch 20 Jahre nach Beginn der Reformindoktrination gibt es immer noch eine beachtliche Zahl von Menschen, die nicht daran denken, sich diesen unästhetischen Traditionsmißachtungsregeln zu unterwerfen. Ich habe einmal die ersten 45 Leserbriefe zum Thema Seehofer: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ durchgesehen:4351 Wörter: 17 dass, 6 daß, 24 weitere Reform-ss, 4 sonstige Traditions-ß; 1 falsches neues ss (Äusserungen), 9 falsches Reform „Recht haben“: 5 richtiges „recht haben“, 2 Reform „im Übrigen“ – 1 Totalkleinschreiber, 1 Teilkleinschreiber. Das heißt, mindestens 25 Prozent der privaten Schreiber verweigern die völlig nutzlose Umwandlung der „daß“ in die fehlerträchtigen, traditionsfeindlichen und unästhetischen „dass“. Genauere Untersuchungen zeigen, daß die „dass“ von der Reformmafia als Geßlerhut gegen die Älteren und als Indoktrinationserfolgsnachweis bei den Jüngeren eingesetzt werden. Aller übriger Reform-Pipifax ist zwar weitaus schlimmer und „erleichtert“ auch nichts, tritt auch deutlich seltener auf, steigert dann aber doch die allgemeine Verwirrung und Mißachtung der Rechtschreibung.
|