Edelgard Bulmahn: „Zeitungen handeln unverantwortlich.“
Hattstedt (dl) – Unser SPD-Bürgermeister sagt in seiner Einleitung: Politik soll auch zuhören können; und nicht nur präsentieren; damit meint er wohl: befehlen.
Frau Bundesministerin Bulmahn, zwei stämmige junge Herren mit kurzem Haarschnitt, Krawatte und unbewegter Miene, die örtliche SPD-Prominenz und einige wenige Gäste, insgesamt vielleicht zwei Dutzend Menschen, treffen sich in Christiansens Gasthof in Hattstedt. Es ist Wahlkampf.
Wir sprechen über Berufspraktika in Schulzeit oder Schulferien und ihren günstigen Einfluß darauf, daß die Lehrlinge ihre dann gewählte Lehre auch durchhalten. Ja, es wäre gut, wenn die Betriebe gute Verbindungen zur Schule halten, sagt die Ministerin.
Wir sprechend über das Trauerspiel der Studienabbrecher und darüber, ob die Universitäten danach bezahlt werden sollten, wie vielen Leuten sie zum Beruf verhelfen; sie sagt: Ja, wir haben schon angefangen mit der leistungsbezogenen Besoldung der Beamten.
Frau Bulmahn wettert gegen unsere Schulen: Halbtagsschulen schaden der Familie und fördern Konflikte, sagt sie.
Ganz mutig frage ich Frau Bulmahn, ob sie sich dafür einsetzen könne, daß in den Schulen die Zeichensetzung gelernt wird, die die Kinder später brauchen, wenn sie bei einer Zeitung arbeiten, denn alle Zeitungen benötigen die bewährte Zeichensetzung, und die werde in den Schulen nicht mehr unterrichtet.
Frau Bulmahn polemisiert dagegen, wettert gegen Herren Stoiber und Rüttgers, ich bitte sie: Bleiben sie doch sachlich, denn ich meine das ganz sachlich; der Redakteure-Nachwuchs lernt in der Schule nicht mehr die Zeichensetzung, die in allen Zeitungen und Zeitschriften, ob nun mit oder ohne „Reform“, gebraucht wird.
Darauf Frau Bulmahn: Die Presse hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Sie handelt unverantwortlich, wenn sie eine andere Zeichensetzung einführt als die, die in der Schule unterrichtet wird.
Mein Gegenargumentversuch, daß nicht die Zeitungen diese Zeichensetzung eingeführt haben, sondern daß die Kultusminister die Schul-Zeichensetzung geändert haben, geht dann in einem allgemeinen Gemurre im Saal unter, und mir wird bedeutet: das Stimmungsbild im Saal zeige doch, wie die Allgemeinheit darüber denkt; und so wurden Frau Ministerin der Last enthoben, eine weitere Erörterung mit mir erleiden zu müssen.
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Detlef Lindenthal
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