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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
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Sigmar Salzburg
05.08.2016 04.16
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Noch ein gutmenschlicher Prophet

Deutsche Sprache kann von Einwanderung profitieren
Die deutsche Sprache kann nach Einschätzung des Philologen Roland Kaehlbrandt von der aktuellen Einwanderung profitieren.


... Die Hoffnung sei berechtigt, „das gerade angesichts der neuen Einwanderung die Bedeutung der deutschen Sprache wieder deutlicher erkannt wird – einfach weil die Wirklichkeit dazu zwingt“, schreibt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Womöglich liege die Zukunft des Deutschen „auch in den Händen derer, die von außen zu uns kommen, um in unserem Land eine neue Heimat zu finden – und die das Deutsche später einmal als Sprache ihrer neugewonnenen Sicherheit und Freiheit zu schätzen wissen“...

Wichtig, um die deutsche Sprache zu bewahren und zu kräftigen, sei unter anderem ein sprachsensibler Unterricht an Schulen. So sollten etwa alle Lehrkräfte in das Fach Deutsch eingeführt werden. Anders könne „eine wirkungsvolle Sprachbildung angesichts der starken Zuwanderung nicht geleistet werden“, betonte Kaehlbrandt. Sinnvoll seien zudem „Übungen in Grammatik, Wortschatz und Rechtschreibung“ bis in die Oberstufe hinein.

swp.de 2.8.2016

Der multibetriebsame Herr Kaehlbrandt wirkte in der kritischen Phase der Durchsetzung der Rechtschreib„reform“ von 1993 bis 1999 im „Geschäftsleitungskreis“ der Bertelsmann-Stiftung. „Die operative Stiftungsarbeit, verbunden mit aktiver Kommunikation, prägte ihn“ (Wiki). Von daher ist sein beredtes Schweigen zu diesem Kulturschurkenstück verständlich. Seine gutmenschliche Einschätzung der Ein- und Unterwanderung liegt auch ganz auf der Linie der Stiftung. Wo das hinführt, kann gebietsweise schon in deutschen Städten beobachtet werden.

Nachtrag: Kaehlbrandts FAZ-Artikel ist hier zu finden.

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Sigmar Salzburg
22.11.2015 15.15
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Verlage unterlaufen die Reformkorrekturen von 2006

Friedrich Dieckmann
Die Diktatur des Gelbdrucks
Orthographische Praxiserfahrungen


Der Umgang von Verlagen, Lektoraten, Redaktionen mit der deutschen Rechtschreibung hält für den einzelnen Autor Erfahrungen bereit, die der Vorstellung spotten, mit der zweiten Stufe der Rechtschreibreform sei auf dem Feld der umstrittenen Fälle ein Maß an Freiheit gewonnen worden. Die in den Nachschlagwerken (Duden, Wahrig u. a.) seit dem Jahr 2006 verzeichneten Varianten werden von Verlagen und Redaktionen häufig nicht anerkannt; manche von ihnen haben sich eine eigene, hausgemachte Rechtschreibung zurechtgelegt, die sie gegenüber den Autoren autoritativ durchzusetzen versuchen. Andere setzen ohne weiteres auf die vom Dudenverlag durch grellen Rot+Gelbdruck hervorgehobene Primärstufe jener unseligen Reform, die uns um eine einheitliche Rechtschreibung gebracht hat; sie soll durch diesen optischen Terrorismus erzwungen werden.

Ich spreche aus jüngster Erfahrung, die in einem langen Telefonat mit dem Chef eines auf soziologisch-politologische Themen orientierten Verlagshauses kulminierte, dessen Korrektoren und Lektoren mir nicht hatten erlauben wollen, „tiefgreifend“ (in „tiefgreifende Erfahrungen“) und „nichtrussisch“ (in „nichtrussische Gebiete“) zusammenzuschreiben. Aus „seit langem“ war „seit Langem“, aus „ohne weiteres“ war „ohne Weiteres“ und aus „1860er Jahre“ waren „1860er-Jahre“, also ein ganz neues Wort, geworden. Die Berufung darauf, daß meine Schreibweisen von Duden und Wahrig zugelassen seien, ließ man nicht gelten; der Verlagsleiter verfocht seine Entscheidung, in den Büchern des Verlags eine einheitliche Rechtschreibung nach dem Maß der im Duden in aggressivem Gelb+Rot, bei Wahrig in mildem Blau ausgezeichneten ersten Stufe der Rechtschreibreform zu praktizieren.

Diese Hervorhebung von Schreibweisen, denen durch eine (auch und besonders von den Vertretern der Deutschen Akademie) schwer erkämpfte Reform der Reform gleichberechtigte Varianten an die Seite gestellt wurden, konnte für ein unzulässiges Unterlaufen der vollzogenen Variantenöffnung gelten. Vor allem der Duden-Verlag machte sich zum Instrument der Normierungsbedürfnisse einer Lehrerschaft, die die einzige mit der deutschen Sprache befaßte Berufsgruppe gewesen war, die bei der übers Knie gebrochenen Reform der neunziger Jahre beratend hatte mitwirken dürfen; Autoren, Redaktionen und Verlage waren von dieser Mitwirkung bekanntlich ausgeschlossen worden. Die 2006 vollzogene zweite Reformstufe erweckte Hoffnungen darauf, daß mit ihr eine wirkliche Freigabe auf dem Gebiet vollzogener Einseitigkeiten und Fehlnormierungen eintrete; dem steht das Normierungsbedürfnis nicht nur der Pädagogik, sondern auch von Verlagen entgegen, die von der Furcht getrieben werden, daß orthographisch ununterrichtete Leser/Rezensenten das Vorkommen von Varianten innerhalb eines Buches für einen Ausdruck von Nachlässigkeit halten. So jedenfalls argumentierte der betreffende Verlagschef, der sich, was die von mir gewählten Schreibweisen anbetraf, durchaus auf meine Seite stellte. Sein Versuch, sie mir auszureden, argumentierte allein mit der Voraussetzung eines „dummen Lesers“, der von der Varianten-Zulassung nichts weiß und ihre In-Anspruch-Nahme darum für einen Fehler hält.

So dient das Auszeichungsunwesen der Nachschlagwerke, das zweifellos auch in zahlreiche Computer-Rechtschreibprogramme eingegangen ist, vielen Verlagen und Redaktionen dazu, die aus zwingenden Gründen wieder zugelassenen Schreibweisen durch eigenen Machtspruch zu unterdrücken; sie blockieren damit eine freie Entwicklung der deutschen Rechtschreibung. Dummheit siegt, wäre die kürzeste Formel für die von leichtfertig-machtberauschten Linguisten Anfang der neunziger Jahre eingeleitete Fehlentwicklung, die auch der Geltung der deutschen Sprache im Ausland schweren Schaden zugefügt hat. Der einzelne Autor sieht sich, wenn er es mit autoritativ gesteuerten Redakteuren oder Redakteurinnen zu tun hat, vor die Alternative gestellt, in Fehlschreibungen wie „tief greifend“ einzuwilligen oder mit der Zurückziehung des Textes zu drohen. Daß mir dies in dem genannten Fall nach lebhafter Debatte erspart blieb, war erfreulich. Aber welch ein Mißverhältnis zwischen der dazu in mehreren Stufen brieflich wie mündlich aufgewandten Energie und dem Resultat, der Verlagseinwilligung in amtlich genehmigte Schreibweisen! Versteht sich: bei Suhrkamp/Insel oder bei Sinn und Form muß man solche Auseinandersetzungen nicht führen. Bei weniger erprobten Verlagen sollte man sich vertraglich bescheinigen lassen, die zugelassenen Varianten der amtlichen Rechtschreibung auch anwenden zu dürfen.

Friedrich Dieckmann, August 2015

deutscheakademie.de 2015

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Sigmar Salzburg
11.12.2014 07.32
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Prof. Gaugers Groll gegen die „Gräuel“ (in Dass-Deutsch)

„Eigentlich habe ich mit der Rechtschreibreform abgeschlossen. Ich war nicht dafür. Aber ich war auch nicht so berserkerhaft blind dagegen wie einige, wie zum Beispiel – aber lassen wir das ... “
Deutsche Akademie u. Postscriptum („Gesinnungstäter Augst“)

(Dazu Theodor Icklers Kommentar bei Sprachforschung.org)

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Sigmar Salzburg
25.07.2014 16.28
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Beruhigungspille von Dichter Detering

Bericht zur Lage der deutschen Sprache :
„Der Wortschatz ist umfangreich wie nie“

vom 25. Juli 2014 Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts

Heinrich Detering, Präsident der Akademie für Sprache und Dichtung, spricht im Interview über den ersten Bericht zur Lage der deutschen Sprache und über unbegründete Ängste vor dem Sprachverfall.

[Bild] Lyriker Heinrich Detering. Foto: sh:z

Über den Zustand der deutschen Sprache wird seit jeher viel diskutiert – und auch gestritten. Grund genug für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den ersten Bericht zur Lage der deutschen Sprache zu veröffentlichen. Der Literaturwissenschaftler und Autor Heinrich Detering spricht als Präsident der renommierten Akademie über die Ergebnisse des Berichts und über unbegründete Ängste vor dem Verfall der deutschen Sprache.

Herr Detering, die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat den ersten Bericht zur Lage der deutschen Sprache herausgegeben – das klingt wie ein medizinisches Dossier. Wie geht es dem Patienten denn?
Dieser Titel soll eher ein kleiner ironischer Verweis auf den Bericht zur Lage der Nation sein und kam in Zeiten zustande, als wegen der Debatte um die Rechtschreibreform eine allgemeine Panik herrschte, dass die deutsche Sprache vom Verfall bedroht ist.

Und, ist sie vom Verfall bedroht?
Nein. Ein Ziel des Berichts war es auch, erst einmal Ruhe und Sachlichkeit in die Debatte zurückzubringen. Und wir haben überraschende Ergebnisse erhalten. Zum Beispiel, dass gar nicht so viele Amerikanismen in die deutsche Sprache eingezogen sind, wie allgemein befürchtet. Das ist alles halb so schlimm. Es gibt also keinen Grund für Alarmismus, sondern Zuversicht in die starke Systemkraft der deutschen Sprache, deren Magen viel mehr verdauen kann, als man ihm zugetraut hat.

Wie war den Ihr subjektiver Eindruck, bevor Sie die Daten kannten?
Da ich in meinen eigenen Spracherfahrungen mitbekommen habe, wie viele Anglizismen, die uns aufgeregt haben, einfach sang- und klanglos wieder verschwunden sind, war ich schon immer skeptisch, ob dieser Pessimismus angebracht ist. Es gibt schließlich viele Beispiele, aus der Barockzeit, aus der Goethe-Zeit, aus dem 19. Jahrhundert, wie sprachliche Moden und sogenannte Überfremdungen kommen und wieder gehen.

Die Anglizismen sind ein sehr emotionales Thema, auch für Leser von Tageszeitungen und Magazinen. Ist der Einzug von ausländischen Begriffen ein natürlicher Prozess, den man zulassen sollte?
Das würde ich mit großer Entschiedenheit bejahen. Ich habe jüngst einen Essay des alten und weisen Siegfried Lenz gelesen, der sich mit der Sprachkritik des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann beschäftigt. Lenz hat ihn immer bewundert, aber Heinemann hat schon 1970 behauptet, dass die deutsche Sprache von Anglizismen überflutet werde und wir einen Wall dagegen aufschütten müssten.

Und Lenz will keinen Wall?
Lenz fragt zurecht: Warum denn? Die deutsche Sprache hat für neue Sachverhalte immer auch neue Ausdrücke übernommen. Selbst der hartnäckigste Verfechter einer Reinheit der deutschen Sprache würde doch auch Fenster sagen und nicht Windauge, obwohl das Wort fenestra eine Übernahme aus dem Lateinischen gewesen ist. Viele deutsche Wörter die wir für urdeutsch halten, sind Fremdwörter, deren Herkunft wir vergessen haben. Window kommt vom alten germanischen Wort, Windauge. Das gilt auch für so viele Ausdrücke aus der Popmusik, aus der Medienwelt, aus der Computersprache.

Gerade die Computersprache klingt mitunter wirklich furchtbar.
Aber auch da sieht man, dass die Sprachgemeinschaft viel klüger ist, als die Sprachkritiker meinen. Eine Zeit lang haben wir uns alle über das Wort downloaden aufgeregt. Was waren das für Debatten, auch in der Akademie. Inzwischen sagt das niemand mehr, man sagt herunterladen. Die deutsche Sprache hat eine Lehnübersetzung angefertigt. Ich sage bewusst die deutsche Sprache, denn es waren keine Akademie oder andere Institution, die das vorgeschrieben haben, es war einfach die Praxis des Sprachgebrauchs.

Wie kommt es zu solchen Veränderungen durch den Sprachgebrauch?
Solche Veränderungen folgen Regeln, die sich immer wieder beobachten lassen. Es ist charakteristisch, dass sich eine Sprachgemeinschaft eine Überflutung durch als fremd empfundene Begriffe gar nicht gefallen lässt.

Wer geht dabei voran? Sind das die Medien, die Schulen oder die Universitäten?
Nein, das ist die Gemeinschaft der Sprechenden. Unsere Wissenschaftler können diese Prozesse nachweisen, auch im täglichen Gebrauch von SMS-Nachrichten oder Emails.

Die SMS ist ein gutes Stichwort, es wird immer wieder beklagt, dass der Trend zur Verkürzung damit sehr gefördert wird. Verkümmert da ein wesentlicher Bereich der Kommunikation?
Ich würde sagen, im Allgemeinen regelt sich so etwas von selbst. In diesen Kurznachrichten zeigt sich viel mehr eine Fähigkeit zur Differenzierung zwischen verschiedenen Kommunikationssituationen. Das geht nicht konfliktfrei ab, ich will da nichts beschönigen. Es häufen sich Rechtschreibfehler und Rechtschreibnachlässigkeiten in anspruchsvollen Texten wie etwa Seminararbeiten an der Universität, denen man ansieht, dass sie aus dem täglichen Schreiben von Kurznachrichten erwachsen sind. Das sind Reibungsverluste, aber alles in allem haben die jungen Leute eine enorme Fähigkeit, zu unterscheiden, mit wem sie in welchem Medium und in welcher Situation kommunizieren. Die SMS-Welt hat ja auch eine große Kreativität freigesetzt.

Die deutsche Sprache wird also immer umfangreicher?
Da haben wir mit dem Sprachbericht zum ersten Mal einen handfesten Beweis: Der deutsche Wortschatz war noch nie so umfangreich wie heute. Das liegt nicht allein an der Zunahme von Fachvokabular, sondern auch an der Internationalisierung der Sprache. Und das sollte uns doch erstmal freuen, bevor wir immer gleich den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören.

Gibt es eigentlich ein Wort, das Sie aus der Sprache tilgen würden, wenn Sie könnten?
Ja, unbedingt. Beinhalten, zum Beispiel, das ist ein entsetzliches Bürokratiewort. Man muss sich auf der Zunge zergehen lassen, wie hässlich dieses Wort ist, es wird vollkommen ersetzt durch enthalten oder umfassen. Außerdem lese ich da immer Bein halten.
shz 25.7.2014

Mein letztes häßliches Wort ist derzeit „Alleinstellungsmerkmal“.

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Sigmar Salzburg
16.11.2011 10.47
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Akademie für Anpasser?

In der FAZ v. 1.11.11 hat Jürgen Kaube die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einer ironischen Kritik unterzogen. Der neue Präsident Heinrich Detering möchte, wie schon sein Vorgänger Klaus Reichert, staatliche Wohlgefälligkeit und Förderung erlangen – nicht zuletzt auch durch Abkehr vom Anti-Reform-Kurs des früheren Präsidenten Christian Meier. Fahrlässigerweise wurde dann Peter Eisenberg in den Rat für Rechtschreibung gelassen, wo er als Regeldichter das undichte Reformwerk notdürftig abdichten durfte. Darüber darf seit dem Kotau der FAZ 2007 jedoch nicht mehr gesprochen werden. Aber es gibt ja auch noch anderes:

Deutsche Akademie
Wir wären wichtig

Die Deutsche Akademie hat soeben eine selbstbeschreibende Denkschrift voller pathetischer Formulierungen an die obersten Verfassungsorgane gerichtet. Warum sagt sie nicht einfach, was sie vorhat?

Von Jürgen Kaube

Vereine motivieren, anders als Firmen oder Verwaltungen, die Organisationsmitglieder durch ihren Zweck. Was ist der Zweck der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung?

… Dass sie „allein schon“ durch die Vergabe von großen Preisen einen „erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Sprache genommen“ habe, könnte die Akademie einmal von unabhängigen Sprachwissenschaftlern prüfen lassen …

Dass sich die besten Autoren, wie hier geschehen, selbst als „die besten Autoren der Sprachgemeinschaft“ bezeichnen, ist ja verständlich. … Doch ihre Formulierung, die Akademie habe den Anspruch, „die deutsche Sprache und die deutsche Literatur insgesamt zu vertreten“, sei den Ohren gerade der besten Autoren zum Nochmalnachhören empfohlen…

Es droht keine Verfassungskrise, nicht einmal eine geistige oder sprachliche, wenn einer Akademie Geld fehlt. Eben das aber ist es: Es fehlt ihr Geld. Man kann alles, worum es ihr geht, darum auch weniger geschwollen formulieren. …
Das Problem der Akademie allerdings scheint zu sein, dass sie zusätzliche Mittel nur zu erwarten scheint, wenn sie nicht nur ein geselliges Beisammensein ist, sondern obige Sprüche klopft. … Solange sie nicht Leistungen vorweist, begleitet das Verlangen nach mehr Förderung der Verdacht, der Zweck des Vereins liege in der Bedeutungspflege und Selbstgeselligkeit seiner Mitglieder…

Besser wäre es, sie wiesen etwas vor, und man verhandelte dann. Die „Verantwortung für die Entwicklung der deutsche Sprache“ jedenfalls, von der die Akademie schreibt, sie dürfe aus ihr nicht mehr entlassen werden – herrlich, wenn Schriftsteller wie die Bundespräsidenten reden, denen sie gern unterstellt sein wollen –, lässt sich überall tragen. Auch in der Provinz …
faz.net 1.11.2011


Der neue Präsident der Akademie, Heinrich Detering, antwortete mit einem längeren Aufsatz in der FAZ v. 3.11.2011:

Die von Jürgen Kaube (F.A.Z. vom 1. November) behauptete Belanglosigkeit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung steht in einem schönen performativen Gegensatz zu der Aufmerksamkeit, die diese Zeitung ihr gewidmet hat. Gleichwohl gibt sie Anlass zu ein paar unvorgreiflichen Klärungen…

Ob sie [die Akademie] im Ernst Sprachpflege durch Preisvergabe betreiben wolle, fragt Kaube, ob sie also Paul Celan oder Peter Sloterdijk als „Vorbilder für den allgemeinen Sprachgebrauch“ empfehle? Aber ja! Nur gewiss nicht als Norm – wie könnte eine Akademie überhaupt noch verbindliche Stilnormen aufstellen? – sondern als Beitrag zur sprachlichen Bewusstseinsbildung. Will man die altmodisch so genannte „Sprachpflege“ nicht reduzieren auf Rechtschreibregeln (bei deren Klärung sich die Akademie im Übrigen sehr nützlich gemacht hat), dann gehört die begründete Wertung und Kanonisierung dessen, was als vorbildlich und maßgebend gelten soll, dazu…

Das heißt nichts anderes, als daß die reformunwilligen Akademie-Mitglieder jetzt stolz darauf sein sollen, daß Peter Eisenberg für sie die Brechreizwirkung der Kultur-Spalter-Rechtschreibung etwas vermindert hat. Von der Akademie ist also nicht mehr viel für die deutsche Schreibtradition zu erwarten.

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Sigmar Salzburg
11.11.2011 17.07
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Unglaublich genügsame Selbstgefälligkeit!

Th. Ickler zitiert bei FDS aus der „Denkschrift“ 2011 der Akademie für Sprache und Dichtung:

„… Ein Fehler war zudem, dass den Frauen und Männern, die ihr Leben schreibend verbringen – den Schriftsstellern, Lyrikern, Übersetzern, Philosophen, Juristen und Historikern, den Journalisten und Essayisten – keine Stimme im Rat der Reformer zugestanden wurde. Das führte zu einem Widerstand gegen das Reformvorhaben, der politische Dimensionen annahm. Diesen Kulturbruch konnte die Deutsche Akademie durch ihre Mitwirkung am Rechtschreibkompromiss und ihre Teilnahme am Rat für deutsche Rechtschreibung wieder heilen.“

(Der Abschnitt stammt zweifellos von Peter Eisenberg.)


So schnell geht das also, das Heilwerden, das sich Duden-Wermke nach der Reform der Reformen am 2.3.2006 im ZDF mit einem ähnlichen Wilhelm-Busch-Zitat noch wünschte:

Susanne Conrad, ZDF … wie ich das verstanden habe, kann jetzt jeder zum Teil das machen, was er für richtig hält, also eine einheitliche Reform ist das nicht oder eine Vereinheitlichung der deutschen Sprache … oder Rechtschreibung.

Wermke: Da würde ich doch mit Wilhelm Busch sagen „mit der Zeit wird alles heil“. Ich bin ganz fest davon überzeugt, äm daß sich in den nächsten Jahren … Jahrzehnten, ähm, die vielen Schreibvarianten, die uns die neue Rechtschreibung, jetzt die allerneueste Rechtschreibung beschert hat, auch im allgemeinen Schreibgebrauch wieder abgeschliffen werden ...
(ZDF Mittagsmagazin 2.3 2006)

Der „Rechtschreibkompromiss“ entspricht einem Deal mit Bankräubern, bei dem sie nur die Hälfte des geraubten Geldes zurückzugeben brauchen. So ähnlich hat es einmal Friedrich Denk formuliert.

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Sigmar Salzburg
31.10.2011 17.39
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Detering neuer Präsident

Raus aus dem elitären Zirkel
Heinrich Detering über die Zukunft der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Nach Ansicht ihres neuen Präsidenten Heinrich Detering soll sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Zukunft einem breiteren Publikum öffnen. Es sei „sehr schade“, dass die Akademie in den vergangenen Jahren vor allem als Mitstreiterin in Fragen der Rechtschreibreform öffentlich wahrgenommen wurde, sagte Detering. „Das kann nicht alles sein.“

Die Akademie werde sich zukünftig stärker mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigen. Die nächste Frühjahrstagung habe daher die „bedenklichen, beängstigenden Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit“ zum Thema, „die in Europa an vielen Orten in jüngster Zeit zu beobachten sind“, so Detering. Außerdem sollen nicht nur Dichter, Literaturwissenschaftler und Kritiker, sondern auch andere Fachleute wie Juristen, Naturwissenschaftler, Mediziner und Historiker in die Akademie aufgenommen werden und an der Sprachpflege mitwirken können.

Den Georg-Büchner-Preis, der dieses Wochenende von der Akademie vergeben wird, besitze laut Detering „eine sehr eigene Stellung und eine sehr eigene Würde“. Diesen Ruf müsse sich die Akademie jedoch „immer wieder neu erarbeiten“: „Ein Preis ist nicht deshalb bedeutend, weil er mal bedeutend war und dann immer wieder dafür gehalten worden ist.“

Der 51 Jahre alte Literaturwissenschaftler, Essayist und Lyriker Heinrich Detering wurde am Freitag auf der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst damit den 73-jährigen Klaus Reichert ab, der sich nach neun Jahren nicht mehr zur Wahl gestellt hat.

Deutschlandradio Kultur 29.10.2011

Detering hat mal gegen die Rechtschreibreform unterschrieben – mehr ist aber auch nicht von ihm zu erwarten.

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Manfred Riebe
26.10.2010 20.07
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Beliebigkeitsschreibung

Es handelt sich um Beispiele der sog. Beliebigkeitsschreibung, für die ich im VRS-Forum einen eigenen Strang einrichtete:

* Beliebigkeitsschreibung
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105

Ich habe vor, daraus einen Artikel zu verfassen für mein

* NürnbergWiki
http://www.nuernbergwiki.de
das in Google auf Seite 1, Platz 3, steht und mit 470 Artikeln von der Nürnberger Zeitung bereits als Konkurrenz für das Franken-Wiki betrachtet wird.

Diesen Artikel werde ich, wenn ich etwas Zeit habe, in meiner MediaWiki-Werkstatt http://www.riebe.eu vorbereiten und ihn in das NürnbergWiki übertragen, wenn er präsentabel ist.

Noch ein Blick auf meine aus der Wikipedia in die PlusPedia gerettete und erst kürzlich dort von mir entdeckte Biographie:

* Manfred Riebe – PlusPedia
http://www.pluspedia.de/index.php/Manfred_Riebe
Seitdem muß meine Biographie wie im März 2005 in der Wikipedia vor Wikipedia-Löschvandalismus-Nomaden geschützt werden. Zwei Administratoren schützen in PlusPedia auch meine anderen Artikel.

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Sigmar Salzburg
26.10.2010 19.20
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Dankesreden – und die Unheilsreform

Anläßlich der Verleihung des Büchner-Preises wurde man auf die Dankesreden der Preiträger aufmerksam. Die Rede Josef Winklers von 2008 ist ein Beispiel dafür, wie fähige Schriftsteller durch die „Reform“ zu Rechtschreibstümpern werden – von fremder oder eigener Hand. Sein Redetext reformiert nur „dass“, „sodaß“ schon nicht mehr, „muss…“, „Misst…“ und „wusst…“, „Flusskrebs“, aber „Flußauen“. Die meisten anderen Wörter erscheinen in klassischer Schreibweise:

… mit dem tief eingepreßten, goldenen Kreuz … den rauhen Kirchturm … mit spitzem Mund auf die Wange geküsst wurde, der von hübschen Weibern, wie es heißt, keine Unterschrift brauche, nur einen Kuß auf die Wange verlange. … In dieser Zeit – und ich komme zum Schluß –, … aber es werden diese guten, alten Zeiten auch nicht wiederkommen können, die mich veranlaßten in mein Tagebuch zu schreiben am Lido in Venedig, dass ich dann und wann richtig traurig bin, weil ich seit einiger Zeit keine Selbstmordgedanken mehr habe.

deutscheakademie.de

Reinhard Jirgls Text von 2010 ist dagegen ganz dem Korrektor ausgeliefert worden und eliminiert auch das „h“ in „rauh“, das in seinem Buch noch vorhanden ist und spaltet unnötig „so genannte“, die im Buch noch als „sogenannte“ heil sind.

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Sigmar Salzburg
29.10.2008 06.10
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Wären sie nur standhaft geblieben!

Für ein Europa der Literaten
Die Akademie hat sich verändert

KLAUS REICHERT ist Lyriker, Übersetzer und emeritierter Anglistik-Professor. (Archivbild: dpa)

Klaus Reichert (70) ist seit sechs Jahren Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die am Mittwoch (29.) in Darmstadt ihre Herbsttagung eröffnet. Der Anglist, Übersetzer und Lyriker kandidiert bei der Mitgliederversammlung der Akademie für eine weitere dreijährige Amtszeit. […]

ECHO: Als Sie das Amt des Akademiepräsidenten antraten, war der Streit um die Rechtschreibreform in vollem Gange. Ist das heute ein erledigter Fall?

Reichert: In der Öffentlichkeit hat sich das wohl erledigt. Aber die Reform der Reform ist noch nicht vom Tisch. Es gibt verschiedene Dinge, die mit heißer Nadel genäht worden sind, zum Beispiel bei der Groß- und Kleinschreibung und den Trennungen. Wir sind im Rat für Rechtschreibung hinterher, dass diese Fragen geklärt werden. Wir müssen die Reform weiter rückbauen.
[…]

echo-online 29.10.2008
echo-online

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Sigmar Salzburg
09.05.2007 08.57
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Mitteldeutsche Zeitung 08.05.07

Sprachpfleger im Gartenreich

Klaus Reichert zur Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Wörlitz

Wörlitz/MZ. Unter dem Motto „Aufgeklärte Natur“ veranstaltet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtkunst von Mittwoch an bis Sonnabend ihre Frühjahrstagung in Wörlitz. Der Philologe Klaus Reichert führt als Präsident die Akademie, die die bedeutendsten deutschen Schriftsteller und Geisteswissenschaftler zu vereinen sucht. Mit Reichert sprach unser Redakteur Christian Eger.

Herr Reichert, die Akademie zieht es auf die mitteldeutsche Wiese, mitten hinein ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Warum?

Klaus Reichert: Wörlitz ist für uns einer der schönsten Orte Deutschlands überhaupt. Und es ist ein Ort, der im 18. Jahrhundert eine bedeutende, vom Fürsten Franz ausgeführte Alternative aufgezeigt hat zur Machtpolitik Friedrichs des Großen auf der einen und zur Prunkpolitik der sächsischen Könige auf der anderen Seite. Aber wir sind nicht nur antiquarisch interessiert, sondern wir versuchen, von Wörlitz aus auf ökologische Debatten hinzuführen.

Worin bestand die Alternative des franzischen Gartenreiches?

Reichert: Darin, auf herrschaftliche Prunkentfaltung zu verzichten und statt dessen einen „Garten für Menschen“ zu schaffen.

Kann vom historischen Wörlitz etwas Vorbildhaftes in unsere Gegenwart hineinwirken?

Reichert: Ja, wenn man begreift, wie der Fürst die Verbindung von Schönem, einer darstellenden Natur sozusagen, mit dem Nützlichen gestaltete. Hier sind auch landwirtschaftliche Projekte verwirklicht worden, nach englischem Muster. Was Franz geschaffen hat, war der größte Garten Mitteleuropas.

Nun kann es ja heute nicht darum gehen, überall große Gärten zu schaffen. Oder etwa doch?

Reichert: Es muss darum gehen, den Landschaftsschutz zu sichern, was mehr wäre als ein Gartenreich. Es geht darum, eine Ehrfurcht vor der Natur zum Ausdruck zu bringen. Etwas, das dieser heillosen Zerstörung der Natur, wie wir sie allenthalben empfinden, entgegen wirken könnte. Dieser Fürst hat genau das geschafft. Er hat sich ausgeklinkt aus der preußischen Politik, was nicht so leicht war.

Der Schriftsteller Andreas Maier veröffentlichte vor zwei Jahren das Naturkundebuch „Bullau“. Das Feuilleton erprobt sich immer mehr als kleiner Tierfreund. Erleben wir eine neue Spielart der engagierten Literatur?

Reichert: Ich glaube schon. Die Katastrophen, die auf uns zukommen, beschleunigen sich derart, dass es notwendig ist, umzudenken.

Was können Autoren leisten, das mehr wäre als Appell-Literatur?

Reichert: Wenig. Aber wir setzen darauf, dass auch unsere Stimmen gehört werden. Wir wollen uns nicht in den Elfenbeinturm zurückziehen. Damit stehen wir in einer wichtigen deutschen Tradition, die mit dem Fürsten Franz zu verbinden wäre, aber auch mit Goethe, Jean Paul und den Romantikern.

Wie steht es um den Zustand der deutschen Sprache, nachdem die Rechtschreibreform kein öffentliches politisches Thema mehr ist?

Reichert: Wir sind als Akademie daran interessiert, dass auch die letzten Torheiten der Rechtschreibreform ausgeglichen werden. Daran arbeiten wir hinter den Kulissen. Wir sind aber keine Katastrophengesellschaft, die ruft: Hilfe, die deutsche Sprache geht unter! Durch die Verenglischung oder das Türkdeutsch, das heute hineinkommt. Da sind wir gelassen. Die Sprache ist ein sehr lebendiges und widerstandsfähiges Instrument, das zu unterscheiden ist von dem zum Teil katastrophalen Sprachgebrauch. Die Sprache wird die Dinge, die sie gebrauchen kann, aufnehmen oder sie wird sie wieder abstoßen. Eine Sprache, die sich abschottet, die das Deutsche nur behüten will, wird irgendwann steril und stirbt ab.

Der Autor Bastian Sick füllt mit seinem Programm „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ganze Sporthallen. Was ist da los?

Reichert: Die Menschen sind aufgewacht oder sensibilisiert für die Probleme der Sprache. Ob das auf diese so holzhammerhafte und sprachwissenschaftlich unzulängliche Weise richtig ist, glaube ich nicht. Wir müssen als Akademie versuchen, differenzierter und in Richtung einer Sprachkritik unseren Beitrag zu leisten.
In Köthen, unweit von Wörlitz, hatte von 1617 an die Fruchtbringende Gesellschaft ihren Sitz. Im Januar dieses Jahres erfolgte deren Neugründung. Ein Konkurrenzunternehmen?

Reichert: Nein. Das sind Leute, die das Deutsche unter eine Glasglocke stellen wollen. Die haben wenig Ahnung von der Lebendigkeit einer Sprache, die für sich selber sorgt. Andererseits muss man sagen, dass es nicht ausreicht, von den Einwanderern zu verlangen, anständiges Deutsch zu lernen. Wir müssen es selber von unseren deutschen Kindern und Schülern verlangen. Das ist eine Aufgabe, die sich an die gesamte Gesellschaft richtet. Ich bin so altmodisch zu sagen: Man muss wieder von den Kindern verlangen, dass sie Gedichte auswendig lernen.

[Bild]
Geboren 1938, studierte Klaus Reichert Philosophie und Philologie. Lektor in den Verlagen Insel und Suhrkamp, von 1975 bis 2003 Professor für Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main. Seit 2002 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Reichert lebt in Frankfurt. Die Akademie für Sprache und Dichtkunst wurde 1949 in Darmstadt zur Pflege und Vermittlung der deutschen Sprache und Literatur gegründet. Sie verleiht u. a. den Büchner-Preis, die wichtigste deutsche Literaturauszeichnung. (Foto: Ohlbaum)

(aus Mitteldeutsche Zeitung online 08.05.2007)
(Hervorhebung S.S.)

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Sigmar Salzburg
28.04.2007 13.37
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Eisenberg und die Reform 2

Schon Anfang 1999, als noch die Zeitungen und Buchverlage (außer für Pennäler) traditionell schrieben, hatte Peter Eisenberg die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zum Kompromiß gedrängt, obwohl die übrigen Mitglieder naturgemäß nicht das geringste Interesse an einer Verfremdung ihrer Werke für die nachwachsende Generation haben konnten. Hans Krieger schrieb:
Die Akademie hat sich unnötig ins Bockshorn jagen lassen. Sie ist ihrem Mitglied … Peter Eisenberg auf den Leim gegangen, der seit Jahren das Kunststück fertigbringt, die Rechtschreibreform entschieden abzulehnen und zugleich für absolut unvermeidbar zu erklären. (Straubinger Tagblatt, 12. 3. 1999)

Er saß als Vertreter der DASD im „Rat für deutsche Rechtschreibung“, aber vertrat nicht deren Interessen, sondern vorgeblich diejenigen der „Sprachgemeinschaft“:

Da wird man ja auch stammtischartig immer angegriffen „ja, du machst es ja selbst nicht“ und all dieser Quatsch. Oder Elfriede Jelinek, ja: „Wir machen keine zweitbesten Lösungen. Wir Schriftsteller sind Perfektionisten.“ Aber die Deutsche Akademie arbeitet nicht für die Mitglieder, die Schriftsteller sind, sondern sie arbeitet natürlich für die deutsche Sprachgemeinschaft.

Siehe rechtschreibung.com

Die „deutsche Sprachgemeinschaft“ hatte nun aber die „Reform“ schon 1998 repräsentativ zu 71 Prozent abgelehnt.
Eisenberg selbst hatte noch im Interview Mitte 2004 zur Kenntnis genommen: “Nach der jüngsten Umfrage befürworten nur 13 Prozent der Deutschen die Reform.“ (Tagesspiegel, 4. 6. 04)

Was gibt ihm das Recht, zu dekretieren, daß Umfunktionierung der ß-Schreibung hinnehmbar sei, die er selbst einmal als die schlechste aller denkbaren Lösungen bezeichnet hatte?

Ein Leserbrief an die FAZ v. 14. 4. 03 brachte es auf den Punkt: „Nur weil Eisenberg einiges an der Neuschreibung noch mißlungener erscheint als diese ss-Schreibung, sollen wir diese Warze auf der krummen Nase der „reformierten“ Schreibung schön finden. Diese besonders häufig auftretende Verschandelung von Texten ist konsequent zurückzuweisen.

Jelineks zitierte „zweibeste Lösung“ stammt indirekt von Eisenberg selbst – über den damaligen DASD-Präsidenten Christian Meier, der den Kompromißvorschlag vortrug: „Plädoyer für die zweitbeste Lösung. … Unser Grundsatz war, von der neuen Schreibung nicht nur zu übernehmen, was sinnvoll, sondern auch was ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar ist. Das empfiehlt sich angesichts der Machtverhältnisse.“ (Süddeutsche Zeitung, 22. 4. 03)

Gegenüber dieser Kapitulationsbereitschaft ehrt es den jetzt scheidenden SWF-Intendanten Peter Voß, daß er trotz seiner politisch weitaus abhängigeren Stellung Klartext redete: „Politische Entscheidungen der Länder gelten für Schulen und nachgeordnete Behörden, aber für den unabhängigen Rundfunk ebensowenig wie für die freie Presse und für freie Bürger“ erklärte Voß. … Die sogenannte Rechtschreibreform sei eine kulturpolitische Instinktlosigkeit, gegen die zu Recht alle namhaften Schriftsteller protestiert hätten und die dennoch bürokratisch durchgepaukt worden sei. „In einem Kulturland, das diesen Namen verdient – zum Beispiel in Frankreich – wäre ein so unsensibles Vorgehen unmöglich gewesen“, sagte Voß. (Südwestrundfunk Pressemappe 25.07.2005, zitiert nach FDS)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.04.2007 06.49
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Eisenberg und die Reform

Zur Rolle Eisenbergs bei der „Rechtschreibreform“ und mithin auch der DASD bemerkt Theodor Ickler am 28.4.07 auf der Seite der „Forschungsgruppe“:

Die Rechtschreibreform hat er nicht nur kritisiert, sondern auch verteidigt. Er hat niemals eine Resolution zur Rücknahme der Reform unterzeichnet, er hat keine Unterschriften gesammelt, ist nicht vor Gericht gezogen und hat die Kritiker nicht durch Gutachten unterstützt. So wurde er der Wunschpartner der Kultusminister, zum Schluß besonders Zehetmairs. Das ist die historische Wahrheit, auch wenn sie auf absehbare Zeit durch die Propaganda verschleiert werden sollte.

Für mich persönlich hat sich Eisenberg während der Mannheimer Anhörung enthüllt, als er – lange vor dem Inkrafttreten der Reform – erklärte: „Eine Rücknahme der Reform wäre eine kulturpolitische Katastrophe.“ Das hat er später in dieser Form wohl nie wieder gesagt, es schien aus ihm herauszubrechen und war gerade darum so bezeichnend.


http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=827#8355

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Sigmar Salzburg
27.04.2007 13.13
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Pressemitteilung
Bamberger Ehrendoktor für Peter Eisenberg
Dr. Martin Beyer, Referat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
27.04.2007
Große Verdienste um die deutsche Sprache – Auszeichnung für Peter Eisenberg.
Am 2. Mai 2007 verleiht die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der Bamberger Universität um 17.30 Uhr in Raum U7/105 Peter Eisenberg für sein wissenschaftliches Werk und seine Verdienste um die deutsche Sprache den Doktorgrad ehrenhalber.

Peter Eisenberg ist einer der wirkmächtigsten Germanisten der Gegenwart. Sein „Grundriß der deutschen Grammatik“ begleitete Generationen von Deutschlehrern durch ihr Studium. Die Duden-Grammatik und der Duden-Band zu den sprachlichen Zweifelsfällen tragen seine Handschrift, an einer maßgeblichen Fachzeitschrift für den Deutschunterricht arbeitete er viele Jahre lang mit.
Große Verdienste hat sich Eisenberg, der u.a. an der FU Berlin, in Hannover und in Potsdam lehrte, durch seinen Einsatz für eine brauchbare Rechtschreibung erworben. Gegen die unhaltbaren und sprachwidrigen Vorschriften der Reform von 1996 setzte er sich mit allem Nachdruck ein, auch gegen Widerstände aus den Kultusministerien und aus vielen Verbänden. Dass wir nun wieder orthographisch vernünftig schreiben und drucken dürfen, verdanken wir vor allem ihm.

Zur Person:
Abitur in Kassel, Studium der Nachrichtentechnik an der TU und der Musik an der Hochschule für Musik Berlin, Tonmeisterexamen (1968) und Ingenieurdiplom in Nachrichtentechnik und Informatik (1969), danach Studium der Linguistik und Germanistik. 1970/71 „visiting scholar“ am Massachusetts Institute of Technology in Boston. 1971 Wissenschaftlicher Assistent der FU Berlin, 1975 Akademischer Rat an der Universität Hannover. 1980 Professor an der FU Berlin, 1991 in Hannover, 1993 in Potsdam. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung (2005). Gastprofessuren u. a. in Peking (1988/89, 2000), Kairo (1995), Tiflis (1997), Paris (1998), Teheran (2000) und Bangkok (2006).
1990-1992 war Eisenberg Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. 1996 erhielt er den Deutschen Sprachpreis. 1998 wurde er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Er war Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG); 2004 wurde er Sprecher des Fachkollegiums Sprachwissenschaft der DFG. Er war und ist Mitglied vieler Beiräte, Kommissionen und Kuratorien, z. B. beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (Bonn), beim Institut für deutsche Sprache (Mannheim), bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die „Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Orthographie“ verließ er 1998 aus Protest gegen deren verfehlte Politik. Seit 2005 vertritt er die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung im „Rat für deutsche Rechtschreibung“.

http://idw-online.de/pages/de/news206544

Dass wir nun wieder orthographisch vernünftig schreiben und drucken dürfen, verdanken wir vor allem ihm.

[Ein rechter Untertan verzichtet freudig auch auf die bescheidenen Rechte, die ihm zugesprochen werden:]

„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ (BundesVerfGer 14.7.1998)

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Reinhard Markner
11.08.2004 15.30
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Gauger ist emeritierter Romanist.

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