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Chaos durch Rechtschreibreform
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Sigmar Salzburg
07.02.2017 13.30
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„Reform“ – chaotisch und stillos

Die „fortschrittliche“ Stadt Frankfurt fälscht gerne den Eigennamen „Freßgass'“. Anders, als die Reformisten gerne hätten, werden aber die letzten ss nur nicht in ß umgewandelt, weil sie eine Verkürzung von „Gasse“ sind.

Fressgass'
Eigentlich heißt der Straßenabschnitt zwischen Opernplatz und Börsenstraße „Große Bockenheimer Straße“, doch für die Einheimischen ist diese Fußgängerzone stets die „Fressgass' “...
© Stadt Frankfurt am Main
frankfurt.de
In „Bild sieht man nun das häßliche, groß sein sollende „ß“, aber sonst richtig:
SEX-MOB IN DER FREßGASS'
Frankfurt – Fassungslosigkeit in unser Stadt – ein Sex-Mob tobte Silvester in der Freßgass'.
Im urdeutsch schreibenden Gegen-Spiegel ist zu lesen:
Frankfurt am Main. In der Neujahrsnacht ist es in der Mainmetropole zu deutlich mehr Übergriffen durch Ausländer gekommen, als bisher bekannt geworden ist... „Sie faßten mir unter den Rock, zwischen die Beine, an meine Brüste, überall hin. Mir und meinen Freundinnen. Immer mehr dieser Typen kamen. Ihre Hände waren überall“, berichtet beispielsweise die 27jährige Irina A... Die AfD hatte in einer Pressemitteilung von Flashmobs Tausender Nordafrikaner in ganz Deutschland gesprochen, darunter auch in Frankfurt. Die „Frankfurter Rundschau“ behauptete damals, solche Flashmobs seien von der AfD „herbeifantasiert“. (tw/sp) zuerst.de 6.2.2017
Tatsächlich hieß es dort:
Herbeifantasierte „Flashmobs“ an Silvester ... fr-online.de 3.1.2017
Die kultiviert schreibende „Junge Freiheit“ macht daraus:
Die Frankfurter Rundschau hielt solche Flashmobs damals für von der AfD „herbeiphantasiert“. (tb).
Im letzten anständigen Duden steht einsam „fantastisch (seltener für phantastisch)“. Im Duden von 2006 sind alle F-Varianten dazugeschrieben, teilweise rot als neu „reformiert“ hervorgehoben und gelb unterlegt als besonders empfohlen – eine nötigende Schreibveränderung, wie es von Th. Ickler vorausgesehen wurde. Aber ist das sinnvoll? Bei Tichy finden wir:
Multikulti, ein falsches, gefährliches Ideal
... man erschafft nun einmal keinen neuen Menschen – radikal anders als ihn alle bekannte Historie kennt –, indem man ein neues Menschenbild herbeiphantasiert. Der Text der Philosophin, deren wirklichen Namen ich hier absichtlich verschweige – nennen wir sie einfach die Wohlmeinende –, ist von sprachlicher Brillanz, aber ohne Erkenntniswert.
Tichys Einblick 28.8.2016
Stillos wäre neben der „Philosophin“ die „Fantasie“. Es ist offensichtlich: Die „Reform“ der „ß“ und „ph“ hat nichts verbessert oder erleichtert, aber die Stillosigkeit und Konfusion vermehrt.

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Sigmar Salzburg
29.10.2009 06.39
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Selbsterklärende Kritik

Unterfinanzierte Schulen und Universitäten
Schulreform einmal anders!

(PR-inside.com 28.10.2009 16:32:19) – Eine optimale Bildung kann nur dann erfolgen, wenn die Schulen und Hochschulen auch finanziell in der Lage sind, das Wissen weiter zu geben.
… Warum schneidet Österreich bei der Pisa Studie so schlecht ab? Ganz einfach, weil es den Lehrern nicht möglich ist, den Schülern den Stoff richtig zu erklären. In der Grundschule wird den Kindern das Auswendig lernen statt dem Lesen beigebracht. … Da muss sich dann auch keiner wundern [,]das die Jugend die Rechtschreibung nicht beherrscht. Die Rechtschreibreform hat das ihre auch noch dazu beigetragen. Da gab es vor einiger Zeit eine Meldung [,]das die Jugend durch das viele SMS schreiben die Rechtschreibung besser lernt. Lebt dieser Studienleiter hinter dem Mond? … In einer Zeit[,] in der sich immer mehr ein Gefühl der Lustlosigkeit und Resignation breit macht, sollte man doch froh sein, wenn ein Verlangen nach Bildung besteht. Dies ist ein Zeichen dafür, das es noch nicht zu spät ist. Noch nicht!
http://www.pr-inside.com/de/schulreform-einmal-anders-r1551724.htm

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Alexej Davidov
24.02.2004 20.28
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Das Chaos hat einen Grund

Das verursachte Chaos kommt vielleicht gar nicht so ungelegen?

Als nächstes widmet sich der Reformgeist der Reform der Rechtschreibung. Das Resultat: Keine Verbesserungen, dafür jede Menge sprachlicher Unsinnigkeiten, Verlust von Präzision im Ausdruck, Einebnung sprachlicher Nuancen, Zunahme der Beliebigkeit. Aber man war modern, man hat reformiert und man hat daran verdient.
[...]
Am erfolgreichsten sind die Reformen des Reformgeistes, wenn sie das vielbeklagte Chaos erreicht haben. Denn ein wesentlicher Sinn aller Reformen besteht darin, bestehende Rechtsverhältnisse aufzulösen, altmodische Verträge durch moderne Vereinbarungen zu ersetzen, aus öffentlichen Institutionen, wie auch immer sie funktioniert haben mögen, eine Spielwiese für Interessengruppen, Klüngel und Investoren zu schaffen.
[...]


Konrad Paul Liessmann: Anatomie eines Phantoms. Was der Reformgeist will, ist die permanente Reform. Teil 4. In: Der Standard, 5. Jänner 2004.

__________________
Alexej Davidov

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nordlicht
19.02.2004 14.37
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Re:

Hallo Herr Lindenthal,

>>inzwischen stockt mein Lesefluß schon, wenn ich das Wort „tiefgreifend“ oder „lahmlegen“ in richtiger Schreibweise lese – der Wörterfriede ist dahin<<

Dem kann ich auch zustimmen. Ist mir auch schon passiert. Neulich habe ich aber endlich einmal wieder ein gutes Buch gelesen und dabei überhaupt nicht über Rechtschreibung nachgedacht. Als mir dies im Nachhinein auffiel, mußte ich direkt nochmal nachschauen, wie es denn eigentlich geschrieben war – Erscheinungsdatum 1990, mithin ganz „normale“ Rechtschreibung.


>>können Sie Beispiele nennen, wo unsere Rechtschreibung geändert werden sollte?<<

Mangels ausreichender Fachkompetenz kann ich leider keine konkreten Vorschläge machen.


>>Oder war das eher vorsorglich gemeint: Wenn jemand wichtige Verbesserungsvorschläge macht, und diese Vorschläge werden von vielen Sachkennern gut gefunden, dann erst solle man ändern?<<

Genau so war es gemeint.

Da es offensichtlich viele Menschen gibt, die mit der deutschen Rechtschreibung Schwierigkeiten haben, spricht zunächst mal nichts dagegen, hier behutsame Änderungen im Hinblick auf leichtere Erlernbarkeit vorzunehmen. Die Beweispflicht für die Sinnhaftigkeit dieser Änderungen müßte dann aber auf Seiten der Reformer liegen – und nicht andersherum, wie es jetzt anscheinend ist. Eine Reform, von der nicht einmal die Fachwelt überzeugt werden kann – die allgemeine Öffentlichkeit sowieso nicht – ist Blödsinn.

So vermurkst, wie die Lage jetzt ist, scheint es mir am einfachsten und vermutlich sogar kostengünstigsten zu sein, alle Reformversuche erstmal zu begraben und zur vor 1996 üblichen Rechtschreibung zurückzukehren. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Gruß,
nordlicht

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Detlef Lindenthal
18.02.2004 17.22
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Rechtschreibänderung?

Liebe Frau Nordlicht,

Ihre Erfahrungen mit dem Lesen von Neuschreib kann ich leidvoll bestätigen; inzwischen stockt mein Lesefluß schon, wenn ich das Wort „tiefgreifend“ oder „lahmlegen“ in richtiger Schreibweise lese – der Wörterfriede ist dahin.

Nun aber eine Frage; Sie schreiben:
>> ... bin aber nicht unbedingt gegen jegliche Änderung an der klassischen Rechtschreibung <<
– können Sie Beispiele nennen, wo unsere Rechtschreibung geändert werden sollte?
Oder war das eher vorsorglich gemeint: Wenn jemand wichtige Verbesserungsvorschläge macht, und diese Vorschläge werden von vielen Sachkennern gut gefunden, dann erst solle man ändern?

Gruß,
__________________
Detlef Lindenthal

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nordlicht
18.02.2004 16.00
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Chaos durch Rechtschreibreform

Vor einigen Tagen bin ich auf diese interessante Internet-Seite gestoßen und lese mich seitdem mit Interesse durch diverse Beiträge. Dieses Forum wirkt auf mich ein wenig wie ein geschlossener Diskutierclub, dennoch will ich als Außenstehende einmal einen Einwurf versuchen.

Ich bin eine entschiedene Gegnerin der Rechtschreibreform in der vorliegenden Form, bin aber nicht unbedingt gegen jegliche Änderung an der klassischen Rechtschreibung.

Schlimm ist aber das Chaos, das durch die völlig überstürzte, ohne ausreichende Diskussion und anscheinend auch ohne ausreichende Fachkenntnis eingeführte „Reform“ angerichtet wurde.

Ich möchte hierzu meine persönliche Erfahrung darstellen. Vor Einführung der „Reform“ beherrschte ich die deutsche Rechtschreibung einigermaßen vollständig, vielleicht zu 98% [um irgendeine Zahl zu nennen]. In Zweifelsfällen konnte ich mich meist auf mein Sprachgefühl verlassen. Da ich in der Regel keine Texte für die Öffentlichkeit verfasse, war ein Griff zum Nachschlagewerk selten bis nie erforderlich, eher habe ich mal einen Fehler inkaufgenommen [wie schreibt man das? Gibt es bzw. gab es das Verb „inkaufnehmen“? Oder heißt es „in Kauf nehmen“? Oder vielleicht „inkauf nehmen“? Ich weiß es nicht auf Anhieb].

Alle Rechtschreib- und Grammatikregeln, die ich in meiner bald 20 Jahre zurückliegenden Schulzeit sicher einmal gelernt habe, sind in Vergessenheit entschwunden. Mein Sprachgefühl ist seitdem eben eher ein „Gefühl“ als eine bewußte Verstandesleistung. Aufgefrischt und erneuert wird es durch den täglichen (vorwiegend passiven) Umgang mit Schrift, das sind in meinem Fall in hohem Maße Zeitungen, Zeitschriften und Texte im internet (Bücher nur in geringerem Umfang).

In den genannten Medien wird nun seit einigen Jahren überwiegend „neu“ geschrieben, in allerhand Abweichungen.

Der Effekt ist eine Verunsicherung über die „richtige“ Schreibung, die mein Sprachgefühl nachhaltig verstört. Ich vermute, daß ich heute nur noch zu vielleicht 95% (und ständig abnehmend) die alte Schreibweise beherrsche, da ich mich eben nicht mehr täglich in ihr schulen kann. Die kritischen Fälle, die ich früher schon nicht ganz sicher beherrschte (insbesondere Groß-/Kleinschreibung und Getrennt-/Zusammenschreibung), beherrsche ich jetzt noch weniger sicher (sowohl in der alten als auch in der neuen Schreibung, die ich bis jetzt allerdings auch noch nicht ernsthaft zu lernen versucht habe).

Und so wird es doch sicher vielen (erwachsenen) Menschen gehen. Das Niveau der Schriftbeherrschung sinkt, egal von welchem Stand es einmal ausging, durch die Differenz zwischen dem einmal gelernten [Gelernten?] und dem heute gelesenen sowie durch die völlig unterschiedliche Schreibweise in den heute erhältlichen Medien.

Diese Folge vermutlich jeglicher Reform wäre hinzunehmen, wenn wenigstens zukünftige Generationen irgendwelche Vorteile aus dieser Reform ziehen könnten – nach dem, was ich dazu bisher gelesen habe, ist dies aber nicht der Fall.

Da die Reform sich aufgrund ihrer offensichtlichen Mängel (die Argumente, die ich zu diesen Mängeln u.a. auf dieser Seite gelesen habe, finde ich absolut überzeugend) nicht einheitlich durchgesetzt hat (und hoffentlich auch nicht durchsetzen wird), wird die Verunsicherung über die „richtige“ Rechtschreibung sich auch in Zukunft und bei neuen Generationen fortsetzen – mindestens so lange, bis eine einheitliche Schreibweise sich wieder durchgesetzt hat.

Dem Chaos gehört ein Ende gesetzt. Am besten mit einer sofortigen Abschaffung der Rechtschreibreform, mindestens aber mit einer Korrektur derselben, die von ihr fast nichts übrig läßt.

Durch die permanente ungewollte Schulung in „Neuschrieb“ überlese ich übrigens unterdessen meistens „ss“ anstelle von „ß“ – außer in besonders krassen Fällen wie „Missstand“. Daran könnte ich mich anscheinend gewöhnen. Nicht gewöhnen kann ich mich aber an sinnentstellende Auseinanderschreibungen. Auch nach Jahren der Übung stolpere ich immer wieder über Sätze, die Begriffe wie „tief greifend“ oder „weiter gehend“ enthalten. Das Auge (und das Gehirn) stockt häufig nach dem ersten Wort, vermutet hier eine Zäsur. Erst beim zweiten Lesen erschließt sich dann der Sinn des Satzes. Häufig sind die „Neuschreibungen“ auch ungewollt komisch. Bei „hier zu Lande“ muß ich immer innerlich kichern und mich fragen „hier zu Lande? Nicht zu Wasser?“


– geändert durch Nora Nordlicht am 19.02.2004, 15.58 –

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