Wenn mal die Korrekturautomatik ausgeschaltet ist
Prozess um Opec-Anschlag
Alt-Revoluzzer vor Gericht
Der wohl letzte Prozess zum blutigen Überfall auf die Opec-Konferenz 1977 in Wien begann kurios. Vor Gericht stehen zwei mutmaßliche Mitglieder der Revolutionären Zellen. Schon am ersten Tag geriet die Anklage ins Wanken. Da sitzt ein lächelnder, blasser alter Mann mit weißem Pferdeschwanz, der nicht besonders gesund zu sein scheint …
Manchmal schaut er sich um zu einer älteren Dame, die hinter ihm sitzt und fürsorglich seine Hand streichelt. Oder er winkt freundlich dem ergrauten Publikum zu, das hinter schusssicherer Scheibe singt und klatscht, als feiere man mit Jugendfreunden…
Selten so gelacht im Gerichtssaal? Die linke Frankfurter Szene nimmt es recht locker, was in den nächsten Monaten auf die beiden Angeklagten, die 79 Jahre alte Sonja Suder und ihren 71 Jahre alten Lebensgefährten Christian Gauger zukommen wird der wohl letzte Prozess im Zusammenhang mit dem blutigen Überfall auf die Konferenz der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am 21. Dezember 1975 in Wien …
Dann aber trafen doch die besseren, weil fabrikneuen Waffen aus Libyen in Wien ein, so dass Suder die RZ-Waffen wieder zurück nach Frankfurt gebracht haben soll... Ob diese mutmaßliche Handlung als Mittäterschaft oder eventuell Beihilfe einzustufen sei, da die Angeklagte auf den Tatablauf wohl keinen Einfluss hatte, wird eine der Fragen sein...
Frau Suder sitzt in U-Haft mit der eigentümlichen Begründung, auf Grund ihres hohen Alters sei die Fluchtgefahr besonders groß. Wie das? Eine hohe Haftstrafe könnte angesichts der kurzen, noch verbleibenden Lebenszeit einen besonderen Fluchtanreiz darstellen, hieß es. Darauf muß man erst mal kommen…
Gauger, damals mit Sonja Suder noch im Untergrund in Frankreich lebend, erlitt 1997 einen Herzstillstand.… Sein Gedächtnis ist ausgelöscht. Was soll ein Strafverfahren gegen einen Angeklagten, der nicht mehr weiß, was er möglicherweise getan hat? Wie steht es mit seinem Unrechtsbewußtsein? …
Allerdings hatte er [Klein] sich nicht nur dazu geäußert. Er machte, wohl im Bemühen, in den Genuß der ersehnten Kronzeugenregelung zu gelangen, allerlei Angaben über Mitkämpfer, allerdings in unterschiedlichsten und widersprüchlichen Versionen...
spiegel.de 21.9.2012
Die „kafkaeske“ Schreibsituation dauert also auch im Jahre 16 der „Reform“ weiter an.
Ein Prozeß gegen die Reformtäter ist nicht in Sicht.
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