Heute nacht bei 3sat:
Focus-Chef Markwort befragt Wolf Schneider zu seinem neuen Buch „Glück“, erschienen bei Rowohlt. Es wird in die Neuschreibung konvertiert sein, die Schneider ablehnt. Sonst hätte Markwort wohl auch nicht gönnerhaft versichert, daß er Schneiders Bücher seinen jüngeren Kollegen manchmal zum Lernen gebe.
Vor drei Jahren hatte Schneider prophezeit, daß die „Reform“ zusammenbrechen werde. Das hat Markwort zu verhindern geholfen:
Den von den Reformgegnern vielfach erhobenen Vorwurf, es habe bei den Entscheidungen vor der Neuregelung ein Demokratie-Defizit gegeben, nannte Markwort „fast eine Diffamierung“. „Auch wenn davon die Rede ist, es sei ´staatlich verordnete Legasthenie´ – Tatsache ist, dass sehr viele zuvor befragt worden sind.“
Markwort kritisierte auch die Politiker, die angesichts der Kampagne gegen die Reform Bereitschaft zeigen, ihre eigenen Beschlüsse zu revidieren…
FOCUS will konsequent bei der neuen Rechtschreibung bleiben. (15.9.2004)
Bei Johannes B. Kerner hatte Wolf Schneider dagegen am 24.9.2004 gesagt:
Kerner: Ist das wirklich nur so ein Sommerloch-Thema gewesen, Rechtschreibreform?
Schneider: Nein, sie ist ja eine von einer Minderheit von Germanisten und Kultusbürokraten erfundene Belästigung fast aller Menschen deutscher Muttersprache. Es haben doch die Deutschen nicht verlangt, daß man die Rechtschreibung reformiert. Das haben die Deutschlehrer nicht verlangt, das haben die Journalisten nicht verlangt, das haben die Schriftsteller nicht verlangt. Kein Mensch, kein Mensch will es! Jeder, der die Rechtschreibung ändert, belästigt seine Mitmenschen (tosender Applaus). ... Keiner, der die Schule hinter sich hat, will noch im Schreiben umlernen, und keiner will eine rein vernünftige Schreibweise haben. […] Also, es ist Unfug, daß eine unbefugte Minderheit sich mausig gemacht hat und wichtig gemacht hat, wir wollen 'mal an der deutschen Sprache 'rumfummeln.
Kerner: Aber, wie schaffen die das? Warum schaffen die das?
Schneider: Sie haben sich hinter die Kultusbürokratie geklemmt. Und diese Kombination wird nun hoffentlich aufgeknackt durch das ungewöhnliche Bündnis zwischen 'Spiegel' und 'Bild'-Zeitung.
Leider hat der sicher gutwillige Spiegel-Chef Stefan Aust wegen der Bertelsmann-Connection, der Focus-Konkurrenz und der Heckenschützen im eigenen Hause einknicken müssen.
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Sigmar Salzburg
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