Amtschefs, vierter Bericht usw.
Also doch ein neues Leitthema (weil sonst die aktuellen Mitteilungen unbemerkt versinken).
Nun das Neueste:
Von offizieller Seite, wenn auch nicht auf offiziellem Wege, habe ich einiges erfahren.
1. Der Anstoß zum Ermächtigungsantrag (Alleinentscheidung der Kommission, Fünfjahresrhythmus) ging, wie wir sogleich vermutet hatten, nicht von der Kommission aus, sondern von den Kultusministern, die die Rechtschreibreform los sein möchten (Originalton).
2. Die Sitzung am Freitag vergangener Woche in Mannheim war eine reguläre Sitzung, alle Mitglieder waren anwesend.
3. Der Beirat, der nach seiner konstituierenden Sitzung nur zweimal zusammengetreten ist, wird nicht von allen eingeladenen Institutionen ernst genommen, manche erscheinen gar nicht, und bei der letzten Sitzung war z.B. die Vertreterin des Deutschen Journalistenverbandes verhindert und wurde auch nicht vertreten. Das große Wort führen die wirtschaftlich interessierten Verlage usw., die weitere Kosten verhindern wollen. Der Beirat hat keinen Vorsitzenden und führt kein Protokoll; er hat als einziger seine Stellungnahme nicht namentlich unterzeichnet.
4. Der Beirat soll auch nach Einführung der angestrebten Ermächtigung usw. erhalten bleiben, doch ist über seine künftige Arbeitsweise (ein einziges Treffen in fünf Jahren?) nichts Näheres bekannt.
5. An der Sitzung der Amtschefskommisison morgen in Berlin nehmen auch Augst und wahrscheinlich Gallmann teil. Augst ist schon unterwegs und wird sich bemühen, den schlechten Eindruck, den die widerrechtliche Veröffentlichung der Beschlußvorlage (Originalton) hervorgerufen hat, zu neutralisieren. Trotzdem ist der Ausgang ungewiß, den die Amtschefs verfolgen zwar ihre eigenen Pläne, sind aber nicht so dumm, Herrn Augst jederzeit für voll zu nehmen.
6. http://www.rechtschreibreform.com wird von der Rechtschreibkommission täglich besucht. (Gruß in die Runde!)
7. Es wird gesagt, den Institutionen stünde es frei, auch Reformkritiker in den Beirat zu entsenden. Ich wies im Gespräch darauf hin, daß das nicht mit dem Auftrag der Kultusminister verträglich sei, der ausdrücklich die Unterstützung der Kommission und der Kultusminister bei der Umsetzung und Durchsetzung der Reform festlege. Na ja, war die Antwort, natürlich erwarte man konstruktive Kritik. (Ironisches Lachen)
8. Die pressewirksame widerrechtliche Veröffentlichung der Vorlage und des vierten Berichts hat auf seiten der Kommission sehr großen Ärger hervorgerufen.
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Th. Ickler
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