Oh weh! Noch zwei Fettnäpfchen
Herr Lachenmann, Sie haben nicht genau gelesen: Ich habe nicht von in Spezialbibliotheken für Germanisten archivierten, dem deutschen Lesevolk also unbekannten und unzugänglichen alternativen Wörterbüchern gesprochen. Ich sprach von normalen Bibliotheken (die auch ein Normalbürger benutzen kann, wenn er will).
Der »Wahrig« (dtv Wörterbuch der deutschen Sprache) mit einer Gesamtstückzahl von angeblich 342.000 Exemplaren ist schon beachtlich. Es fällt auf, daß dtv von 1978 bis 1995, also in 17 Jahren, in 15 Auflagen, also fast jährlich, immer wieder Verbesserungen brachte oder zumindest den Anschein erweckte. Seit der Reform ist der Wahrig wieder bereits in der 5. Auflage erschienen. Der Normalbürger merkt auch nicht, ob dieses Wörterbuch mangelhaft ist oder nicht. Ickler bemerkt dazu: Die Rechtschreibreform jedenfalls hat auch dieses schöne Buch verdorben. (IFB 7 (1999), 1/4, S. 770). Sollten gar Redakteure der Süddeutschen Zeitung oder gar Joachim Kaiser ein solches dtv-Wörterbuch benützen?
Billige Taschenbücher, die in kurzen Abständen verbessert aufgelegt und auch künstlich veraltet werden, nützen sich außerdem relativ schnell ab, aber lassen sich deshalb gut verkaufen. Unsere Beobachtungen zeigen obendrein, daß ein Teil der Auflage verramscht oder makuliert wird, so daß solche werbenden Zahlen mit der gebotenen Vorsicht zu betrachten sind. Ich habe daher ein solches Taschenwörterbuch bisher weder in einem Antiquariat noch auf dem Flohmarkt gefunden.
Herr Lachenmann: Da hätte schon mal eins auch in die Hände eines interessierten Lehrers geraten können. Mich würde interessieren, ob es wirklich einen Lehrer in Deutschland gab, der sich ein solches Taschenwörterbuch zulegte, das, obwohl sich nicht viel änderte, jährlich neu aufgelegt wurde, und das bei häufigem Gebrauch schnell zerfledderte. Für die Schule war es jedenfalls nicht geeignet, zumal es vor dem Jahr 1996 für den Schulgebrauch nicht zugelassen war.
|