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Walter Lachenmann
18.04.2001 22.00
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»Unehrlichkeit, Unverschämtheit, Feigheit« (Wolfgang Wrase)

Wer hier weiterhin mit solchen Begriffen »diskutieren« will, sollte die Diskussion tatsächlich so schnell wie möglich verlassen – Expertentum hin oder her.
Das ist jedenfalls meine unmaßgebliche Meinung. Jedesmal wenn hier wieder einigermaßen Frieden einkehren will, legt der Mann wieder los.
Ich kann nur wiederholen: wenn Wrase im Fachlichen so objektiv und sachlich operiert wie in der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung, mag man dem Wert seiner Leistungen für »unser
Wörterbuch« nicht allzuviel Bedeutung zutrauen. Nun ist bzw. wird es gottseidank nicht »seins«.
Leider erscheinen seine intellektuellen Leistungen hier in unserer Diskussion ungefiltert.



Walter Lachenmann

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Reinhard Markner
18.04.2001 22.00
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Erinnerung

Die werthen Mit-Streitern seien daran erinnert, daß die Seite www.rechtschreibreform.com heißt, nicht www.diskussionsstil.de oder www.argumentationsweise.de.



R. M.

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Gast
18.04.2001 22.00
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Karl Valentin und die neue GZS

Was hat Karl Valentin mit der neuen GZS zu tun?
Ich kann mich erinnern, daß Valentin einmal zum Thema Verkehrsregelung, göttlich blödelnd, sinngemäß solche Vorschläge gemacht hat: Von ein Uhr bis zwei Uhr fahren alle Radfahrer, von zwei Uhr bis drei Uhr fahren alle Mopedfahrer, von drei Uhr bis vier Uhr fahren alle Autofahrer mit Vornamen Anton usw...
Ganz ähnlich sind die neuen Regelungen zur GZS – allerdings nicht herrlich blödelnd, sondern schildbürgermäßig ernstgemeint: wenn man „ganz“ oder „sehr“ vorne hinsetzen kann, schreiben wir getrennt, wenn nicht, dann zusammen..., weil man sagen kann „besser bekannt“, schreiben wir „wohlbekannt“ getrennt..., wenn „hoch“ relativ gebraucht wird, schreiben wir getrennt: eine „hoch stehende“ Persönlichkeit, wenn hoch als Richtungsangabe gebraucht wird, schreiben wir zusammen: an der Mauer hochspringen... wenn hoch rein intensivierend gebraucht wird, schreiben wir auch zusammen: hochbetagt, hochanständig (aber kann ich nicht steigern: höchst anständig??? Warum nicht doch getrennt???)... Das alles könnte, wie gesagt, göttlicher Blödsinn sein, wenn es von Karl Valentin stammte!



Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß

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Theodor Ickler
18.04.2001 22.00
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Rückmeldung

Nach einer Woche aus der Bundeshauptstadt zurück, überfliege ich die enorme Produktion auf diesen Seiten und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß etwas mehr Turbulenzen zu verzeichnen sind, als wenn ich dabeigewesen wäre. Hoffentlich wirken meine Beiträge nicht als Schlafmittel. Ich will aber doch versuchen, wieder ein bißchen mäßigend zu wirken. Außerdem können Fragem die mein Wörterbuch betreffen, jetzt auch wieder unmittelbar an mich gerichtet werden.
In Berlin habe ich mich übrigens wieder einmal vom beklagenswerten Zustand der Berliner Zeitungen überzeugen können. Ob Tagesspiegel oder Springer-Blätter – es ist erbärmlich!



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Reinhard Markner
18.04.2001 22.00
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Midas »Duden«

Herr Riebe hat mich gebeten, meine Äußerungen vom 17. 4. noch einmal zu erläutern. Hier ein Versuch.
Der Duden mußte nicht von den Regeln abweichen, um Normen zu setzen, es genügte, wenn er dort, wo die Regeln von 1901 Freiräume gelassen hatten (wie bei der GKS und der Zeichensetzung), Regelungen »fand«. Vor allem: Durch die Privilegierung seitens der KMK wurde alles automatisch zur Norm.
Das Spiel mit Haupt- und Nebenvarianten fand dort statt, wo eine Eliminierung von Doppelschreibungen noch nicht gewagt wurde.



Reinhard Markner

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Gast
18.04.2001 22.00
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Das richtige Prinzip der GZS

Herr Ickler hat das Prinzip der GZS (zwar im Zusammenhang mit den „trennbaren Verben“, aber in einer Weise, daß es auf die GZS insgesamt zutrifft) in seinem Buch „Die sogenannte Rechtschreibreform“ (Seite 51 oben) so formuliert: „Die Schreibenden deuten damit (= mit dem Zusammenschreiben) gewisse strukturelle und semantische Beziehungen an, die dem Leser einen wichtigen Hinweis auf die richtige Betonung und Interpretation des Geschriebenen geben.“

Dieses Prinzip kann von allen Reformgegnern uneingeschränkt akzeptiert werden.
Die Reformer haben es aufgegeben und durch absurde Kriterien ersetzt.

Wenn wir Reformgegner verschiedener Meinung sind, dann geht es eigentlich nur um die folgenden Fragen:
Wann ist der Hinweis so wichtig, daß die Zusammenschreibung im Interesse des Lesers verpflichtend vorgeschrieben werden sollte? (vielleicht sogar dann, wage ich zu fragen, wenn in der Praxis des öfteren getrennt geschrieben wurde?)
Wann ist der Hinweis weniger wichtig, so daß es dem Schreibenden freigestellt werden kann, wie er schreiben will?
Darüber können wir uns sachlich und ruhig unterhalten. Denn wir sind im selben Lager, im Lager derjenigen, die durch Zusammenschreibung wichtige Hinweise geben wollen, und nicht im Lager derer, die sich bei der Erfindung ihrer Kriterien Karl Valentin zum Vorbild genommen haben. Von den Reformern trennen uns Welten.
Wir können natürlich darüber streiten, ob man zum Beispiel die Zusammenschreibung von „geradestehen“ = „für etwas die Verantwortung übernehmen“ verpflichtend vorschreiben soll oder nicht.
Ich selber neigte dazu, wäre ich Verfasser eines Rechtschreibwörterbuchs, eben diese Zusammenschreibung vorzuschreiben oder wenigstens dringend zu empfehlen. Denn ich empfinde „geradestehen (für etwas)“ als ein richtiges Wort. Es steht fast in jedem Lexikon. Wir wollen uns ja nicht beteiligen an der „Wortvernichtung“. Wir wollen die Gegenwartssprache abbilden.
Daß auch die Reformer „geradestehen“ erhalten wollen, hat einen lustigen Zufallsgrund: „gerade“ sei in diesem Fall nicht erweiter- oder steigerbar.



Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß

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Henning Upmeyer
17.04.2001 22.00
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Ingenieursprache

Zum Satz von Herrn Markner vom 16.4.01, daß „Sprache zwar eine Kulturtechnik, aber eben doch nicht das Ergebnis von Ingenieurkunst ist“:
Natürlich gehört die deutsche Sprache rechtmäßig dem ganzen Volk und nicht allein den Kultusministern, im Gegensatz zur französischen, die der Academie Francaise gehört. Die deutsche Sprache ist ein wirklicher volkseigener Betrieb.
Aber technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen gehören zur Ingenieurkunst und damit auch die dafür als Werkzeug verwendete Sprache. Entsprechend gehört die Sprache der Gesetze zur Juristenkunst und die Sprache der Verträge zur Kaufmannskunst. Wenn vermieden werden soll, daß diese ihre eigenen genaueren Sprachvarianten entwickeln müssen, weil die offizielle Sprache jetzt ungenau zu werden droht, müssen deren Anforderungen an das Werkzeug Sprache berücksichtigt werden. Wirtschaftlicher Erfolg hängt nicht nur von besseren Produkten, sondern auch von besseren Beschreibungen und Bedienungsanleitungen ab, weil sie ein Teil des Produktes sind. Für technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen, die auch für Nichtfachleute verständlich und von nichtdeutschen Übersetzern ohne entsprechende technische Spezialkenntnisse ohne Mißverständnisse in ihre Muttersprache übersetzbar sein sollen, müssen die Wörter aus sich selbst eindeutig sein und dürfen ihren Sinn nicht erst aus dem Textzusammenhang erhalten, weil das wegen der freien Wortstellung unzuverlässig ist. Mehrdeutige Wörter sind dafür ganz unbrauchbar und gefährlich und können zu Übersetzungs- und Bedienungsfehlern und teuren Schäden führen, weil für die unterschiedlichen Bedeutungen eines deutschen Wortes in Sprachen mit weniger konsoziiertem Wortschatz ganz verschiedene Wörter existieren. Rückfragen des Übersetzers bei Mehrdeutigkeiten und eine Kontroll-Rückübersetzng sind nicht üblich.
Auch in Gesetzes- und Vertragstexten müssen die einzelnen Wörter aus sich selbst eindeutig sein und Mehrdeutigkeiten unbedingt ausschließen.
Deshalb ist es eine Katastrophe für die deutsche Sprache, daß durch die Rechtschreibreform gerade diese genauen Unterscheidungsmöglichkeiten und diese Freiheit für neue Wortbildungen als die charakteristische Eigenschaft des stark konsoziierten deutschen Wortschatzes abgeschafft werden sollen. Gezwungenermaßen entsteht dann eine inoffizielle zweite eindeutige Schreibweise, und es ist seht bedauerlich, daß in der übrigen deutschen Sprache die Mehrdeutigkeiten bleiben sollen und sogar neue geschaffen werden.
Ingenieure sind gewohnt, auch kreativ neue Begriffe zu schaffen, eben weil die bisherige deutsche Sprache diese Möglichkeit bietet. Für technische und kaufmännische Tätigkeiten können sich daher jederzeit neue feste Verbzusammensetzungen bilden. Es wird nicht durchsetzbar sein, das für die übrigen Bereiche zu verbieten.
Es ist beim Schreiben unzumutbar, fast jede Verbzusammensetzung im amtlichen Wörterbuch nachsehen zu müssen oder gar alle auswengizulernen. Man will seinen Verstand benutzen dürfen und unbekannte Verbzusammensetzungen so schreiben wie ähnliche oder gegenteilige bekannte. Soviel Logik muß erlaubt sein. Richtig gefährlich für die beschriebenen Gebiete sind Rechtschreibprogramme.

Bei „daher“, „dahin“, „daran“, „darein“ hilft die Trennbarketsprobe:
Modal: daherkommen, dahingehen, darangehen, dareinsetzen. Ortsangabe: daher kommen, dahin gehen, daran gehen, darein setzen, weil trennbar in: da herkommen, da hingehen, da rangehen, da reinsetzen.

Beispiele für nicht hinnehmbare neue Sin-Verwechselbarkeiten zwischen Modus und Ergebnis:
Er hätte sich besser gestellt.
Er will das ganz bewußt machen.
Er hat ihn völlig blau gehauen.
Der Neue hat sich ganz fein gemacht.
Sie wird das Kleid ganz fertig bekommen.
Er will den Vertrag ganz fix machen.
Er kann das Geld ganz flüssig machen.
Er will die Farben ganz frisch machen.
Er will die Standuhr gerade stellen.
Er will den Draht ganz geradebiegen (den ganzen Draht) – ganz gerade biegen (möglichst gerade).
Er kann das Brett glatt hobeln.
Er muß den Boden ganz hart klopfen.
Er konnte ihnganz knapp halten.
Er will den Hund ganz kurz halten.
Er wird die Haare ganz kurz schneiden und ganz kurz treten.
Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahm gelegt.
Er kann ihm die Aufgabe ganz leicht, ganz schwer machen.
Sie haben sich ganz naß gespritzt.
Der Polizist hat ihn ganz ruhig gestellt.
Der Schreiner hat den Tisch ganz sauber gemacht.
Die Plastik ist dem Künstler sehr schwergefallen (sie war zu schwierig) – sehr schwer gefallen ( sie war zu schwer und ist runtergefallen).
Er hat seine Arbeit nicht schlecht gemacht.
Er will das für alle sichtbar machen.
Das Auto hat die Schlaglöcher nicht übel genommen.
Sie hat den Socken voll gestopft.
Sie ist wohl versorgt.
Er hat ihn ganz zufrieden gestellt.



Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching

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Wolfgang Wrase
17.04.2001 22.00
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Zum Thema

... ist zu sagen: Herr Riebe behauptet neuerdings mit einiger Hartnäckigkeit, daß der Duden vorbildliche deskriptive Arbeit geleistet habe und damit dem Wörterbuch von Professor Ickler weit voraus sein bei der realitätsnahen Beschreibung des allgemein Üblichen vor der Reform. Professor Ickler habe diese deskriptive Qualität erst „ansatzweise“ erreicht und müsse daher dem Duden insoweit nacheifern.

Darauf meinte ich in der Tat nicht anders als mit beißendem Spott reagieren zu können. Ich habe ja erlebt, wie die vielleicht hundert Erklärungen von Professor Ickler, an Herrn Riebe gerichtet, sowie sonstige zur Erhellung des Gegenstandes geeignete Beiträge nutzlos an Herrn Riebe abgeprallt sind, damals unter anderem an dessen Parole „Beliebigkeitsschreibung!“. Wenn nun Herr Riebe neuerdings allen Ernstes behauptet, der Duden habe im Gegensatz zu unserem Wörterbuch vorbildliche deskriptive Qualität, dann ist das so absurd, daß ich, wenn denn Satire in den Augen des Multitalents, neuerdings auch des Seriositäts-Fixsterns Walter Lachenmann einen schlechten Eindruck auf die Außenwelt macht, nun im Klartext rede: Herr Riebe hat nicht alle Tassen im Schrank.

Ist das so nun besser? Oder soll man gar nichts sagen, wenn man diese Ansicht hat? Ich meine, daß Herr Riebe, angeblich unser Mitstreiter, unsere Diskussionen der vollendeten Lächerlichkeit preisgibt, wenn er solche Dinge wie oben zitiert äußert. Wie sollen wir denn irgendwelche Reformbefürworter oder sonstige Gäste von irgend etwas überzeugen, wenn nicht einmal die allerselbstverständlichsten Dinge unter uns selbst klar geworden sind?

An Ihrem Beitrag fällt ferner auf, Herr Lachenmann, daß Sie zum Thema überhaupt keinen Bezug herstellen, sonders ausschließlich wieder einmal als Gruppentherapeut tätig werden zu müssen meinen. Da erscheint dann eine Auseinandersetzung nur noch als „Wadlbeißerei“ zweier Leute, die sich nicht mögen. Ich würde Sie gerne auffordern, Herr Lachenmann: Schreiben Sie erst einmal selber seriöse Beiträge, bevor Sie die Ernsthaftigkeit dieses Forums retten wollen. Sie bringen es doch nicht fertig, auch nur ein paar Absätze ohne alberne Blödeleien und/oder pathetische Aufrufe und/oder erbauliche Predigten und vor allem ohne Ihre Selbstverwirklichung als Wort- und Silbenjongleur zu verfassen. Würden wir alle so formulieren wie Sie, würde man uns nur noch für verrückt halten – sage ich im Ernst.



Wolfgang Wrase
München

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Walter Lachenmann
17.04.2001 22.00
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Endlich!

Sehr geehrter Herr Upmeyer,
ich bin sehr froh darüber, daß Sie dazu beigetragen haben, daß hier endlich wieder sachlich über die mit der Reform für Nichtlinguisten einhergehenden Probleme diskutiert wird. Man sollte den privaten Messerstechereien hier das Wasser abgraben, diese sind nun wirklich nicht des Pudels Kern. Die Sprachexperten sind leider, das zeigen Wrases und Icklers Beiträge immer wieder, viel zu sehr mit den sprachinternen wissenschaftlichen Aspekten befaßt und vergessen ganz, daß unsereins in der Alltagspraxis mit Orthographie umgehen muß, sei es in Ihrem Beruf des Technikers oder im Beruf des Lehrers oder im verlegerischen Alltag. Auch die Juristen haben ja Probleme, ob ihre Texte noch eindeutig sind, wenn man sie auf Neuschrieb umstellt. Und wenn bei Google noch so oft unterschiedliche Schreibweisen für ein und dieselbe sprachliche Form auftreten: Für die Praxis sollten unterschiedliche Schreibweisen wenigstens dann auch unterschiedliche Bedeutungen darstellen, wenn man das bisher so gewohnt war und wenn es dem Verständnis nützt (Ihre Beispiele sind dafür sehr anschaulich). Was soll das heißen: aus dem Zusammenhang heraus kann es kein Mißverständnis geben. Kann es eben oft doch, wenn der Text etwa übersetzt werden muß, das haben Sie sehr schön deutlich gemacht.



Walter Lachenmann

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Walter Lachenmann
17.04.2001 22.00
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Lieber Herr Wrase

Wie man in das Wadl hineinbeißt...



Wadl Lachenmann

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Wolfgang Wrase
17.04.2001 22.00
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ganz (Adjektiv) (Verb)

Herr Upmeyer wendet sich mit vielen solchen Beispielen gegen die Neuregelung – völlig zu Recht. Herr Lachenmann schlachtet das gleich gegen die „Beliebigkeit“ in unserem Wörterbuch aus, wenn ich ihn richtig verstehe. Dazu ist zu sagen, daß die GZS-Bögen definitionsgemäß einfach nur beschreibend sind. Sie zwingen ja nicht, wie die Neuregelung, zu einer Schreibweise, die man nicht will oder die nicht sachgerecht ist. Anders der Duden, der in vielen Fällen die Zusammenschreibung vorgeschrieben hat, obwohl sie die Schreiber oft, mehrheitlich (oder sogar fast immer) nicht wollten oder obwohl sie nicht sachgerecht war. Sogar im Regelteil fehlte beim Duden die Beschreibung der verschiedenen Möglichkeiten. Ich habe zufällig vor kurzem in einer Antwort an Herrn Dörner dazu Stellung genommen. Dagegen ist es bei „Ickler“ selbstverständlich, daß es beide Möglichkeiten geben muß: zusammen oder getrennt.

Übrigens sind einige Beispiele von Herrn Upmeyer eher falsch als sinnvoll: darangehen oder daran gehen – es hat noch (fast) nie jemanden gestört, es ist fast nie jemandem aufgefallen, ob das nun getrennt oder zusammen geschrieben war. Es trifft nicht zu, daß hier die Option, die realistisch im Bogen wiedergegeben wird, zu „nicht hinnehmbarer“ Uneindeutigkeit führen würde. Ein solches Muster der Parallelisierung, wie es Herr Upmeyer in seinen Listen verwendet, leuchtet zwar im Rahmen dieser Präsentation ein, entspricht aber nicht der Gestalt realer Texte (sondrn nur teilweise) und beschreibt keine Notwendigkeit, die dem Schreiber vorgegeben wäre. Das ist eben das Problem des Duden gewesen: alles schön regelmäßig auseinanderdefiniert und zusammengelegt, sieht sehr logisch aus – und ist, wenn man sich gewissenhaft ans Vergleichen macht, kraß unlogisch und von Widersprüchen durchsetzt. Solche Pseudo-Regelungen, das heißt scheinbar alles klärenden Regeln (auch bei der Peilschen Liste und bei Herrn Illauers Listen) sind allein auf Regelebene erdacht, an willkürlich gewählter Kategorien aufgezogen und anhand willkürlich ausgewählter Beispiele durchdekliniert. Ich dachte, es wäre hier schon oft gezeigt worden, welche Nachteile ein solches Vorgehen hat, egal ob nun nach altem Duden oder (sehr ausschnittsweise) von Herrn Illauer, Herrn Peil, Herrn Upmeyer oder sonstwem vorgestellt; und es wäre gezeigt worden, welche Vorzüge die deskriptive Methode im Vergleich dazu hat.   



Wolfgang Wrase
München

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Manfred Riebe
17.04.2001 22.00
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Information und Aufklärung

Zu Herrn Lachenmann:
Der VRS bemüht sich, zu informieren und aufzuklären. Zu diesem rationalen Zweck gebe ich meist Quellen an, damit man in den Quellen Einzelheiten nachlesen kann. Es wird z.B. von Verlegern und Lehrern meist nicht beachtet und nicht berücksichtigt, daß es seit 1901 amtliche Rechtschreibregeln gab. Diese Aufklärungsarbeit hat mit Wadlbeißerei nichts zu tun.
Die Aufforderung an Herrn Lachenmann sich nicht mit „respektlosen und nur bedingt geistreichen Beiträgen“ gegen Theodor Icker zu „versündigen“, halte ich für eine unzulässige Maulkorbpolitik.

Zu Herrn Wrase:
Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe „vorbildliche deskriptive Qualität“ geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als „eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln“ bezeichnet. (vgl. Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich. 1997, S. 67; sowie Ickler: Kritischer Kommentar zur „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“, 2. Auflage, 1999, S. 55 und S. 77). Diesen „Maßstab“ wandte ich dann auch auf die Presse-Orthographie an, die ich als Beliebigkeitsschreibung bezeichnete.

Herr Wrase liest, wenn er wütend ist, leider nicht immer sorgfältig, zitiert daher nicht immer richtig, sondern einseitig in seinem Sinne zuspitzend und fällt dann obendrein bedauerlicherweise häufig abfällige Urteile. Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.



Manfred Riebe

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Gast
17.04.2001 22.00
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Jetzt wird¹s konkret

Wenn man die Auseinandersetzung der letzten Tage hochrechnet, so könnte dies Folgendes bedeuten: Vor der Reform musste man sich dem Spannungsverhältnis zwischen Deskription und Päskription nicht stellen. Dass man den Duden einerseits für ein „Abbild der Schreibwirklichkeit“ hielt, und man zugleich wusste, dass es eine sehr strenge Norm war, dass ging scheinbar völlig problemlos beides gleichzeitig. Es waren ja alles nur Trockenschwimmübungen. Wenn man aber die konkreten Ergebnisse sieht, muss man sich den Tatsachen stellen und kann nicht mehr rein ideologisch argumentieren. Das tut teilweise weh, wie man hier beobachten kann. Dass deskriptive Schreibwirklichkeit immer Variantenvielfalt bedeutet, stellt man erst fest, wenn man tatsächlich deskriptiv arbeitet. Die Deskription von Herrn Ickler ist, und das hat er ja auch immer eingeräumt, allerdings nur die Aufnahme dessen, wie die Duden-Norm umgesetzt wird/wurde. Niemand wird bestreiten, dass alle Zeitungen, die sein Korpus bilden, bemüht waren, die Duden-Rechtschreibung anzuwenden. Das ist etwas völlig anderes als Deskrition als Vorstufe zu einer Norm. Dies ist im Deutschen seit über 100 Jahren nicht mehr möglich.



Michael Jansen

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Wolfgang Wrase
17.04.2001 22.00
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Antwort zu Herrn Riebe

Herr Riebe schrieb zuletzt: (1) Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe „vorbildliche deskriptive Qualität“ geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
(2) Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als „eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln“ bezeichnet.

Zu (2): Keiner hat öfter „Beliebigkeitsschreibung!“ gerufen als Sie selbst, Herr Riebe. Es ist deshalb völlig unerheblich, von wem Sie das vielleicht einmal übernommen haben könnten. Es ist grotesk, daß Sie sich damit rechtfertigen, Sie hätten diesen Vorwurf der Beliebigkeit von Professor Ickler übernommen, nachdem Sie ihn oft genug auf Professor Icklers Wörterbuch angewendet haben, so als müßte sich Professor Ickler selbst ständig diesen Vorwurf machen. Wenn man Beliebigkeit verordnet („Beliebigkeitsklauseln“ im Regelwerk), die man nicht will, ist das etwas ganz anderes, als wenn man feststellt, daß in weiten Bereichen des realen Schreibens verschiedene Schreibweisen verwendet werden („Beliebigkeitsschreibung“), die man verzeichnen muß, wenn man ein deskriptives Wörterbuch macht und unter „Norm“ (in erster Linie oder vollständig) das Übliche versteht.

Zu (1) zitiere ich Ihre diesbezüglichen Äußerungen:

-> Reinhard Markner schrieb am 16.04.2001: „Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt.“ Ich meine, grundsätzlich doch, nur ausnahmsweise nicht.

Das habe ich so wiedergegeben: Der Duden hat laut Herrn Riebe weitestgehend deskriptiv gearbeitet. Was soll der Unterschied sein?

-> Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise.
Nichts anderes habe ich mit meinen Formulierungen wiedergegeben. Ich sage es nochmals in einer anderen Formulierung: Bei der beschreibenden Darstellung der Rechtschreibung ist der Duden Professor Ickler meilenweit voraus. Das haben Sie ja wohl geschrieben.

-> Schlug aber wirklich jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative um? Ich meine, nur in einigen Randbereichen, in denen der Duden von den amtlichen Regeln abwich und der Duden selber Normen setzte.
Also nochmals: Nur in „wenigen Randbereichen“ war der Duden laut Herrn Riebe nicht deskriptiv, sondern nur da, wo er selber Normen setzte. Nur in wenigen Randbereichen, nur ganz ausnahmsweise nicht deskriptiv – das wird man doch als „vorbildlich“ deskriptiv verstehen müssen, ohne irgend etwas verallgemeinert zu haben. Hingegegen bei Ickler: „erst ansatzweise“. Dieses Hinterherhinken von Professor Ickler gegenüber dem „weitgehend“, „bis auf wenige Ausnahmen“ usw. deskriptiven Duden wird auch in Ihrer folgenden Formulierung deutlich:

-> Reinhard Markner schreibt: „Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird.“ Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Also hier: Professor Ickler muß es so machen wie der Duden, das sei „unumgänglich“, in dieser Hinsicht ist das Wörterbuch „verbesserungsbedürftig“.   

Ich habe nichts, aber auch gar nichts an Ihren Aussagen verfälscht, sondern lediglich ein wenig anders formuliert – ohne den Sinn zu verändern. Daher ist auch das salbungsvolle Selbstlob Ihrer „Aufkläungsarbeit“ zurückzuweisen:

-> Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.

War das nun „mobbingartige Polemik“? Ich stelle nochmals fest: Das einzige Ziel, das Professor Ickler mit seinem Wörterbuch verfolgt, ist es, die Rechtschreibung vor der Reform so darzustellen, wie sie real praktiziert wurde. Wir haben dagegen unzählige Beispiele dafür zitiert oder könnten sie zitieren, die belegen, daß der Duden etwas vorschrieb, was der Schreibwirklichkeit überhaupt nicht entsprochen hat – obwohl man sich im Prinzip bemüht hat, nach dem Duden zu schreiben! (Dies auch als Antwort auf die belanglose Anmerkung von Michael Jansen.) Es ist daher nicht möglich, daß der Duden „deskriptiver“ als unser Wörterbuch war, gar noch in der Art einer diametralen Entgegensetzung (Duden bis auf wenige Ausnahmen deskriptiv, Ickler erst ansatzweise deskriptiv), wie Sie sie mit Ihrer „Aufklärungsarbeit“ suggerieren.



Wolfgang Wrase
München

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Gast
17.04.2001 22.00
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Deskriptiv

Wer deskriptiv arbeitet, muss dennoch so etwas wie ein Korpus definieren. Nimmt man die Schreibpraxis von ganz normalen Leuten, so wird man feststellen, dass die Neuregelung davon sehr, wirklich sehr vieles wiedergibt. Nein, das ist keine Propaganda; natürlich setzt die Neuregelung auch an einigen Stellen aus Gründen der Systematik eine Norm, die diesen deskriptiven Rückhalt nicht im Einzelfall hat. Aber ewig zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist pauschal und falsch. Ich nehme mein einfaches Lieblingsbeispiel: „Substantivierungen schreibt man groß“. Diese Regel wurde weder von den Reformern erfunden, noch wurden es Schreibweisen wie im Wesentlichen und im Allgemeinen. Wenn man sein Korpus natürlich auf große Zeitungen stützt, ist man in Relation dazu in der Tat „nur ansatzweise“ deskriptiv. Wie hält es die Icklerschule eigentlich mit der Kommasetzung? Das Pendant zum „Bogen“ kann da doch nur fakultative Kommasetzung sein?



Michael Jansen

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