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Norbert Lindenthal
16.08.2004 20.29
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Der Standard Standard.at

15. August 2004 20:36
 
Stefan Aust: Wir sind keine Gralshüter
Er ist einer der Initiatoren der erneuten Diskussion um die Rechtschreibreform: „Spiegel“- Chefredakteur im STANDARD-Gespräch


Mit Stefan Aust, dem Chefredakteur des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, sprach Stephan Hilpold.

STANDARD: „Spiegel“, „FAZ“, Springer Verlag und „Süddeutsche“ kehren zur alten Rechtschreibung zurück. Wie erklären Sie das einem Schüler, der sich in den vergangenen Jahren an die neue Rechtschreibung gewöhnen musste?

Aust: Das mache ich jeden Tag, da ich zwei Töchter habe, die eine ist sechs, die andere 13. Der Grund dafür, dass wir das gemacht haben, besteht darin, dass die Kinder heute in der Schule etwas lernen, was sie in der Literatur nicht wiederfinden. In dem Moment, in dem meine Töchter ein Buch in die Hand nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in der alten Rechtschreibung abgefasst ist, 90 Prozent.

STANDRAD: Die Schulbücher sind allerdings bereits umgestellt.

Aust: Das ist der Kern des Problems, wir haben eine zweigeteilte Situation. Da sie die alten Bücher aber nicht mehr verändern können und sich die neue Rechtschreibung offensichtlich aus genau diesen Gründen nicht durchgesetzt hat, ist es vernünftiger, zur alten zurückzukehren als den Unsinn weiter mitzumachen.

STANDARD: Viele nennen das in Hinblick auf die jüngere Generation unverantwortlich. Geht es um eine Machtdemonstration der Medien?

Aust: Nein, wir haben die Rechtschreibreform am Anfang ja mitgemacht, aber die Regelungen selbst waren zu einem großen Teil widersinnig. Wir haben sehr energisch dagegen argumentiert, dann aber trotzdem mitgemacht, da wir gedacht haben, na gut, vielleicht setzt sich das ja irgendwann durch. Meinungsumfragen sagen aber, dass 80 Prozent der Leute dagegen sind.

STANDARD: Sie beklagen die Unsinnigkeiten und Widersprüchlichkeiten der neuen Rechtschreibung. Die gab es in der alten Rechtschreibung in anderer Form aber genauso. Haben Sie das vergessen?

Aust: Man machte die Reform, um eine Logik in Bereiche einzuziehen, die sich der Logik zum Teil entzogen haben. Man hat dadurch neue unlogische Formen produziert. Wenn man es konsequent gemacht hätte, hätte man die halbe deutsche Sprache umschreiben müssen.

STANDARD: Sie sprachen in Ihrem letzten Leitartikel von einem „orthografischen Chaos“. Ist ein solches nicht genau dann vorprogrammiert, wenn man die Reform zurücknimmt?

Aust: Das glaube ich nicht. Im Übrigen würde kein Land der Erde auf die Idee kommen, eine neue Rechtschreibung von staatlicher Seite zu entwickeln. Sie finden in der französischen Sprache, glaube ich, sechs verschiedene Schreibweisen für das o: Renault, Bordeaux ... Was glauben Sie, was passieren würde, wenn man in Frankreich plötzlich sagen würde, wir schrieben das alles mit o?

STANDARD: Sprache entwickelte sich immer weiter.

Aust: Das ist der Kern des Problems. Es hat immer Entwicklungen gegeben, die irgendwann in die Regularien übernommen worden sind. Das ist auch richtig so. Aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob sich Sprache evolutionär entwickelt, oder ob sich eine Gruppe von selbst ernannten Experten bzw. von den Kultusministern ernannten Experten, hinsetzt und ein neues Sprachsystem entwickelt, das mit dem, was gebräuchlich ist, nichts zu tun hat.

STANDARD: Seit 1902 war die Rechtschreibpflege dem Duden-Verlag anvertraut, einem Privatunternehmen. Jetzt tragen staatliche Stellen die Verantwortung. Ist das nicht ein Mehr an Demokratie?

Aust: Wo sehen Sie da ein Mehr an Demokratie? Bei der Einführung der Rechtschreibreform wurde im Bundesland Schleswig-Holstein eine Volksbefragung durchgeführt. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hat für die Beibehaltung der alten Rechtschreibung gestimmt. Das hat die Politik überhaupt nicht interessiert.

STANDARD: Ihr Vorstoß wird von vielen als reaktionär angesehen. Sind Sie und Ihre Medienkollegen die neuen Gralshüter der Sprache?

Aust: Nein, wir sind keine Gralshüter, wir wehren uns gegen Veränderungen, die nicht notwendig und widersinnig sind.

STANDARD: Medien nehmen die Reformen der Politik zurück. Sind die deutschen Leitmedien die besseren Politiker?

Aust: Zumindest sind unsere Politiker nicht die besten Politiker, die man sich vorstellen kann. In diesem Land gibt es einen enormen Reformstau, aber der bezieht sich nicht auf die Sprache.

STANDARD: Schätzungen sagen, dass die Rücknahme der Reform 250 Millionen Euro kosten wird.

Aust: Diese Kosten würden entstehen, wenn sie von heute auf morgen alle Bücher verändern würden. Genauso gut wie wir jetzt eine sechsjährige Einführungsphase hatten, wird es auch in Zukunft einen Turnus geben, in dem Schulbücher den Lehrplänen angepasst werden. Man kann genauso einen evolutionären Prozess einleiten wie den, den man gemacht hat, um die Reform einzuführen, um aus diesem Unsinn wieder auszusteigen.

STANDARD: Haben Sie Zahlen, wie viel das kosten würde?

Aust: Es geht nicht um Zahlen, weil Sie die Zahlen willkürlich festsetzen können.

STANDARD: Nichts wird es nicht kosten.

Aust: Ich kann Ihnen sagen, es kostet nicht sehr viel. Nur wenn Sie jetzt anfangen, Bücher die bereits gedruckt sind, einzustampfen und neue Auflagen zu produzieren, kostet das sehr viel Geld. Aber es stellt sich die Frage, was sie tatsächlich verändern wollen. Der Grundgedanke derer, die die Rechtschreibreform eingeführt haben, war eine Liberalisierung der Sprache, in der die Bandbreite, was ein Fehler ist und was kein Fehler ist, vergrößert wurde. Man könnte so liberal sein und sagen, jetzt gehört auch die alte Rechtschreibung in dieses Spektrum.

STANDARD: Das hieße, die Schüler müssten sich erst recht an ein Chaos gewöhnen.

Aust: Sie müssen sich ohnehin an ein Chaos gewöhnen, selbst wenn wir bei der neuen Rechtschreibung blieben. Aber dann haben sie keine Perspektive, diesem Chaos zu entkommen. (DER STANDARD, Album, 14./15.8.2004)

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Norbert Lindenthal
16.08.2004 20.26
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Der Standard Standard.at

16. August 2004 19:04
 
Die Kunst des Reformierens
Im Zusammenhang mit der Rechtschreibung ist zur Zeit viel von Reformen die Rede

Von Günter Traxler

Im Zusammenhang mit der Rechtschreibung ist zur Zeit viel von Reformen die Rede. Zu viel, wie die einen, zu spät, wie andere, zu hysterisch, wie dritte meinen. Vor allem Leute, die darauf bestehen, die Sprache mit den Amtsregeln ihrer Schreibe zu verwechseln, und daraus ein professionelles Recht ableiten, sie für gefährdet zu erklären, tun sich viel um. Längst ist Andreas Unterberger erlahmt, da läuft der Sprachpurist Cato Amok und fordert eine Reform der Reform. Wie auch Robert Menasse, der vorige Woche in der „Süddeutschen Zeitung“ wider eine gestrige und zwangsassimilierte Rechtschreibung auftrat, dieselbe als rassistisch, neoliberal und rückwärtsgewandt bezeichnete, wobei er von sich behauptete: Ich spreche und schreibe Deutsch. Das große, weite und tiefe Deutsch, das die Reformer nicht verstehen.

Damit kam er bei einigen heimischen Kollegen nicht gut an. Die unterzeichneten ein im STANDARD veröffentlichtes Manifest Christian Ide Hintzes, in dem gefordert wurde: Keine „deutsche“ Rechtschreibreform mehr! Sie wollen nicht mehr das große, weite und tiefe Deutsch schreiben, das die Reformer nicht verstehen, sondern fordern eine Staatssprache Österreichisch in einem europäischen Kontext. Um sich nach Erfüllung dieser Forderung in derselben auszudrücken, also Marmelade ins Konfitüreglas zu füllen?

Zu diesem Behufe fordern sie ferner, der EU das 1950 von Felix Hurdes und Ernst Fischer initiierte "Österreichische Wörterbuch“ auf eine Weise bekannt zu machen, dass in Zukunft Skurrilitäten wie der so genannte „Marmeladestreit“ einfürallemal vermieden werden. Ein patriotisches Ziel, des Poetenschweißes wohl wert, eine schallende Ohrfeige für jene, die dem Alpenvolk, begnadet für das Schöne, gnadenlos die Gams selbst im Gemsbart verweigern würden, nur um den Gämsen zu entrinnen.

Sie greifen bei ihrer Reformverweigerung auf eine Zeit zurück, in der das erste Nazi-Opfer Österreich seinen retardiert unbeugsamen Widerstand gegen den vormals begeistert begrüßten Anschluss an Deutschland – für kritische Ostmärker übrigens damals das Land der „Marmeladinger“ – dadurch zum Ausdruck brachte, dass Schulkinder nicht mehr in Deutsch, sondern in „Unterrichtssprache“ konditioniert wurden. Das war Österreichisch in einem typisch österreichischen Kontext.

Dazu fällt einem Helmut Qualtingers Reformvorschlag ein, den Buchstaben U aus dem Alphabet auszumerzen: Gäbe es doch so viele unanständige, mit christlicher Pädagogik unvereinbare Worte, die diese Letter enthielten. Dazu kam es nicht – Unterrichtsminister Hurdes hätte zurücktreten müssen. Die große Schwäche der jetzigen Reform: So weit würde eine Liesl Gährer nie gehen.

Wie man eine Reform durchzieht, die trotz kritischer Einwände letztlich einigermaßen akzeptiert wird, hat vorige Woche in vorbildlicher Weise DER STANDARD demonstriert. Für Johann Skoceks Kolumne im Olympia-Teil hatte Meister Oliver Schopf nach einer älteren Vorlage einen Kopf des Autors zu zeichnen, der wie die Rechtschreibreform den Erfordernissen der Jetztzeit angepasst sein sollte. Links sein erster Vorschlag.

Zugegeben, der Zeichner hatte für sein Werk nicht so viel Zeit wie die Rechtschreibreformer für das ihre, die Redaktionskonferenz nahm darauf aber keine Rücksicht und äußerte sich befremdet. Nicht so sehr vielleicht wie Robert Menasse über die angeblich neue Doppel-s-Regelung, aber in ähnlichen Worten. Zwar wollte niemand von rassistisch sprechen – wir sind ja keine Dichter –, aber die Skoceks haar- und bartumflortem Antlitz entströmende Dämonie habe fast schon etwas Gämsenhaftes, und werde der Milde seines Wesens in keiner Weise gerecht.

Anders als die Rechtschreibbürokraten beharrten weder Zeichner noch Chefredaktion auf diesem Bild, sondern zeigten sich zur Reform der Reform bereit. Das Ergebnis sehen Sie in der Mitte. Aber jene, die zu dem ihnen gewohnten Skocek zurück wollten, waren wieder nicht zufrieden. Nun wirke er geradezu zwangsassimiliert, ehrlich gesagt irgendwie gestrig, fast rückwärtsgewandt.

Spätestens jetzt hätte auch der geduldigste Rechtschreibreformer auf stur geschaltet. Aber nicht wir, wenn es ums Reformieren geht! Seit gestern gibt es Skocek III. Ich finde, nun ist er ziemlich österreichisch im europäischen Kontext. Aber die Olympischen Spiele dauern ja noch.

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Norbert Lindenthal
13.08.2004 05.07
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Der Standard

13.8.2004

Des Chaos tanzende Sprachsterne
Die Chance der Rechtschreibvielfalt
 
Die Angst geht um. Sie hat, in diesem lauen Sommer, einen Namen: „Das Chaos“. Ein Chaos, welches, im Gegensatz zur wirren Urmasse des Weltenbeginns, einen Urheber kennt: die Rechtschreibreform.

„Ein Chaos ist entstanden“, argumentiert Marcel Reich-Ranicki im „Spiegel“, der in den mütterlichen Schoß der alten Rechtschreibung zurückkehrt. „Die Reform hat ein Chaos geschaffen“, sinniert Robert Menasse in der gleichfalls rückkehrwilligen „Süddeutschen Zeitung“. Und dass „die Schreib- und Lesefähigkeit der jungen Generation durch das nun entstandene Chaos nachweisbar abgenommen“ hat, erkennt scharfsinnig Dichand-Cato in der „Krone“.

In seltener Einmütigkeit geißeln die mächtigen Herren der Sprache weniger die Veränderung als die fatale Ungewissheit, der zu begegnen die entfesselte Schriftsprache sie zwingt. Hinter ihrer Ablehnung der Rechtschreibreform nämlich scheint, unabhängig von allen konkreten Verschiebungen der Schrift, jenes Phänomen auf, das der Psychoanalytiker und Soziologe Erich Fromm einst „Furcht vor der Freiheit“ nannte.

Dem Wagnis eines vielfach ungesicherten Daseins zu entgehen, flüchtet sich der Mensch freiwillig in Abhängigkeit und Unterwerfung – und sei es unter eine verbindliche Rechtschreibregel. Jene Verbindlichkeit vor allem wurde durch die Parallelexistenz zweier Sprachregeln beendet.

Von Schülern und Beamten abgesehen, auf deren schriftliche Werke der Staat ein strenges Auge wirft, steht heute jedem Bürger, jeder Zeitung, jedem Verlag frei, selbst zu entscheiden, welche schriftliche Ausdrucksform er wählt. Erlaubt ist, was gefällt.

Fröhliche Anarchie

Ein Zustand, der den Verfechtern einer Rechtschreiborthodoxie – Reformern wie Antireformern – gleichermaßen Unbehagen einzuflößen scheint. Geflissentlich übersehen sie, dass die fröhliche Anarchie der Sprachpraxis jegliche Entscheidung für eine Regel längst zugunsten eines ungezwungenen Nebeneinander der Möglichkeiten unterlief.

Nur einige Beispiele: Der Hamburger Rowohlt Verlag entschied 1998, seine Bücher fortan in neuer Rechtschreibung zu drucken. Allein: Viele Autoren des Hauses, wie Georg Klein, Thorsten Becker, Peter Rühmkorf – und neuerdings Martin Walser –, beharrten darauf, in ihrer, der alten, Rechtschreibung gedruckt zu werden. Was selbstredend geschah. Übersetzungen jedoch vereinheitlicht Rowohlt in neuer RS. Vereinheitlicht? Nicht jedoch die Nabokov-Gesamtausgabe. Auch deren künftige Bände erscheinen, weil das Projekt vor 1998 begonnen wurde, in der alten Version. Inkonsequenz? Ja, bitte.

Auch der STANDARD – dies sei eingestanden – der sich auf die Seite der Reformer schlägt, schmuggelt einige „Retros“ auf seine Seiten: Wir berichten nicht von „allein Erziehenden“, sondern über „Alleinerziehende“. Und „Spagetti“ erinnern sich weiterhin an ihre italienische Herkunft und bleiben „Spaghetti“. Inkonsequenz? Ja, bitte.

„Foto...“? „Photo...“?

Vor allem im Mikrokosmos der Wörter eröffnen sich ungeahnte Kombinationsspielräume. Etwa im Bereich des griechisch verwurzelten „Ph“. Liebt der Kenner der griechischen Sprache die Photographie, plädiert der Neuerer für die Fotografie, nicht ohne den weniger gebräuchlichen Fremdworten Photosynthese oder Graphologie ihr „ph“ zuzugestehen. Den Philharmonikern und den Philosophen ohnehin. Inkonsequenz? Ja bitte. Nennen wir sie Freiheit.

Nicht zuletzt ermöglicht das Nebeneinander der Formen eine verstärkte Reflexion über die Sprache, erweitert die Bandbreite der Assoziationsmöglichkeiten, eröffnet eine neue Durchlässigkeit, im günstigsten Fall eine weniger durch Regeln verhärtete Differenziertheit des Denkens.

Eine Differenziertheit, die auch Kindern und Jugendlichen nicht vorenthalten werden sollte. Wo die gesamte Gesellschaft einer ungewohnten Sprachfreiheit entgegen schreibt, scheint es ein autoritärer Anachronismus, 1,25 Millionen junge Menschen per Strafe von jener Freiheit auszuschließen.

Wollte der Staat doch die seltene historische Gelegenheit der Regelparallelität nutzen: etwa, um seine Lehrer anzuhalten, mit den Schülern über die etymologischen Wurzeln der veränderten Wörter zu diskutieren, statt Fehlschreibung mit „ungenügend“ zu zensurieren –, um so ihre Argumentationsfreude wie ihr Bewusstsein für die Entstehung und Veränderbarkeit von Sprache zu fördern. Auf dass sie nicht rechtschreiben, sondern recht schreiben lernen.

Der Angst vor dem Chaos aber sei jener Satz Friedrich Nietzsches entgegengehalten, der heute schon manches T-Shirt ziert: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Ein Gratis-T-Shirt bitte, für Marcel Reich-Ranicki, Robert Menasse und Cato. (Cornelia Niedermeier/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2004)

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Norbert Lindenthal
12.08.2004 17.40
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12. August 2004 16:08
 
„Krone“: Dichand will „Schluß" der Reform
Cato-Kommentar in aktueller Ausgabe in alter Rechtschreibung – Rest der Zeitung aber weiter nach Reformregeln

„Schluß mit neuer Rechtschreibung“:

Das „Krone“-Cover von Donnerstag, 12. August.


„Schluß damit“ betitelt „Krone“-Herausgeber Hans Dichand alias „Cato“ einen in alter Schreibweise verfassten Kommentar zur Rechtschreibreform in seinem Blatt am Donnerstag. Die „in überflüssiger bürokratischer Regelungswut“ entstandene Reform sei ein „großer Fehler“ gewesen: „Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit, ihn gutzumachen, denn im August nächsten Jahres wird der uns aufgezwungene Irrsinn verbindlich.“ Der Rest des Blattes folgt allerdings nach wie vor den neuen Schreibregeln – Chefredakteur Michael Kuhn hatte am Freitag gegenüber der APA betont, dass die „Krone“ „zähneknirschend“ bei der Reform bleiben werde.

„Auch die meisten Politiker bei uns haben mittlerweile bemerkt, wie sie einmal mehr an der Bevölkerung vorbeiregiert haben; ein guter Grund, auf sie zu hören“, meint Cato. Und schließlich: „Also Schluß damit. So schnell wir können!“

Auch die Leserbriefe in der „Krone“ sind am Donnerstag zu einem großen Teil der Rechtschreibreform gewidmet – wobei das Spektrum der Meinungen vom Beibehalten der Reform bis zur Rücknahme reicht. (APA)

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 23.16
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10. August 2004 11:08
 
SPD-Politiker wollen an „bewährten Regeln“ festhalten
Lehrerverband: Keine Probleme bei Rückkehr zur alten Schreibe


Mehrere SPD-Politiker haben sich für eine Rücknahme der Rechtschreibreform ausgesprochen. Der SPD-Rechtsexperte Volker Neumann forderte in der „Bild“-Zeitung (Dienstagausgabe) eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Zur Begründung sagte er, fast die ganze deutschsprachige Literatur sei nach den „bewährten Regeln“ verfasst. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, sagte derselben Zeitung, statt der versprochenen Vereinfachung trete das Gegenteil ein – nämlich große Verunsicherung.

Der innepolitische Sprecher der Fraktion, Dieter Wiefelspütz, sagte ebenfalls der „Bild-Zeitung“, er denke nicht daran, sich von Bürokraten vorschreiben zu lassen, wie er richtig zu schreiben habe. Der Axel-Springer-Verlag, dem die „Bild“-Zeitung gehört, will die alte Rechtschreibung in den nächsten vier Wochen einführen.

Gegen Rücknahme der Reform

Dagegen wandte sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) gegen eine Rücknahme der Reform. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte der „Berliner Zeitung“ (Dienstagausgabe), eine komplette Rolle rückwärts würde die Verwirrung perfekt machen und Millionen-Kosten verursachen.

Stopp der Rechtschreibreform zumutbar

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, erwartet dagegen keine Probleme bei einer möglichen Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Ein Stopp der Rechtschreibreform sei Lehrern und Schülern „durchaus“ zumutbar, sagte Kraus der „Bild“-Zeitung (Dienstagsausgabe). „Von den 700 Wörtern Grundwortschatz, den Viertklässler schriftlich beherrschen müssen, brauchen sie gerade einmal 20 Wörter neu zu lernen.“ Ein viel größeres Chaos gebe es, „wenn wir weiter eine Orthographie lehren, die außerhalb der Schule immer weniger praktiziert wird“, betonte Kraus.

Die von Schulbuchverlagen genannten Umstellungskosten in Höhe von rund 250 Millionen Euro bezeichnete der Verbandschef als „aufgebauscht“. Ein Austausch der Literatur sei kein Problem, da viele Bücher sowieso nach fünf bis sechs Jahren zerfleddert seien und ausgetauscht werden müssten. „Es kommen keine gigantischen Kosten auf Eltern und Kommunen zu“, sagte Kraus. Es solle aber eine Übergangsfrist bis 2010 geben.

„Um wichtigere Dinge kümmern“

Die hessische Kultusministerin Karin Wolff kritisierte indes die Kritiker der Rechtschreibreform scharf. Dem „Mannheimer Morgen“ (Dienstagausgabe) sagte die CDU-Politikerin, die Debatte sei ärgerlich, weil Schriftsteller und Verlage ihre Bedenken schon vor Jahren hätten anmelden können. Sie würde sich wünschen, dass sich „viele, die sich so ereifern, um wichtigere Dinge kümmern würden“. Den Zeitungsverlagen, die eine Rückkehr zur alten Schreibweise angekündigt haben, warf die Ministerin vor, ein „Machtspiel“ zu inszenieren.

Dass in Österreich und der Schweiz ein Proteststurm gegen das neue Regelwerk ausgeblieben ist, erklärt sich Wolff mit der allgemeinen Stimmungslage in Deutschland. „Die Rechtschreibreform ist ein Stellvertreter-Thema für all die anderen Reformen, mit denen wir Deutsche uns zurzeit schwer tun“, wurde sie zitiert. Überdies sei es ein Thema, das „toll ins Sommerloch passt“. (APA/AFP)

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Norbert Lindenthal
09.08.2004 11.08
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Der Standard

9.8.2004 10.59 Uhr

„BamS“-Chefredakteur fordert Volksabstimmung
Kultusministerkonferenz-Vorsitzende dagegen – Rüttgers: Kein Komplott zwischen Verlagen und Politik


(Bild-Titelseite)
In großen Lettern verkündet die 'Bild'-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 7. August ihre Rückkehr zur alten Rechtschreibung.

Der Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, Claus Strunz, hat eine Volksabstimmung über die Rechtschreibreform gefordert. „Es gab nur einen klugen Satz in der Debatte im Bundestag: Die Sprache gehört dem Volk. Dann fragt es“, sagte Strunz am Samstagabend in der ARD-Sendung „Sabine Christiansen“. Der deutschen politischen Klasse warf er „Verhuschtheit“ vor, weil sie „die Menschen, um die es geht, gar nicht mehr fragt.“

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen, lehnte eine Volksabstimmung über die Reform hingegen ab. Die Mehrzahl der Deutschen habe „ganz andere Sorgen“. Ahnen verwies auf den einstimmigen Beschluss der KMK, die Rechtschreibreform mit 1. Juli 2005 einzuführen. „Zur guten Demokratie gehört auch Verlässlichkeit. Wir können nicht alle drei Tage die Pferde wechseln“, sagte die rheinland-pfälzische Kultusministerin.

„Institutionalisiertes Chaos“

Der CDU-Vizevorsitzende Jürgen Rüttgers kritisierte bei „Sabine Christiansen“ vor allem die mangelnde Einheitlichkeit der Rechtschreibregeln seit der Reform. Etwa ein Fünftel der Worte könne jetzt „jeder schreiben, wie er will“. „Das ist doch das institutionalisierte Chaos“, bemängelte Rüttgers. Er forderte, die Reform mit Vernunft zu überarbeiten und „nicht von oben zu degradieren“. Dazu sei jetzt die letzte Chance. Der Chef des Schulbuchverlags Cornelsen, Fritz von Bernuth, wies auf die finanziellen Folgen einer Rücknahme der Reform hin. Pro Buch koste die Umstellung von Schulbüchern zwischen 6.000 und 10.000 Euro.

Der Bundesverband Junger Unternehmer (BJU) kündigte derweil ebenfalls einen Boykott der neuen Rechtschreibung an. BJU-Vorsitzende Karoline Beck sagte der „Bild“-Zeitung (Montagausgabe): „Wir empfinden die Reform als Diktat. Der Schritt einiger Verlage, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, sei „eine Abstimmung mit den Füßen.“

Für Umstellung sieben Jahre vereinbart

Für Schulen und Ämter in Österreich, Deutschland und in der Schweiz ist die Rechtschreibreform seit 1. August 1998 verbindlich. Als Zeitrahmen für die Umstellung wurden international sieben Jahre vereinbart – bis dahin gelten die bisherigen Schreibweisen als überholt, werden in den Schulen aber nicht als Fehler gewertet. Medien, Verlage, Autoren, Firmen und Private können dagegen freiwillig entscheiden, ob sie die neue Schreibung wählen oder bei der alten bleiben. (APA/AFP)

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 21.23
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Der Standard derstandard.at

06. August 2004 17.09
 
Nachrichtenagentur APA hält Rückkehr zur alten Rechtschreibung für „nicht sinnvoll“
Chefredakteur Mayr: „Hat Deutschland keine anderen Sorgen“ – Bildungsministerium „gelassen“

Reserviert steht man bei der APA – Austria Presse Agentur einer Rückkehr zur alten Rechtschreibung gegenüber. Auch wenn man eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung für „nicht sinnvoll“ erachte, werde man die Entwicklung in Deutschland genau beobachten, erklärte APA-Chefredakteur Wolfgang Mayr. Änderungen in der Rechtschreibung könne es jedenfalls nur in Absprache und im Konsens mit den anderen deutschsprachigen Agenturen geben. Die Bezieher des APA-Basisdienstes werde man über die weitere Entwicklung – so wie im Vorfeld der Einführung der neuen Rechtschreibung – frühzeitig und umfassend informieren.

„Dieses Hin und Her um die Rechtschreibung, wie immer man zur neuen Rechtschreibung steht, ist eine Zumutung für die gesamte Bevölkerung, insbesondere aber für jene Schülerinnen und Schüler, die seit sechs Jahren mit der neuen Rechtschreibung groß geworden sind“, meinte Mayr weiter. „Hat Deutschland keine anderen Sorgen als dieses Tauziehen zwischen einzelnen Politikern und einigen Medien? Eigentlich geht es um ein Sachthema.“

Ministerium „gelassen“

„Gelassen“ sieht der im Bildungsministerium für die Umsetzung der Rechtschreibreform zuständige Ministerialrat Fritz Rosenberger die Rückkehr von Spiegel-Verlag und Springer AG zur alten Rechtschreibung. Eine Rücknahme der Reform in Deutschland sei unwahrscheinlich, da es dafür der Einstimmigkeit in der Kultusministerkonferenz bedürfe, so Rosenberger. In den vergangenen Wochen hätten sich aber in etwa genau so viele Minister dafür wie dagegen ausgesprochen. (APA)

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 21.22
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Der Standard derstandard.at

06. August 2004 15.07
 
Schweizer Medien gestalten Rechtschreibung weiter selbst
Jeder Titel des größten Schweizer Medienverlags Ringier hat eigene Regelung

Die großen Schweizer Verlage wollen dem Aufruf der deutschen Axel Springer AG und des Spiegel-Verlages zur Rückkehr zur alten Rechtschreibung nicht folgen. „Unsere Zeitungen und Magazine sind schon bisher nicht einfach nach der neuen Rechtschreibung gegangen“, sagte Myrta Bugini, Sprecherin des größten Schweizer Medienverlag Ringier („Blick“), am Freitag. Jeder Titel des Hauses habe seine eigene Regelung. Eine Verlagsanweisung gebe es nicht. „Wir werden dies nicht einfach verordnen, sondern schreiben so, wie es der Leser braucht.“

Für Kari Schnellmann vom Korrekturat beim „Tages-Anzeiger“ in Zürich kommt der Vorstoß nicht überraschend. Beim TA-Media-Verlag werde aber vorläufig nichts geändert, so lange die neue Rechtschreibung „noch amtlich ist“. Die „Neue Zürcher Zeitung“ sieht im Vorstoß aus Deutschland eine „unkluge Handlung“, wie Chefkorrektor Stephan Dové sagte. Die Zeitung übernehme nur das, wo der Sinn verständlicher werde. „Im Zweifel entscheiden wir uns eher für die alte Rechtschreibung“, sagte der Korrektor. (APA/dpa)

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