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Sigmar Salzburg
24.08.2011 08.49
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So sagt die taz nichts – Richtiges!

Nachruf Loriot
„Bitte sagen Sie jetzt nichts!“


Seine Tableaus entlehnte der Sproß einer mecklenburgischen Offiziersfamilie nicht ohne Grund fast ausnahmslos dem groß- oder wenigsten gutbürgerlichen Milieu. Ein Milieu, in dem er sich auskannte, weil er, der tendenziell wertkonservative Freund klassischer Musik und korrekter Rechtschreibung, ihm zeitlebens angehörte.

taz.de 23.8.2011

Nach Staatsdiktat ist die Reformschreibung „korrekt”, Loriot meinte aber die bewährte „alte“ Rechtschreibung.

Siehe auch: faz.net 26.8.2004 (gemeint ist der kultusministerfreie Rat für Rechtschreibung e.V.!)

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Sigmar Salzburg
24.07.2010 15.39
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taz-Literaturrätsel

Shakespeares Porno
Wie heißt der Romantitel? Im Sommer des Jahres 1978 reiste ich quer durch Europa und gelangte auch nach Paris.

Bei meinen Wanderungen durch die Stadt entdeckte ich eines Tages in der Rue de la Bûcherie das legendäre Antiquariat Shakespeare & Company. … in einigen entlegenen Stapeln fand ich auch ein paar deutschsprachige Titel, darunter einen Roman, … Der Roman reiste mit heim und verschwand im hintersten Regal und wäre sicher in den nächsten Jahren bei einem Umzug verloren gegangen, wenn er sich nicht jedes Mal, sobald ich ihn aussortieren wollte, heftig dagegen gesträubt hätte. So viele Erinnerungen an schöne Stunden, gurrte er stets Mitleid erregend und schaffte es so immer wieder, eine neue Runde im Leben mitdrehen zu dürfen.

Im Jahr 1993 fiel mir dann eine abseitige Literaturzeitschrift in die Hände, der ein bekannter Schriftsteller ein ausführliches Interview zu Leben und Werk gegeben hatte. Der Dichter mit dem mittlerweile sehr klangvollen Namen berichtete, dass er während seiner Studienzeit einen pornografischen Roman verfasst hatte. … Es war der Pariser Pornoroman, wie ich sofort an den Zitaten erkannte. Ich konnte nicht anders, ich musste den Schriftsteller mit meinem Fund konfrontieren. Er schrieb gelassen zurück, dass ich Recht hätte mit meiner Vermutung, …

taz.de 23.7.2010

Das Rätsel muß der interessierte Leser natürlich anhand der Originalseite zu lösen versuchen.

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Sigmar Salzburg
24.07.2010 12.42
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taz-Propaganda: Alle profitieren vom gemeinsamen Lernen

„Das kürzeste aller Zeitfenster“

BILDUNG Forscher Klaus-Jürgen Tillmann findet, in Hamburg würden Kinder zu früh auf verschiedene Schularten verteilt. Dabei spreche viel dafür, länger gemeinsam zu lernen

Hamburg stimmt in diesen Tagen in einem Volksentscheid über die sechsjährige Primarschule ab. Ihr Kollege Jürgen Baumert hat dies im Spiegel zu einem „völlig unnötigen Streit“ erklärt. Der Nutzen der Reform sei nicht bewiesen.

[Tilmann] Das sehe ich anders: Jürgen Baumert hat angesichts der PISA-Ergebnisse selbst erklärt, dass durch eine frühe Sortierung im Schulsystem die sozialen Ungleichheiten verstärkt werden. Je früher Schüler auf unterschiedliche Bildungsgänge verteilt werden – so Baumert – „desto kürzer wird das Zeitfenster, das für schulische Interventionen zum Ausgleich herkunftsbedingter Leistungsunterschiede zur Verfügung steht“.

taz.de/1/nord/hamburg 13.7.2010

Das mag sein, aber das gemeinsame Üben geschieht immer auf dem Rückern und zum Nachteil der besser Lernenden. Es ist eine offensichtliche Vernebelung der Wirklichkeit, wenn behauptet wird, sie würden auch profitieren. Der Unterricht geht langsamer voran, weil den Spätzündern ständig alles zwei- und dreimal erklärt werden muß.

Ich habe es selbst erlebt. Allerdings habe ich auf andere Weise profitiert: Ich durfte manchem Klassenkameraden nachmittags Nachhilfe in Mathe und Physik geben (von den Eltern bezahlt). Dabei habe ich präzise erklären geübt. Das geht im Unterricht natürlich nicht. Ich habe auch alle durchgebracht. Einer ist dann aber doch hängengeblieben – wegen Deutsch.

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Sigmar Salzburg
21.07.2010 22.19
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Wieder wird soziale Mißgunst geschürt

Eine Frage des Wohlstands

… Offenbar entschied das persönliche Einkommen auch über die grundsätzliche Bereitschaft, sich am Volksentscheid zu beteiligen. In den ärmeren Vierteln gaben nur 20 bis 30 Prozent ihre Stimme ab. Die Reformbefürworter konnten Arbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund und Geringverdiener, denen die neue Primarschule vor allem zu Gute kommen sollte, nicht mobilisieren. Im wohlhabenden Norden und Westen lag die Abstimmungsquote dagegen bei bis zu 60 Prozent.

taz.de 20.7.2010

Klar, den besser Vorgebildeten sollte Lernzeit auf dem Gymnasium weggenommen werden. Daß minderbemittelte Kinder durch deren Gegenwart schlauer würden, ist dagegen kaum überzeugend zu vermitteln.

P.S.: Meine Mutter war ganz arm, und trotzdem haben ihre drei Kinder das Gymnasium besucht. Eine Schwester hat sogar eine Klasse übersprungen.

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Sigmar Salzburg
05.05.2010 09.08
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Die „taz“, Hort hämischer Unwichtigtuerei

DIE WAHRHEIT

Dichter unter Diktatoren

An der Lyrikfront agiert Durs Grünbein mit Nachdruck. Worüber der Großpoet gerade grübelt und was er von Diktatoren und Tyrannen hält, legt er in einem Brief dar.

VON RUDOLF WALTHER

Durs Grünbeins gibt das „Auskunftsbüro“ in Sachen „Weltanschauung“. Foto: dpa

Im neuesten Spiegel erklärt der Dichter Durs Grünbein den lebenden und toten Diktatoren und Tyrannen in einem offenen Brief seine Sicht der Dinge: „Ich bin Dichter, und als solcher wird man hin und wieder nach seiner politischen Meinung gefragt.“ Er hält sich für ein „Auskunftsbüro“ in Sachen „Weltanschauung“ und verrät mit diesem Wort aus dem DDR-Weltanschauungsbetrieb, wo er intellektuell stehen geblieben ist, trotz des Nachhilfeunterrichts in Demokratie.
[…]
Bereits zur Jahrtausendwende, im Heiligen Krieg gegen die Rechtschreibreform, verdiente sich der Poet in Gottfried Benns viel zu großen Schuhen bleibende Meriten mit einer astreinen Mütterzeugung in Prosa. Bei seinem Lobgesang auf die Muttersprache stolperte er geradewegs in den Sumpf von Pathos und Kitsch: „Man vergreift sich nicht an der Mutter. Man spielt nicht mit dem Körper, der einen gezeugt hat.“ Im Spiegel-Essay nun verrät Grünbein seine neueste Müttererkenntnis: „Wahr ist nur, dass noch jeder Tyrann eine Mutter hatte.“
[…]
taz.de 5.5.2010

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DS
14.06.2008 16.12
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für ein vielsprachiges Europa

Die Tageszeitung 14.6.2008

Zwei Drittel bangen um unser Deutsch
Der gefühlte Sprachverfall

Zu viel Englisch, zu viel Fernsehen, zu wenig Lesefreude: Laut einer Umfrage fürchten Alt und Jung, dass ihre Muttersprache verkommt. Mit der Realität hat das wenig zu tun. VON JULIA WALKER

[Bild (2 Schulkinder, jüner als 16 Jahre, lesen zwei Duden)]
Die deutsche Sprache verkommt nicht, es fühlt sich nur so an. Foto: dpa

BERLIN taz „Die deutsche Sprache droht immer mehr zu verkommen“ – so sehen das 65 Prozent der Deutschen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt hat. 1.820 Personen ab 16 Jahren wurden gefragt, wie sie über ihre Muttersprache und über Fremdsprachen denken.

Herausgekommen sind gefühlte Wahrnehmungen, die von Tatsachen weit entfernt seien, sagte Rudolf Hoberg, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache. Diese hatte zusammen mit dem Deutschen Sprachrat die Umfrage in Auftrag gegeben. „Schon seit den alten Ägyptern klagt die Generation der Erwachsenen darüber, dass alles schlechter geworden ist“, relativierte Hoberg die jüngsten Umfrageergebnisse. Vor allem Ältere sorgen sich über einen Verfall der deutschen Sprache, so der Projektleiter im Allensbach-Institut, Rüdiger Schulz: „Interessant dabei ist, dass auch die Jungen dasselbe Gefühl haben.“

Zweifel an diesen Pauschalurteilen kommen auf, wenn man die Rechtschreibkenntnisse der Bevölkerung anschaut: Die Rechtschreibdefizite der Jüngeren sind heute nicht größer als auch schon vor zwanzig Jahren, und das trotz der Explosion der höheren Bildungsabschlüsse. Wörter wie „Rhythmus“ oder „Satellit“ schreibt damals wie heute nur jeder Zweite korrekt, wie ein kleiner Rechtschreibtest während der Umfrage beweist. Gleichzeitig gibt die Mehrheit an, von der Rechtschreibreform verunsichert zu sein.
Für den wahrgenommenen Sprachverfall geben die Befragten vielfältige Ursachen an: dass heute weniger gelesen und mehr ferngesehen wird; dass der Einfluss anderer Sprachen auf die deutsche Sprache stark zunimmt und dass schon im Elternhaus, in der Schule oder in den Medien weniger Wert auf eine gute Ausdrucksweise gelegt wird. Mit Blick auf Anglizismen klaffen die Aussagen älterer Menschen und die der jüngeren stark auseinander. An den englischen Ausdrücken wie „Kids“, „Event“, „Meeting“ oder „E-Mail“ stören sich überwiegend die Älteren. Gleichzeitig empfehlen fast alle Befragten, Englisch als Fremdsprache an der Schule zu lernen.

Was soll die Umfrage bringen? „Zunächst wollen wir genau wissen, was wir schon erahnt hatten“, sagte der Auftraggeber der Umfrage, Hoberg. Mit den repräsentativen Ergebnissen könne man, ohne nationalistisch zu sein, darauf dringen, die deutsche Sprache in Europa zu kräftigen. Sie werde zwar von den meisten Menschen in der Europäischen Union gesprochen, spiele aber bei weitem nicht die gleiche Rolle in Brüssel wie Englisch oder Französisch. Laut Umfrage fordert die große Mehrheit eine stärkere Verwendung der deutschen Sprache in der EU. „Auch junge Deutsche sind davon überzeugt, dass die Vielfalt der Sprachen zur kulturellen Vielfalt Europas gehört“, betonte Rüdiger Schulz. „Irgendwann wollen wir so etwas werden wie eine ,académie allemande'", sagte Hoberg. Die Deutschen sollten sich ebenso wie Franzosen darüber klar werden, dass sie etwas für ihre Sprache und überhaupt für ein vielsprachiges Europa tun müssen. JULIA WALKER

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Sigmar Salzburg
19.04.2008 10.19
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Der Untertanengeist der taz in der Rechtschreibfrage

Die neuen „Spiegel“-Chefs
Der liebe Herr Blumencolo
Good guy & good guy: Die Zeiten der Denkverbote und der Angst vorm Chef sind vorbei. Nach 100 Tagen ohne Aust ist die Stimmung beim Spiegel so gut wie nie.

VON OLIVER GEHRS

… Und wie harmonisch es jetzt ist.
Denn mehr als inhaltlich hat sich in den Monaten seit dem Antritt der neuen Chefredakteure Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo klimatisch getan. Wo früher jeder einfache Redakteur eine Liste mit Denkverboten im Kopf hatte, darf jetzt zumindest alles vorgeschlagen werden, ohne dass man mit einem mittelfristigen Karriere-Aus rechnen muss …

Nun geht es darum, ob vom vernünftigen Ton im Inneren des Magazins auch die Leser profitieren. Ob etwa der Hang zu leidigen Geschichten über irgendwelche gesellschaftlichen Trends, die meist nur eine Halbwertzeit von einer Woche haben, verschwindet und der Gestus des allwissenden Journalisten gleich mit – der besser als die Politiker weiß, was für das Land gut tut oder der sich im Zweifelsfall selbst zum Politiker aufschwingt wie der geschasste Stefan Aust weiland im Kampf gegen die Rechtschreibreform.
Dringend Not tun die weiblichen Hormone auch dem Politikteil, bei dem Rafaela von Bredow stellvertretende Ressortleiterin wird

taz 18.04.2008
taz

Welch eine Scheinheiligkeit der Tazis: Sie würden ja selber gerne mehr in die Politik eingreifen, wenn ihr Blatt nicht so bedeutunglos wäre. Das wieder falsche „Not Tun“ zeigt außerdem, daß sie besser getan hätten, Aust in seinem Antireformkurs zu unterstützen.

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Sigmar Salzburg
30.01.2008 16.16
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In der taz – die nur so genannte Linke gegen die sogenannte Linke

Kurt Becks Redensarten

„Die sogenannte Linke“


Links im Erscheinungsbild, rabenschwarz im Wesen – und Störenfried der eigenparteilichen Berechenbarkeit: Was Kurt Becks Sprache über seinen Blick auf die Linkspartei verrät.

VON CHRISTIAN SEMLER

[Bild: Schlecht rasierter Beck]
Mit dem Wörtchen "sogenannt" will Kurt Beck seine Partei von der Linken abgrenzen. Foto: dpa

Kurt Beck, SPD-Vorsitzender, will für seine Partei nicht nur die scheinbar entschwundene soziale Frage, sondern auch eine vom Untergang bedrohte, aber schließlich doch gerettete sprachliche Konvention wiederbeleben. Sorgfältig achtet er darauf, stets von der "sogenannten Linken" zu sprechen, wenn von dem lästigen Nachbarn zur Linken die Rede ist. Die "sogenannte DDR", an die die Becksche Redeweise erinnern soll, ist in der demokratischen Revolution von 1989 untergegangen, hingegen hat sich der schöne Begriff „sogenannt“, der so leicht und umstandslos von der Zunge geht, trotz der Attacken der bürokratischen Rechtschreibreform schließlich behaupten können.
Beck will uns mit dem Begriff "die sogenannte Linke" einen Hinweis darauf geben, dass Die Linke eigentlich nicht links ist. Als Kenner des Marxschen Werkes ist ihm der Satz wohlvertraut: „Wenn Wesen und Erscheinung stets identisch wären, wäre jede Wissenschaft überflüssig.“ Der Erscheinungsform nach geriert sich Die Linke links, aber ihrem Wesen nach ist sie rabenschwarz. Diese Gedankenfigur ist uns als Stigmatisierung linker Abweichungen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung wohlvertraut.
Das "sogenannt" fordert allerdings gebieterisch nach weiterer Erklärung. Inwiefern ist nach Becks Meinung Die Linke nur ihrer Erscheinungsform nach links? Hier rivalisieren mehrere, sich teils überschneidende Meinungen. Für die Armen im Geiste sind „die Linken“ nichts als „die Kommunisten“ unseligen Angedenkens. Für die realpolitisch denkenden Pragmatiker sind es Populisten, weil sie Versprechungen machen, die sich schlechterdings nicht einlösen lassen. Der Populismus aber, auch wenn er im linken Gewand auftritt, führe stets zu einer Stärkung der extremen Rechten, sei mithin selbst rechts.
Die Linke ist aber nach Beck nicht nur populistisch, sondern noch dazu amorph, ungestaltet, sie verfügt laut Becks jüngster Analyse nicht einmal über ein Programm. Letztere Annahme ist zwar falsch, verdankt Die Linke sich doch vollständig programmatischen Grundannahmen. Aber sie erlaubt Beck, jene Angst wiederzubeleben, die schon einmal und leider grundlos nach dem Einzug der Grünen in den Bundestag auch die SPD ergriffen hatte. Es ist die Angst vor dem Unvorhersehbaren, vor der Normabweichung. Im Gegensatz zur "sogenannten" Linken, so könnte man Becks Argumentation zusammenfassen, zeichnet sich die mit Recht links genannte Linke durch allseitige stabile Berechenbarkeit aus. Und die kann niemand anders sein als unsere vertraute SPD.

taz 29.01.08
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/
1/die-sogenannte-linke/?src=HL&cHash=8ad6e85da9

Anmerkung: Daß das staatlich geförderte Wortgestotter „so genannt“ nach zehn Jahren Reform wieder mühsam aus den Köpfen und Schreibprogrammen der jüngeren Generation verschwindet, ist gewiß kein Verdienst der „taz“ – und ebensowenig von Kurt Beck, dem nun dieser „schöne Begriff ‚sogenannt’“ wieder zur Verfügung steht: „Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hält den jahrelangen Streit über die Rechtschreibreform für nicht mehr zeitgemäß.“ (ap 30.3.06) – Deswegen hatte sich seine Kultusministerin Doris Ahnen, „ gegen eine Volksabstimmung im Streit um die Rechtschreibreform ausgesprochen. In der ARD sagte Ahnen, die Mehrzahl der Bürger hätte andere Sorgen.“(dpa 09.08.04) Auch Demokratie ist für die Riege der „senilen Jusos“ nicht zeitgemäß – wenn das Volk nicht will wie sie.

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Sigmar Salzburg
19.03.2007 17.40
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Nur eine Handvoll

Spur führt in die Duden-Redaktion

betr.: „Elite-Universität wird Spitzel-Hochschule“, taz vom 14. 3. 07

Günther Beckstein lässt in den Unis nach Terroristen schnüffeln, weil die anscheinend so intelligent sind und deshalb einen bayerischen Hochschulabschluss haben müssen. Hauptindiz ist laut Beckstein, dass in einer Botschaft die Terroristen sogar die neue Rechtschreibreform richtig umgesetzt haben. Damit reduziert sich die Zielgruppe auf maximal eine Handvoll Menschen. Denn diejenigen Exoten, die die neue Rechtschreibreform wirklich richtig anwenden, sollten nicht schwer zu finden sein. Wahrscheinlich aber nicht an Bayerns Unis, eher schon in der Duden-Redaktion.
NORBERT TURULSKI, Kempten

taz vom 19.3.2007, S. 12, 12 Z. (LeserInnenbrief)

http://www.taz.de/pt/2007/03/19/a0139.1/text

Auch die taz bzw. ihr Leser verwendet die „neueste“ Rechtschreibung: Handvoll

Die alte „neue Rechtschreibung“ soll aber immer noch gültig sein:

Vom Selbstmordattentäter fand man noch eine Hand voll Sprengstoff.



– geändert durch Sigmar Salzburg am 20.03.2007, 08.41 –
__________________
Sigmar Salzburg

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Norbert Lindenthal
09.08.2006 05.32
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attackierte Rüttgers etwa die Rechtschreibreform

taz Die tageszeitung, 9.8.2006

Rüttgers mag Aktivurlaub

Ministerpräsident Rüttgers hat der Union einen Streit über Kapitalismus und Lebenslügen aufgezwungen. Forscher und Opposition: Rüttgers sucht Profil



Rüttgers' Einlassungen in der parlamentarischen Sommerpause sind ein wiederkehrendes Phänomen in jeder Ferienzeit. Seit der Ex-„Zukunftsminister“ von Helmut Kohl Anfang des Jahrzehnts in die nordrhein-westfälische Landespolitik wechselte, meldet er sich mit hochsommerlichen Ideen. Im Jahr 2000 attackierte Rüttgers etwa die Rechtschreibreform, 2001 warnte der damalige Oppositionsführer vor einer „neuen Welle von Gastarbeitern“. 2004 erfand er den Plan für eine „Generalrevision“ von Hartz IV.

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Detlef Lindenthal
01.03.2006 00.10
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Das Aufregerthema ist längst keines mehr
Deutschlehrer sehen die Windungen und Wendungen der Rechtschreibreform im Schulalltag gelassen


BERLIN taz Lehrer wie Christine Müller winken ab, wenn sie nach Rechtschreibreform gefragt werden. „Diese Diskussion ist in den Schulen lange vorbei“, berichtet die Deutschlehrerin aus Gelsenkirchen, „nur das Feuilleton kämpft noch.“

Kein Wunder, dass für die 37-jährige Pädagogin das angebliche Aufregerthema längst keines mehr ist. Den letzten Abijahrgang, den sie selbst von alter auf neue Rechtschreibung umlernen musste, hat sie vor zwei Jahren verabschiedet. Im schulischen Alltag an ihrem Leibniz-Gymnasium spielt Rechtschreibung ohnehin eine untergeordnete Rolle. „Diktate sind zur Leistungsüberprüfung nicht mehr zulässig“, sagt sie, „uns ist kommunikative Kompetenz wichtiger, als Schreibfehler zu kontrollieren.“

Die gestern übergebenen Änderung der Änderung der alten Rechtschreibung dürfte die eingekehrte Ruhe an Deutschlands Schulen nicht stören. „Am Ende der Woche wird auch bei den Kultusministern Frieden herrschen“, prophezeit Rudolf Hoberg, Linguist in Darmstadt und Präsident der Gesellschaft für die Deutsche Sprache. Denn dann werden auch die Zögerer, Bayern und Nordrhein-Westfalen, die Rechtschreibung voll unterzeichnen. Auch für diese beiden Länder endet dann endgültig die Übergangsfrist, in der Alt- und Neuschreib nebeneinander stehen konnten – ohne im Unterricht als Fehler rot markiert und bewertet zu werden.

Professor Hoberg gehörte dem Rechtschreibrat an, der gestern seine Änderungsvorschläge an die Kultusministerkonferenz zwecks finaler Beschlussfassung überreichte. Hoberg verweist gern darauf, dass die Rechtschreibreform nur 2 Prozent des Wortschatzes betraf – wobei acht von zehn Neuerungen auf das Konto der Doppel-s/scharfes-ß-Frage gegangen sei. Der Schreibrat hat nun aber beim Getrennt- und Zusammenschreiben die Reform deutlich korrigiert.

Mancher Lehrer ist darüber froh. Denn gerade die Trennungen in der deutschen Spezialdisziplin der Bandwurmwörter hatte den Schülern Probleme bereitet. Wenn die Lehrer erst einmal sehen, welch re-reformiertes Trennwerk nun auf sie zukommt, werden sie ihr frohes Urteil womöglich wieder zurücknehmen.

CHRISTIAN FÜLLER

taz vom 28.2.2006, S. 2, 83 Z. (TAZ-Bericht), CHRISTIAN FÜLLER<<
http://www.taz.de/pt/2006/02/28/a0088.1/text

________

Was gilt denn nun: Sehen die Deutschlehrer den RS-Hickhack gelassen oder entnervt?
Vielleicht sollten die Lehrer sich untereinander auf eine gemeinsame Version einigen.
Lange Wörter bestehen immer aus gut erkennbaren Teilwörtern, zwischen denen ohne irgendwelche Schwierigkeiten getrennt werden kann.

__________________
Detlef Lindenthal

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27.07.2005 05.58
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„Word“ wird’s schon richten

Die große Rechtschreibreform war überflüssig. Die Schüler wären auch mit den alten Regeln weiter zurechtgekommen. Und als Erwachsene schreiben sie sowieso anders – nämlich wie Microsoft will
VON GERT G. WAGNER

Wenn Schüler keine Noten in Rechtschreibung bekämen, wäre die Sache mit der Orthografie ganz einfach: Für Millionen von Menschen sind im Alltag die gültigen Rechtschreibregeln schlicht und einfach diejenigen, die der automatischen Rechtschreibprüfung des Textverarbeitungsprogramms „Word“ zugrunde liegen. Was „Word“ nicht moniert, wird akzeptiert. Dies gilt auch für professionelle Handwerker des Schreibens – vermutlich nicht nur für den Autor dieses Artikels.

Wer „Word“ benutzt, muss sich keine Gedanken machen, in welchen Fällen man „ss“ schreibt und in welchen "ß". Auch das Auseinander-Schreiben von Worten ist kein Problem: „Word“ motzt – oder auch nicht.

Über die Probleme, die der Rat für Rechtschreibung noch wälzt, muss man sich im Alltag des Schreibens keinen Kopf machen: also Getrennt- und Zusammenschreibung („kennen lernen/kennenlernen“) und Silbentrennung („A-bend/Abend“). Und erst recht nicht bei der Zeichensetzung (freiwilliges Komma bei Infinitiv sowie bei mit „und“ verbundenen Sätzen). Hier darf im Moment sowieso Toleranz geübt werden: Jeweils beide Versionen sind zulässig. Am besten wäre, wenn dies auf Dauer so bliebe.

Für nahezu alle Schreiber ist die Rechtschreibung nur ein Instrument, um das man sich nicht weiter kümmert, solange es funktioniert. Insofern besteht eigentlich nie ein Anlass für eine offizielle Rechtschreibreform. Denn im Alltag entwickelt sich mit der gesprochenen und geschriebenen Sprache auch die Rechtschreibung allmählich weiter. Vornehmer ausgedrückt: Sprache und Rechtschreibung entwickeln sich evolutionär. Dabei ist es – so lehrt die Erfahrung – unvermeidbar, dass im Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten auch innerhalb desselben Kulturkreises die gesprochene und geschriebene Sprache sich kräftig verändert und es Mühe macht, entsprechend alte Texte zu lesen. Realistisch betrachtet: Seitdem Zeitungen nicht mehr gesetzt und von spezialisierten Korrekturlesern auf Orthografie geprüft werden (das machen heute mit Ausnahme der taz die Redakteure zusammen mit dem Computer), hat die ästhetische Bedeutung der Rechtschreibung im Alltag faktisch nachgelassen. Ob man will oder nicht (im Übrigen wird auch nur noch selten so gut sprachlich redigiert wie bei der taz).

Diesen „Kulturverfall“ – wenn er denn einer sein sollte – hält keine Rechtschreibkommission auf. Im Gegenteil: Man hat den Eindruck, dass Rechtschreibräte die Neigung haben, von oben herab (top down, wie man heute gerne sagt) das Tempo der Rechtschreibentwicklung unnötig zu beschleunigen – und damit nicht nur den „Kulturverfall“, sondern auch Probleme bei Schülern und vor allem Lehrern.

Eine Sprache gehört sicherlich zu einem bestimmten Kulturkreis dazu. Aber sie ist trotzdem nur ein Instrument und folgt – in die Zukunft gerichtet – keinem höheren Ziel. Zumal die Sprachwissenschaft – zumindest bislang – nicht sagen kann, welche Rechtschreibung uns wirklich leichter fällt. Insofern sind alle Regeln, die Schreibräte für Schulen vorgeben, völlig normativ, also willkürlich. Solange wir uns – unter freundlicher Mithilfe der von „Word“ gesetzten Regeln – verständigen können, funktioniert die Rechtschreibung offensichtlich. Die große Rechtschreibreform war überflüssig. Die Schüler wären auch mit den alten Regeln weiter zurechtgekommen. Als Erwachsene schreiben sie sowieso anders – nämlich wie WORD es will.

Mit dem Aussetzen der Reform durch die großen Länder Bayern und NRW ist die Situation jetzt auf den ersten Blick grotesk. Immerhin führt sie aber – vom Rechtschreibrat nicht gewollt – zu mehr Liberalität: Alte und neue Regeln gelten weiterhin. Warum lassen wir es nicht dabei und machen den „Schwebezustand“ permanent? Zumal sogar in Österreich, das die Reform scheinbar durchzieht, Lehrer bei einigen Regeln auch im neuen Schuljahr weiterhin Toleranz walten lassen. Die alten Schreibweisen sind für Schüler genauso richtig wie die neuen.

Wenn die alten und neuen Regeln parallel gelten, wird auch die Mobilität von Schülern und Eltern zwischen Bundesländern nicht behindert. Lediglich die Lehrer müssen mehr Regeln als in der Vergangenheit beherrschen. Zumal die Behörden zwar verpflichtet sind, mit dem 1. August 2005 auf die neue Rechtschreibung umzustellen. Tun sie dies aber nicht, hat das freilich keine Auswirkungen: Auch Bescheide mit Rechtschreibfehlern sind voll und ganz gültig.

Prof. Gert G. Wagner lehrt Volkswirtschaft an der Technischen Universität Berlin und ist Mitglied im Wissenschaftsrat.

taz Nr. 7725 vom 26.7.2005, Seite 12, 154 Zeilen (Kommentar), GERT G. WAGNER

http://www.taz.de/pt/2005/07/26/a0114.nf/text.ges,1

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19.07.2005 07.47
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>>RECHTSCHREIBUNG
Berlin pocht auf Schreibreform
Der rot-rote Senat hat das Ausscheren mehrerer Unionsländer aus der für Anfang August geplanten verbindlichen Einführung der Rechtschreibreform kritisiert. Berlin bleibe „selbstverständlich“ bei dem Beschluss, den die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) am 23. Juni „für alle verbindlich“ getroffen habe, sagte ein Senatssprecher der taz. Wenn solche Beschlüsse nicht geachtet würden, sei „Politik gar nichts mehr wert“. Scharfe Kritik an dem Vorstoß Bayerns und Nordrhein-Westfalens hatte zuvor bereits der rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck geäußert: „Offenbar ist die Union gegen alles, sogar gegen sich selbst“, sagte der SPD-Politiker am Samstag auf dem Parteitag der rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten in Mainz. AFP, TAZ <<

http://www.taz.de/pt/2005/07/18/a0212.nf/text.ges,1

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18.07.2005 20.33
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Die Rechtschreibung ist abgeschafft

>>DER NEUE STREIT UM DIE RECHTSCHREIBUNG MACHT DAS CHAOS NUR PERFEKT
Die Rechtschreibung ist abgeschafft
Der Schritt der drei Unionsländer Bayern, Nordrheinwestfalen und Niedersachsen scheint zunächst plausibel. Wenn die Rechtschreibreform ohnehin noch einmal abgeändert werden soll, warum dann die Eile, sie schon am 1. August für verbindlich zu erklären? Ganz einfach: Weil die Regeln schon seit 1998 an Deutschlands Schulen gelehrt werden. Anders als die Reformgegner glauben machen, droht mit dem kommenden Schuljahr keineswegs eine Revolution. Es wird nur festgeschrieben, woran die Schüler längst gewohnt sind. Auch wenn es manche älteren Herren nicht glauben wollen, die sich an die neue Schreibweise nicht mehr gewöhnen mögen oder im Reformstopp schlicht ein probates Wahlkampfinstrument erblicken.

Nun werfen sich die Konfliktparteien gegenseitig vor, das Chaos bei der Rechtschreibreform noch zu vergrößern. Das ist absurd, denn größer als bisher kann das Chaos gar nicht mehr werden. Mit der Reform wurde de facto nicht eine neue Schreibweise eingeführt, es wurde vielmehr die verbindliche Rechtschreibung generell abgeschafft. Ohne den öffentlichen Aufruhr hätten sich die neuen Regeln, wie es in den Niederlanden mit einer radikalen Reform einst gelangt [hä?], vielleicht im Lauf von Jahren oder Jahrzehnten durchgesetzt. Jetzt aber fühlen sich die Reformverweigerer von maßgeblichen Teilen der Politik unterstützt. Mit der Folge, dass jeder nach eigenem Gusto schreibt. Längst gibt es nicht nur alte und neue Schreibweise, sondern auch alle erdenklichen Zwischenstufen – das gilt auch in den Medien.

Im Zeitalter des Internets mag es höchst misslich sein, wenn man bei Google stets verschiedene Schreibweisen durchprobieren muss. Aber damit kann man leben. In ganz vielen Bereichen, vom Föderalismus bis zum Steuerrecht, ist Deutschland längst das chaotischste Land Europas. Vielleicht ist es das schon immer gewesen, und die bisweilen überbordende Ordnungswut der Deutschen diente bloß dazu, die als beunruhigend empfundene Vielgestaltigkeit zu bändigen. Zumindest bei der Rechtschreibung ist dieser Versuch endgültig gescheitert. RALPH BOLLMANN

taz Nr. 7718 vom 18.7.2005, Seite 11, 46 Zeilen (Kommentar)<<
http://www.taz.de/pt/2005/07/18/a0160.nf/text.ges,1

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Dominik Schumacher
04.10.2004 21.57
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taz Die Tageszeitung

4.10.2004

Bayern will mehr Stimmen in Kultuskonferenz

Niedersachsen kündigt heute die Kultusministerkonferenz – damit die sich reformiert. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen sind von der KMK genervt. Sie aber wünschen ihr mehr Kompetenzen – und mehr Stimmen für sich

BERLIN taz Die Zukunft der Konferenz der Kultusminister ist bedeutender, als es sich KMK-Rebell Christian Wulff zu träumen wagt. Während Niedersachsens Ministerpräsident heute sein Kabinett über den Ausstieg beschließen lässt, wissen andere, wo der Hase hinlaufen soll. „Die KMK wird mehr Aufgaben bekommen“, sagte der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) über das Gremium, das Abstimmungen unter den Ländern in der Schul- und Hochschulpolitik organisiert.

Goppel sagte der taz weiter, es sei bei einer Reform des Einstimmigkeitsprinzips zu klären, „ob künftig die Einwohnerzahl der Länder berücksichtigt wird“. Das hieße, dass – ähnlich wie beim Bundesrat – Länder wie Bayern und Nordrhein-Westfalen mehr Stimmengewicht erhielten.

Bayerns Wissenschaftsminister zeigte sich damit offen für eine Veränderung des als lähmend empfundenen Konsensmodells unter den Kultusministern. Der größere Einfluss für bevölkerungsreiche Länder soll gleichzeitig verhindern, „dass Zufallsmehrheiten entstehen“.

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Ute Schäfers (SPD) Äußerungen zielen in die gleiche Richtung. Wenn in der KMK nach Mehrheiten entschieden würde, fühle sich das einwohnerstärkste Land nicht daran gebunden. „Wir würden solche Beschlüsse nicht umsetzen. Das würden wir nie tun“, sagte Schäfer der taz.

Die Schulministerin wies darauf hin, dass sich vieles von der Kritik an Bürokratismus und Föderalismus „auf die KMK konzentriert“. Für sie gelte aber nach Pisa und in Zeiten der Föderalismus-Kommission das Motto: „Nie war die KMK so wertvoll wie heute!“ Genau wie Bayerns Wissenschaftsminister Goppel sieht Schäfer die Notwendigkeit, „mehr klare Vereinbarungen über Ländergrenzen hinweg zu schließen“.

Wenn das niedersächsische Kabinett heute die Kündigung des KMK-Vertrags beschließt, handelt es sich dabei lediglich um ein Abkommen über das Sekretariat der Kultusministerkonferenz. Wird es durch ein Land gekündigt, muss binnen einem Jahr eine neue Geschäftsgrundlage gefunden werden. „Das ist die effektivste Methode“, hieß es in der Landesregierung, „die Reform der KMK zu beschleunigen.“ Für Niedersachsen „ist das Einstimmigkeitsprinzip Teil des Problems der KMK“. Das Land werde darauf drängen, Einstimmigkeit nur in Fragen aufrecht zu erhalten, die unmittelbar in die Kulturhoheit der Länder eingreifen.

Einer der bedeutendsten Föderalismusexperten warnte unterdessen gegenüber der taz davor, den Einstimmigkeitszwang der Kultusminister abschaffen zu wollen. „Dann müsste man die Verfassung ändern, um Bildung zum Hoheitsbereich eines neues Organs zu machen“, sagte der ehemalige Bundesratsdirektor Georg-Berndt Oschatz. „Im Grunde würde man Schulfragen damit aber zentralisieren – das heißt: Es geht nicht.“

Oschatz empfahl, die KMK nicht mehr mit der Anerkennung von Abschlüssen wie dem Abitur zu belasten. Stattdessen sollten die Hochschulen selbst entscheiden, wen sie immatrikulieren wollen. " CHRISTIAN FÜLLER

taz Nr. 7479 vom 5.10.2004, Seite 8, 103 Zeilen (TAZ-Bericht), CHRISTIAN FÜLLER

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