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Theodor Ickler
12.12.2004 18.06
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Hohepriester

Bertelsmann und Duden (und da wieder die Duden-Wörterbücher untereinander) haben verschiedene Lösungen gefunden, es geht wirklich drunter und drüber, auch noch in den letzten Bearbeitungen. Man muß noch Langeweile hinzunehmen, um das ganze Durcheinander zu erleben.
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Th. Ickler

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Karsten Bolz
12.12.2004 17.44
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Hessisches Kultusministerium

Ich habe heute eine Anfrage zur Veröffentlichung der Neuregelung im Amtsblatt an das Hessische Kultusministerium gesendet. Ob darauf eine Antwort kommt? Mal schauen...
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Karsten Bolz

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Karsten Bolz
12.12.2004 17.34
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Hohepriester

Wahrscheinlich hat die Kommission jetzt erkannt, daß das Hohelied und der Hohepriester als fachspr. einzustufen sind. Man müßte mal in Rom nachfragen, ob der Papst die Begriffe jetzt hat schützen lassen: der Hohepriester™ und das Hohelied™.
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Karsten Bolz

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Theodor Ickler
12.12.2004 09.47
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Amtliches

Die Änderungen aufgrund der Beschlüsse vom Juni 2004 sind so erheblich und folgenreich, daß die Kultusministerien unbedingt eine Veröffentlichung der gesamten Neufassung im Amtsblatt veranlassen müssen. Das ist schon im Sinne der Rechtssicherheit bei Korrekturen und Notengebung in der Schule unabdingbar. Ich bitte alle, bei ihren zuständigen Ministerien nachzufragen, wann damit zu rechnen ist. Für Bayern übernehme ich es selbst.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
12.12.2004 09.38
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Hoheslied

In meinen Anmerkungen zur Neuregelung (s. unten) weise ich nachtragsweise darauf hin, daß das Hohelied und der Hohepriester aus dem Wörterverzeichnis gestrichen sind. Ein interessanter Fall.
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Th. Ickler

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Fritz Koch
08.12.2004 16.54
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"Revision der Neuregelung seit Juni 2004"

Mir scheint, daß die neueste neue Rechtschreibung jetzt genauso unlogisch und voller Ausnahmen und Einzelfälle ist, wie die Reformer es der alten Duden-Rechtschreibung vorgeworfen hatten, und daß sie jetzt nicht mehr nach angeblich weniger und leichter zu lernenden Regeln angewandt werden kann, weil das einfach nicht möglich ist.

Aber was bleibt dann als Vorteil außer der angeblich viel logischeren, aber in Wirklichkeit viel fehlerträchtigeren und lese-erschwerenden ss-statt-ß-Schreibung?

Wirklich logischer und einfacher ist nur die von Prof. Ickler auf der Basis des alten Dudens überarbeitete und verbesserte Rechtschreibung, die „Ickler-Rechtschreibung“.

Aber eine wirklich gute Rechtschreibung ist angeblich in unserer Verbände-Demokratie politisch nicht durchsetzbar, obwohl die große Mehrheit des Volkes sie will. Merkwürdig.

Wirklich erbärmlich, schäbig und volksschädigend ist die Aussage der Fraktionsspitze der Grünen, eine gute Entscheidung dürfe dann nicht getroffen und unterstützt werden, wenn sie dem politischen Gegner nützen könnte.
Ob sie dem Volk nützt, ist politisch unwichtig.
Jagt diese Schmarotzer zum Teufel!

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Fritz Koch
07.12.2004 18.33
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"Er geht um das Haus zu finden zur Polizei."

Das ist ein Wort für Wort ins Deutsche übersetzter englischer Satz:
„He goes around the house to find to the police.“
Wie soll ein Englischsprachiger mit solchen Deutsch-Beispielsätzen Deutsch lernen?

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Theodor Ickler
07.12.2004 16.20
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Versuch eines Überblicks

Zur Revision der Neuregelung seit Juni 2004



Im Juni 2004 beschlossen die Kultusminister, den vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission mit einigen weiteren Änderungen und Ergänzungen anzunehmen. Der volle Umfang dieser ersten amtlichen Revision (nach mehreren inoffiziellen, durch Absprachen mit Duden und Bertelsmann in die Wörterbücher eingeführten) war zunächst nur aus dem Ende August 2004 erschienenen neuen Duden abzulesen. Die Neufassung der amtlichen Regeln samt neuem Wörterverzeichnis erschien Ende November auf der Internet-Seite der Kommission und ist bisher nur in dieser Form greifbar. Ob sie den Kultusministern noch einmal zur Billigung vorgelegen hat, ließ sich nicht feststellen.

Neu eingeführt ist der Begriff des Verbzusatzes, auf dessen Unentbehrlichkeit die Kritiker der Reform von Anfang an hingewiesen haben.
Der besonders problematische Paragraph 34 ist weitgehend neu gefaßt. Die Liste der Verbzusätze ist um mehr als ein Dutzend Elemente erweitert und zugleich geöffnet worden, so daß sie nunmehr nur noch als Beispielsammlung anzusehen ist. Damit werden Tausende von Zusammenschreibungen wieder möglich, die seit 1996 ausgeschlossen waren.
Wie sich bereits im vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission abzeichnete, werden in die Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung die Kriterien der Betonung und der Bedeutung eingeführt, von denen die gesamte Neuregelung eigentlich nichts wissen wollte. Die Kritiker hatten seit je auf die Wichtigkeit und praktische Nützlichkeit von Betonung und Semantik hingewiesen.
Die Reformkommission scheint sich allerdings der Tragweite dieser Zugeständnisse ebensowenig bewußt zu sein wie die Dudenredaktion.
Ein Hauptproblem der Neuregelung war von Anfang an die Unterscheidung von Verbzusatz und adverbialer Erweiterung. Die Neuregelung von 1996 stellte bekanntlich Verbzusatzkonstruktionen wie übrigbleiben, fertigstellen oder heiligsprechen mit den gänzlich anders gebauten adverbialen Erweiterungen freundlich grüßen, gründlich säubern usw. gleich und unterwarfen sie der völlig aus der Luft gegriffenen Regel, wonach Verbindungen mit Adjektiven auf -ig, -lich oder -isch getrennt zu schreiben seien: heilig sprechen usw. – Eine zweite Regel besagte, daß Getrenntschreibung eintrete, wenn der adjektivische Bestandteil steigerbar oder erweiterbar ist. (Diese Regel widerspricht großenteils der vorigen, da heilig usw. in solchen Verbindungen gerade nicht steigerbar oder erweiterbar sind.)
Dieses unbefriedigende Ergebnis führte schon 1997 dazu, daß die Kommission Änderungen für „unumgänglich notwendig“ hielt. Sie wurden jedoch von der KMK untersagt.
In der Neubearbeitung wird nun endlich festgehalten:
„Partikeln (Präpositionen, Adverbien), Adjektive oder Substantive können als Verbzusatz mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. [...] Der Verbzusatz trägt den Hauptakzent.“ [§ 34] „Kennzeichnend für den Gebrauch als Adverbial ist, dass es nicht den Hauptakzent trägt und zwischen Adverbial und Verb weitere Satzbestandteile stehen können.“ [§ 34 (1) E1]
Auch nach diesen Kriterien, die beide aus der Reformkritik übernommen wurden, ist die Getrenntschreibung bei fertigstellen usw. nicht gerechtfertigt, sie bleibt eine Ausnahmeregel. Dasselbe gilt aber auch für anders gebaute Verbzusätze. Das amtliche Wörterverzeichnis und der neue Duden sehen ausdrücklich vor, daß lahm legen getrennt geschrieben wird. Der Zusatz lahm trägt den Hauptakzent und ist nicht durch weitere Satzbestandteile vom Verb zu trennen. Außerdem ist er aber auch nicht steiger- oder erweiterbar, denn in Wendungen wie völlig lahmlegen – woran die Reformer gedacht haben mögen – bezieht sich die Intensivierung auf den gesamten Komplex. Man kann nicht fragen: „Wie hat er den Verkehr gelegt? Völlig lahm.“
Folglich spricht hier und in zahllosen ähnlichen Fällen alles für die bisher übliche Zusammenschreibung. Sie wäre sogar über den bisherigen Duden hinaus noch auszuweiten, um der tatsächlichen Sprachpraxis gerecht zu werden: ernstnehmen usw.
Die Semantik wird in folgendem Fall herangezogen:
„Bei Verbindungen aus Einzelwort und adjektivisch gebrauchtem Partizip ist neben der Getrenntschreibung nach § 36 E1(1) auch Zusammenschreibung möglich, wenn die Verbindung der beiden Wörter als Einheit aufgefasst werden soll.“ [E2(2)]
Daraus ergeben sich die herkömmlichen Zusammensetzungen ratsuchend, alleinerziehend, ernstgemeint usw. Diese drei werden als Beispiele angeführt, das Wörterverzeichnis enthält 90 weitere, und im neuen Duden sind über 400 Beispiele wiedergewonnener Zusammenschreibung enthalten. Tausende von weiteren lassen sich nach demselben Muster bilden.
Damit wird die anstößige Grundregel nach § 36, wonach partizipale Verbindungen ebenso getrennt geschrieben werden wie das zugrunde liegende Verb, praktisch aufgehoben. Die Neufassung fällt aber immer noch hinter den alten Duden zurück; sie ist insofern unhaltbar, als sie die syntaktischen Bedingungen, unter denen Getrennt- bzw. Zusammenschreibung angebracht sind, nicht spezifiziert. Im vierten Bericht war immerhin schon erkannt worden, daß prädikative Verwendung des verbal konstruierten partizipialen Gefüges nicht zulässig ist: Sie ist allein erziehend. Diese Einsicht ist inzwischen wieder abhanden gekommen. Stattdessen findet man den Hinweis auf „adjektivischen“ Gebrauch des Partizips, woraus im Wörterverzeichnis schlicht der adjektivische Gebrauch des gesamten Gefüges wird, ebenso im neuen Duden. Das ist verwirrend.

Unter § 57 wird das Beispielwort In-Kraft-Treten weiterhin mit Bindestrichen geschrieben, obwohl dies in der Neufassung von § 43 ausdrücklich ausgeschlossen wird und auch der vierte Bericht diesen Fall ausführlich dargelegt hat.
Nachdem die Beispiele teilweise (aber nicht in §§ 84 und 86) von DM auf Euro umgestellt worden sind, könnte man in § 60 – nach dem Institut für deutsche Sprache – auch das Beispiel neue deutsche literatur löschen, denn diese Zeitschrift hat gerade ihr Erscheinen eingestellt.
Die reformierte Kommasetzung läuft großenteils auf Weglaßbarkeit von Kommas hinaus. Dem wird zwar durch Ratschläge zur Vermeidung von Mißverständnissen wieder entgegengewirkt, aber man fragt sich, welchen Sinn eine Neuregelung hat, die folgenden Satz als immerhin zulässig ermöglicht:
Er geht um das Haus zu finden zur Polizei. (Neues Beispiel unter § 76)
Adverbiale Infinitivsätze sollten grundsätzlich mit Kommas abgegrenzt werden, damit solche Torheiten gar nicht erst entstehen.



Das Wörterverzeichnis

Im Wörterverzeichnis fehlen jetzt die Sternchen, die auf reformbedingte Neuschreibungen hinwiesen. Der entsprechende Hinweis in den Vorbemerkungen ist gestrichen. Daher ist es nicht mehr so leicht, die Zahl der Neuschreibungen festzustellen.
Etwa 90mal wird die Zusammenschreibung von Komposita mit präpositionalem Kern ausdrücklich wieder zugelassen unter Hinweis auf den „adjektivischen“ Charakter (s.o.).
Das Wörterverzeichnis enthält den Eintrag
„achtfach § 36(2), 8fach § 41 E, 8-fach § 40(3); das Achtfache, das 8fache, das 8-Fache, um das Achtfache [größer] § 57(1)“
Die Bindestrichschreibung ist neu, die Herleitung aus § 40(3) ist unzutreffend, da es sich nicht um eine Zusammensetzung, sondern um eine Ableitung handelt. Die Reformer haben hier im Gefolge des vierten Berichts einen neuen Ausnahmetatbestand geschaffen. Der neue Duden extrapoliert mit Recht eine neue Unterregel, die nur für dieses eine Element gilt:
„K 30 3. Der Wortbestandteil »-fach« kann mit oder ohne Bindestrich an die Ziffer angehängt werden.
- 8fach oder 8-fach, 8,5fach oder 8,5-fach
Bei Substantivierungen ist nach dem Bindestrich großzuschreiben.
- das 8fache oder 8-Fache (aber: die 8fache oder 8-fache Menge)“

Es ist nicht einzusehen, warum derselbe Bindestrich nicht z. B. auch bei 80-er usw. stehen und warum er bei 8-mal nicht ebenfalls fakultativ sein soll. Laut Erörterung im vierten Bericht „ist der Wortbestandteil einer Grauzone zwischen unselbstständigem Grundmorphem und Suffix zuzuordnen.“ Dasselbe ließe sich aber auch von -jährig, -äugig und vielen anderen Bestandteilen sagen.

Der Eintrag Hohe(s)lied, Hohe(r)priester ist ganz gestrichen. Zuletzt wurde der Fall im dritten Bericht der Kommission erörtert, aber nicht mehr im vierten Bericht. Die Kommission scheint hier kapituliert zu haben; jedenfalls werden wir nie mehr erfahren, wie sie sich die Lösung vorstellt, da sie in diesen Tagen ihre Tätigkeit einstellt.


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Th. Ickler

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margel
07.12.2004 12.07
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Das muß man nicht so eng sehen

Ich glaube nicht, daß Herr Zehetmair die reformierte Schreibung beherrscht und durchgängig anwendet. Warum sollte er? Aber sagen muß er es natürlich, denn wie könnte er sonst Vorsitzender des Rechtschreibrates werden? Dort will er doch, wenn man ihn ernstnehmen darf, geradezu subversiv wirken. Die Ironie der Ereignisse führt dazu, daß er dann der einzige „Gegner“ in diesem Gremium sein wird.

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Ruth Salber-Buchmüller
07.12.2004 10.01
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Angela Merkel am 6.12.04
im Interview mit Claus Kleber:
„Deutschland darf sich nicht
mit Mittelmaß abfinden“.

Zehemair will die „schlimmsten“
Fehler beseitigen.
Was ist mit den schlimmen?
„Schlimm“ ist noch unter
Mittelmaß.

Was ich nicht verstehe:
Zehetmair bestätigt, daß er sich
persönlich an die neuen
Rechtschreibregeln halte, daß bei ihm
lediglich die Kommata zahlreicher
seien. Er vermeidet also nur die Zeichensetzung,
nicht aber die Auseinanderschreibung, die
er andererseits revidieren will.
Ein ehemaliger Wissenschaftsminister
schreibt also gegen seine Einsicht
falsch und ungrammatisch.


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Ruth Salber-Buchmueller

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Matthias Dräger
07.12.2004 05.15
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Kater Paul - furchtbare Drohung

In der FAZ vom 2. 12. schwadroniert Kater Paul, nachdem er samt (wieder einmal) zerfetzter Zeitung in hohem Bogen von seinem Herrchen (Chef von Leo & Co) vor die Tür gesetzt wurde:

„Fauch! Ich komme wieder! Und dann wird sein
ein großes Wehklagen unter den Herrchen dieser Welt, und
die Polstermöbel und Vorhänge werden erzittern, und
die Vögel werden vom Himmel fallen und
die Heuschrecken werden die Kanaren verwüsten,
und der letzte Experte wird die CDU/CSU verlassen,
und der Dollar wird für einen halben Euro zu haben sein, und
der Rat für deutsche Rechtschreibung wird tagen – “

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Theodor Ickler
06.12.2004 15.24
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Anmerkungen zur "Überarbeiteten Fassung 2004" des amtlichen Regelwerks

von Helmut Jochems

In Klaus Hellers Sprachreport – Extraausgabe aus dem Jahre 1996 – seitdem in mehreren Millionen Exemplaren verbreitet, unter anderem als Lehrbuch für die staatliche Verwaltung – steht bis auf den heutigen Tag "übrig bleiben wie artig grüßen“ als Begründung für die reformierte Getrenntschreibung von Verben wie „fertigstellen“ oder „heiligsprechen“. Das nicht enden wollende Gelächter über diesen urigen Scherz hat nichts bewirkt. „Verläßlichkeit“ geht eben bei den Reformern wie bei den Reformbetreibern über alles. Sollten sie wirklich angenommen haben und immer noch annehmen, in deutschen Schulen erführe man nichts über den Unterschied zwischen einem Adjektiv und einem Adverb? So muß es wohl (gewesen) sein, denn in ihr sonst reichlich abstrakt formuliertes Regelwerk hat die Reformkommission noch kurz vor ihrer Entlassung eine didaktische Erklärung eingeschoben: „Kennzeichnend für den Gebrauch als Adverbial ist, dass es nicht den Hauptakzent trägt und zwischen Adverbial und Verb weitere Satzbestandteile stehen können.“ [§ 34 (1) E1] Vorher – in der Hauptregel des § 34 – heißt es neuerdings: : „Partikeln (Präpositionen, Adverbien), Adjektive oder Substantive können als Verbzusatz mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. [...] Der Verbzusatz trägt den Hauptakzent.“ Daraus ergibt sich zweierlei: Die bisher grundsätzlich unberücksichtigte Betonung, nach der sich jedoch die Schreiber in diesen Fällen intuitiv richten, ist in die Rechtschreibregelung zurückgekehrt. Und weiter: Die meisten Einzelregeln des § 34 sind damit überflüssig geworden. Für den neuen DUDEN kam diese Revision der Rechtschreibreform offenbar zu spät, oder aber die Wörterbuch-Redaktion hat die Brisanz der Umformulierung nicht bemerkt. Warum sollten aber weiterhin umständliche Steigerungs- und Erweiterungsproben vorgenommen werden, wenn die Betonung schon den entscheidenden Hinweis gibt? „Lahmlegen“ ist also – entgegen Duden 2004 – stets zusammenzuschreiben, denn der „Verbzusatz“ trägt den Hauptakzent. Zum gleichen Ergebnis führt übrigens auch die Steigerungsprobe – „lahmer legen“ gibt es nicht, und in „ganz lahmlegen“ bezieht sich die Erweiterung auf das komplexe Verb, nicht auf den Zusatz.

An einer anderen Stelle rücken die Reformer in der "Überarbeiteten Fassung“ 2004“ von einer weiteren Grundsatzentscheidung ab: „Bei Verbindungen aus Einzelwort und adjektivisch gebrauchtem Partizip ist neben der Getrenntschreibung nach § 36 E1(1) auch Zusammenschreibung möglich, wenn die Verbindung der beiden Wörter als Einheit aufgefasst werden soll.“ [E2(2)] Rückgriffe auf die Bedeutung haben nach der reinen zwischenstaatlichen Lehre in Rechtschreibregeln nichts zu suchen. Der Zusatz wäre hier jedoch nicht einmal nötig gewesen, denn die Anerkennung des adjektivischen Charakters der erweiterten Partizipien in attributiver und prädikativer Stellung führt schon zur Zusammenschreibung. Anhand der „Buchenstabenstrecke D“ des Österreichischen Wörterbuchs ermittelte die Zwischenstaatliche Kommission, daß „datenverarbeitend“, „dichtbesiedelt“, „diensthabend“ und „durcheinanderredend“ nun wieder zulässig seien, allerdings neben der weiterhin gültigen Getrenntschreibung. Daß Verbindungen mit dem Partizip in prädikativer Stellung ausgeschlossen sind, steht ausdrücklich im 4. Kommissionsbericht, aber diese Präzisierung fehlt in der "Überarbeitung“ des Regelwerks. Immerhin gibt es jetzt wieder Zusammenschreibungen mit „einander“, dies jedoch wie auch sonst mit der verwirrenden Einschränkung, daß in verbaler Verwendung weiterhin getrennt zu schreiben sei, also: „Das Gerät wurde auseinander genommen“ vs. „das auseinandergenommene Gerät“. Die Vermutung der Kommission, etwa ein Dutzend Fälle seien betroffen, zeigt erneut die Ahnungslosigkeit der jetzt Abgehalfterten. Im neuen DUDEN sind es 420 Fälle, in Wirklichkeit aber weit mehr, da es sich um ein sehr produktives Wortbildungsmuster handelt. „Das Bedürfnis, solche Verbindungen im Wörterbuch nachzuschlagen, dürfte übrigens gering sein, da die zugrunde liegende allgemeine Regel leicht merkbar ist“, sagten die Leute um Herrn Augst zum Abschied – womit sie ausnahmsweise recht haben.

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Th. Ickler

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Karsten Bolz
04.12.2004 18.01
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Vergleich der Regeln von 1996 und 2004

Vergleich des amtlichen Regelwerks von 1996 mit der überarbeiteten Fassung von 2004. Dieser Vergleich berücksichtigt nicht das dem Regelwerk angefügte Wörterverzeichnis.

Durchgängige Änderungen: Ersetzung des Ungleichheitszeichens durch das Wort „aber“. Z. B. §10 E: lautete bisher: „Lid # Lied, Mine # Miene usw.“ Jetzt: „Lid aber Lied, Mine aber Miene usw.“

Ersetzung der Schreibweise „Paragraph“ jetzt durch „Paragraf“

Streichung in Kapitel 3.2
Im Kapitel 3.2 „Zum Aufbau des Wörterverzeichnisses“ wurde der folgende Absatz gestrichen:
(6) Neue Schreibungen
Schreibungen, die sich durch die Neuregelung geändert haben, sind durch ein Sternchen markiert, zum Beispiel: rau*. Eingeklammerte Sternchen zeigen an, dass eine analoge Schreibung bereits vorhanden war, so etwa: aufwärts gehen(*).

Die darüber hinausgehenden Änderungen im einzelnen:

§32
In §32 „Über die bisher dargestellten Laut-Buchstaben-Zuordnungen hinaus treten in Fremdwörtern auch fremdsprachige Zuordnungen auf.”
Bisher unter (1.1):
Laute ____ Buchstaben ____ Beispiele
___________ c ___________ Cello, Cembalo
___________ ch __________ Chip, Coach, Ranch
___________ ge, dge ______ College, Bridge

Jetzt:
Laute ____ Buchstaben ____ Beispiele
___________ c ___________ Cello, Cembalo
___________ ch __________ Chip, Coach, Ranch
___________ ge __________ College
___________ dge _________ Bridge


Bisher unter (2)
qu – k Bouquet – Buket(t), Kommuniqué – Kommunikee
Jetzt:
qu – k Bouquet – Bukett, Kommuniqué – Kommunikee

B Getrennt- und Zusammenschreibung
0 Vorbemerkung
Bisher (3):

So wird zum Beispiel stets zusammengeschrieben, wenn der erste oder der zweite Bestandteil in dieser Form als selbständiges Wort nicht vorkommt…
Jetzt:
So wird zum Beispiel meist zusammengeschrieben, wenn der erste oder der zweite Bestandteil in dieser Form als selbständiges Wort nicht vorkommt

§33
§33 Bisher:

Substantive, Adjektive oder Partikeln können mit Verben untrennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie stets zusammen.
Jetzt:
Substantive, Adjektive oder Partikeln (Präpositionen, Adverbien) können mit Verben untrennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie stets zusammen.

§34
§34 Bisher:

Partikeln, Adjektive oder Substantive können mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie nur im Infinitiv, im Partizip I und im Partizip II sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammen.
Jetzt:
Partikeln (Präpositionen, Adverbien), Adjektive oder Substantive können als Verbzusatz mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie nur im Infinitiv, im Partizip I und im Partizip II sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammen. Der Verbzusatz trägt den Hauptakzent.

§34 (1) bis (2) bisher:
(1) Zusammensetzungen aus Partikel + Verb mit den folgenden ersten Bestandteilen:
ab- (Beispiele: abändern, abbauen, abbeißen, abbestellen, abbiegen), an-, auf-, aus-, bei-, beisammen-, da-, dabei-, dafür-, dagegen-, daher-, dahin-, daneben-, dar-, d(a)ran-, d(a)rein-, da(r)nieder-, darum-, davon-, dawider-, dazu-, dazwischen-, drauf-, drauflos-, drin-, durch-, ein-, einher-, empor-, entgegen-, entlang-, entzwei-, fort-, gegen-, gegenüber-, her-, herab-, heran-, herauf-, heraus-, herbei-, herein-, hernieder-, herüber-, herum-, herunter-, hervor-, herzu-, hin-, hinab-, hinan-, hinauf-, hinaus-, hindurch-, hinein-, hintan-, hintenüber-, hinterher-, hinüber-, hinunter-, hinweg-, hinzu-, inne-, los-, mit-, nach-, nieder-, über-, überein-, um-, umher-, umhin-, unter-, vor-, voran-, vorauf-, voraus-, vorbei-, vorher-, vorüber-, vorweg-, weg-, weiter-, wider-, wieder-, zu-, zurecht-, zurück-, zusammen-, zuvor-, zuwider- zwischen-
Auch: auf- und abspringen, ein- und ausführen, hin- und hergehen usw.
E1: Aber als Wortgruppe: dabei (bei der genannten Tätigkeit) sitzen, daher (aus dem genannten Grund) kommen, wieder (erneut, nochmals) gewinnen, zusammen (gemeinsam) spielen usw.
E2: Zu den trennbaren Zusammensetzungen gehören auch Zusammensetzungen mit haben und werden wie: innehaben, vorhaben, voraushaben; innewerden.
Zu Verbindungen mit dem Verb sein siehe § 35.
(2) Zusammensetzungen aus Adverb oder Adjektiv + Verb, bei denen
(2.1) der erste, einfache Bestandteil in dieser Form als selbständiges Wort nicht vorkommt, zum Beispiel:
fehlgehen, fehlschlagen, feilbieten, kundgeben, kundtun, weismachen
(2.2) der erste Bestandteil in dieser Verbindung weder erweiterbar noch steigerbar ist, wobei die Negation nicht nicht als Erweiterung gilt, zum Beispiel:
bereithalten, bloßstellen, fernsehen, festsetzen (= bestimmen), freisprechen (= für nicht schuldig erklären), gutschreiben (= anrechnen), hochrechnen, schwarzarbeiten, totschlagen, wahrsagen (= prophezeien)
Zu Zweifelsfällen siehe § 34 E3.

Jetzt:
(1) Zusammensetzungen aus Partikel + Verb mit den folgenden ersten Bestandteilen, zum Beispiel:
ab- (Beispiele: abändern, abbauen, abbeißen, abbestellen, abbiegen), an-, auf-, aus-, bei-, beisammen-, da-, dabei-, dafür-, dagegen-, daher-, dahin-, dahinter-, daneben-, dar-, d(a)ran-, d(a)rauf-, d(a)rauflos-, d(a)rein-, d(a)rin-, da(r)nieder-, d(a)rüber-, d(a)rum-, d(a)runter-, davon-, davor-, dawider-, dazu-, dazwischen-, draus-, durch-, ein-, einher- , empor-, entgegen-, entlang-, entzwei-, fort-, gegen-, gegenüber-, her-, herab-, heran-, herauf-, heraus-, herbei-, herein-, hernieder-, herüber-, herum-, herunter-, hervor-, herzu-, hin-, hinab-, hinan-, hinauf-, hinaus-, hindurch-, hinein-, hintan-, hintenüber-, hinter-, hinterdrein-, hinterher-, hinüber-, hinunter-, hinweg-, hinzu-, inne-, los-, mit-, nach-, nebenher-, nieder-, über-, überein-, um-, umher-, umhin-, unter-, vor-, voran-, vorauf-, voraus-, vorbei-, vorher-, vornüber-, vorüber-, vorweg-, weg-, weiter-, wider-, wieder-, zu-, zurecht-, zurück-, zusammen-, zuvor-, zuwider-, zwischen-
Auch: auf- und abspringen, ein- und ausführen, hin- und hergehen usw.
E1: Viele dieser Verbzusätze können auch als freies Adverbial mit Verben auftreten und werden in diesem Fall als Teil einer Wortgruppe in allen Formen bzw. Stellungen vom Verb getrennt geschrieben. Kennzeichnend für den Gebrauch als Adverbial ist, dass es nicht den Hauptakzent trägt und zwischen Adverbial und Verb weitere Satzbestandteile stehen können: er wollte dabei (auf seinem Bürostuhl) sitzen, sie wird das Rennen wieder (mit großem Vorsprung) gewinnen, während sie zusammen (auf dem Sportplatz) spielten.
E2: Zu den trennbaren Zusammensetzungen gehören auch Zusammensetzungen mit haben und werden wie: innehaben, vorhaben, voraushaben; innewerden.
Zu Verbindungen mit dem Verb sein siehe § 35.
(2) Zusammensetzungen aus Adverb oder Adjektiv + Verb, bei denen der erste, einfache Bestandteil in dieser Verbindung weder steigerbar noch durch sehr oder ganz erweiterbar ist, zum Beispiel:
bereithalten, bloßstellen, fehlschlagen, feilbieten, fernsehen, festsetzen (= bestimmen), freisprechen (= für nicht schuldig erklären), gutschreiben (= anrechnen), hochrechnen, kundgeben, schwarzarbeiten, totschlagen, wahrsagen (= prophezeien), weismachen
Zu Zweifelsfällen siehe § 34 E4.

§34 (3) „Zusammensetzungen aus (teilweise auch verblasstem) Substantiv + Verb mit den folgenden ersten Bestandteilen” wurde erweitert um:
leid- leidtun (nach § 55(4) auch: Leid tun)

In §34 E3 (2) „(zusammengesetztes) Adverb + Verb, zum Beispiel:” ist „auswendig lernen” gestrichen.

§34 E3 (3) lautete bisher:
Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz, zum Beispiel:
Jetzt:
Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung steigerbar oder durch sehr oder ganz erweiterbar ist, zum Beispiel:
Das Beispiel „fest halten“ ist geändert in „(das Seil) fest halten

Aus §34 E3 (5) „Substantiv + Verb, zum Beispiel:” wurde das Beispiel “Leid tun” entfernt.

§34 E4 verweist jetzt auf §34(2) statt auf §34(2.2), den es nicht mehr gibt: „Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen § 34(2) und § 34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen,…”

§36
§36(2) „Zusammensetzungen, bei denen der erste oder der zweite Bestandteil in dieser Form nicht selbständig vorkommt, zum Beispiel: einfach, zweifach; letztmalig, redselig, saumselig, schwerstbehindert, schwindsüchtig; blauäugig, großspurig, kleinmütig, vieldeutig
wurde erweitert. Die Beispielliste enthält jetzt zusätzlich:
[der] schwerwiegendere [Vorwurf], [die] zeitsparendste [Lösung]

§36 E1 lautete bisher:
(1) Fälle, bei denen das dem Partizip zugrunde liegende Verb vom ersten Bestandteil getrennt geschrieben wird, und zwar
(1.1) entsprechend § 35, zum Beispiel:
beisammen gewesen (wegen beisammen sein), zurück gewesen
(1.2) entsprechend § 34 E3(2) bis (6), zum Beispiel:
abhanden gekommen (abhanden kommen), auseinander laufend, auswendig gelernt, vorwärts blickend
Der Verweis auf die Paragraphen 35 und 34 ist nun getilgt und es heißt jetzt:
(1) Fälle, bei denen das dem Partizip zugrunde liegende Verb vom ersten Bestandteil getrennt geschrieben wird, zum Beispiel:
beisammen gewesen (wegen beisammen sein), zurück gewesen, abhanden gekommen (abhanden kommen), auseinander laufend, auswendig gelernt, vorwärts blickend...

Unter §36 E1(2) stand bisher der Verweis auf §45(2):
Zur Schreibung mit Bindestrich in Fällen wie wissenschaftlich-technisch siehe § 45(2).
Jetzt:
Zur Schreibung mit Bindestrich in Fällen wie wissenschaftlich-technisch siehe § 44(2).

§36E2 lautete bisher:
E2: Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppen aus Adjektiv, Adverb oder Pronomen + Adjektiv/Partizip zwischen § 36 und § 36 E1 keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will, zum Beispiel nicht öffentlich (Wortgruppe)/ nichtöffentlich (Zusammensetzung).
Jetzt:
E2(1): Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppen aus Substantiv, Adjektiv, Adverb oder Pronomen + Adjektiv/Partizip zwischen § 36 und § 36 E1 keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will, zum Beispiel: nicht öffentlich (Wortgruppe)/ nichtöffentlich (Zusammensetzung) ebenso bei Positivformen bestimmter Verbindungen mit Partizip, zum Beispiel:ein Zeit sparendes Verfahren (nach dem Infinitiv: Dieses Verfahren kann Zeit sparen) oder ein zeitsparendes Verfahren (nach den Steigerungsformen: ein zeitsparenderes Verfahren, das zeitsparendste Verfahren; § 36(2)) schwer wiegende Vorwürfe (nach den Steigerungsformen: schwerer wiegende Vorwürfe, die am schwersten wiegenden Vorwürfe; aber: schwerstwiegende Vorwürfe (§ 36(2)) oder schwerwiegende Vorwürfe (nach den Steigerungsformen: schwerwiegendere Vorwürfe, die schwerwiegendsten Vorwürfe; § 36(2))
E2(2): Bei Verbindungen aus Einzelwort und adjektivisch gebrauchtem Partizip ist neben der Getrenntschreibung nach § 36 E1(1) auch Zusammen schreibung möglich, wenn die Verbindung der beiden Wörter als Einheit aufgefasst werden soll, zum Beispiel:
die Rat suchenden Bürger oder die ratsuchenden Bürger; eine allein erziehende Mutter oder eine alleinerziehende Mutter; ein ernst gemeinter Vorschlag oder ein ernstgemeinter Vorschlag

§37
In §37(1) „Zusammensetzungen, bei denen der letzte Bestandteil ein Substantiv ist, zum Beispiel:” wurden aus der Beispielliste entfernt: Bigband, Blackbox, Softdrink
E1 wurde geändert von:
E1: Bei Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv wie in Bigband, Blackbox, Softdrink ist in Anlehnung an die Herkunftssprache auch Getrenntschreibung möglich: Big Band, Black Box, Soft Drink. Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 55(3); zur Schreibung mit Bindestrich siehe § 45(2).
zu:
E1: Aus anderen Sprachen stammende Verbindungen aus Adjektiv + Substantiv, die sich im Deutschen grammatisch wie Zusammensetzungen verhalten, werden zusammengeschrieben. In Anlehnung an die Herkunftssprache ist ebenso Getrenntschreibung möglich: Bigband/Big Band; Blackbox/Black Box; Bluejeans/Blue Jeans. Zu Verbindungen aus Substantiv + Substantiv siehe auch § 45 E1, zu Substantivierungen aus Verb + Adverb siehe § 45 E2, zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 55(1) und § 55(3).

§43
In §43 „Man setzt Bindestriche in substantivisch gebrauchten Zusammensetzungen (Aneinanderreihungen), insbesondere bei substantivisch gebrauchten Infinitiven mit mehr als zwei Bestandteilen.”
ist aus den Beispielen gestrichen: das Make-up, das Rooming-in
Unter E ist das Inkrafttreten neu hinzugekommen: „E: Dies gilt nicht für übersichtliche Zusammensetzungen mit Infinitiv, zum Beispiel: das Autofahren, das Ballspielen, beim Walzertanzen, das Inkrafttreten

§44
§44 ist neu formuliert und gegliedert:
Bisher:
Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, in denen eine Wortgruppe oder eine Zusammensetzung mit Bindestrich auftritt.
Jetzt:
Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, in denen eine Wortgruppe oder eine Zusammensetzung mit Bindestrich auftritt, sowie in unübersichtlichen Zusammensetzungen aus gleichrangigen, nebengeordneten Adjektiven.
Statt bisher nur Beispiele anzuführen:
“Beispiele:
A-Dur-Tonleiter, D-Zug-Wagen, S-Kurven-reich (aber kurvenreich), Vitamin-B-haltig (aber vitaminhaltig), … 2-Mark-Stück, …
heißt es nun:
“Dies betrifft
(1) mehrteilige Zusammensetzungen, in denen eine Wortgruppe oder eine Zusammensetzung mit Bindestrich auftritt, zum Beispiel:
A-Dur-Tonleiter, D-Zug-Wagen, S-Kurven-reich (aber kurvenreich), Vitamin-B-haltig (aber vitaminhaltig), …2-Euro-Stück, …
sowie:
“(2) unübersichtliche Zusammensetzungen aus gleichrangigen, nebengeordneten Adjektiven, zum Beispiel:
der wissenschaftlich-technische Fortschritt, ein lateinisch-deutsches Wörterbuch, deutsch-österreichische Angelegenheiten; manisch-depressives Verhalten; physikalisch-chemisch-biologische Prozesse”

§45
§45 lautete bisher:
Man kann einen Bindestrich setzen zur Hervorhebung einzelner Bestandteile, zur Gliederung unübersichtlicher Zusammensetzungen, zur Vermeidung von Missverständnissen, in Zusammensetzungen aus gleichrangigen (nebengeordneten) Adjektiven oder beim Zusammentreffen von drei gleichen Buchstaben.
Jetzt:
Man kann einen Bindestrich setzen zur Hervorhebung einzelner Bestandteile, zur Gliederung unübersichtlicher Zusammensetzungen, zur Vermeidung von Missverständnissen oder beim Zusammentreffen von drei gleichen Buchstaben.

Aus §45(2) „unübersichtliche Zusammensetzungen, zum Beispiel:” wurden entfernt: Desktop-Publishing, Midlife-Crisis

Diese erscheinen nun in den neu eingefügten §45 E1 und E2:
E1: Aus anderen Sprachen stammende Verbindungen aus Substantiv + Substantiv, die sich im Deutschen grammatisch wie Zusammensetzungen verhalten, werden zusammengeschrieben; ebenso ist die verdeutlichende Schreibung mit Bindestrich möglich. Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 55(1) und § 55(3).
Sexappeal (Sex-Appeal), Sciencefiction (Science-Fiction), Shoppingcenter (Shopping-Center), Desktoppublishing (Desktop-Publishing), Midlifecrisis (Midlife-Crisis)
Zu Verbindungen aus Adjektiv + Substantiv siehe § 37 E1.
E2: Aus dem Englischen stammende Substantivierungen aus Verb + Adverb schreibt man mit Bindestrich; das Adverb wird dann kleingeschrieben, zum Beispiel:
Make-up, Go-in
Daneben ist auch Zusammenschreibung möglich, sofern die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt ist, zum Beispiel:
Count-down (Countdown), Come-back (Comeback), Knock-out (Knockout), Stand-by (Standby)

§54
In §54 „Das erste Wort eines Ganzsatzes schreibt man groß.“ wurde im Beispielsatz ein Komma getilgt:
Bisherige Fassung:
Nachdem sie von der Reise zurückgekehrt war, hatte sie den dringenden Wunsch, ein Bad zu nehmen.
Jetzt:
Nachdem sie von der Reise zurückgekehrt war, hatte sie den dringenden Wunsch ein Bad zu nehmen.

§55
In §55 „Substantive schreibt man groß.” wurde in
„(4) für Substantive, die Bestandteile fester Gefüge sind und nicht mit anderen Bestandteilen des Gefüges zusammengeschrieben werden (siehe dazu auch Teil B, Getrennt- und Zusammenschreibung, § 34(3) und § 39), zum Beispiel:” in die Beispielliste eingefügt:
Leid tun (nach § 34(3) auch: leidtun),

§57
§57 „Wörter anderer Wortarten schreibt man groß, wenn sie als Substantive gebraucht werden (= Substantivierungen).” verzeichnet weiterhin im Beispiel In-Kraft-Treten statt Inkrafttreten nach §43:
Das In-Kraft-Treten (a, b, c) des Gesetzes verzögert sich.

§58
§58 „In folgenden Fällen schreibt man Adjektive, Partizipien und Pronomen klein, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen.”
lautete bisher für (3):
(3) bestimmte feste Verbindungen aus Präposition und nichtdekliniertem oder dekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden Artikel, zum Beispiel:
Ich hörte von fern ein dumpfes Grollen. Die Pilger kamen von nah und fern. Die Ware wird nur gegen bar ausgeliefert. Die Mädchen hielten durch dick und dünn zusammen. Das wird sich über kurz oder lang herausstellen. Damit habe ich mich von klein auf beschäftigt. Das werde ich dir schwarz auf weiß beweisen. Die Stimmung war grau in grau. Aus der Brandruine stieg von neuem Rauch auf. Wir konnten das Feuer nur von weitem betrachten. Der Fahrplan bleibt bis auf weiteres in Kraft. Unsere Pressesprecherin gibt Ihnen ohne weiteres Auskunft. Der Termin stand seit längerem fest.
Jetzt:
(3) bestimmte feste Verbindungen
(3.1) aus Präposition und nichtdekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden Artikel, zum Beispiel:
Ich hörte von fern ein dumpfes Grollen. Die Pilger kamen von nah und fern. Die Ware wird nur gegen bar ausgeliefert. Die Mädchen hielten durch dick und dünn zusammen. Das wird sich über kurz oder lang herausstellen. Damit habe ich mich von klein auf beschäftigt. Das werde ich dir schwarz auf weiß beweisen. Die Stimmung war grau in grau.
(3.2) aus Präposition und dekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden Artikel. In diesen Fällen ist jedoch auch die Großschreibung des Adjektivs zulässig, zum Beispiel:
Aus der Brandruine stieg von neuem/Neuem Rauch auf. Wir konnten das Feuer nur von weitem/Weitem betrachten. Der Fahrplan bleibt bis auf weiteres/Weiteres in Kraft. Unsere Pressesprecherin gibt Ihnen ohne weiteres/Weiteres Auskunft. Der Termin stand seit längerem/Längerem fest. Die Aufgabe wird binnen kurzem/Kurzem erledigt.

§58 E4 lautete bisher:
E4: Wenn hervorgehoben werden soll, dass das Adjektiv nicht als unbestimmtes Zahlwort zu verstehen ist, kann nach § 57(1) auch großgeschrieben werden, zum Beispiel: Sie strebte etwas ganz Anderes (= völlig Neues) an.
Jetzt:
E4: Wenn der Schreibende zum Ausdruck bringen will, dass das Zahladjektiv substantivisch gebraucht ist, kann er es nach § 57(1) auch großschreiben, zum Beispiel:
Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einen sagen dies, die Anderen das. Die Meisten stimmten seiner Meinung zu.

§60
In §60 „In mehrteiligen Eigennamen mit nichtsubstantivischen Bestandteilen schreibt man das erste Wort und alle weiteren Wörter außer Artikel, Präpositionen und Konjunktionen groß.”
wurde in E2 das Beispiel „Institut für deutsche Sprache“ gelöscht. Aus:
E2: In einigen der oben genannten Namengruppen kann die Schreibung im Einzelfall abweichend festgelegt sein, zum Beispiel:
neue deutsche literatur, profil, konkret (Zeitschriften); Institut für deutsche Sprache, Akademie für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“;
wird jetzt:
zum Beispiel:
neue deutsche literatur, profil, konkret (Zeitschriften); Akademie für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“;

§63
In §63 „In substantivischen Wortgruppen, die zu festen Verbindungen geworden, aber keine Eigennamen sind, schreibt man Adjektive klein.” wurde der goldene Schnitt getilgt, der in §64 als „fachsprachlich“ wieder erscheint:
…die gelbe Karte, das gelbe Trikot, der goldene Schnitt, die goldene Hochzeit,…”
neu
…die gelbe Karte, das gelbe Trikot, die goldene Hochzeit,…”

§64
In §64 „In bestimmten substantivischen Wortgruppen werden Adjektive großgeschrieben, obwohl keine Eigennamen vorliegen.” wurde das Beispiel für Titel und Ehrenbezeichnungen geändert:
Aus
der Heilige Vater, die Königliche Hoheit, der Erste Bürgermeister, der Regierende Bürgermeister, der Technische Direktor
wird nun
der Heilige Vater, der Regierende Bürgermeister, die Königliche Hoheit, der Technische Direktor
Ferner wurde (2) entfernt. Dieser lautete bisher:
(2) fachsprachliche Bezeichnungen bestimmter Klassifizierungseinheiten, so von Arten, Unterarten oder Rassen in der Botanik und Zoologie, zum Beispiel:
die Schwarze Witwe, das Fleißige Lieschen, der Rote Milan, die Gemeine Stubenfliege
Neu eingefügt wurde E:
E: In manchen Fachsprachen werden Adjektive, die mit dem Substantiv zusammen für eine begriffliche Einheit stehen, großgeschrieben, während andere Fachsprachen die Kleinschreibung bevorzugen, zum Beispiel:
Roter Milan, Gelbe Karte, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage; eiserne Lunge, grauer Star, seltene Erden
Im nichtfachsprachlichen Zusammenhang ist die Kleinschreibung der Adjektive in solchen Wortgruppen der Normalfall.

§74
In §74 „Nebensätze grenzt man mit Komma ab; sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit paarigem Komma ein.”
ist unter E1 (2):
„(2) In einigen Fällen kann der Schreibende zusätzlich ein Komma zwischen den Bestandteilen der Wortgruppe setzen:”
den Beispielen ein weiteres hinzugefügt:
Egal(,) welche Farbe sie sich aussucht, sie wird immer gut aussehen.

§76
§76 „Bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder bei entsprechenden Wortgruppen kann man ein (gegebenenfalls paariges) Komma setzen, um die Gliederung des Ganzsatzes deutlich zu machen bzw. um Missverständnisse auszuschließen.” hat ebenfalls ein weiteres Beispiel erhalten:
Das Recht(,) zur Förderung von Interessen Vereine zu bilden(,) ist jedermann unbenommen. Er geht(,) um das Haus zu finden(,) zur Polizei. (Aber: Er geht um das Haus und findet die Polizei.)”

§84 und §86
§84 zum Gedankenstrich und §86 (Klammern) enthalten immer noch die in §44 durch den Euro abgelöste DM:
Mit einem Scheck über 2000DM – in Worten: zweitausend Mark – hat er die Rechnung bezahlt. Er bezahlte mit einem Scheck über 2000 DM – in Worten: zweitausend Mark.

§101
In §101 (Punkt) ist die Abkürzung Pf. für Pfennig gelöscht.

§101
In §102 (Abkürzungen) ist DM durch EUR ersetzt.

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Karsten Bolz

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Fritz Koch
04.12.2004 08.40
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Sind nicht alle Stare grau? Jedenfalls auf den ersten Blick?

Wenn Stare zur Käfig- oder Volierenhaltung geeignet wären, hätten viel mehr Leute einen (grauen) Star.

(Etymologisch korrekt müßte es „graue Starre“ heißen. Der arme Vogel kann nichts dafür, die Sterne auch nicht)

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Sigmar Salzburg
03.12.2004 23.07
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§ 64 neu

Der „Heilige Vater“ führt noch in Spitzenposition, während „die Königliche Hoheit“ hinter den „Regierenden Bürgermeister“ zurückgefallen und der „Erste Bürgermeister“ ausgeschieden ist.
Niedere Geschöpfe wie „die Schwarze Witwe“, „das Fleißige Lieschen“ und „die Gemeine Stubenfliege“ sind auch nicht mehr in der Wertung.

Aber es gibt einen neuen Anhang:

„E: In manchen Fachsprachen werden Adjektive, die mit dem Substantiv zusammen für eine begriffliche Einheit stehen, großgeschrieben, während andere Fachsprachen die Kleinschreibung bevorzugen, zum Beispiel: Roter Milan, Gelbe Karte, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage; eiserne Lunge, grauer Star, seltene Erden
Im nichtfachsprachlichen Zusammenhang ist die Kleinschreibung der Adjektive in solchen Wortgruppen der Normalfall.“

Im Duden 2004 steht ausdrücklich „gelbe Karte“, „goldener Schnitt“; in meinem Duden 1986 „gelbe Karte“, „Goldener Schnitt“.

__________________
Sigmar Salzburg

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