Uh weh! Über Humor.
Der »Uwe«-Effekt ist relativ leicht zu benennen: Er ist verwandt dem »Verona Feldbusch«-Effekt (s.a. Seitenthema Bindestrich, s.a. zum »Uwe«-Effekt: Ickler a.a.O.), man könnte ihn auch »Vlatko«-Effekt nennen oder »Harald Schmidt«-Effekt, kurz: der Effekt liegt allein darin, daß Dummheit und Dreistigkeit in unserer Kultur heutzutage sich immer unbekümmerter breitmachen und sich die Bestätigung ihrer Daseinsberechtigung, ja ihres »Erfolgs« in Form von Einschaltquoten abholen. So war es ja auch das erklärtermaßen einzige wirkliche Ziel von »uwe«, hier auf eine hohe Zahl von Aufrufen zu kommen; das hat er geschafft, und das soll ihm gegönnt sein. Gelernt hat er deutlich nichts, das wollte er aber auch nicht, denn das Problem der Rechtschreibung interessiert ihn überhaupt nicht; er war nur überrascht, daß die Leute, die sich mit diesem Thema hier befassen, nicht ganz solche Trottel sind wie er vermutet hatte.
So wäre es jetzt eigentlich sinnvoll, diesem »Effekt« nicht mehr allzu viel Gedankenschmalz zu widmen und sich stattdessen auf solche Überlegungen zu konzentrieren, die uns in der Sache weiterbringen.
Da habe ich zum Beispiel eine Seite entdeckt, man kann sie aufrufen unter:
http://www.wuerzburg.de/rechtschreibreform/index.html
Dies ist eine Seite, die sich bemüht, Leuten, die sich mit den neuen Regeln schwertun, zu helfen, und das geschieht mit niedlichen Bildchen etwa zu dem schwierigen Wort »belämmert«. Damit der User weiß, daß sich das von Lamm herleitet, zeigt die Seite ein Lamm und vertraut darauf, daß der User weiß, daß aus Lamm Lämmer werden und diese belämmert sind. So einfach ist das. Wer sich immer noch nicht auskennt, darf in der Rubrik »Leserbriefe« Fragen stellen.
Kostproben:
290] Christine Arndt, Potsdam
12.07.01
E-Mail: christine@die-arndts.de
Ich selber bin gerade in der 9.Klasse. Im ersten Halbjahr dieses Schuljahrs haben wir im Deutschunterricht sehr intensiv die neue Rechtschreibung durchgenommen. Leider habe ich schon ganz schön
viele Dinge wieder vergessen. Woran ich mich aber noch genau erinnere sind die vielen Ausnahmen. In ihrer Homepage haben sie nur die einfachsten Fälle aufgelistet. Ich finde es ja schon toll, dass
überhaupt mal jemand so etwas macht, aber es könnte halt noch etwas präziser sein. Im Großen und Ganzen finde ich die Reform nicht gerade toll! Mitlerweile mache ich das doppel ´ss´schon ganz von
alleine, aber die meisten regeln kriege ich nicht in meinen Kopf rein! Aber das werde ich schon noch schaffen. Ich habe ja noch lange genug Zeit...
[289] Melanie Hauff, Karlsruhe
06.07.01
E-Mail: hauff@palas.de
Diese Seite drucke ich gleich mal aus für meine Kollegen/Kolleginnen und natürlich für mich. Vielleicht hilft das, die neue Rechtschreibung endlich konsequent in unserer Firma einzuführen, nicht nur als
Stückwerk. Die Teufelchen-Comics sind eine klasse Idee, die trockene Materie zu vermitteln. Sieht an der Büro-Wand auch besser aus als eine Kopie der Duden-Regeln... Also: Danke für die schöne
Seite!
[288] Florian Kranz, Bielefeld
11.06.01
E-Mail: florian.kranz@arcormail.de, Homepage: Mein Buch zur Reform
zu [287]
Gruss ist die Schweizer Schreibweise, sie ist kein Ergebnis der Neuregelung von 1996.
Der Grund für die Änderung ist das Wegstreichen einer Sonderregelung für s, derzufolge bisher s nicht wie andere Buchstaben verdoppelt wurden, um einen kurzen Vokal zu markieren. Nun schreibt
man dass, wie man kann, soll, Fett und vieles andere schreibt. D.h. die Schreibweise passt jetzt in all diesen Fällen wo früher ein falsches ß stand zur Aussprache und unterscheidet sich von den
Wörtern, die nach wie vor mit ß geschrieben werden (lange Vokale + stimmloses s [wie in Gruß, da Grüße und nicht Grüse!], ebenso Diphthonge).
[287] Montgomery Ehrich, Vancouver, Kanada
09.06.01
E-Mail: buddyehrich@hotmail.com, Homepage: gegen die Reform
Als Student der deutschen Sprache seit 1970, muss ich sagen, dass ich voellig g e g e n die Reform bin. Man sagt hierzuland, If it ain't broke, don't fix it! Wenn etwas nicht kaputt ist, dann solches
auch nicht reparieren! Diese Maschine hat kein Esszet-Symbol, also muss ich leider ss schreiben statt Esszet. Warum eigentlich hat man Woerter wie, z.B., daB und GruB dass und Gruss, d.h.
das Buchstabieren dieser Woerter, aendern wollen? Ich erinnere mich an die alten Postkarten, die GruB aus Bayern darauf gedruckt hatten. Jetzt glaube ich, die Postkarten zeigen Gruss aus Bayern.
Als jahrzehntelanger Freund der deutschen Sprache, kann ich nur solche Veraenderungen bedauern. Hoffentlich wird den Willen der Mehrzahl der Deutschen geachtet werden. Dann kommt die gute
alte Buchstabierenweise zurueck. mit freundlichem GruB, aber nicht mit freundlichem Gruss, Ihr Montgomery Ehrich
[286] petek_ildir, Istanbul
16.05.01
E-Mail: petek_ildir@hotmail.com
Kann mir bitte jemand erlaeutern, was an diesem Satz auszusetzen ist: Liebe Eltern, bitte geben Sie Ihren Kindern Taschen mit Wechselsachen und eine Kleinigkeit zu essen mit!
Antworten bitte an meine o.a. e-mail Adresse
Ich bedanke mich im Voraus
P.
Und so weiter.
Es wäre also vielleicht sinnvoll, sich gelegentlich auf diese Seite zu begeben und dort für Aufklärung zu sorgen. Sich hier mit »uwes« herumzubalgen, ist zwar ein lustiges Training der Rechtschreibkompetenz und eine schöne Bestätigung, daß wir im Recht sind, aber, wie Verona sagen würde: »Wem juckt's?«.
Im Gegensatz zu »uwe« hat Verona bei aller Einfalt etwas wirklich Lustiges, nämlich das, was man wohl mit »Mutterwitz« bezeichnet. Woher dieser Begriff kommt, habe ich leider weder bei Storfer noch bei Olschansky gefunden, er bezeichnet so etwas ähnliches wie Schlagfertigkeit in der Einfalt, womit man vielen Müttern sicherlich nicht gerecht wird.
Hier bleibt uns »uwe« einiges schuldig, witzig ist er nicht, dafür kennt er die Quelle der lustigen Zappelmännchen, das ersetzt den eigenen Witz, ähnlich den Lachstreifen in den humorvollen Fernsehsendungen: man weiß es darf/kann/soll jetzt gelacht werden und zwar spontan und von Herzen!
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Walter Lachenmann
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