Hoch lebe Adelung, tötet Heyse!
Wussten Sie, Herr Wagner, dass Ihr Beitrag vom 12. Mai, 13.02 Uhr, wenn man ihn ausdruckt, fast 5 eng beschriebene Druckseiten in Anspruch nimmt? Ich weiß nicht, ob für Texte dieses Ausmaßes das Internet das richtige Medium ist. Antworten würden dadurch erleichtert, dass Sie Ihre Absätze nummerierten (also mit Nummern versehen, daher das Doppel-m). Ich könnte es mir leicht machen und einfach schreiben: Das war nix. Das mache ich aber nicht.
Wenn für Sie die Silbenlänge ein dehnbarer Begriff ist, ist eine Diskussion über die Heyse-Schreibung sinnlos. In romanischen Sprachen kann man sich manchmal auf einer Silbe ausruhen und sie in die Länge ziehen. Im Hochdeutschen geht das nur in den langen oder diphthongierten Silben. Und welche das sind, steht immer fest:
Lamm: kurz
Leim: Diphthong
lahm: lang
aua: Diphthong
innen: kurz
innerlich: kurz
außen: Diphthong
äußerlich: Diphthong
Über die dialektalen Abweichungen sollte hier nichts geschrieben werden. Das führt ins Bodenlose, wie neulich hier meine Diskussion mit einem Dialektsprecher, der allen Ernstes bei süß" ein stimmhaftes s hörte, nicht vorn, sondern hinten.
Mir ist zufällig bekannt, dass Schweizer ziemlich spöttisch reagieren, wenn von unserer Rheinseite Ratschläge zu ihnen kommen. Ich enhalte mich eines Kommentars zum Schweizer Beispiel.
Es gehört zwar nicht hierher, aber trotzdem ... Sie, Herr Wagner, schreiben "... gemäß seiner beiden Funktionen. Das Wort gemäß" steht nicht mit dem Genitiv. Das Gleiche gilt bei einigen anderen Präpositionen, auch wenn sie als schriftdeutsch oder amtsdeutsch empfunden werden: entgegen, entsprechend, zufolge; in der Schweiz auch trotz und wegen.
Zwei lange s durften in Fraktur oder deutscher Handschrift nicht im Auslaut stehen. Man durfte wäßrig schreiben; wer noch ein ausgefallenes e empfand, durfte auch wäss'rig schreiben (mit Apostroph, nicht mit accent grave!). Wer aber den Apostroph wegließ, musste ein ß setzen. Ein bisschen spitzfindig war das ja schon ...
Die Bambuse. Bei Ihren Horrorwörtern Bambusessstäbchen und Messergebnis liegt das Problem doch darin, dass der Schreiber entweder nicht wollte, dass der Leser seinen Text beim ersten Lesen verstand, oder dass er den Bindestrich nicht kannte. Bei Bambus-Essstäbchen und Mess-Ergebnis ist doch wohl alles klar.
Das ß ist aus einer Ligatur entstanden, nach meiner Ansicht aus langem Fraktur-s und Fraktur-z, nach anderer Ansicht aus langem und rundem s. Welche Ansicht richtig ist, ist allenfalls von historischem Interesse. Heute wird das Schriftzeichen als ein Buchstabe empfunden. Es gab einmal die Regel, dass, wenn Missverständnisse möglich waren, ein ß nicht durch ss, sondern durch sz ersetzt werden sollte: PREUSZEN. Sie gilt nicht mehr.
Den Kompromissvorschlag der DASD habe ich in Anführungs-zeichen gesetzt, weil es ein Zitat war. Dafür, ob beim Zitieren die aktuelle Rechtschreibung oder die des Originals verwendet wird, gibt es keine Regel. Müsste man immer schreiben wie der Originaltext, wären Zitate aus der Luther-Bibel ziemlich mühsam.
Ihre Formulierung, Herr Wagner, vom vorauseilenden Gehorsam oder von Feigheit vor dem Feind sollten Sie nicht mehr verwenden. In diesem Forum geben Emeritierte und pensionierte Lehrer den Ton an. Die gehorchen niemandem mehr, und sie haben keine Feinde mehr. Wenn die so schreiben, wie sie es für richtig halten, ist das okay. Aber sie sollten sich auch nicht über anders Schreibende erheben. Wer niemandem mehr gehorchen muss und keine Feinde mehr hat, kann auch keinen Männerstolz vor Königsthronen mehr zeigen.
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