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Vorzüge der neuen Rechtschreibung
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Karl Eichholz
15.07.2001 17.01
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Vergleiche

Zitat

Ganz genauso, wie wir heute unsere Eltern (Großeltern) fragen: wie war das dritte Reich nur möglich?

Zitat Ende!

>Herr Eichholz vertritt damit die Auffassung, dass wir uns in Zukunft für das
>Zustandekommen der Rechtschreibreform genau so rechtfertigen
>müssen, wie unsere Eltern-/Großelterngeneration für das dritte Reich.
>Hierdurch wird das Nazi-Regim mit all seinen Greueltaten verharmlost.
>Solche Aussagen müssten den Widerstand eines jeden
>Diskussionsteilnehmers hervorrufen.

Weder werden die Greuel (Gräuel?) verharmlost noch sehe ich einen Zwang zur Rechtfertigung vor der nächsten Generation.

Wenn Sie sich in der älteren Generation umschauen, sofern sie noch da ist, wird Ihnen auffallen, daß es dort wenige Menschen drunter gibt, denen man selbst mit Boshaftigkeit ein verbrecherischens Tun in dieser Vergangenheit vorwerfen wird können. Und doch ist es getan worden. Es ist von wenigen getan worden. Dies konnte allerdings nur dadurch geschehen, daß es genügend Menschen gab, die wegschauten.

Noch zwei oder drei Jahrhunderte vorher war es gar nicht üblich, wegzuschauen. Man hat ganz unverholen und sensationslüstern zugeschaut, als Hexen verbrannt wurden.

Damit wollte ich nur ausdrücken, daß wir uns als Gesamtheit weit davon entfernt befinden, moralisch erwachsen zu sein. Die Mechanismen, welche ein Drittes Reich ermöglichten, sind beileibe nicht abgeschüttelt. Schauen Sie nur einmal hin, wie mit Minderheiten, gleich welcher Beschaffenheit und Couleur, in unserer Gesellschaft umgegangen wird. Ob es jemanden betrifft, der ein körperliches Gebrechen hat, oder ein geistiges, oder ob es seine Weltanschauung betrifft: Das erste, an was die Allgemeinheit denkt: „Das muß seinen angemessenen Rahmen haben“. Ja, und so hat jeder, der zum Normalklischee nicht taugt, seinen Rahmen, seinen Zaun, selbst auch aus Stacheldraht.

Es tut gut, im Vergleich einmal andere Kulturen kennenzulernen, die dies in anderer, ja geradezu eleganter Weise meistern. Sie zeichnen sich als Gesamtkultur durch eine buchstäbliche Unbesiegbarkeit aus, denn die Eigenschaften dazu liegen im Individuum begründet.

„wie war das dritte Reich nur möglich?“

wir werden uns als Gesamtheit auch in bezug auf die RSR unbequeme Fragen gefallen lassen müssen, denn auch unter den Kindern der kommenden Generationen wird es Philosophen, Dichter, Denker, Literaten geben, die sich mit den platten Ausdrucksmöglichkeiten, die die RSR dann noch übriggelassen hat („übrig gelassen hat“), eben NICHT zufrieden geben („zu Frieden geben“). Sie werden auf die Schätze stoßen, die in alten Büchern überdauerten und dann im Vergleich vielfältige Beweise für den Niedergang unserer Kultur entdecken. Und sie WERDEN Fragen stellen.

Was antworten wir ihnen?


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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz

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Theodor Ickler
15.07.2001 16.43
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Vergleichspunkte

Ich selbst habe den Vergleich nie bemüht, wenn ich mich recht erinnere. Vor einigen Jahren habe ich, das Leid vieler Lehrer (erschütterende Briefe sind mir zugegangen!) vor Augen, in einem privaten Brief an Augst dazu aufgerufen, das „menschverachtende Massenexperiment“ RSR abzubrechen. Daraus hat Augst dann ein halbes Jahr lang öffentlich Honig zu saugen versucht, indem er verbreitete, ich hätte die RSR mit „Deutschlands dunkelster Epoche“ gleichgesetzt usw. usf. (so vor dem Rechtsausschuß des Bundestaqges; seine pathostriefende Stimme der verfolgten Unschuld werde ich nie vergessen, diese Nummer beherrscht er wirklich sehr gut!). Tatsache ist aber, daß hier Millionen Schüler und Tausende von Lehrern als Versuchskaninchen mißbraucht werden, und wir wissen inzwischen, daß Lehrer daran zerbrochen sind, und zwar nicht die schlechtesten.
Aber „Auschwitz“ ist natürlich viel zu hoch gegriffen; wie gesagt, ich halte von diesen Vergleichen auch nicht sehr viel, und meine zahlreichen und umfangreichen Schriften zur RSR argumentieren auch ganz anders.

Aber gleichwohl: Wie hier mit dem Volk umgesprungen wird, mit dem Volksentscheid, wie die Presse gleichgeschaltet wird bzw. sich selbst gleichschaltet, so daß zum Beispiel der SPIEGEL auf Geheiß der Chefredaktion das tolle Buch von Birken-Bertsch und Markner nicht rezensieren DARF – das ist ein besorgniserregender Vorgang. Es gibt unzählige Einzelheiten, die hier zu erwähnen wären, sehr schlimm insgesamt! Die Lügenpropaganda zum Beispiel, und dann die vielen Mitläufer und Radfahrer, auch Denunziantentum (wie hierorts erlebt)! „Ich werde der Norm gehorchen, weil sie die Norm ist.“ Übel kann einem werden.
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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
15.07.2001 16.18
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Die permanente Reform?

Vergleichen oder Gleichsetzen der Rechtschreibreform mit Auschwitz: Bei beidem kann einem angesichts der unterschiedlichen Dimensionen unwohl sein, insofern verstehe ich Uwe schon, obgleich er mit dem Klischee, durch eine solche Parallelisierung würde man die Greuel »verharmlosen« auch seinerseits wieder in die Schublade mit den Diskussionsschablonen greift (muß ja nicht gleich Totschlag sein), mit denen man am Kern der Sache so schön vorbeireden kann, weil man ja nichts von seinem Standpunkt aufgeben möchte.

Meine Prognose, was künftige Generationen betrifft: Sie werden uns und unsere Zeitgenossen nicht dramatisch anklagen, wie wir einst die Generation, die vor uns gelebt und den Nationalsozialismus nicht nur durch allzu große politische Passivität und sonstige uns heute schwer verständliche Befindlichkeiten ermöglicht hat, sondern ihn auch erdulden mußte. Vielmehr werden die Reformer auch in Zukunft nicht aussterben. Was bleibt denen nach der erfolgten Reform zu tun? Die nächste Generation der Reformer wird die jetzigen auslachen und alles dran setzen, die guten alten Regeln wiederherzustellen. Vielleicht findet sie auch Gefallen an dem Ansatz, daß Schrift und Sprache gar keiner Regelung bedürfen, sondern einer guten Beobachtung und einer – differenzierten – Darstellung (die Idee ist nicht von mir, zugegeben). Fragt sich nur, wann die ersten »jungen wilden Reformer« aktiv werden (können). Es ist doch immer ein Hin und Her zwischen den Generationen. Die 68er haben mit dem »Muff von tausend Jahren« ihrer Vorgängergeneration aufgeräumt und dabei leider auch neuen Unsinn produziert, jetzt kommen die nächsten Generationen und räumen mit Sinn und Unsinn der 68er auf, wobei wieder Spreu und Weizen entstehen (vom Weizen ist von hier aus allerdings wenig erkennbar). Daß sich Schrift und Sprache dauerhaft so verschandeln lassen, wie es die Reform täte, wenn sie könnte, ist kaum zu befürchten, da Schrift und Sprache wie etwas Organisches leben und wachsen, und das Lebendige neigt in der Regel dazu, in sinnvoller und schöner Gestalt zu wachsen, auch wenn daran herumgepfuscht wird, dafür gibt es in der Natur zahlreiche Beispiele. Narben können als besondere Schönheitsmerkmale vorteilhaft in das neu gewachsene Gesamtbild eingebunden werden, wer weiß?



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Walter Lachenmann

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Klaus Malorny
15.07.2001 15.19
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Zitat von Herrn Eichholz

Herr Eichholz sieht offenbar ähnlich wie ich die Wiederholung der Verhaltensmuster von damals. Aus dieser Ansicht heraus sagt Herr Eichholz voraus, daß die Deutschen „danach“ auf die gleiche Art und Weise versuchen werden, sich zu exkulpieren. Diese Meinung teile ich voll und ganz.
Jeder kann in die Lage kommen, sich irgendwann rechtfertigen zu müssen – entweder für das, was er getan hat, oder für das, was er unterlassen hat. Wie sich jemand rechtfertigt, hängt weniger von dem ab, was zu rechtfertigen hat, sondern mehr von seinem Charakter und der Fähigkeit zur Selbstkritik. Daher mag ich hier keine Verharmlosung erkennen.

Davon abgesehen. Etwas, was harmlos aussieht, kann schimm enden. Es heißt so schön: „Wehret den Anfängen“. Jedoch, wo ist der Anfang? Hat es vielleicht schon längst begonnen? „Was?“ werden Sie fragen. Ich weiß es nicht. Ist es mit dem Dritten Reich vergleichbar? Kann ich Ihnen auch nicht beantworten. Nichtsdestotrotz werde ich mir oder Sie sich später vorhalten lassen müssen, zuwenig dagegen getan zu haben. Aus dem Rückblick ist es leicht zu entscheiden, was gut und was schlecht, welche Handlungsweise richtig und welche falsch war. Aber was ist mit jetzt? Können Sie sich wirklich sicher sein, daß Sie mit Ihrer (welcher auch immer) Handlungsweise nicht an der nächsten Katastrophe beteiligt sind? Ich bin es bei mir nicht.


PS: Unter jedem Beitrag gibt es einen Knopf "Ändern“, mit dem Sie Ihre eigenen Beiträge ändern können. Nebenbei bemerkt stelle ich fest, daß Sie Ihre Reform entweder noch nicht ganz „intus“ haben oder Ihre eigene Hausorthographie praktizieren...

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Theodor Ickler
15.07.2001 14.23
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Sonderweg

Die These von der Unvergleichbarkeit der Naziverbrechen scheint mir eine besondere Form nationaler Überheblichkeit zu sein.
Hans Martin Gauger hat vor einigen Jahren bei einem ähnlichen Anlaß auf die Selbstverständlichkeit hingewiesen, daß Vergleichen etwas anderes als Gleichsetzen ist. Vergleichen kann man alles mit allem.
Im übrigen muß man schon sehr unbelehrt sein, wenn man nicht weiß, daß es in der Nazizeit nicht nur Auschwitz, sondern auch einen Alltag gab mit seinen kleinen Heldentaten und seinen kleinen Feigheiten, wie überall und ímmerdar auf dieser Welt. Die Machtergreifung und die schlimmen Folgen wären nicht möglich gewesen ohne dieses Grundgeflecht von Fehleinschätzungen und eben auch einem Mangel an Zivilcourage und demokratischem Grundkonsens, und es besteht der begründete Verdacht, daß diese Voraussetzungen in Deutschland besonders akut waren. Daß es so wenig Gegenwehr gibt, wenn der Staat sich an der Sprache vergreift, ist einen Vergleich wert. Sehr weit führt das natürlich nicht, vor allem sollte es nicht von der genaueren Untersuchung der heutigen Hintergründe abhalten.
__________________
Th. Ickler

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uwe
15.07.2001 14.10
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Frau Morin,

ich glaube, wir werden uns nicht mehr einig. Deshalb ein letzter Versuch von mir, die Vorzüge der st-Trennung zu erläutern:

Zunächst denke ich, sollten sich Rechtschreibregeln nicht nach irgendwelchen Trenn- oder Rechtschreibprogrammen richten, sondern umgekehrt. Die Nichttrennung von st war eine Ausnahme von der sonst möglichen Trennbarkeit von ganzen Wortsilben. Fällt eine solche Ausnahme weg, fällt es unseren Kindern (uns vielleicht nicht mehr) leichter, die Rechtschreibung zu erlernen. Und das war schließlich das Ziel der Rechtschreibreform.

Noch Fragen ?

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uwe
15.07.2001 13.55
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Herr Malorny,

ich halte Ihren Vergleich für legitim, wenn er Ihre Meinung wiederspiegelt.

Für nicht legitim halte ich folgenden Vergleich:

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karl Eichholz
Die Folgegeneration wird uns löchern, nicht nur, warum wir den Volksentscheid verteidigt haben, warum wir für das Volk gekämpft haben.

Irgendwann KOMMT die Frage auf den Tisch: Wie war das alles nur so möglich?
Wieso konnte die Presse als geschlossene Front ohne jede Gegenwehr das Volk vergewaltigen?

Wirklich ohne?

Wenn denn das Pendel in die andere Richtung umschlägt, dann gibt es niemanden mehr, der überhaupt nur entfernt DAFÜR gewesen sein will.

Ganz genauso, wie wir heute unsere Eltern (Großeltern) fragen: wie war das dritte Reich nur möglich?

Zitat Ende!


Herr Eichholz vertritt damit die Auffassung, dass wir uns in Zukunft für das Zustandekommen der Rechtschreibreform genau so rechtfertigen müssen, wie unsere Eltern-/Großelterngeneration für das dritte Reich. Hierdurch wird das Nazi-Regim mit all seinen Greueltaten verharmlost. Solche Aussagen müssten den Widerstand eines jeden Diskussionsteilnehmers hervorrufen.

Uwe

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Ursula Morin
15.07.2001 13.39
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Lieber Uwe,
Sie können ein Argument, das Ihnen nicht schlüssig erscheint, nicht dadurch entkräften, daß Sie ein anderes anführen, das noch weniger schlüssig ist. (Dies ist übrigens eine Sitte, die seit der Reform eingerissen ist.) Außerdem haben Sie mein Argument immer noch nicht ganz verstanden. Ich hatte nicht gesagt, daß die Häufigkeit von „st“ ein Grund dafür ist, die Buchstabenkombination „st“ nicht zu trennen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß es gute Gründe gab, dies nicht zu tun (wenn man sich die Mühe macht, etwas darüber nachzudenken). Dies ist durchaus ein Unterschied – mir ging es darum, was praktikabel ist und nicht darum, was man „erlauben“ könnte. Natürlich „darf“ man jetzt alles trennen, also auch z.B. „Bi -otop“ usw. Nur praktisch ist dies nicht, weil die Trennprogramme daraus völligen Unsinn machen. Früher hatten die Trennprogramme eine Trefferquote von 98%. Man mußte da nur sehr wenig nachkorrigieren. Nun muß man alles „von Hand“ machen, da die Programme „unsinnige“ Trennungen nicht erkennen. Mein Argument war also nicht, daß irgendwelche philosphischen oder moralischen Hindernisse dafür vorliegen, das „st“ in der Handhabung dem „sp“ anzugleichen. Mein Argument war dasselbe wie auch bei anderen Regelungen des Neuschriebs, daß die neue Trennungsregel praxisuntauglich ist und zu vielen neuen Fehlern führt.

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Klaus Malorny
15.07.2001 13.06
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Dritte Reich

Ich habe hier noch niemanden gesehen, der die Massenvernichtung und die Judenvertreibung in irgendeiner Weise verharmlost. Mich bestürzt zutiefst, was damals geschehen ist, und ähnliches darf sich nie wiederholen.

Es bestürzt mich aber auch, wie die Deutschen heute damit umgehen. Es waren die „Nazis“, die das alles verbrochen haben – die Mehrheit der Bevölkerung hätte entweder von nichts gewußt oder hätten nichts tun können, ohne nicht selbst vom Tode bedroht gewesen zu sein. Ab einem gewissen Zeitpunkt trifft dies zwar zu, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer Teil ist, daß die Mehrheit der Deutschen über Jahre hinweg Hitler und seine Schergen an die Macht geführt haben, in einem Zeitraum, als die Demokratie noch funktionierte. Ein langsamer, kontinuierlicher Prozeß. Natürlich gab es damals auch viele Menschen, die das drohende Unheil erkannten. Leider haben sich aber viel zu wenige getraut, öffentlich zu opponieren und den potentiellen Mitläufern die Augen zu öffnen und ihnen in ihr Gewissen zu reden.

Meine Wenigkeit und offenbar auch andere Reformgegner sehen anhand der Vorgänge um die Rechtschreibreform, daß zwar heutzutage alle Deutschen von sich behaupten, sie hätten aus der Geschichte gelernt, aber sich ziemlich widersprüchlich verhalten. Weit mehr als die absolute Mehrheit der Deutschen waren in Umfragen und später in der Wahl in Schleswig-Holstein GEGEN die Rechtschreibreform, nichtsdestotrotz haben sie jedoch NICHT GEHANDELT. Im Gegenteil: die Entscheidungsträger, die in der Lage gewesen wären, sich gegen die Reform zu entscheiden (Zeitungsverlage beispielsweise), haben vor der Obrigkeit ihren Schwanz eingezogen. Um ihre Feigheit zu kaschieren, haben sie entweder das Thema zum Tabu erklärt oder haben sich zum Sprachrohr der Kultusminister und Reformer machen lassen. Sie müßten sich mal die bescheuerten Anworten dieverser Leute anschauen, die ich angeschrieben habe. Der normale Bürger mag sie nicht, fügt sich aber auf die eine oder andere Art und Weise mit der ein oder anderen vorgeschobenen Begründung (so wie Sie).

Wer da nicht Ähnlichkeiten in den Verhaltensmustern von damals und heute sieht, muß Tomaten auf den Augen haben. Es ist hochpeinlich, daß die Deutschen so reagieren, gerade wegen der Geschichte und der Tatsache, daß die ungewollte Reform in ihrer politischen und machtstrukturellen Bedeutung absolut harmlos ist. Wir Deutsche sind offenbar nicht einmal in der Lage, einen so kleinen Angriff auf uns abzuwehren. Wir demonstrieren damit: „Kommt Diktatoren, unterjocht uns, wir werden uns nicht wehren!“

Es gibt meiner Meinung nach noch etliche weitere Anzeichen für die real existierende treudoofe Obrigkeitsgläubigkeit der Deutschen, glaube aber, jetzt genug geschrieben zu haben.

So, und jetzt hätte ich gerne gewußt, was an meinen Vergleichen illegitim ist.



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uwe
15.07.2001 12.56
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Liebe Frau Morin,

ihr Argument erscheint mir nicht sehr schlüssig. Nur weil eine Buchstabenkombination häufig in einer Konstellation vorkommt, die eine Trennung nicht erlaubt, soll man diese generell nicht trennen dürfen. Das leuchtet mir nicht ein.

Uwe

Nachtrag:
Auch die Buchstabenkombination sp kommt häufig am Wortanfang vor (Mein Wörterbuch zählt über zehn Seiten). Und trotzdem darf man Wes-pe trennen.

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Ursula Morin
15.07.2001 12.44
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Lieber Uwe,
leider haben Sie zu meinem Argument nicht Stellung genommen. Die Nichttrennbarkeit von „st“ war meiner Meinung nach der Tatsache zu verdanken, daß „st“ im Deutschen sehr häufig in Stellungen vorkomment, die keine Trennung zulassen. Die Buchstaben „st“ am Wortanfang sind im Deutschen so häufig, daß mehrsprachige Wörterbücher dafür zumeist eine eigene „Abteilung“ haben. Wenn Sie sich etwas mehr mit Sprache beschäftigen würden, kämen Sie auch zu dem Schluß, daß die neuen Regeln oft über solche durchaus vernünftige Gebräuche hinweggehen, die sich im Laufe der Zeit – ganz ohne amtliche Vorgaben – entwickelt haben. Nur wenn man sehr viel mit der Sprache arbeitet, bekommt man ein Gefühl dafür, weshalb es solche „Ausnahmen“ gibt.

Man kann sich natürlich fragen, ob die Neuregelung nicht letztendlich dem Zwecke dienen soll, den professionellen Schreiberlingen endlich einmal eins auszuwischen. Dann stellt sich aber auch die Frage, weshalb man gerade denen, die am meisten zu schreiben haben, das „Geschäft vermiesen“ möchte? Ist das vernünftig? Das wäre so, als ob man den Rennfahrern vorschreiben wollte, nur noch mit Zweitaktmotoren zu fahren ...

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uwe
15.07.2001 12.05
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Herr Malorny,

wo finde ich die Korrekturfunktion ?

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uwe
15.07.2001 12.03
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Nun zu Ihnen, Frau Morin,

dass sie als Korrektorin von der Rechtschreibreform nicht begeistert sind, kann ich verstehen. Aber auch in anderen Berufen muss man mit Veränderungen klar kommen. Zum Beispiel wird Finanzbeamten oder Steuerberatern auch fast jährlich ein neues Steuerrecht präsentiert.

Ihren Einwand zur st-Trennung habe ich zugegebenermaßen nicht ganz verstanden. Trennen darf ich doch ohnehin nur zwischen ganzen Wortsilben. Wenn nun st am Wortanfang steht, ist doch klar, dass eine Trennung nicht möglich ist. Vielleicht können Sie mir dies noch einmal verdeutlichen.

Und, bitte überdenken Sie noch einmal die Frage, welche Logik dahinter steht, Wes-pe trennen zu dürfen und Wes-te nicht ?

Freundliche Grüße
Uwe

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uwe
15.07.2001 10.20
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Jetzt aber wieder ernsthaft:

Ich plappere nichts nach. Ich habe mich, wie mir hier schon häufiger vorgeworfen wurde, bislang nicht intensiv mit der Orthografie beschäftigt. Ich habe beruflich nichts mit Rechtschreibung am Hut (bin weder Professor, Lehrer, Journalist o. ä.).

Ich habe in der Schule die alte Rechtschreibung erlernt (so gut es ging). Als Vater von (fast) schulpflichtigen Kindern habe ich mich schon früh gezwungen, die neue Rechtschreibung zu erlernen, um mir nicht eines Tages von meinen Kindern vorwerfen zu lassen, nicht richtig schreiben zu können und um anpassungs- und lernfähig zu bleiben.

Aufgrund meiner Erfahrungen mit der neuen Rechtschreibung bin ich der Überzeugung, dass sie gar nicht so schlecht ist. Ich gebe zu, eine Reform wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Aber da sie jetzt in die Welt gesetzt worden ist (mit was für einem fragwürdigen Verfahren auch immer) und unseren Kindern seit vielen Jahren gelehrt wird, ist es noch viel unnötiger darüber nachzudenken, sie wieder rückgängig zu machen.

Das ist meine Meinung. Ich gestehe jedem zu, hierüber anders zu denken und habe deswegen noch niemanden beschimpft oder kritisiert. Ich freue mich auf weitere Diskussionen.

Was mich jedoch stört sind überhebliche und arrogante Kommentare, wie z. B. von Herrn I. oder der Vergleich mit den Folgen des Dritten Reiches. Die schlimmen Folgen des Dritten Reiches mit seiner Massenvernichtung und Judenvertreibung sind mit nichts vergleichbar, schon gar nicht mit der Rechtschreibreform.

Uwe

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Klaus Malorny
15.07.2001 10.17
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Danke für den Hinweis

Dank der Korrekturfunktion des Forums läßt sich ja sowas beheben. Natürlich könnten Sie nicht nur fremde, sondern auch Ihre eigenen Beiträge auf die korrekte Schreibung (nach welcher RS auch immer) überprüfen...

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