Zum Beitrag vom 03.02.2004, 22.28
Sehr geehrter Gast,
auch wenn ich Sie sonst sehr schätze, weil Sie den Mut haben, hier anonym
Einträge einzustellen, so kann ich Ihrer Argumentation hier nicht ganz folgen:
Sie wollen also zeitlich befristet alle Regeln bedeutungslos werden lassen, um
dann feststellen zu können, welche Regeln weiterhin befolgt werden?
Ihr Beitrag könnte natürlich auch scherzhaft gemeint sein, aber nehmen wir ihn
mal ernst.
Sie schreiben nicht explizit, daß sich Ihr Beitrag nur auf Rechtschreibregeln
bezieht, obwohl das anzunehmen ist. Stellt Euch vor, es werden alle Regeln
unserer Gesellschaft ungültig, danach ist dann nichts mehr, wie es vorher war,
und ein Zurück zum Vergangenem wird es dann auch nicht mehr geben. Ähnliches
würde dann auch für Rechtschreibregeln gelten.
Es mag vielleicht etwas übrigbleiben, aber wieviel übrig bleibt hängt von der
Dauer der regellosen Zeit ab. Je länger diese besteht, desto weniger werden
sich die Leute an bisherige Regeln halten, schon deshalb, weil Kinder mit der
Regellosigkeit aufwachsen. Was übrig bleibt ist dann vielleicht zu wenig, um
die eindeutige Reproduzierbarkeit der Intention des Autors sicherzustellen.
Sollte nicht auch jedes Kind die Chance haben, in einem sinnvollen und
nützlichen Regelsystem für die Rechtschreibung aufzuwachsen, denn merke:
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr oder zumindest weit
schwieriger.
Regeln sind implizit durch den Sinn einer Sache gegeben, wenn man Regeln
abschafft, so schafft man auch den Sinn ab und produziert Unsinn. Läßt sich
der Sinn aber nicht abschaffen, so erzieht man die Menschen damit zur
Unterwürfigkeit unter das Trugbild einer regellosen Freiheit, d.h. zur
Unfreiheit. Dies werden Ideologen und Demagogen auszunutzen wissen.
Gerade wir Deutschen sollten der Welt zeigen, daß wir uns nicht mehr von
Demagogen verführen lassen.
Ich finde, Ihr Vorschlag ist unmenschlich!
anonym #
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