Zusammenhang von Sprache und Schrift
zu dem heutigen Forum-Beitrag von Jörg Metes:
Umschreibungen sind nicht immer weitschweifig, sondern dienen gelegentlich der Präzisierung; die Formulierung einen Schreibprozeß eigenverantwortlich gestalten ist also mehr als nur Schreiben, weil vielen diese Eigenverantwortung verlorengegangen ist.
Bei In der mündlichen Äußerung beachten sie wichtige Regeln der Aussprache, in den schriftlichen die der Orthographie und Zeichensetzung fällt einem allerdings auf, daß hier nun zwischen zwei Prozessen unterschieden wird, die eigentlich eng zusammengehören: Die Regeln der Aussprache sollten sich eigentlich bei dem vorgenannten eigenverantwortlichen Schreibprozeß wiederfinden, weil nur durch logische und konsequente Anwendung der zugehörigen Schreibregeln sichergestellt werden kann, daß der Text beim Zurücklesen auch die gleiche Aussprache und Betonung erfährt wie beim vorangegangenen Sprechen.
Aber hier klaffen inzwischen durch die zerstörerischen Ergebnisse der neuen Rechtschreibung Lücken. Wir sollten uns also eigentlich darauf verständigen, daß wir eine Sprachschrift brauchen, im Sinne von Sprechschrift. Denn die Schrift ist nicht etwas Eigenständiges, sondern kann nur im Zusammenhang ihres Ursprungs Sprache gesehen werden. Zuerst muß ich richtig sprechen durch korrekte Betonung und Aussprache etc., denn dann ergibt sich die analoge Schreibweise fast von selbst (die früheren Schreibregeln stellten dies auch weitgehend sicher). Wenn ich aber zuerst nach sprachfremden Regeln schreibe, wird sich zwangsläufig die Aussprache und damit die Sprache selbst verändern. Und somit sind wir wieder bei der obengenannten Eigenverantwortung! Und die sollte jeder Sprachsprecher und Schriftschreiber sehr ernst nehmen und nicht irgendwelchen Rechtschreibprogrammen überlassen, welche ja letztlich meist das Ergebnis unzureichender Eigenverantwortung von Dritten implizieren.
Dietrich Beck Witzhave
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