Von falschen und pellschen Gleichungen
Die reformerischen Nichtsnutze, die angetreten waren, die Deutschen mit der „gemäßigten“ Kleinschreibung zu beglücken, wurden in ihrem Furor durch die „Kultusministernden“ gebremst. Quasi aus Rache haben sie nun die unmäßige Großschreibung des Unwichtigen durchgesetzt („des Öfteren“).
Nur in dem Fall, in dem ein Eigenname oder ein mit solchem verbundener fester Begriff betroffen ist, wurde abweichend von der internationalen Praxis ( „a Lagrangian function“) die Kleinschreibung in die „Reform“ hineingemogelt. Das ist nur erträglich, wenn man „in der Art von ...“ sagen könnte: „die einsteinsche Summenkonvention“, „eine leschsche ZDF-Serie“.
Das populistische Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ konserviert die Urreform von 1996, und der Astronom Florian Freistetter muß folgen: x² dy² = 1…
Auf die Gleichung stößt man auch, wenn man das berühmte »Rinderproblem des Archimedes« lösen möchte – sie beschäftigte die Mathematiker aber bis in die Moderne hinein. Heute nennen wir sie die pellsche Gleichung, nach dem englischen Mathematiker John Pell, der mit der Sache jedoch überraschend wenig zu tun hat. Er arbeitete zwar mit diophantischen Gleichungen; doch die Aufgabe, die heute nach ihm benannte Gleichung zu lösen, stellte der Franzose Pierre de Fermat. Pell war nur der Übersetzer eines Buchs, in dem eine Lösung der Gleichung diskutiert wurde. Leonhard Euler sah ihn fälschlicherweise als Urheber dieser Lösung an, weswegen er ihr Pells Namen gab.
spektrum.de 31.3.2019 Die Schreibung „diophantisch“ ist üblich, aber auch nicht immer. Die „pellsche Gleichung“ läßt eher ein Adjektiv wie in „falsche Gleichung“ vermuten. Google findet fast ausschließlich „Pellsche Gleichung“, obwohl er es nun nicht verdient hat.
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