Ratlose Berater
Andererseits muß man den Bertelsmann-Sprachberatern zugute halten, daß sie nicht verhehlen, wie ratlos auch sie selber vor dem Regelwerk stehen. Ich habe noch einmal nachgefragt.
»Sehr geehrte Frau Riegel, sehr geehrter Herr Kücholl,
ich danke für Ihre Stellungnahme zur Frage der Getrennt- bzw. Zusammenschreibung von 'bekannt machen'. Sie zeigt mir einmal mehr, dass die Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung der problematischste Bestandteil der Rechtschreibreform ist. Sie wird nicht verstanden, ist wohl auch nicht zu verstehen. Selbst in einer Qualitätszeitung wie der 'Süddeutschen' hat sie nachgerade zur Anarchie geführt (auf jemanden los gehen, herum rennen, hinein kommen, trocken legen und vieles, vieles, vieles andere mehr Tag für Tag). Haben Sie irgendwelche Signale seitens der Rechtschreibkommission, dass dieser Teil der Neuregelung überdacht und vielleicht auch zurückgenommen wird?«
Und ich habe die folgende, fast schon defätistische Antwort erhalten:
Sprachberatung@Bertelsmann.de
AW: Sprachberatung
Thu, 22 Nov 2001 17:39:38 +0100
»(...) vielen Dank für Ihre Anfrage bei der Bertelsmann Sprachberatung (...)
Wie befinden uns ja noch in der so genannten "Übergangsphase, in der die alte neben der neuen Rechtschreibung existiert. Diese Phase, so ist es von der Kommission festgelegt, soll auch der Beobachtung der Sprache (soll heißen der Akzeptanz, der praktischen Umsetzbarkeit von einzelnen Regeln und ggf. ihrer Modifikation) dienen. Insofern können wir davon ausgehen, dass 2005 noch einmal eine Stellungnahme der Rechtschreibkommission in Bezug auf einzelne Regeln auf uns zukommt. Jeder Sprachbenutzer kann dies aktiv unterstützen, indem er der Kommission die Problemfälle, die sich im täglichen Umgang mit den neuen Regeln ergeben, schildert. Zum Beispiel über http://www.ids-mannheim.de/reform/kontakt.html
Mit den besten Grüßen
Dr. Ulrike Hönsch
Bertelsmann Lexikon Verlag«
Das ist nicht die Antwort eines Menschen, der sich seiner Sache noch sehr sicher ist!
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Jörg Metes
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