Kommentar zum Kompromiß
Nachdem die Süddeutsche Zeitung die Kurzfassung meines Kommentars veröffentlicht hat (s. Nachrichtenseite), kann ich hier endlich auch die ausführliche Version vorstellen:
Schlecht eingeschänkt
Zum „Kompromißvorschlag“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Für die Rechtschreibreform hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, seit sie sich spät genug zu Wort meldete, immer nur schärfste Verurteilung übrig gehabt: „gravierende Mängel, evidente Dummheiten, in sich vielfach widersprüchlich, wenig sinnvoll, willkürliche Eingriffe; schwer erträgliche Unsinnigkeit, von Anfang an eine Mißgeburt; gehört auf den Schrotthaufen der Geschichte, steht mit der Grammatik auf Kriegsfuß“ usw. das sind nur einige ihrer Urteile aus den letzten sechs Jahren. (Wenn Christian Meier im Vorwort die „gelegentlich arg übertriebene Polemik“ kritisiert, zu der die Reformdiskussion geführt habe, vergißt er wohl, daß die stärksten Äußerungen von ihm selbst stammen; unbegründet waren sie nicht.) Die Akademie wußte auch, was man zur Lösung der mutwillig heraufbeschworenen Rechtschreibkrise tun sollte: die bisherige Rechtschreibung beibehalten und lediglich einige Haarspaltereien des Duden „auskämmen“. So ihr Beschluß im Frühjahr 1997. Um so überraschter war die Fachwelt, als die Akademie im Jahre 1999, offenbar unter dem Einfluß ihres „frisch gebackenen“ Mitglieds Peter Eisenberg, mit einem Kompromißvorschlag hervortrat, der die verachtete Neuregelung als Grundlage einer Reform der Reform akzeptierte. „Angesichts der Machtverhältnisse“, wie es hieß, wollte man sogar die ss-Regelung, das rote Tuch der Reformkritiker, hinnehmen, obwohl man ihre Minderwertigkeit und Fehlerträchtigkeit durchaus eingestand. „Wer sie akzeptiert, gibt zu erkennen, daß er die Neuregelung nicht grundsätzlich bekämpft.“ Nur wenige nahmen damals den erstaunlichen Kniefall vor dem so klar erkannten Geßlerhut zur Kenntnis, denn der an sich belanglose Kompromißvorschlag fand, wie Akademie-Präsident Meier später beklagte, so gut wie keine Beachtung in der Öffentlichkeit.
Damals fehlte auch noch ein Wörterverzeichnis; es sollte „demnächst“ erscheinen. Daraus wurden vier Jahre. Nun legt die Akademie fast denselben Vorschlag mit einem 110 Seiten langen Wörterverzeichnis aufs neue vor. Es zeigt in vier Spalten die alte Dudennorm, die Reformschreibung, die Schreibweise des teilweise rückgebauten Duden von 2000 und den Akademievorschlag. Ein Regelwerk fehlt nach wie vor, so daß viele Schreibweisen willkürlich und unlernbar wirken. Man soll schreiben im klaren sein, aber im Unklaren sein; auf Deutsch, aber auf gut deutsch; im guten wie im bösen, aber Gleich und Gleich gesellt sich gern. Bei kennenlernen und spazierengehen soll nur die Zusammenschreibung erlaubt sein, bei sitzenbleiben, laufenlassen auch die Getrenntschreibung; schätzen lernen und lieben lernen wiederum sollen nur getrennt geschrieben werden. Bei im Trüben fischen wird Großschreibung verordnet, bei den kürzeren ziehen, auf dem laufenden sein, ins reine kommen Kleinschreibung. Wer würde darauf kommen, daß jetzt Herz Ass geschrieben werden soll, gleich weit entfernt von alter wie neuer Rechtschreibung? Der Vorschlag kennt nichtssagend und nichts sagend, aber nur vielsagend. Solche Inkonsequenzen finden sich in großer Zahl. funkensprühend, staatenbildend, sporenbildend stehen als Varianten neben Funken sprühend, Staaten bildend und Sporen bildend; sie sind aber keineswegs gleichbedeutend, denn man darf nicht, wie die Reformer, Pluralzeichen und Fugenelement verwechseln. Das gilt für zahllose weitere Fälle.
Die synoptischen Listen könnten nützlich sein, wenn sie nicht so erstaunlich fehlerhaft wären. Dem alten Duden werden zum Beispiel folgende Schreibweisen unterstellt: leidtun; aus schwarz Weiß machen; das nächstbeste, was sich ihm bietet; am ersten des Monats; Chop-Suey; Boat-People; Halt rufen; ein völlig neubearbeitetes Werk; sich taubstellen. All dies ist falsch. Cevapcici stand so nicht im Duden, ist aber auch nach der Neuregelung nicht die einzige Schreibweise, und die von der Akademie angebotene mit ihren drei Hatscheks ist erst recht abwegig. jung und alt war gerade nicht die einzige vom Duden vorgesehene Schreibweise. Der angebliche Dudeneintrag ein großer mitleiderregender Fall ist frei erfunden und außerdem sinnwidrig; offenbar sollte er eigentlich zeigen, daß unter gewissen Umständen Getrenntschreibung eintreten muß: ein großes Mitleid erregender Fall. Stop war keineswegs die einzige Schreibweise des Duden, und die Akademie fällt noch dahinter zurück, indem sie die Schreibung Stopp völlig beseitigt. Ähnliche Unsauberkeiten finden sich fast auf jeder Seite.
Auch die Neuregelung wird nicht korrekt dargestellt. Sie schreibt ausdrücklich nochmal vor (§ 55), nicht noch mal, wie Eisenberg annimmt. Die Neuregelung kennt nicht nur Tausende von Menschen, sondern trotz des offensichtlich substantivischen Charakters auch die Kleinschreibung (ähnlich problematisch verhalten sich hunderte und dutzende). Es trifft einfach nicht zu, daß die Neuregelung bei zufriedenstellend noch die herkömmliche Zusammenschreibung zuließe. zeitsparend steht zwar nicht im amtlichen Wörterverzeichnis, ist aber nach den amtlichen Regeln ausgeschlossen, so daß dieser Eintrag ebenfalls irrig ist. alles in Allem ist in der amtlichen Neuregelung nicht vorgesehen, einschänken erst recht nicht. Man fragt sich, wie es zu derart krassen Irrtümern kommen konnte. Aus den Vorbemerkungen zur Liste könnte man schließen, daß gar nicht die amtliche Neuregelung, sondern deren Auslegung durch den Duden 1996 als „Neuregelung“ ausgegeben wird, was zwar beim Duden-Autor Eisenberg verständlich, aber doch grob irreführend wäre. Bezeichnenderweise wird auch die Unterscheidung von Haupt- und Nebenvarianten, auf die die amtliche Regelung so großen Wert legt, vollkommen ignoriert.
Der Akademie-Vorschlag selbst wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Noch 1999 lehnte die Akademie die Großschreibung in heute Abend usw. strikt ab; jetzt soll sie als einzige zugelassen werden, obwohl sie in den Augen der Akademie weiterhin die schlechtere ist. Es trifft auch nicht zu, daß die Kleinschreibung auf der möglicherweise irrigen Ansicht der Dudenredaktion beruht, es handele sich um ein Adverb; sie hat sich unabhängig vom Duden so entwickelt. 1999 hatte Eisenberg noch ganz richtig gesagt, wenn der substantivische Charakter nicht feststehe, müsse klein geschrieben werden. Geradezu schockierend wirkt der Vorschlag, die Anredewörter Du, Dein, Ihr usw. nicht nur in Briefen, sondern immer groß zu schreiben wie es manche Zeitungen aufgrund einer fehlerhaften dpa-Liste schon jetzt tun. Nur in mit du anreden, auf du und du soll klein geschrieben werden; hier endet also die geplante Gleichbehandlung von Du und Sie. In der Einleitung erklärt Eisenberg die neuen Großschreibungen im Allgemeinen, im Folgenden und im Wesentlichen für „nicht akzeptabel“, aber im Wörterverzeichnis werden alle drei ausdrücklich angeboten, und Eisenberg selbst schreibt das Folgende ebenfalls groß (S. 23). In der Einleitung wird der Eintrag 8fach/8-fach besprochen; im Wörterverzeichnis existiert er aber gar nicht, und die amtliche Regelung sieht hier auch keinen Bindestrich vor, im Gegensatz zum Entwurf von 1994, an den Eisenberg sich hier vielleicht erinnert.
Die neue Kleinschreibung der goetheschen Gedichte hält Eisenberg für begründet, weil es sich um ein „echtes Adjektiv“ handele, aber das Schwarze Brett und die Erste Hilfe will er wie bisher groß schreiben, obwohl ebenfalls echte Adjektive vorliegen; in beiden Fällen gibt es sehr gute, wenn auch verschiedene Gründe, bei der Großschreibung zu bleiben. Am Schluß spricht sich aber auch Eisenberg für die Beibehaltung der bisherigen Unterscheidung aus: goethesches Gedicht (nach Art Goethes) vs. Goethesches Gedicht (von Goethe). Den neuen Apostroph lehnt er mit Recht ab.
Ganz inkonsequent verfährt Eisenberg bei Wörtern wie diensthabend. Wenn man Dienst habend vorsieht, muß man auch die reguläre Substantivierung Dienst Habende zulassen; das geschieht aber nicht, während Rat Suchende usw. sehr wohl verzeichnet sind. Zu Dutzenden werden Alternativschreibungen wie notleidend und Not leidend, hilfesuchend und Hilfe suchend angeführt, als seien sie ohne weiteres austauschbar. Da es kein Regelwerk gibt, vermißt man einen Hinweis auf den zumindest stilistischen Unterschied. Die Segen bringende Weihnachtszeit wirkt klumpig, weil das erweiterte Partizip im Deutschen stilistisch markiert ist. Leider fehlen die vielzitierten Leid Tragenden, so daß man nicht weiß, wie weit die Akademie auch diesen Unfug mitmachen will. Eisenberg äußert sich auch nicht zu der sehr problematischen Reformschreibung Gefahr drohend.
Es ist nicht einzusehen, warum für alle Verben mit -einander- (sogar zueinanderpassen) die Zusammenschreibung nur fakultativ gelten soll, für ineinandergreifen aber obligatorisch. Die Schreibung von Verben mit dem Zusatz wieder ist so undurchsichtig wie in der amtlichen Neuregelung. Wir finden Einträge wie wiederaufnehmen/wieder aufnehmen, aber nur wieder einsetzen. Da nur wenige Beispiele angeführt werden, bleibt unklar, wie mit wiederherstellen usw. zu verfahren ist, die in den neuen Wörterbüchern sehr unterschiedlich behandelt werden.
Das Bekenntnis zum „Usus“ bleibt folgenlos. Die Akademie hat es nicht für nötig gehalten, den tatsächlichen, gewachsenen Schreibbrauch zu untersuchen. Auch ist es nicht möglich, durch Korrekturen an der Neuregelung zu einer besseren Darstellung der bisherigen Regeln zu gelangen, denn die Neuregelung stellt in zentralen Bereichen das bisher Geltende geradezu auf den Kopf. Es macht dennoch der Akademie nichts aus, das übliche insonderheit zu verbannen und nur dem archaischen in Sonderheit Bleiberecht zu gewähren; allerdings ist das Wörterverzeichnis hier widersprüchlich, denn unter insonderheit läßt es die bisherige Schreibweise doch wieder zu.
Sehr bedauerlich ist, daß die Akademie die äußerst nützliche Unterscheidung zwischen der zweite (beim Abzählen) und der Zweite (auf dem Siegertreppchen) zugunsten einheitlicher Großschreibung abschaffen will. Sie weist zwar grammatisch falsches Pleite gehen und Diät leben zurück, behält aber aus unerfindlichen Gründen das ebenso unsinnige Vabanque spielen bei, als handele es sich um ein Spiel wie Roulette. Überraschenderweise soll die Kleinschreibung nicht nur für pleite gehen gelten, wie es notwendig ist, sondern auch für pleite machen. Mit grammatisch fehlerhaften Neuschreibungen wie Leid tun, Recht haben und Not tun räumt Eisenberg auf, aber es ist nicht nachvollziehbar, daß er nur leidtun und nottun (aber recht haben) zulassen will, entgegen der bisherigen Norm. Wenn irgendwo, wären hier Varianten zuzulassen.
Das unschuldige h in rauh muß dran glauben (Raureif usw.), und zwar weil blau oder genau auch nicht mit h geschrieben werden. Allerdings ist das h in rauh etymologisch berechtigt und stellt den Zusammenhang mit Rauchwaren (Pelz) her. Eine wirkliche Sprachakademie würde mit solchen Dingen sensibler umgehen. Im übrigen werden die „Etymogeleien“ der amtlichen Neuregelung erfreulicherweise abgelehnt; einbläuen, Gämse, Tollpatsch, Stängel, schnäuzen und Zierrat bleiben uns also erspart, aber die Schneewächte wird zur Wechte, weil die reformwilligen Oberlehrer herausgefunden haben, daß sie nicht von wachen abgeleitet ist.
Die unerhört schwierige Forderung, bei Fremdwörtern die Wortart in der Ausgangssprache zu berücksichtigen, wird seltsamerweise übernommen: Casus Belli, Facultas Docendi, Dernier Cri, Dolce Vita, Agent Provocateur. Warum werden dann aber die Adjektive hier nicht klein geschrieben? Die Neuregelung führt dazu, daß die vielen Entlehnungen mit einer ins Närrische vermehrten Großschreibung einhergehen. „Auch diese Regelung ist problematisch. Möglicherweise führt sie aber zu größerer Einheitlichkeit bei der Fremdwortschreibung und sollte trotz Bedenken akzeptiert werden.“ 1999 wurde sie noch strikt abgelehnt, und neue Argumente sind nicht aufgetaucht. Wie schwer die Neuregelung durchzuführen ist, zeigt sich nicht nur an Sprachen, die kaum (noch) gelernt werden: Herpes Zoster (nicht angeführt), Nasi-goreng (das der Regel entspricht), Chop-suey („falsch“, denn suey ist Substantiv) usw., sondern schon an Beispielen wie Pre-shave, After-shave (wo Eisenberg Kleinschreibung vorsieht, obwohl man shave mit Fug für eine Substantivierung halten kann) und Agent Provocateur (wo französische Grammatiken gern ein Adjektiv ansetzen). Während beim lateinischen Pars pro Toto und Primus inter Pares die Substantivierung peinlich genau beachtet wird, soll dasselbe für im guten wie im bösen, das ist mir ein leichtes nicht gelten; hier ist nur Kleinschreibung vorgesehen. (Dagegen wiederum im Dunkeln tappen, mein Ein und Alles usw.) Und wie ist die Kleinschreibung in High-tech begründet? Bei der Fremdwortschreibung fragt man sich, warum die volkstümliche Vereinfachung Hämorriden ihr zweites r behalten soll. Tunfisch wird anerkannt, obwohl es keineswegs dem von Eisenberg beschworenen „Usus“ entspricht oder auch nur angebahnt wäre. Tollpatsch dagegen wird nicht zugelassen, obwohl es schon vor der Reform häufig anzutreffen war. Die Angaben unter phon/fon sind widersprüchlich. Nur noch Zellophan gelten zu lassen ist widersinnig, da es sich bei Cellophan um ein Warenzeichen handelt. (Mit dem Fön verhält es sich ähnlich, aber der wird gar nicht erwähnt.) Eisenberg lehnt „frei erfundene“ Zusammenschreibungen wie Highsociety entschieden ab (S. 18), aber im Wörterverzeichnis stehen zahlreiche Gebilde wie Hotjazz.
Der Vorschlag ist auch didaktisch eine Zumutung. Ganz im Stil der amtlichen Neuregelung dekretiert die Akademie zum Beispiel: Die bisherige Schreibweise No-name-Produkt wird verboten, statt dessen darf man zwischen drei (!) neuen Schreibweisen wählen: Nonameprodukt, No-Name-Produkt, Noname-Produkt. Nichts gegen liberale Öffnung, aber es ist nun ungemein schwierig, im Wust des Zulässigen das Unzulässige herauszufinden.
Der Kompromißvorschlag deckt wesentliche Fehler der amtlichen Neuregelung schonungslos auf; das ist verdienstvoll, wenn es auch ein bißchen spät kommt. Inhaltlich kann er jedoch nicht überzeugen, und als Strategie ist das Herumdoktern an einem von „Deppen“ (so Präsident Meier) hervorgebrachten Pfusch von Grund auf verfehlt. Warum sollten wir uns, im Besitz einer vorzüglichen Einheitsorthographie, auf einmal mit etwas „abfinden“, was „ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar“ (S. 9) ist. Im gleichen Ton der Verzagtheit gesteht die Akademie sogar ausdrücklich: „In einigen Fällen übernehmen wir Neuschreibungen nur deshalb, weil sie unserer Auffassung nach keinen allzu großen Schaden anrichten“! Vor vier Jahren wollte man „angesichts der Machtverhältnisse“ nachgeben, jetzt heißt es an der gleichen Stelle „angesichts der Lage“. Damit ist gar nichts gesagt, nur der Wille zur halben Unterwerfung wird protokolliert. Die „Lage“ sieht in Wirklichkeit so aus: Die Kultusminister haben signalisiert, sie wären die unselige Reform nur zu gern los, aber der entscheidende Stoß müsse von unten kommen.
Der Vorschlag läuft auf Tausende von Änderungen hinaus. Selbst wenn es nicht so viele wären, müßten sämtliche Rechtschreibbücher, Schulbücher usw. neu gedruckt werden. Die Erwartung, der Vorschlag werde wegen seiner Behutsamkeit keine neue „Kostenlawine“ hervorrufen, ist illusorisch. Die Kultusminister wußten schon, warum sie 1998, nach der „Mannheimer Anhörung“, unter dem Druck der Verlage alle Korrekturen ablehnten, sogar die von den Reformern selbst für „unumgänglich notwendig“ erklärten. „Kompromiß“ klingt angenehm versöhnlich, aber man braucht nur kurz nachzudenken, um einzusehen, daß die scheinbar radikalere Lösung in diesem Fall die sanfteste und nicht zuletzt unvergleichlich billigere ist. Übrigens: Was hat es zu bedeuten, daß das vorliegende Werk in herkömmlicher Orthographie gedruckt ist (wenn auch fehlerhaft)? Traut die Akademie ihrem eigenen Vorschlag nicht und möchte dem Leser den Anblick der Folgen ersparen?
Eisenberg behauptet, es sei jetzt zu spät für einen Abbruch der Reform. Aber dasselbe hat er schon Anfang 1996 behauptet, als die Neuregelung noch nicht einmal beschlossen war, und dann immer wieder. Die Akademie hat diese Redeweise übernommen. In Wirklichkeit ist es auch heute noch nicht zu spät. An den Schulen kann die Verwirrung nicht mehr größer werden; die Umkehr wäre eine Erlösung. Seriöse Verlage drucken weiterhin in der bewährten, von der Mehrheit gewünschten, leserfreundlichen, grammatisch korrekten, allgemein bekannten und gut dokumentierten Orthographie, auf der auch alle bedeutenden Schriftsteller bestehen. Sie hat sich inzwischen als Rechtschreibung erster Klasse etabliert, während die meisten Zeitungen und die minderwertige Literatur in der zweitklassigen Neuschreibung erscheinen. Was eine Akademie für Sprache und Dichtung angesichts dieser Lage zu tun hat, sollte keines langen Nachdenkens bedürfen.
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Th. Ickler
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