Richtigstellung und Überlegung
Zu der kurzen Auseinandersetzung zwischen Herrn Markner und mir in den vergangenen Tagen
Nachdem Frau Ahrens darum gebeten hatte, diesen \\\Streit\\\" zu unterlassen, wurde der entsprechende Strang in einen unsichtbaren Bereich verschoben, den ich aufgrund technischer Probleme nicht einsehen kann. Die letzte Antwort von Herrn Markner hatte ich jedoch gestern noch gelesen. Wegen der technischen Probleme kann ich von zu Hause aus, also zum Beispiel jetzt am Wochenende, auch keine Beiträge im Forum schreiben, sondern nur hier im Gästebuch. Ich denke, das ist in Ordnung, weil hier kaum jemand Externes vorbeischaut.
Zuletzt hat Herr Markner mir (nach meiner Erinnerung) \\\geraten\\\", ich solle Texte von Leuten, die ich als \\\Nullen\\\" einstufe, einfach nicht lesen, das könnte mir offenbar Ärger ersparen. Weil das meine Aussagen bzw. meine Intention stark verfälscht aufgreift, nehme ich dazu Stellung.
Als ich die Formulierung \\\diese Nullen\\\" wählte, geschah das innerhalb eines längeren Satzes in Anführungszeichen. Ich versuchte möglichst plastisch wiederzugeben, was mir als Leser in einem einzelnen Moment durch den Kopf gehen kann, wenn ich mit einem irritierenden Rechtschreibfehler konfrontiert werde, den ich gerade bei kompetenten Schreibern überhaupt nicht erwartet hätte. Ich hatte dieses Zitat zuvor ausdrücklich als spontanen Gedanken in dieser Situation bezeichnet. Und auch der Kontext stellte klar, daß es um die spezifische, punktuelle Reaktion des Lesers auf einen \\\Anfängerfehler\\\" geht; daran schloß ich mich selbst nur als verdeutlichendes Beispiel an.
Der Ausdruck \\\Nullen\\\" bezog sich also nicht auf die Qualität des Textes insgesamt, also auf das ganze Flugblatt \\\Sehstörungen\\\" der FDS; auch nicht auf die Verfasser insgesamt als Schreiber; und erst recht nicht auf die Verfasser und/oder Bearbeiter insgesamt als Personen. Die hundert oder tausend spontanen Bewertungen, die wir täglich anhand von winzigen Eindrücken eher erleiden als vornehmen, sind etwas ganz anderes als die bewußte Bewertung etwa eines längeren Textes oder die langfristige Einstellung zu bestimmten Mitmenschen. Die spontanen Bewertungen winziger Eindrücke sind ihrer Natur nach unwillkürlich und ziemlich holzschnittartig, etwa nach dem Muster \\\gut oder schlecht\\\", \\\geil oder ätzend\\\", \\\interessanter Typ oder Depp\\\". Jeder kennt das aus Erfahrung. Ganz anders die differenzierten, hochkomplexen Einstellungen zu Bezugspersonen, die auch bewußt gesteuert und überdacht werden können.
Wie es Herrn Markner gelingt, meine Aussage so gewaltig mißzuverstehen, so als ob ich von meiner gesamten Einstellung zu den Mitgliedern der FDS gesprochen hätte, ist sein Geheimnis. Ich tippe auf eine absichtliche Verzerrung im Dienste seiner Polemik. Vielleicht schließt er aber auch von sich auf mich; bei mir ist es aber nicht so, daß ich allein wegen eines falschen Fragezeichens oder aufgrund eines fehlenden Konjunktivs gleich eine tiefe, sogleich mitteilenswerte Verachtung für den Schreiber empfinde. Ich habe bei dem besprochenen Satzzeichen erst recht keine \\\Wut\\\" empfunden, wie es Herr Markner mir in seinem Kommentar unterstellt.
Wenn ich davon ausgehe, daß ein Text nichts taugt, versuche ich in der Tat, ihn zu ignorieren. (Dazu brauche ich den Ratschlag von Herrn Markner nicht.) Das gelingt aber nicht immer, zum Beispiel bei dem von mir kritisierten Beitrag von Herrn Markner, in dem Herr Lindenthal als Verfasser von \\\Doofdeutsch\\\" bloßgestellt werden sollte. Man liest die Überschrift und wer das geschrieben hat, um zu beurteilen, worum es überhaupt geht, und dann überfliegt man mindestens die letzten ein, zwei Zeilen des Textes, weil man das Ende des ggf. zu ignorierenden Beitrags fixiert. Das war aber auch schon der ganze Beitrag von Herrn Markner. Der \\\Ratschlag\\\" von Herrn Markner, solche Texte zu ignorieren, die Ärger auslösen können, geht also vollkommen ins Leere. Die Lösung kann nur, in diesem Fall, Herr Markner selbst bieten: solche Texte einfach nicht schreiben. Das ist zudem viel einfacher, als daß alle möglichen Gäste bei jedem Beitrag mit zweifelhaftem Erfolg überlegen müssen, ob sie ihn lesen oder auslassen sollen, wenn sie Ärger aus dem Weg gehen wollen.
Damit würde sich natürlich auch das erübrigen, was Frau Ahrens \\\Streit\\\" nennt (wenn ich mich richtig erinnere). Ich möchte hier noch zu bedenken geben, daß es auch unfair sein kann, vorschnell von \\\Streit\\\" oder ähnlichem zu reden. Wenn jemand in einer unfairen Weise angegriffen wird, muß er sich zunächst einmal verteidigen können; und/oder jemand muß die Möglichkeit haben, ihn zu verteidigen. Dazu muß natürlich der unfaire Angriff auch benannt und zurückgewiesen werden.
Wenn nun, warum auch immer, gleich jemand auftritt und händeringend um \\\Frieden\\\" bittet, wäre zu wünschen, daß dabei wenigstens nicht der unfaire Angriff und die notwendige oder zumindest berechtigte Verteidigung in einen Topf geworfen werden, so als ob es sich um zwei gleich schuldige Streithähne handelt. Die Alternative wäre ja, daß man sich permanent alles mögliche gefallen lassen muß oder die unmöglichsten Störungen achselzuckend mit ansehen muß, weil Protest automatisch \\\Streit\\\" bedeuten würde. Wenn diese Gleichmacherei von Unfairness und Protest zu schnell einsetzt, bleibt die Sache unbereinigt, es bleibt ein Schaden zurück.
Es ist genau dasselbe wie bei der Rechtschreibreform, nur natürlich von anderer Dimension. Erst wird ein Riesenmüll über das deutschsprachige Volk gebracht, und wenn sich einige mit voller Berechtigung, in diesem Fall stellvertretend für die Allgemeinheit, dagegen wehren, kommen ebenso diese Stimmen: \\\Nun hört doch auf zu streiten! Das bringt doch alles nichts! Das schadet doch nur!\\\" Diese Stimmen kennen Sie sicher auch, Frau Ahrens, bei Ihren Bemühungen um das Volksbegehren. Und sie werden Ihnen alles andere als gut schmecken.
Also, ein bißchen \\\Streit\\\" muß schon sein, solange etwas nicht bereinigt wurde. In meinem Fall waren es gerade mal zweieinhalb Beiträge hin und her. Wenn das schon zuviel \\\Streit\\\" ist, könnten wir schon lange, schon seit Jahren das Engagement gegen die Reform bleibenlassen. Dann hätten wir sicherlich mehr Frieden in Deutschland, und unsere Nation würde international besser aussehen. Sollen wir um des Friedens willen Ruhe geben?
Wolfgang Wrase München
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