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Manfred Riebe
26.03.2002 23.01
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Desinformationskampagne wird im Internet durchkreuzt

Sehr geehrter Herr Schubert!

Sie schreiben: „In den fünf, sechs Jahren seitdem (seit 1996/97, MR) hat sich die Aufregung aber schon stark gelegt.“

Das ist keineswegs so. Noch 1999 liefen Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform in Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Volksbegehren in Berlin wurde vom Senat stark behindert. Am Tag der Europawahl durfte damals z.B. nicht abgestimmt werden. Es zeigte sich, daß nicht nur für Bürgerinitiativen, sondern auch für Parteien die Hürden der Volksbegehren in fast allen Bundesländern zu hoch sind, wenn in einer solchen Situation Bürgerinitiativen von den Medien nicht ausreichend unterstützt, sondern bundesweit totgeschwiegen werden. Man hat daher seit Herbst 1999 von weiteren spektakulären Volksbegehren Abstand genommen.

Als dann am 1. August 1999 die meisten Zeitungen umstellten und skrupellos Leserbriefe gegen den Neuschrieb unterdrückten oder in den Neuschrieb umfälschten, gründeten die Reformkritiker die DEUTSCHE SPRACHWELT und gingen ins Internet. Welche Wirkung die Aktivitäten im Internet allein von http://www.rechtschreibreform.com/ und http://www.deutsche-sprachwelt.de haben, hat der Träger des Konrad-Duden-Preises, Professor Hans-Werner Eroms, in seinem Vortrag in Mannheim am 13. März beschrieben:

„Die Internetdebatten lassen sich durchaus mit den großen geistesgeschichtlichen Debatten früherer Jahrhunderte vergleichen. (...) erst beim Debattieren über die Eingriffe in den Regelbestand zeigte sich, wie kompliziert die Rechtschreibregeln im Grunde sind: Sie gehorchen im Deutschen einer Vielzahl von Prinzipien. (...) Die Schwierigkeit, eine alte oder neue Rechtschreibregel zu verstehen, merkt man im Grunde erst, wenn man sich selber bei Verstößen ertappt. (...) Aber eben das Aufdecken, was überhaupt eine Regel ist, dieser Lernprozess war ein ganz wichtiges Nebenergebnis der Rechtschreibdiskussion. (...) Jedenfalls war die öffentlich geführte Debatte um die Rechtschreibreform ein Lehrstück für das Engagement der Bürger und Bürgerinnen für ihre Sprache – und die von den Fachleuten erteilten Belehrungen, dass es doch nur um die Schrift ginge und Sprache und Schrift verschiedene Dinge seien, waren im Grunde etwas besserwisserisch.“

Die Aufregung äußert sich folglich nun über neue, modernere, wirkungsvollere Wege. Die wachsende Verbreitung des Internets verstärkt zunehmend die Möglichkeiten der Reformkritiker, die Desinformationskampagne der Kultusminister, Reformer und Medienkonzerne zu durchkreuzen und unabhängig von den Medien in der Öffentlichkeit präsent zu sein.
Die FAZ führt inzwischen in http://www.gutes-deutsch.de rund 300 Zeitungen und Zeitschriften an, die nicht auf den Neuschrieb umgestellt haben oder mit der FAZ von der neuen Beliebigkeitsschreibung zur bewährten herkömmlichen einheitlichen Rechtschreibung zurückgekehrt sind.

Frohe Ostern! Mal sehen, welche Ostereier der Osterhase den Reformbefürwortern bringen wird.
________________________________

Ceterum censeo, reformationem ad peius scribendi delendam esse... Auf deutsch: Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Schlechtschreibreform zerstört werden muß...

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)

Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform –
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de

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Reinhard Markner
26.03.2002 22.44
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Danke, Herr Schubert

Es gab erst vor wenigen Monaten eine Repräsentativumfrage in Österreich, die wiederum ein sehr klares Ergebnis hatte. Im übrigen heißt es ja : Man gewöhnt sich an allem, auch am Dativ. Das ist aber keine politische Erkenntnis. Mißstände müssen erkannt, benannt und abgestellt werden. Darum geht es, also um Argumente, nicht um Aufregung, Abregung, Resignation.

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Gast
26.03.2002 16.26
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Umfragen

Ja, Herr Riebe, die Umfragen waren von 1996 und 1997. In den fünf, sechs Jahren seitdem hat sich die Aufregung aber schon stark gelegt.

Frohe Ostern allen Kämpfern für den Altschrieb!

Schubert
V-Str. 12, 13467 Bln

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Gast
26.03.2002 15.55
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Lachreiz?

Gerade gefunden auf einer Seite des BMBF:

http://www.kompetenznetze.de/bildung/index.php3?aufl=1&sprache=1&zugang=1&gebiet=37

....
7. Publikationen

Eyerer, P.; Krause, D.: TheoPrax – Handbuch
(lose Blattsammlung)

....

Ich dachte immer, die Blätter seien lose und nicht
die Sammlung.

Dasselbe noch einmal zu finden auf
http://www.theo-prax.de/buecher.htm

Das Reformdeutsch zersetzt offenbar nicht nur
Wörter, sondern auch die Denkfähigkeit.

Wenn Kinder etwas fürchterlich Dummes sagen, lacht
man spontan darüber. Am besten, man verfährt
genauso mit reformdeutsch schreibenden Erwachsenen
(insbesondere solchen aus Ministerien). Die
Alternative wäre nämlich nur noch eine große
Depression über das geistige Niveau dieses Landes.


Gast
Deutschland

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Manfred Riebe
26.03.2002 12.55
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Fast niemand will die Rechtschreibreform

Sehr geehrter Herr Schubert!

Die erste größere Übersicht über 9 Umfragen über die Zustimmung oder Ablehnung der Rechtschreibreform enthält:
Ickler, Theodor: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, mit Beiträgen von Reiner Kunze, Stephanus Peil u.a., hrsg. von Alexander Siegner, Pullach, April 1997, S. 8 f.
Nur zwei Zahlen liegen bei 75 Prozent Ablehnung, sieben andere liegen zwischen 89 und 99 Prozent.

Dr. Edgar Piel, der Leiter der Presseabteilung des Instituts für Demoskopie Allensbach, hatte ferner in einem Aufsatz sehr detailliert und kenntnisreich die IfD-Umfrage vom Oktober 1996 erläutert.
Piel, Edgar: Fast niemand will die Rechtschreibreform. Bericht über eine demoskopische Sondierung. In: Eroms, Hans Werner / Munske, Horst Haider (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 165-172.

Seit 1997 erfolgten immer wieder Umfragen. Das wichtigste Ergebnis aber war der Volksentscheid in Schleswig-Holstein am 27. September 1998, der trotz der dritten selbst manche Akademiker irreführenden Abstimmungsalternative: „Ich lehne den Gesetzentwurf der Volksinitiative und die Vorlage des Schleswig-Holsteinischen Landtages ab“ sehr deutlich gegen die Rechtschreibreform ausfiel.
___________________________________

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Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
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Elke Philburn
24.03.2002 00.11
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Ach wissen Sie, so anders ist der Ton hier gar nicht.

Herr Ickler hat Ihnen eine sachliche Antwort auf Ihre Frage gegeben, mit der Sie, wie Sie selber zugeben werden, auch ein klein wenig provozieren wollten.

Herr Riebe und ich haben versucht, das Mißverständnis mit dem 'Milchmädchen' zu klären, und auch Herr Melsa hat Ihnen freundlich geantwortet.

Ansonsten kann hier jeder seine Meinung äußern und zur Diskussion stellen. Diese Freiheit finden Sie schon nicht mehr in jedem anderen Forum zur deutschen Sprache.

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Gast
23.03.2002 19.21
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Bemerkenswert, wie sich der Ton ändert, wenn ausnahmsweise mal ein anders Denkender sich einschaltet und eine der gemeinsamen Glaubensgewissheiten dieser Seiten in Zweifel zieht, zum Beispiel den Glauben an die 80 Prozent. Dann kommen „freundliche Aufforderungen zum Nachdenken“ und Invektiven wie Milchmädchen, Milchmädchenrechnung (für die Behauptung, 70 Prozent seien weniger als 80 Prozent), Mimose und Neuschriebler. Ich klicke mich besser wieder aus. Tschüss, nein: Tschüß, ihr Altschriebler.

Peter Schubert

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Reinhard Markner
23.03.2002 16.55
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Da sieht man's wieder

Freundlichen Aufforderungen zum Nachdenken sind noch die wenigsten Neuschriebler an dieser Stelle gefolgt.

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Gast
23.03.2002 15.20
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Überschriften

Wenn Herr Ickler und Herr Markner ihre Überschriften auf sich selbst beziehen, ist ja alles o.k.

Peter Schubert

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Christian Melsa
23.03.2002 15.20
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Re: Rechtschreibreform

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast

Peter Schubert
Veltheimstraße 12, 13467 Berlin

Zufälle gibt's. Es gibt, soweit ich weiß, in ganz Deutschland nur zwei Veltheimstraßen (eine in Hamburg, eine in Berlin). Und da schreibt doch auf dieser Seite tatsächlich jemand, der, wie ich, in einer solchen wohnt.

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Manfred Riebe
23.03.2002 13.30
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Vermutlich ein Streich der Technik

Ich glaube, daß die Technik Herrn Professor Ickler einen Streich gespielt hat; denn „Milchmädchen“ paßt überhaupt nicht. Eher würde man „Milchmädchenrechnung“ sagen, wobei die Technik den zweiten Teil des Wortes: "-rechnung“ abgeschnitten hat. Ich vermute dies, weil mir die Technik hier solche Streiche sehr häufig spielt; so daß Überschriften ganz oder teilweise verschwinden. Da ich dies kontrolliere, habe ich diesen Fehler schon sehr oft ausbessern müssen, können oder dürfen.

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Elke Philburn
23.03.2002 13.11
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Mi

Ich glaube, Herr Schubert hat Herrn Icklers Überschrift auf sich bezogen und damit schlichtweg mißverstanden.

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Reinhard Markner
23.03.2002 12.52
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Mimöschen

Herr Schubert, vielleicht denken Sie erst einmal über die Funktion von Überschriften nach.

Es sei noch angemerkt, daß mehr als 100000 Berliner Wahlberechtigte seinerzeit die wenigen »Auslegestellen« aufsuchten. In der Schweiz, die bekanntlich größer ist als Berlin und mehr auf plebiszitäre Demokratie hält, wäre dies ausreichend gewesen.

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Gast
23.03.2002 10.30
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Rechtschreibreform

Herr Professor, ich schlage vor, dass Sie sich für das „Milchmädchen“ entschuldigen.

Peter Schubert
Veltheimstraße 12

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Theodor Ickler
22.03.2002 19.11
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Milchmädchen

Es gab zahlreiche Umfragen mit unterschiedlichen Ergebnissen, 80 Prozent ist ein eher niedrig gegriffener Durchschnittswert. Mit Quoren kann man da offensichtlich nicht argumentieren, denn es ist zweierlei, die RSR abzulehnen und sich zu einem konkreten Schritt aufzuraffen.
Eine offizielle Volksbefragung zur RSR wurde wohlweislich nicht durchgeführt.
In Schleswig-Holstein kam eine deutliche Mehrheit gegen die RSR zusammen, obwohl die Regierung mit betrügerischen Mitteln arbeitete. Die Fragen waren so formuliert, daß den Bürgern die lediglich verordnete Rechtschreibung als die "übliche“ verkauft werden sollte, und wer beide Vorlagen ablehnte, glaubte (wie Stichproben zeigten) damit für die bisherige Rechtschreibregelung zu stimmen (= nichts zu ändern), während er in Wirklichkeit für die Neuregelung stimmte.
Diese Dinge nötigten den Landeswahlleiter, im letzen Augenblick der Anbringung von erklärenden Plakaten im Wahlraum zuzustimmen, aber auch hier wurde vielfach festgestellt, daß es unterblieben war. Eine Anfechtung wurde daher erwogen, unterblieb aber dann weil die Ablehnung so eindeutig ausgefallen war. Sieger klagen ja gewöhnlich nicht. Man weiß, was die politische Klasse (einstimmig!) daraus gemacht hat.
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Th. Ickler

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