Desinformationskampagne wird im Internet durchkreuzt
Sehr geehrter Herr Schubert!
Sie schreiben: In den fünf, sechs Jahren seitdem (seit 1996/97, MR) hat sich die Aufregung aber schon stark gelegt.
Das ist keineswegs so. Noch 1999 liefen Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform in Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Volksbegehren in Berlin wurde vom Senat stark behindert. Am Tag der Europawahl durfte damals z.B. nicht abgestimmt werden. Es zeigte sich, daß nicht nur für Bürgerinitiativen, sondern auch für Parteien die Hürden der Volksbegehren in fast allen Bundesländern zu hoch sind, wenn in einer solchen Situation Bürgerinitiativen von den Medien nicht ausreichend unterstützt, sondern bundesweit totgeschwiegen werden. Man hat daher seit Herbst 1999 von weiteren spektakulären Volksbegehren Abstand genommen.
Als dann am 1. August 1999 die meisten Zeitungen umstellten und skrupellos Leserbriefe gegen den Neuschrieb unterdrückten oder in den Neuschrieb umfälschten, gründeten die Reformkritiker die DEUTSCHE SPRACHWELT und gingen ins Internet. Welche Wirkung die Aktivitäten im Internet allein von http://www.rechtschreibreform.com/ und http://www.deutsche-sprachwelt.de haben, hat der Träger des Konrad-Duden-Preises, Professor Hans-Werner Eroms, in seinem Vortrag in Mannheim am 13. März beschrieben:
Die Internetdebatten lassen sich durchaus mit den großen geistesgeschichtlichen Debatten früherer Jahrhunderte vergleichen. (...) erst beim Debattieren über die Eingriffe in den Regelbestand zeigte sich, wie kompliziert die Rechtschreibregeln im Grunde sind: Sie gehorchen im Deutschen einer Vielzahl von Prinzipien. (...) Die Schwierigkeit, eine alte oder neue Rechtschreibregel zu verstehen, merkt man im Grunde erst, wenn man sich selber bei Verstößen ertappt. (...) Aber eben das Aufdecken, was überhaupt eine Regel ist, dieser Lernprozess war ein ganz wichtiges Nebenergebnis der Rechtschreibdiskussion. (...) Jedenfalls war die öffentlich geführte Debatte um die Rechtschreibreform ein Lehrstück für das Engagement der Bürger und Bürgerinnen für ihre Sprache und die von den Fachleuten erteilten Belehrungen, dass es doch nur um die Schrift ginge und Sprache und Schrift verschiedene Dinge seien, waren im Grunde etwas besserwisserisch.
Die Aufregung äußert sich folglich nun über neue, modernere, wirkungsvollere Wege. Die wachsende Verbreitung des Internets verstärkt zunehmend die Möglichkeiten der Reformkritiker, die Desinformationskampagne der Kultusminister, Reformer und Medienkonzerne zu durchkreuzen und unabhängig von den Medien in der Öffentlichkeit präsent zu sein.
Die FAZ führt inzwischen in http://www.gutes-deutsch.de rund 300 Zeitungen und Zeitschriften an, die nicht auf den Neuschrieb umgestellt haben oder mit der FAZ von der neuen Beliebigkeitsschreibung zur bewährten herkömmlichen einheitlichen Rechtschreibung zurückgekehrt sind.
Frohe Ostern! Mal sehen, welche Ostereier der Osterhase den Reformbefürwortern bringen wird.
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Ceterum censeo, reformationem ad peius scribendi delendam esse... Auf deutsch: Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Schlechtschreibreform zerstört werden muß...
Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen! (VRS)
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
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