museal
Ich bin inzwischen ja gewohnt, daß jemand Wörter, die ich in freier Rede gebrauche, nicht kennt.
Ich suche diese dann im Wörterbuch auf (diverse Dudenbände, Öst. Wörterbuch, Bünting etc).
Finde ich sie in jedem dieser Werke und überall ohne einen der Vermerke veraltet oder veraltend, so sind die Fragesteller üblicherweise Studenten, und das Wort findet man nicht häufig, aber auch nicht allzuselten in den Printmedien.
Der Duden (Band 1) ist übrigens von etwa 1970. Alle korrigierten Neuauflagen davon waren wohlbewußt (wohl bewusst?!) der Kurzlebigkeit ihres Inhalts so gebunden, daß sie nach kürzester Zeit des Gebrauchs leider zu Loseblattsammlungen zerfielen.
Zumeist kennt irgendeines(!) der Rechtschreibbücher das Wort in der von mir benutzten Bedeutung, ja, ich erfahre gelegentlich mehr über dieses Wort oder lese von Wörtern, die nicht zu meinem Wortschatz gehören.
Gelegentlich gelten dem einen oder anderen Lexikon die von mir gebrauchten Wörter als veraltend oder veraltet, aber das, was dem einen zum Teil schon 1970 als veraltet galt und später entfernt wurde, ist dem anderen in verschiedenartiger Bedeutung gegenwärtig.
Über die Jahre hinweg verstärkte sich der Trend, kurzlebigste Modewörter aufzunehmen und gerade nicht so moderne alte Wörter zu entfernen.
Wirklich am veraltetsten, ja gelegentlich geradezu peinlich deplaziert wirkten deshalb gelegentlich bereits Neuaufnahmen der aktuellsten Auflage.
Da die Loseblattsammlungen vor Jahren zu Wertstoffen geworden sind, fehlt mir seither leider ein Teil des Überblicks über die Entwicklung.
Daß überkommene syntaktische Konstruktionen angezweifelt werden, ist hingegen seltener, kommt aber vor. Leider liegt dann der Fall meist deutlich einfacher als hier.
Herr Lindenthal,
Auch in diesem Sommer dürften die Bäder wieder voll.?!
Auch in diesem Sommer die Bäder wieder voll werden.?!
Oder doch eher
Auch in diesem Sommer dürften die Bäder wieder voll werden.?
Warum aber diese Zweifel?
Ich habe keine ernsthaften Zweifel, und treffe die Feststellung, daß es so werden wird:
Aber auch in diesem Sommer werden die Bäder wieder voll werden!
In diesem Zusammenhang wird das erste werden zwar weitgehend anstelle eines dürften verwendet, genauso übrigens wie wird anstelle dürfte in es wird so werden; werden und dürften sind hier aber offensichtlich nicht wirklich synonym, es handelt sich um völlig unterschiedliche Aussagen.
Und beide unterscheiden sich krass von der Behauptung:
Aber auch in diesem Sommer werden die Bäder wieder voll!
Wenig zu erfahren ist in Rechtschreibbänden (einschließlich den Duden-Bänden zu Grammatik, Zweifelsfällen und Stilfragen) allerdings darüber, daß das Empfinden dessen, was erwachsene Deutsche als richtiges Deutsch ansehen, deutliche regionale Unterschiede aufweist, und daß es sogar erhebliche Unterschiede im empfundenen semantischen Gehalt einer Mitteilung gibt.
Mein Standardbeispiel: da!
Duden dazu, knapp, korrekt und unbrauchbar: hier, dort
Kein Wort zur Auflösung dieses offensichtlichen Widerspruchs. Der Österreicher zeigt mit dem Finger: Da! und der Norddeutsche guckt, was denn so Überraschendes am Finger zu sehen ist, der Norddeutsche weist auf das Insekt, das auf dem Finger sitzt, und der Österreicher sucht den Horizont ab ...
Oder war es gerade andersherum? Jedenfalls habe ich mir eingedenk zahlreicher herber Mißverständnisse im Umgang mit meiner Frau dieses Zeigewort ziemlich abgewöhnt.
Aber die Sprache folgt der sonstigen Entwicklung. Als Datenverarbeiter bin ich jedoch an schnellere Entwicklungen gewöhnt. Es fällt schwer, ja, ist kaum möglich, heutigen Studenten die Situation nicht etwa während des eigenen Studiums, sondern die Situation zehn oder zwanzig Jahre nach dem eigenen Berufseintritt wirklich begreifbar zu machen, so unvorstellbar antik wirkt die neueste Technik von 1980 oder 1990 auf heutige Studienanfänger.
Junge Leute heute brauchen nicht ins Technikmuseum zu gehen, und nicht nach Unteruhldingen.
Es reicht, mit jemand zu reden, der über 50 ist.
Der meint doch tatsächlich, man solle sich in seiner Vorlesung Notizen machen hat der'n Filmriß?!
Bin ich neuerdings als Schreiber eingestellt?! Wie soll ich da aufpassen?!
So eine Frechheit, der verteilt Übungsblätter!! Wohl noch nie was vom Internet gehört?!
Solange ich abschreiben muß, kann ich natürlich nicht zuhören!
Und weiß noch nichteinmal, daß er der ist, der Leistung zu liefern hat und eine anständige Show abzuziehen hat(stell' Dir vor, der Narr meint allen Ernstes, man solle seine Übungsaufgaben machen!! Fauler Sack! Wofür wird er denn bezahlt?!)
Da ist doch gar nichts im Internet. Wie soll ich mich so auf die Prüfung vorbereiten können?! (Beschwerde zwei Jahre nach Abschluß der Lehrveranstaltung, am Tag vor dem allerletzten Klausurtermin. Die Seiten waren ein Jahr zuvor entfernt worden, da sie sonst aufgrund des technischen Fortschritts überarbeitet hätten werden müssen).
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