Die (eine) komplette S-Schreibregel?
Ich stelle das, aus der Strategiedebatte ausscherend, einmal hier hinein und bitte um Prüfung.
Leider habe ich meinen „Ickler“ gerade nicht zur Hand und stelle die „s-Geschichte“ ohne Absicherung einfach noch einmal kurz so dar, wie ich sie in der Sprache vorzufinden meine.
Ich möchte einen s-Laut aufschreiben. Dann kann ich eine Entscheidung in zwei Stufen treffen.
Die erste Entscheidung wäre: s oder ss/ß?
Und die zweite: ss oder ß? Diese zweite Entscheidung habe ich an dieser Stelle schon so oft dargestellt (trennbar? -> ss; nicht trennbar? -> ß), daß ich mich auf die erste Entscheidung beschränke:
Mein s-Laut kann stimmhaft (-> s*) oder stimmlos sein (->s, ss/ß). Es gibt also nur bei stimmlosem s eine Alternative.
Ich weiß nicht, ob es für diese Frage tatsächlich eine alle Fälle abdeckende Regel gibt. Am 3.4. hatte ich hier eine als „Probeschuß“ bezeichnete Vermutung geäußert, die nicht umfassend genug war.
Also ein neuer Versuch: ss/ß ist zu schreiben, wenn der s-Laut andernfalls doch stimmhaft ausgesprochen werden müßte und/oder wenn das zugrundeliegende Stammwort oder Verb darauf hinweist.
Es könnte sein, daß dies (fast) alle Fälle „erschlägt“. (Daß man daß daß schreibt, das muß man eben lernen.)
Zur Veranschaulichung noch ein paar Testwörter (s/ss/ß durch $ ersetzt):
1. Überwei$ung, 2. Wei$heit, 3. Grie$, 4. Schü$el, 5. Me$ergebnis, 6. Mi$t
ad 1: stimmhaft -> Überweisung (trivial)
ad 2: stimmlos, stimmhafte Aussprache nicht möglich, kein ss/ß-Grundwort -> Weisheit
ad 3. stimmlos, stimmhafte Aussprache nicht möglich, aber Grundwort grießeln -> Grieß
ad 4.: stimmlos; stimmhafte Aussprache wäre möglich -> ss/ß; trennbar -> Schüssel
ad 5: stimmlos, stimmhafte Aussprache wäre möglich -> ss/ß; nicht trennbar -> Meßergebnis
ad 6: stimmlos; stimmhafte Aussprache nicht möglich, kein ss/ß-Grundwort -> Mist
Vielleicht findet ja jemand ein Wort, bei dem dieses System nicht paßt. (Es ist nur der Versuch eines Dilettanten!)
*Für Dialekte, in denen es das stimmhafte s nicht gibt, sieht es ein bißchen schwieriger aus.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann
|