Leserbrief an die SZ
Die Mutigen werden belohnt
In der »SZ am Wochenende« vom 6./7. Oktober, Seite II, also dem Feuilleton dieser Tageszeitung, die sich nach eigenem Verständnis und Bekunden für Geist, Liberalität, intellektuelle Unerschrockenheit und Aufklärung besonders zuständig fühlt, findet sich folgender, nachgerade schon abgedroschener Nachweis für den Niedergang unserer journalistischen Kultur:
»...Man habe die Buchkäufer tief greifend verunsichert, glaubt er: ...«
Die Zwischenüberschrift lautet, die Redakteure denken sich schon gar nichts besonderes mehr dabei: »Die Mutigen werden belohnt«. Hier wird wohl Lohnverzicht geleistet.
Die eigenen Späßchen werden schal, etwa ob man die Buchkäufer dadurch verunsichert hat, weil man ihnen zu tief in die Tasche greift, oder wie man etwa eine Dame mit opulentem Dekolletée tief greifend verunsichern kann usw. Es ist einfach nur noch saudumm, nicht mehr zum Lachen.
Wie lange noch sind diese Beispiele, immer dieselben, überhaupt noch jemandem als der Unsinn zu vermitteln, der sie sind?
Und ewig blubbern die Dorfteiche.
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Walter Lachenmann
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