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Reinhard Markner
22.11.2002 13.24
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Re: Neues Lehrwerk

Zitat:
Die Leiden des jungen Werther (passim statt Werthers)
Diese Änderung geht noch auf Goethe zurück, der in späteren Ausgaben das s streichen ließ.

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Theodor Ickler
22.11.2002 11.14
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Neues Lehrwerk

Auf neuen Wegen. Deutsch als Fremdsprache für die Mittelstufe und Oberstufe. (Eva-Maria Willkop u. a.) München:Hueber 2002

(Das Werk soll hier nicht aus fachlicher Sicht besprochen werden, sondern nur unter dem orthographischen Gesichtspunkt. Es ist bestenfalls überflüssig, von „neuen Wegen“ kann keine Rede sein. Authentische Texte, aber trist und langweilig.)


Alle Texte (aus Zeitungen, Schriftstellern) sind auf Neuschreibung umgestellt, außer Max Frisch und Loriot.

Reformfolgen:

1. „Korrekt“, aber doof:

von Zeit sparenden Maschinen (53f.)
allgemein gültig (54)
welche Branchen Erfolg versprechend sind (73)
Es tut mir so Leid (124)
wie Recht mein Vater hatte (135, Jurek Becker!)
es tut mir Leid (174)
viel versprechende Methoden (197)
(jedes „selbständig“ ist durch „selbstständig“ ersetzt)
ewig menschlich (206)

2. Nicht „korrekt“, aber meistens besser:

heute abend (57)
wenn's um Kinder abholen geht (58)
als erster (61)
auseinanderklaffen (61)
letzterer (94)
krebshemmend (115)
weh tun (118)
Erste Hilfe (123)
jedesmal (142)
Karteikästen sind klasse (149)
unzählige (159)
aufrecht erhalten (151)
eine Handvoll (169)
erstmal (173)
von Weitem (174)
es war ein gutes Gefühl zu wissen ... (190)
Rendez-Vous (190)
einigemale (203)
acht zu haben (219)
war es soweit (227)
zum dritten (229)
weiter zu lesen (265)


S. 205 wird ausdrücklich ein historischer Brockhaustext von 1940 wiedergegeben, jedoch in heutiger Reformschreibung.

Sonstiges:

Das „ostafrikanische Burkina Faso“ liegt in Westafrika!
Die Leiden des jungen Werther (passim statt Werthers)
Ghandi (224)
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
30.07.2002 20.33
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Sehr richtig

Die endgültige Tilgung des th (mit Ausnahme der griechischen Fremdwörter) 1902 war ein Erfolg, weil sie dem Entwicklungsgang der deutschen Orthographie entsprach. Zuvor hatte man versucht, einige th stehenzulassen. Das stiftete naturgemäß Verwirrung. Ähnlich ist es heute mit dem ß. Seine völlige Weglassung hätte, wie das Beispiel der Schweiz zeigt, Erfolg haben können (mit den bekannten Nebenwirkungen wie »in Massen« usw.).

Die dänische Reform 1948 hat, trotz erheblichen Widerständen, im wesentlichen funktioniert, weil nur die Schreibung dreier Verben, eines Vokals (aa) und die Regelung der Groß- und Kleinschreibung betroffen waren, überschaubare Gebiete also.

Für Norweger ist es bereits heute sehr mühsam, Ibsen zu lesen. Ein Ergebnis staatlicher Sprachflickschusterei.

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Theodor Ickler
30.07.2002 14.44
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Kritik aus Korea

Heute besuchte mich ein koreanischer Germanist, ein schon älterer, sehr kompetenter Sprachwissenschaftler, der auch oft beim IDS zu Gast ist. Er äußerte seine Verwunderung über eine reformfreundliche Textsammlung, die er vor einiger Zeit gesehen hatte (wahrscheinlich Zabel), weil darin die eigentlichen Probleme gar nicht erörtert seien. Sein Hauptargument gegen die Reform ist: Wenn die Änderungen tatsächlich so gering sind, wie es dargestellt wird, dann hätte diese Reform, die eben keine ist, unbedingt unterbleiben müssen. Sie stiftet nur Verwirrung, überzieht ältere Texte mit einem unnötigen und irreführenden Schleier der Fremdheit und hemmt die Lesefreude.
Interessant war noch seine Bemerkung, daß deutsche Texte aus der Zeit Luthers selbst für junge Deutsche heute wegen der Orthographie schwer lesbar, beim Vorlesen jedoch immer noch gut verständlich seien. Die Rolle der Orthographie bei der Stiftung von Kontinuität werde unterschätzt. In England und Frankreich sei das anders; in Korea seien schon Texte aus dem 19. Jahrhundert für junge Leute schwer verständlich, bloß wegen der Schreibweise, nicht wegen eines wirklichen Sprachwandels.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
13.07.2002 04.48
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Kritik aus Dänemark

Jens Erik Mogensen: „Die neue deutsche Rechtschreibung – Probleme bei der Umsetzung in zweisprachigen Wörterbüchhern mit Deutsch und Dänisch“. DaF 2002, 214-218.

Als Mitverfasser des Dansk-Tysk Ordbog und Tysk-Dansk Ordbog (beide 1999) berichtet M.. daß es vor allem im Bereich der GZS Probleme gegeben haben, einerseits wegen der nicht hinreichend klaren Regelformulierung, andererseits wegen der grammatischen Folgen der neuen Regeln. Hinzu kommt mangelhafte Anwendung auf den deutschen Wortschatz in den deutschen Rechtschreibwörterbüchern.
Zum Typ Besorgnis erregend stellt M. fest, daß bei Steigerung die Getrenntschreibung grammatisch falsch sei.
„Die Feststellung im Duden-Vorwort, es müsse zwischen Furcht einflößend und furchteinflößend bzw. Besorgnis erregend und besorgniserregend unterschieden werden, ist – obwohl dies nicht im Regelwerk steht – als solche nicht zu kritisieren. Die Wörterbucheinträge im Duden sind aber wenig benutzerfreundlich, vgl. s. v. Furcht:
Furcht, die; -; ein Furcht einflößender, erregender (R 40) Anblick.

Hier wird die Zusammenschreibung nicht als Möglichkeit erwähnt. Anders aber z. B. s. v. Besorgnis:
Besorgnis; die; -; -se; (R 40) Besorgnis erregend;
aber höchst besorgniserregend.“

M. schlägt vor, die Getrenntschreibung als „Neutralstufe“ (aber fakultativ, als bevorzugte Schreibweise) einzuführen und nur für den Fall der Erweiterung und Steigerung Zusammenschreibung vorzuschreiben. Allerdings übersieht er dabei die Markiertheit des erweiterten Partizips I und vor allem die Erfordernisse des prädikativen Gebrauchs. Insgesamt ist er versöhnlich gestimmt(DaF erscheint im Langenscheidt-Verlag):
„Nur so können der neuen deutschen Rechtschreibung Verständnis und Respekt auch im Ausland verschafft werden.“ (Schluß)

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Th. Ickler

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Theodor Ickler
02.07.2002 15.07
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Nein

Das glaube ich nicht, denn die Spaghetti bleiben unzerkocht. Wie denn überhaupt der erste Band eher zurückhaltend verfährt – wo er darf. Ich nehme an, daß man beim Konzern inzwischen abwartet und auch daran denkt, daß ja schon sehr bald ein neuer Duden kommen muß. Darum wird wohl auch das Thema Rechtschreibung vom Duden-Newsletter nicht mehr behandelt. Diese Leute kennen ja den dritten Bericht der Rechtschreibkommission, und es sollte mich nicht wundern, wenn Herrn Wermke dabei das kalte Grausen gepackt hat.
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
02.07.2002 14.45
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Föhnen

Wenn den Lernenden gleich in der ersten Lektion die Neuschreibung föhnen eingebleut wird, folgen dann in der zweiten die belämmerten Tunfische ?

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Theodor Ickler
02.07.2002 14.34
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Schrottproduktion

Schon wieder ein neues Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache: „Berliner Platz 1“ von Langenscheidt. Ich habe den ersten Band geprüft. Diese Lehrwerke gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Absolute Trivialisierung des Inhalts („Alltag“). Leseprobe:

Um halb sieben stehe ich auf. Dann schalte ich das Radio ein und gehe ins Bad. Ich dusche und mache mich schön (Zähne putzen, Haare föhnen, rasieren). Um Viertel nach sieben mache ich das Bett und ziehe mich an. Um Viertel vor acht gehe ich in die kleine Bäckerei an der Ecke. usw.

Wenig Text auf vielen großen bunten und teuren Seiten, und natürlich die Übungen zum Hineinschreiben, so daß, wie heute üblich, das Buch nach einem Durchgang unbrauchbar ist für andere und für die eigene Wiederholung.

noch mal wird immer getrennt geschrieben. Das grammatisch falsche Leid tun kommt im Text einmal vor, ist aber im Wörterverzeichnis vergessen. kennen lernen und spazieren gehen sind trotz der Getrenntschreibung wie ein Wort markiert und werden so geübt, genauso inkonsequent wie die Wörterbücher.

Auf S. 131 ist das Anredepronomen Sie klein geschrieben. Manchmal stimmen die Betonungszeichen nicht, z. B. stehen sie S. 135 gleich auf den ersten beiden Silben von Anorak.

Auf S. 15 wird die Schreibschrift eingeführt, aber nicht die von den Kultusministern gerade flächendeckend eingeführte Vereinfachte Ausgangsschrift, sondern die bewährte Lateinische.

Druckfehler: Fächärztin (S. 97)

Es sind noch zwei weitere Bände angekündigt, dazu das übliche Drum und Dran.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
05.06.2002 14.46
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Langenscheidt-Lehrwerk

Langenscheidt in Zusammenarbeit mit Deutsche Welle: Kontakt Deutsch – Deutsch für berufliche Situationen. Berlin, München 1997. (Kursbuch von Udo Mebus und Leena Vehovirta.)
„Im Buch wird nur die neue Rechtschreibung benutzt.“

Fehler in der Reihenfolge ihres Auftretens:

soviel wie möglich
im allgemeinen
im allgemeinen
daß
durcheinandergeraten
muß
stehenbleiben
noch mal
drük-ken
als erstes
als nächstes
weiss
sogenannte
weiss
grössten
daß
läßt

ko-stenfrei
ernstzunehmende
noch mal
vielversprechend
daß
folgendes
kennengelernt
Lohnt es sich überhaupt zu sparen?
erstmal
wieviele
daß
am Freitag Nachmittag
Mittwoch Vormittag
mei-stens
darauffolgenden
energiesparend
daß


Außerdem:

Das tut uns sehr Leid. (115)


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Th. Ickler

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Elke Philburn
22.01.2002 19.58
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Interessante Befunde. Wobei für mich besonders spannend wäre, was Sie von Themen neu (Hueber) halten. Das Lehrwerk ist hier auf der Insel im universitären Bereich ungeheuer weit verbreitet.

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Theodor Ickler
22.01.2002 16.36
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Deutsch als Fremdsprache - katastrophal!

Obwohl sich einige Überschneidungen ergeben, setze ich meine erste größere Übersicht einfach mal hierher, erspare mir aber die mühsame Auszeichnung der kursiv zu setzenden Wörter:


Die Rechtschreibreform und Deutsch als Fremdsprache

Obwohl die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung erhebliche Auswirkungen auf den Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ hat, ist eine kritische Auseinandersetzung in den einschlägigen Zeitschriften bisher unterblieben. Die Zeitschriften „Zielsprache Deutsch“ und „Fremdsprache Deutsch“ stellten sich sogar schon rund zwei Jahre vor dem geplanten Inkrafttreten auf die Neuschreibung um, ohne je eine Diskussion über das Für und Wider der Reform geführt oder angeregt zu haben; alle anderen folgten wenig später (außer Info DaF). Auch die gängigen Lehrwerke des Deutschen als Fremdsprache wurden in großer Eile umgestellt, was um so bemerkenswerter ist, als es hier keinen mehr oder weniger offenen Zwang gibt wie bei den Schulbüchern. (Auf die Auslandsschulen wurde Druck ausgeübt durch eine Mitteilung der KMK vom 4. 9. 1996, die den Zweck hatte, lange vor dem Inkrafttreten der Reform auch in diesem Bereich vollendete Tatsachen zu schaffen; Näheres in meinem Buch „Regelungsgewalt“, St. Goar 2001)
Die beiden genannten Zeitschriften praktizieren kaum mehr als die ss-Schreibung. man findet in jeder Nummer Fehler wie: Deutschlernende (Deutsch Lernende), auseinandersetzen (auseinander setzen), schiefgehen (schief gehen), wertekonstituierend (Werte konstituierend), sogenannt (so genannt), selbstbestimmt (selbst bestimmt), ineinanderzulaufen (ineinander zu laufen), gleiches (Gleiches), darauffolgend (darauf folgend), selbstgeschrieben (selbst geschrieben), fertiggestellt (fertig gestellt).
Durch die ss-Schreibung wird Folgsamkeit dokumentiert, der Rest entgeht den Aufpassern sowieso.

Es folgen einige Stichproben aus zufällig herausgegriffenen Lehrwerken.

Delfin: Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache. Ismaning: Max Hueber Verlag 2001

Das obligatorische Komma nach wörtlicher Rede fehlt: 60, 80, 90, 121, 169 (zweimal), 170, 171.

um Vier (60); wieder gefunden (60); Mich-ael (100); kaputt gemacht (110); gei-stig (140); wieder hat (143); dazwischen kam (151); der einzige (169); ganz viel zu Essen (180); Obe-rammergau (190); Chri-stus (190); eine Viertel Million (190); „Korrekt“, aber grammatisch falsch sind: sehr Leid täte (146 u. ö.), du hast ganz Recht (127 u. ö.)


Moment mal! Bd. 3, Berlin: Langenscheidt 1998
für Besserverdienende (37; so auch Duden, Woche, aber unberechtigt); eine tiefhängende Lampe (40); Extrem (41; Großschreibung nach Doppelpunkt, obwohl kein Ganzsatz folgt); krank geschrieben werden (62); sogenannten (72); Ziel dieser Maßnahmen ist es vor allem zu erreichen, dass Deutschland ... (78); die ruhegewohnte österreichische Öffentlichkeit (91)

Unterwegs. Berlin: Langenscheidt 1998
Das Kursbuch ist in reformierter Rechtschreibung, das Materialienbuch in herkömmlicher, soweit Originaltexte.
Kursbuch: gegebenfalls (4); Ich finde es spannend auszuprobieren ... (19; Komma wegen es [§ 77]!); zum Deutsch Sprechen (21); Gebrüder Grimm (28; wie im Materialienbuch, besser: Brüder Grimm); Gleichgesinnte (34; nach welcher Regel? Nur gleich Gesinnte ist gerechtfertigt); allein erziehend, Alleinerziehende, alleinerziehende Mütter (36; wie denn nun?); zurecht kommen (36; zurechtkommen § 34,1); cirka (38); kennengelernt (50; kennen gelernt); (In Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben usw. ist den doch kein „Relativpronomen“! 53); kennengelernt (62); energiesparenden (65; Energie sparenden § 36); Alii bella gerant (65; Bella gerant alii, schon um des Metrums willen!); Scheibmuffel (73); zu tiefst enttäuscht (81); weit zu erzählen (83; weiterzuerzählen § 34,1); zusammen gehören (85; zusammengehören); als erste (87; als Erste); es tut mit leid (91; mir Leid); (Das Vorfeld-es in Es klappert die Mühle usw. kann nicht, sondern muß bei anderer Stellung wegfallen [einer der hartnäckigsten Fehler bei Ausländern!] 98); ein Sich-orientieren (103); das tut mir leid (106); zufriedenstellt (108; zufrieden stellt); Bereiten sie sich ... (108 Sie); kaputt gegangen (138; kaputtgegangen); vorwärtskommen (140); stehenzubleiben (154); Textabschnit (155); Streichen Sie dabei als erstes (155; Erstes) Beginnen Sie von Neuem (155; neuem); die untenstehende Tabelle (157; unten stehende); festgefügt (164; fest gefügt, § 36: dicht behaart usw.); zufriedenstellenden (173; zufrieden stellenden); spiegeln wieder (174; wider); Fettgedrucktem (175; fett Gedrucktem, vgl. S. 170 desselben Bandes!); nochmal (176; noch mal); hin und her spulen (176; hin- und herspulen, s. amtl. Wörterverzeichnis); dem sie vertrauen (177; Sie); drauflos reden (184; drauflosreden); spiegeln wieder (200).

Unterwegs, Materialienbuch, 1998
mit Tausend anderen (24; tausend); kennengelernt (28); um so (128; umso, zweimal); Flüßchen (131; Flüsschen); soweit (132; so weit); Flüßchen (132; Flüsschen); erzähl mir ein Neues (132; neues, sc. Märchen); des sich Schlecht-Ernährens (134; Sich-schlecht-Ernährens); nicht rostend, nicht leitend (145; was soll das hier unter Präfix-Bildungen?)

Unterwegs, Lehrerhandbuch, 1999

Pictogrammm (4); bewußt (8); selbstgesteckten (9); auseinandersetzen (10); (Arbeitsblätter, die die Lerner von der Kursleitung erbeten können: erbitten!); irgend eines (11); angesprochen haben und (12; haben, und); eine besonders Erfolg versprechende Art (13; vgl. aber S. 139); Das Rollenfeedback (13; das R.!); müssen ist (13; müssen, ist); Ein Beispiel: dass (13; Dass...); den selben (14); sogenannten (14); wieder herzustellen (18); kennengelernt (18); das jeweils zuletzt Gehörte (18; gehörte); kennezulernen (19; 2mal); selbständig (20; sonst nur selbstständig); Affaire (23); vorbereiten möchten (29; Komma fehlt); sogenannten (31; 2mal); Erstes Sammeln (32; nach Doppelpunkt klein); kennengelernt (33); gutgehn (34); Gleichgesinnte (36); genau so (37); auseinanderzusetzen (49); 60-er Jahre (53); schreiben Sie (56; gemeint: sie); (57; letzte Zeile: Komma!); ich habe ihm erzählt: die (62; groß nach Doppelpunkt); Kenntniss (71); auseinandersetzt (76); kennenzulernen (79); auseinandersetzen (82); kennenlernen (82); Und nun: lassen (82; Lassen...); Deutschsprechenden (88); Mann soll (89; Man soll); kennenlernen (91); Hier ist Vieles denkbar (92); vergallopiert (93); sogenannten (96); erstmal (101); selbstbestimmt (104); als nächster (110); 50iger, 60iger (112); (113; 3. Zeile v. u.: Komma!); hochziehen (113); als erster (114); als nächster (114); ohne zu Zögern (114); Deutschsprechenden (119); Deutschsprechende (130); richtigstellen (132); kennenzulernen (132); schwergefallen (132); sogenannten (134); leerstehende (134); besorgniserregende (135); erfolgversprechendste (136: vgl. S. 11!); selbsterstellte (149); Einziggeliebte (154); strahlendrot (154); leuchtendrot (154); einiger Weniger (191); einige Wenige (191); alleinstehende (192).


Sichtwechsel neu Text- und Arbeitsbuch 1. Stuttgart: Klett 1997

(Einige Texte sind auf Neuschreibung umgestellt andere nicht; der Unterschied wird aber nirgendwo thematisiert.)

als erstes (7); etwas Auswendiggelerntes (27); sogenannte (34); als erstes, als zweites, als drittes (47); heisst (2mal) (70); „gefällt sie dir?“ sagte ... (82); noch mal (90); eine Zeitlang (93); Schlußformeln (94); erstmal (109); kennengelernt (2mal) (112); jedesmal (117); zum erstenmal (120); jedesmal, als erstes (121); der 34-jährigen (132); jedesmal (139); muß (151); noch mal (162)

Alles ist mit einem Bienenwachsprodukt Wasser abweisend angepinselt (70).

S. 82 wird Karl Kraus zitiert: „In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der eigenen.“ – Das Original lautet aber "...wie in der Sprache“.

Im folgenden werden zwei Spezialwörterbücher für Deutsch als Fremdsprache untersucht.

Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Neubearbeitung 1998. Berlin: Langenscheidt.
Die Neubearbeitung wurde vor allem durch die Rechtschreibreform notwendig; ihr gelten die meisten Veränderungen gegenüber der ersten Auflage. Zur Gesamtkonzeption sei an dieser Stelle nur so viel gesagt: Das Werk ist entgegen seiner ausdrücklichen Absicht kein spezifisches Lernerwörterbuch, schon gar nicht für deutschlernende Ausländer. So fehlt durchgehend die Aussprachebezeichnung – ein unbegreifliches Manko bei einem auf Sprachlexika spezialisierten Verlag. Auch die Zahl von 66.000 Stichwörtern steht der Konzeption entgegen.
Das Wörterbuch richtet sich nach dem Duden von 1996, eiem Werk das seither in doppelter Hinsicht überholt ist. Zum einen hatte das unklar formulierte amtliche Regelwerk damals zahllose Fehlauslegungen hervorgerufen. Besonders die Bertelsmann-Rechtschreibung wimmelte von Fehlern, aber auch der Duden setzte, wie erwähnt, irrigerweise zum Beispiel fest, daß über zwanzig Verben vom Typ wiedersehen nunmehr getrennt zu schreiben seien, erst in der zum zweitenmal reformierten Ausgabe von 2000 ist das korrigiert. Beide Lernerwörterbücher führen folglich all diese Wörter nicht mehr an bzw. nur in der irrtümlich angenommenen Getrenntschreibung. Die betroffenen Wortformen kommen in jedem Jahrgang einer Tageszeitung über zweitausendmal vor und gehören damit zu den häufigen. Der Dudenfehler ist also durchaus folgenreich.
Hinzu kommt, daß die Bearbeiter noch nichts von den hinter verschlossenen Türen vorgenommenen Rückbaumaßnahmen wissen; ihre Orthographie ist also noch die längst überholte von 1996.
Langenscheidt und Kempcke befinden sich in derselben mißlichen Lage wie andere Lexikographen in dieser Zeit der Verwirrung. Einerseits gibt es Wörter wie jedesmal, sogenannt, notleidend nach dem Ratschluß der Kultusminister nicht mehr, andererseits erwarten die Benutzer eines Wörterbuchs, daß sie diese Wörter, die ja in der gesamten seriösen Literatur nach wie vor benutzt und gedruckt werden, in einem solchen Wörterbuch auch finden. Das Wörterbuch behilft sich damit, daß es die aufgelösten Wörter an derselben alphabetischen Stelle einordnet, an der sie stehen würden, wenn es sie noch gäbe. Die Begründung lautet so: „Wortverbindungen, die weiterhin als eine Einheit empfunden werden, bleiben als Stichwörter erhalten.“ (Großwörterbuch S. XI).
Die daraus folgende Praxis ist höchst widerspruchsvoll: „wieder ist betont, wenn das Verb, mit dem es verbunden ist, selbst nicht trennbar ist. Die Verben mit wieder- werden dann nach folgendem Muster gebildet: wieder finden (...)" (S. 1135) Das ist der Wortlaut der ersten Auflage, aber nach der Reform ohne Sinn, denn damals hieß „verbunden“ soviel wie „zusammengesetzt“; jetzt aber gibt es, wie das Muster zeigt, die Zusammensetzung nicht mehr und folglich auch kein wieder-. Auch der Hinweis, die Verbindung von wieder mit Verben sei „sehr produktiv“, geht aus demselben Grund nun ins Leere. Dieselbe Kritik muß an vielen Stellen angebracht werden; zum Beispiel ist unter voll von Verben mit voll- die Rede, aber ein neueingefügter umfangreicher Kasten zeigt, daß all diese Verbindungen aufgelöst sind.
Bei schwindelerregend usw. geht Duden und damit auch das Großwörterbuch eigenmächtige Wege. Ganz im Sinne der Reformkritiker wird in einem eigenen Kasten postuliert, daß aus grammatischen Gründen nur die Steigerung äußerst schwindelerregend in Frage kommt, ebenso bei besorgniserregend, ekelerregend. Die amtliche Regelung sieht allerdings nur Getrenntschreibung vor. (Die einfachen Komparationsformen hätten auch erwähnt werden müssen: schwindelerregender, am schwindelerregendsten.) Bei Aufsehen erregend ist der entsprechende Kasten vergessen, statt dessen findet man die nun sinnlos gewordene Angabe „K- (für „Kompositum“!): Aufsehen erregend“.
Bei allgemein verständlich und vielen anderen aufgelösten Wörtern steht immer noch die Wortart "(Adj.)" – als ob Wortgruppen einer Wortart zugeordnet werden könnten. Tiefschürfend ist aufgelöst, als Komparation wird ausschließlich folgende, ziemlich wirklichkeitsfremde Reihe angeführt: tiefer schürfend, am tiefsten schürfend, tiefstschürfend. Man sagt aber auch und sogar viel häufiger tiefschürfender, am tiefschürfendsten.
Einzelnes wird jetzt reformgerecht groß geschrieben, soll aber weiterhin „Indefinitpronomen“ sein. Seit wann schreibt man Pronomina groß? Solche Unstimmigkeiten finden sich in großer Zahl. Daß die Reformer das Wort jedesmal aus dem deutschen Wortschatz getilgt haben, hat Langenscheidt mitbekommen, nicht aber die neue Zusammenschreibung von nochmal, die ausdrücklich im amtlichen Regelwerk steht, allerdings an ziemlich versteckter Stelle. Von wohltuend wird auf wohltun verwiesen, aber das gibt es längst nicht mehr, nur noch wohl tun.

Kempcke, Günter: Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Unter Mitarb. v. Barbara Seelig u. a. Berlin: de Gruyter 2000
Dies ist das zweite größere einsprachige Lernerwörterbuch für Deutsch als Fremdsprache (wenn man von kleineren Werken wie dem neuen PONS-Wörterbuch absieht). Von Langenscheidts „Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache“ unterscheidet es sich durch vollständige Aussprachebezeichnung, größere Fülle an grammatischen und phraseologischen Angaben und zahlreiche nützliche Anhänge zu Wortbildung, Wortfamilien usw. Vor allem in den Bedeutungsangaben, aber auch in anderer Hinsicht erweist es sich als Neubearbeitung des „Handwörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache“, das derselbe Verfasser in der DDR herausgebracht hatte, eine damals stark beachtete lexikographische Leistung.
Die Konzeption überzeugt, die Auswahl der Wörter ist annehmbar, die Ausführung im einzelnen fast immer sorgfältig, ja vorbildlich. Leider wird dieser positive Eindruck bei näherem Hinsehen durch einen einzigen Mißgriff völlig zunichte gemacht: Das Wörterbuch folgt der sogenannten Rechtschreibreform. Die Folgen sind fatal, das Werk kann in der vorliegenden Fassung schlechterdings nicht benutzt werden.
Zunächst richtet sich der Verfasser, wie er im Vorwort mitteilt, nach den reformierten Rechtschreibwörterbüchern von Duden und Bertelsmann, jeweils in der Ausgabe von 1996. Dadurch ergeben sich dieselben Fehler wie bei Langenscheidt.
Bei den Wörtern, die es laut Neuregelung nicht mehr gibt, weil sie aufgelöst werden, verfährt Kempcke folgendermaßen: Er führt sie zwar noch an der richtigen Stelle ein, aber: „Sie erhalten jedoch dann keine Aussprache- und Wortartangabe und keine Wortfamilienzuweisung, da sie nicht mehr als Komposita (als Einwortlexeme) definiert werden können.“ (S. IX) Irgendwie existieren die „verbotenen“ Wörter noch, aber man darf nicht von ihnen sprechen, weil die deutschen Kultusminister das nicht wollen. Im Anhang werden Wortfamilien dargestellt. Da findet man zwischen lauter Einzelwörtern auch die Wortgruppe Not leidend, auch so ein illegitimes Familienmitglied, das sich hier hineingeschmuggelt hat.
Da die aufgelösten Wendungen wie fertig stellen an derselbe alphabetischen Stelle eingeordnet sind wie vormals die zusammengeschriebenen, könnte man ganz zufrieden sein, wenn es sich um eine generelle Lemmatisierung von Phraseologismen handelte. Gerade das ist aber nicht der Fall. Wo der Duden bisher schon Getrenntschreibung vorschrieb, zum Beispiel (unrealistischerweise) bei ernst nehmen, da bleibt es bei der Einordnung unter dem Basislemma ernst. Das absurde so genannt steht nicht unter so, sondern trotz seiner aufgelösten Form dort, wo sogenannt hingehört usw. Es sind nur die von den Kultusministern beseitigten, übrigens bis 2005 auch für die Schule weiterhin gültigen Wörter, die ein so gespensterhaftes Wörterbuchdasein führen, daß es sie gleichzeitig gibt und nicht gibt.
Hinter den aufgelösten Gruppen Besorgnis erregend usw., steht jedesmal „Steig. reg.“. Nun – wie steigert man das denn „regelmäßig“? Besorgnis erregender, am Besorgnis erregendsten? Wie gesagt, die allerneuesten Wörterbücher kennen dieses Problem nicht mehr, weil sie entgegen dem amtlichen Regelwerk die verschwundenen Zusammensetzungen wiederhergestellt haben.
Die Unterwerfung unter den Willen der Kultusminister geht bis zur Verleugnung der eigenen Sprachkompetenz. Man liest hier grammatisch falsche Sätze wie sie ist allein stehend, sein Zustand ist Besorgnis erregend, seine Antwort war nichts sagend, ihr Schweigen war vielsagend, es tut mir sehr Leid usw. Gerade gegenüber Ausländern ist es unverantwortlich, solchen Galimathias zu präsentieren, von dem die Reformer sich inzwischen selbst wieder distanziert haben.
Einzelne Einträge sind völlig mißlungen, zum Beispiel gleich dieser: einzeln. Kempcke übersieht, daß es laut Neuregelung das Indefinitpronomen einzelne gar nicht mehr gibt. Es gibt nur noch das Adjektiv und das Substantiv; die Neuschreibung sieht daher so aus: Hier muss noch Einzelnes geklärt werden, weil Einzelne geirrt haben. Das ist zwar absurd, aber amtlich. Von wohltuend wird auf wohltun verwiesen, aber das gibt es gar nicht mehr, nur noch wohl tun. Ähnliche Unstimmigkeiten auch anderswo. Die Neuschreibung auf Deutsch steht immer noch da, wo sie einmal hingehörte, nämlich unter dem Adjektiv deutsch; von Rechts wegen müßte sie aber jetzt zum nächsten Stichwort, dem Substantiv Deutsch gestellt werden. (Andere unentbehrliche Sprachbezeichnungen wie englisch, französisch sind übrigens nicht angeführt, dafür aber ziemlich unnütze Vokabeln wie blümerant.) Die Einleitung kündigt an, verbläuen und belämmert gemäß der Augstschen Volksetymologie bei den jeweiligen falschen Wortfamilien unterbringen zu wollen; zum Glück erfüllt sich diese Drohung nicht, beide Wörter sind sinnvollerweise überhaupt nicht aufgenommen.
Zum Schluß noch ein paar Kleinigkeiten. Die sinnlose Neuschreibung der Tageszeiten ist durchgehend mißverstanden worden: Unter Abend usw. steht jeweils, nach dem Wochentag werde dieses Substantiv gesetzt, also Sonntag Abend, Morgen, Nacht, Mittag, Nachmittag. Die Reform legt jedoch (inkonsequent genug) fest: Sonntagabend usw. Daß es Greuel nicht mehr gibt, hat Kempcke unter dem Stichwort Blut wohl vergessen. Wie alle anderen Wörterbücher übersieht auch dieses, daß die Neuregelung durchaus das Wort nochmal enthält, wenn auch an sehr versteckter Stelle. Die Wendung bankrott gehen gibt es nicht mehr, da die Reformer hier irrigerweise das Substantiv Bankrott zu erkennen glauben (wie Pleite im ebenso falschen Pleite gehen). Das alles läßt sich korrigieren. Schwerer dürfte es den Verfassern fallen, eine Revision der orthographischen Grundentscheidung gegen die Reformlobby durchzusetzen.

Nicht speziell für Deutsch als Fremdsprache verfaßt, aber in diesem bereich viel benutzt: die Dudengrammatik:

DUDEN: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 6., neu bearbeitete Auflage. (Duden Band 4): Mannheim 1998

Die Neubearbeitung der Dudengrammatik ist nicht nur selbst in reformierter Orthographie verfaßt, sondern auch inhaltlich gegenüber der 5. Auflage von 1995 so verändert, daß sie der Rechtschreibreform gerecht wird. Dies war offenbar auch der einzige Grund, warum das Werk bereits nach drei Jahren neu aufgelegt werden mußte.
Zu den schwersten Fehlern der sogenannten Rechtschreibreform gehört bekanntlich die gewaltsame Auseinanderreißung zusammengesetzter Wörter. Wenn man schwindelerregend auflöst, ergeben sich grammatisch falsche Gebilde wie am Schwindel erregendsten, und es gibt noch eine Reihe weiterer Gründe, warum auch die vielen anderen Zusammensetzungen wie blutsaugend, tiefschürfend und schwerbeschädigt erhalten bleiben müssen. Die Reformer selbst haben Ende 1997 erklärt, eine Revision dieses zentralen Kapitels sei „unumgänglich notwendig“, doch legten die deutsche Kultusminister ihr Veto ein. Seither wird an deutschen Schulen etwas unterrichtet, was sogar die Urheber für falsch halten.
Wie geht nun die Dudengrammatik mit diesen heiklen Fällen um?
Im Wortbildungskapitel hieß es 1995 noch völlig richtig: „Zwei Drittel der mit 1. Partizipien gebildeten Zusammensetzungen folgen dem Muster gefahrbringend, erdölproduzierend usw.“ In der Neuauflage ist dieses Muster ersatzlos gestrichen, die Verfasser wollen von dem einst so produktiven Wortbildung noch nie etwas gehört haben!
Alle größeren deutschen Grammatiken und nicht zuletzt Band 9 des Großen Duden („Richtiges und gute Deutsch“) vermerken seit je, daß man im Deutschen nicht sagt: Das Ergebnis ist durchaus zufrieden stellend; das erweiterte Partizip ist nämlich anders als das zusammengesetzte Adjektiv (zufriedenstellend) ungeeignet, als Prädikativum zu fungieren. Genau dieser unzulässige Satz steht aber nun in der neuen Dudengrammatik, weil die Rechtschreibreform es so und nicht anders will.
In der vorigen Auflage wußten die Verfasser noch: „Auch Partizipien wie schwerbeschädigt sind Komposita, das zeigt die Reihenbildung. Das Zweitglied bestimmt die Wortart, sie tragen außerdem nur einen Hauptakzent und weisen eine spezifische Bedeutung auf.“ 1998 heißt es an der gleichen Stelle: „Zu diesem Übergangsbereich gehören dann besonders viele Partizipbildungen wie schwer beschädigt (...). Das Zweitglied bestimmt die Wortart, sie tragen außerdem nur einen Hauptakzent und weisen eine spezifische Bedeutung auf.“ – Da aber das in zwei Wörter zerlegte Gebilde schwer beschädigt gerade kein Kompositum mehr ist, kann man auch nicht mehr von einem „Zweitglied“ sprechen. Und vollends absurd ist nun der letzte Satz, weil er immer noch etwas zu begründen vorgibt, was inzwischen gar nicht mehr exisiert.
Zum Satzbauplan Ich bin diesem Mann fremd gehörte 1995 ausdrücklich auch der Satz Der Kaiser war den Christen feind. Drei Jahre später ist er gestrichen, weil die Orthographiereformer irrigerweise meinten, hier handele es sich um das Substantiv Feind. Gestrichen sind aus demselben Grunde auch freund sein und not tun. Die Neuschreibung verlangt ja widersinnigerweise: Seefahrt tut Not. Sobald die Reformer ihre Revisionspläne verwirklichen dürfen, werden alle diese Formen wieder auftauchen und damit wohl auch das vorübergehend unterdrückte grammatische Wissen der Dudengrammatiker. (Im Band 9 des Großen Duden wird ausdrücklich so Leid es mir tut als „richtiges und gutes Deutsch“ gelehrt!)
Die staatlich verordnete Großschreibung der Tageszeiten in heute Abend usw. hat die erstaunliche Folge, daß dort, wo die Grammatik zuvor ein Adverb erkannte, nun ein Substantiv stehen soll; das Beispiel Donnerstag abend ist vorsichtshalber ersatzlos gestrichen.
Die Wortvernichtung geht noch weiter. Gestrichen sind aufsichtführend, unverrichteterdinge, sogenannt – lauter Wörter, denen die Rechtschreibreform den Garaus gemacht hat. Ein aufgelöstes Stichwort so genannt ist im Register zwar noch zu finden, allerdings mit einem nunmehr blinden Verweis auf einen Abschnitt, der das Stichwort auch in der aufgelösten Form gar nicht mehr enthält.
Die Bereitschaft der Verfasser, sich von den staatlich autorisierten Orthographen über grammatische Sachverhalte belehren zu lassen, ist erstaunlich. Der Orthographie wird zugetraut, uns nicht nur über die Schreibweise der Wörter zu informieren, sondern sogar darüber, welche Wörter es überhaupt gibt. Syntax und Wortbildung liegen aber der Orthographie voraus, sie können durch orthographische Eingriffe, mögen sie auch mit staatlicher Autorität vorgenommen sein, nicht geändert werden. Daß ebendies nun versucht wird, noch dazu an so prominenter Stelle, gehört zu den beschämendsten Nebenfolgen der unglücklichen Schreibveränderung.
Fazit: Mit den orthographisch umgestellten Lehrwerken und Wörterbüchern ist kein qualifizierter Deutschunterricht mehr möglich. Deutschland stellt sich auch im Ausland als das einzige demokratische Land dar, in dem von Amts wegen objektiv Falsches unterrichtet wird.



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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
11.12.2001 17.08
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Tja...

... ich hab's einfach nicht verstanden.

Danke für die Erklärung.
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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
11.12.2001 17.00
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Nachsicht

Aber Herr Lachenmann! Der polnische Kollege meint, daß das reformbedingt fakultativ werdende Komma weiterhin obligatorisch sein sollte, d. h. insbesondere im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht verpflichtend beigebracht werden sollte. Das läuft ungefähr auf desselben hinaus wie der Rat unserer alten Freunde Gallmann und Sitta im Handbuch Rechtschreiben.

Man kann das zweifellos besser ausdrücken, aber der polnische Germanist hat seinen Aufsatz knapp und gut abgefaßt, übrigens in herkömmlicher Rechtschreibung, im Gegensatz zu anderen Beiträgern und auch zum Herausgeber Engel, der eigentlich gegen die Reform, allerdings dem IdS seit Jahrzehnten eng verbunden ist.
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Th. Ickler

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Christian Melsa
11.12.2001 16.19
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„Obligatheit“?

Und ich dachte, das th in deutschen Wörtern sei 1901 abgeschafft worden?

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Walter Lachenmann
11.12.2001 16.13
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Polneutsch?

„Ich plädiere für die Obligatheit des in Zukunft fakultativen Kommas.“
Was heißt das bitte?
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Walter Lachenmann

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