Zitat: Was aber ist die Norm? Schafft sie nicht auch Geborgenheit?
Nunja, ich würde sagen, sie gibt demjenigen, der sich seines eigenen Urteils nicht sicher ist, etwas, an dem er sich festhalten kann. Jemand, der im Schreiben noch sehr unsicher ist, braucht natürlich Regeln, nach denen er sich richten kann. Insofern sollte ein Deutschlehrer in der Lage sein, die Grundregeln der Rechtschreibung schülergerecht zu vermitteln.
Im Gegensatz zum Schüler sollte der Lehrer aber auch mit Schwankungen im Sprachgebrauch umgehen können und das Selbstvertrauen besitzen, sich auf sein eigenes begründetes Urteil zu stützen. Wenn also Lehrer X meint, daß man schonmal zusammenschreiben kann, weil es in Google soundsoviele Tausende Belege dafür gibt, dann sollte das gelten. Egal, ob das im Wörterbuch steht oder nicht.
Zitat: Was ist davon zu halten, wenn z.B. Ernst Jandl und Rolf Landolt mit bewußtpraktizierter Kleinschreibung der Norm die Zunge herausstrecken?
Solange sie nicht erwarten, daß das irgend jemand als Norm auffaßt, können die selbstverständlich machen, was sie wollen.
Zitat: Was ist davon zu halten, wenn die Werbung mit BinnenGroßschreibung aufwartet?
Dürfte kaum Einfluß haben. Werbung kommt und geht wie die Hosenmode. Heute Schlag, morgen Karotte, übermorgen Röhre. Links rein, rechts wieder raus.
Dieser Satz
Zitat: Der Usus, der Gebrauch also, IST die Norm.
gefällt mir. Man würde doch einem Schüler auch keine Rüge erteilen, wenn er in einem mündlichen Beitrag weil als nebenordnende Konjunktion gebraucht, selbst wenn das laut Duden ungrammatisch ist. (Vermutlich würde es den wenigsten auffallen, weil es schon völlig geläufig ist.)
Man hat mit der Reform eine Veränderung im Schreibverhalten der Leute erzwungen, anstatt sich ihnen anzupassen, und so wurde wen wundert's die Reformierung zur Deformierung.
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