Handeln! (Bitte, bitte!)
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich vor eineinhalb Jahren die verschiedensten
Kommentare, Erläuterungen, Stellungnahmen und Diskussionen in der F.A.Z. gelesen
und bin froh, daß es im deutschsprachigen Raum seither zumindest wieder eine
sprachkompetente und seriöse Zeitung gibt, welche die hochproblematischen Fehler
der Reform erkannt hat und nach einjähriger Erfahrung beschlossen hat, zur
bewährten konventionellen Schreibweise zurückzukehren. Insbesondere auch,
da es die Redakteure der F.A.Z. für nicht hinnehmbar hielten, sich Worte wie
weiterhelfen, wiedersehen, u.ä. verbieten zu lassen.
Das ausführlich dargelegte Ergebnis der Studie von Herrn Wrase habe ich mit großer
Aufmerksamkeit gelesen, wobei ich mit dem Ergebnis (wenn auch nicht in
diesem Ausmaß) gerechnet habe.
Da ich mich sehr viel mit Literatur beschäftige und auf eine präzise Sprache
angewiesen bin, kann ich die durch die Reform entstandene Demontage ebenfalls
nicht akzeptieren.
=> Im Interesse aller ist es nun notwendig die Reform zurückzunehmen!
Inzwischen lassen sich (wie an den Erfahrungen der F.A.Z., an den von Herrn Wrase
durchgeführten Vergleichen der Fehlerhäufigkeit in der S.Z. und an anderen noch
vereinzelten aber inzwischen gelegentlich bekannt werdenden Studien deutlich wird)
die Folgen jener kontraproduktiven (und ganz nebenbei antidemokratischen) Reform
erkennen. Auch ist klar (wie auf Ihren Seiten ebenfalls erwähnt), daß es gerade
Wenigschreibern, Sprachanfängern und Schulkindern, solange die Reform in Kraft
ist, keineswegs leichter gemacht wird, richtig zu schreiben, sondern im Gegenteil
(wie der Vergleich bei der sprachlich hochkompetenten S.Z. zeigt) nahezu unmöglich
gemacht wird, ihre Muttersprache richtig anzuwenden.
Auch mir ist, da ich auf die von Herrn Wrase untersuchten Fehler seit Bestehen der
Reform besonderes Augenmerk gelegt habe, aufgefallen, daß sich seit Bestehen der
Reform in der gesamten schreibenden Bevölkerung eine Legasthenie breitmacht,
welche noch vor Jahren undenkbar gewesen wäre. Löbliche Ausnahme bilden hierbei
jene Wenigen, wie z.B. sprachlich bewanderte Schriftsteller, Juristen, die
Redakteure der F.A.Z. und andere, welche jeweils gute Gründe dafür anführen,
weshalb sie die Regeln der reformierten Rechtschreibung nicht anwenden.
Hierbei kann man z.B. Günter Grass sicherlich nicht vorwerfen konservativ zu
sein. Vielmehr ist davon auszugehen, daß wenn jemand wie er sich kritisch mit
einzelnen Regeln der Reform auseinandersetzt und dann aus der Notwendigkeit
einer ausdrucksreichen, eindeutigen und nicht um etliche hundert Wörter
reduzierten Sprache heraus die Anwendung der konventionellen Regeln vorzieht,
hierbei sprachliche Argumente entscheidend sind. Dies sollte zu denken geben.
Was mir wichtig ist:
Über oben genanntes herrscht wohl weitgehend Konsens, auch ist die breite Mehrheit
der Bevölkerung, erst recht die erdrückende Merheit derjenigen, die schreiben und
auf eine präzise und eindeutige Schriftsprache angewiesen sind, bekanntlich für
eine baldige Rücknahme der Reform.
DIES ERFORDERT ABER POLITISCHE MASZNAHMEN!
Freilich steht es jedem frei (und sei jedem empfohlen), die bewährten Regeln
anzuwenden, aber zum einen hat sich gezeigt, daß sich leider ein großer Teil
der Deutschsprachigen die Schreibweise von einem Gremium mit fragwürdiger
Legitimation, sowie von Konvertierungsroutinen ihrer Textverarbeitungen
vorschreiben läßt. Zum anderen läßt es sich, solange die Reform besteht, nicht
vermeiden, daß Kinder bereits ab der Grundschule mit mindestens zwei Schreib-
weisen konfrontiert werden (von den verunsichernden Fehlern ihrer Eltern, bzw.
des außerhalb der Schule Geschriebenen -vgl. weisse Schokolade, Strasse, u.ä.
ganz zu schweigen). Insofern ist eine amtliche Revision notwendig.
Daher meine Frage, bzw. Bitte:
Gibt es bereits Maßnahmen, wie z.B. Volksbegehren, Petitionen, Aufrufe an die
(Bundes-)Vorstände der Parteien, oder dergleichen? Ggf., was wird getan, um
hiermit tatsächlich alle Interessierten zu erreichen (jeder kennt das Gefühl,
eine Sache unbedingt unterstützen zu wollen, aber erst im nachhinein davon zu
erfahren) HIER IST EINE GROSZE MEDIENPRÄSENZ UNVERZICHTBAR (Diese muß auch auf
jeden Fall rechtzeitig erfolgen)!!!
Wenn ja: Wie kann ich solche Vorhaben unterstützen?
Wenn nein: Es wird höchste Zeit!
Es geht schließlich nicht darum, aus Bequemlichkeit oder Reaktionismus eine
Neuerung zu verhindern, sondern einen gewaltigen Schaden von unser aller Kultur
abzuwenden und aus den gemachten Fehlern zu lernen (statt sie durch Untätigkeit
zu forcieren).
Mir ist die Revision der Rechtschribreform aus genannten Gründen ein elementares
Anliegen, ich wäre daher für ausführliche Informationen und evtl. gemeinsame
künftige Aktionen sehr dankbar.
Mit herzlichen Grüßen
Thobias Maier
Thobias Maier Rheinallee 37; 53173 Bonn
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