Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Sprachkompetenz - was ist das?
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Sprachkompetenz - was ist das?
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Norbert Schäbler
15.04.2002 15.43
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Intelligenzfrage

Das mit der Intelligenz ist so eine Frage, schließlich steckt hinter der Beherrschung von Rechtschreibung jede Menge Fleiß und Schweiß.

Es ist so ähnlich wie bei der Arbeit am Fließband. Da gehört auch keine Intelligenz dazu. Es genügt ein kurzzeitiges Anlernen, und dann kann jeder Hilfsarbeiter dem Normaltakt entsprechen.

Wenn es nun aber der Fließbandarbeiter schafft, das gleiche Fließband in höherer Geschwindigkeit laufen zu lassen, die Arbeitsleistung zu erhöhen, ohne sich dabei sonderlich zu verausgaben, dann zeugt das schon von Denktätigkeit, oder von Motivation, oder von Freude an der Arbeit, oder von irgendwas Positivem – vielleicht sogar von Einsicht in Zusammenhänge, was mit Sicherheit einer Intelligenzleistung entspricht.

Den freien Unternehmer möchte ich sehen, der seinen Angestellten in dieser, seiner Arbeitsleistung bremst.
Blieben also die Staatsunternehmen. Deren Betulichkeit muß nicht weiter erörtert werden. Kein Wunder also, daß dort die Intelligenz geleugnet wird.


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nos

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Theodor Ickler
12.04.2002 04.08
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... und Intelligenz

In allen größeren Schriften der Rechtschreibreformer heißt es, man dürfe von der Rechtschreibfähigkeit nicht auf die Intelligenz schließen. Ich will mich nicht für die gegenteilige These stark machen, habe aber immer einen Beweis vermißt. Man kann natürlich den Intelligenz-Begriff insgesamt in Frage stellen, das tun aber jene gerade nicht, die den Zusammenhang bestreiten.
Heute fand ich in der Zeitung:

"(...)
Komplizierte Sätze
Im Gefängnis habe er sich die Schilderungen seines Mithäftlings, der bereits wegen Autoschiebereien inhaftiert ist, auf Toilettenpapier und auf die Handflächen geschrieben, um dann anschließend einen detaillierten Bericht zu verfassen. Von seiner Intelligenz her sei der Hauptbelastungszeuge zu einem solchen Schriftstück ohne fremde Hilfe überhaupt nicht in der Lage, meinte die Verteidigung gestern. Dass ihm beim Verfassen des zweiseitigen Papiers jemand geholfen habe, hatte der Hauptzeuge aber stets abgestritten. Der Mann verfüge nur über eine unterdurchschnittliche Schulbildung, habe aber in seiner schriftlichen Wiedergabe des angeblichen Geständnisses Satzkonstruktionen verwendet, die eher für Akademiker, höhere Angestellte und Beamte typisch seien, fand die Verteidigung. Außerdem weise der zweiseitige Bericht nur einen einzigen Rechtschreibfehler auf. Die Konjunktion „dass“ sei mit einem s geschrieben, verkündete einer der Anwälte die Fehlersuche. Ein Sachverständiger sollte nun herausfinden, ob dem Hauptbelastungszeugen eine solche sprachliche Gewandheit tatsächlich zuzutrauen ist.“
(Nordkurier 13.4.2002)

Ich neige bis zum Beweis des Gegenteils zu der volkstümlichen Annahme, daß intelligentere Menschen auch besser schreiben. Die Lese-Rechtschreib-Schwäche widerlegt diesen Zusammenhang nicht, sondern setzt ihn voraus, sonst könnte man die Diagnose gar nicht stellen.

In meinem Kommentar habe ich auch schon daran erinnert, daß nach dem „Regel“-Begriff der Rechtschreibreformer und der ganzen, auf Regelanwendung beruhenden Rechtschreibkonzeption ebenfalls beim Regelanwender ein hohes Maß an Intelligenz (Urteilskraft) vorausgesetzt wird.

Pädagogen sind sich, soweit ich weiß, auch darin einig, daß der Wortschatz ein besonders zuverlässiger Intelligenz-Indikator ist. (Was bei der stark verbalen Ausrichtung der Intelligenztests vielleicht teilweise zirkulär ist.)

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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
11.04.2002 11.00
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Mensch Maier ...

Sehr wohl habe ich mein Visier auf die Obrigkeit eingestellt, und ich will meinen Vorwurf an die Obrigkeit konkretisieren.

Im speziellen suche ich als Adressaten Persönlichkeiten heraus, die in Bayern beheimatet sind und dort Politik gestalten. Als solche sind zu nennen: Ministerialrat Dr. Krimm, Pressesprecher Toni Schmid, drei Kultusminister der Vergangenheit (Maier, Zehetmair und Hohlmeier) und schließlich der Bildungsbeauftragte der CSU im Bayerischen Landtag, Karl Freller.
Ich beschränke mich hier auf die bayerische Kulturpolitik und ihre Repräsentanten, weil die bayerische Schulpolitik im Vergleich zu vielen anderen Ländern Eigengesetzlichkeiten aufweist, in denen konservatives Gedankengut steckt. Als Beispiel für solche „Eigenheiten“ diene der Verweis auf das dreigliedrige Schulsystem – im Vergleich zum System der Gesamtschule, das u.a. in Hessen praktiziert wird.
Bayern – (und die Wertung lasse ich hier völlig offen) – galt lange Zeit als Hort für gesunden Menschenverstand oder aber für hinterwäldlerisches Denken.
Inzwischen hat sich auch in Bayern einiges geändert. Das Festhalten an Traditionen und Werten scheint sich langsam aufzuweichen. Anschaulich wird das am Beispiel Rechtschreibreform. Das stockkonservative Bayern hat mitgemacht.

Was steckt hinter dieser Rollenänderung? Das möchte ich gerne wissen!
Und, um die Sache zu vereinfachen und zu veranschaulichen, nehme ich den einstigen Kultusminister Hans Maier ein wenig unter die Lupe.
Hans Maier hat mich seinerzeit begeistert durch seine „Zwischenrufe zur Bildungspolitik“. Da war er für mich (als JU-ler) eine wesentliche Argumentationsstütze in der Auseinandersetzung mit den Gleichschaltungsparolen, die u.a. in den Thesen von Prof. Dahrendorf theoretische Munition erhielten.
Maier, der seinerzeit den angefeindeten Minister Huber im Amt ablöste, verstand es, die Wogen zu glätten und eine geradlinige, an der Leistung orientierte Schulpolitik zu installieren.

Genau auf den Leistungsgedanken will ich hinaus. Sprachkompetenz ist für mich so etwas wie Leistung, ein Beherrschungsgrad der Sprache, der Auf- und Ausbau von Fertigkeiten und Fähigkeiten auf sprachlichem Gebiet.
Und ich wundere mich noch einmal, daß Bayern bei der Rechtschreibreform mitgemacht hat.

Noch mehr wundere ich mich allerdings, daß – so erfuhr ich kürzlich/eine Bestätigung dafür habe ich nicht einholen können – ausgerechnet Altkultusminister Hans Maier die Rechtschreibreform unterstützt habe. Das will mir nicht in den Kopf. Seine damaligen hochqualifizierten Aussagen, die für mich ein Schutzschild waren in der Auseinandersetzung mit Gegnern der Leistungsgesellschaft … ausgerechnet er soll nicht gemerkt haben, daß die Schriftsprache durch die Rechtschreibreform leistungsärmer wird.

Die Antwort, daß Maier dem Alter Tribut zollen muß, ist mir zu billig. Einen Charakter verbiegt das Alter nicht, eher stählt es ihn.
Also frage ich nach den Kräften, die hier am Werke sind: nach Gruppen, nach Ideologien, nach wirtschaftlichen Hintergründen …

Daß der Leistungsgedanke nicht totzukriegen ist, ist übrigens eine andere Sache. Das entlarvt ja auch den falschen Ansatz jener Gleichschaltungstheorie.

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nos

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Michael Krutzke
10.04.2002 11.37
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Mich interessiert das Thema auch, allerdings kann ich mangels sprachwissenschaftlicher Sachkunde kaum etwas dazu beitragen. Wie ändert sich der Stellenwert der Sprachkompetenz (im Sinne von Beherrschung der gesprochenen wie der geschriebenen Sprache gemäß den jeweiligen Erfordernissen) im Alltag?

Einige Beobachtungen aus meinem – hauptsächlich beruflichen – Wirkungskreis:
1. Wachsender Unwille und zunehmende Unfähigkeit, sich mit längeren Texten zu befassen.
2. Bildhafte Darstellungen (zur Textergänzung und -ersetzung) werden stärker verlangt.
3. Abnehmendes Bewußtsein für den „Werkstoff“ Sprache, der universell zu wirklich genialen Lösungen zu „verarbeiten“ ist.

Zu 1)
Leider entstehen lange Texte nicht selten aus einem Mangel an Sprachkompetenz. Und sei es nur, daß der Autor zwar Sprache beherrscht, aber zuwenig den Leser im Sinn hat. Das wird dann aber dem langen Text (als solchem) angelastet und nicht dem Autor mit seiner begrenzten Sprachkompetenz. Oft ist die Ursache aber eine fehlende gedankliche Klarheit.

Zu 2)
Auch Sprache in Bildern will beherrscht sein. Auch hier ist die gedankliche Klarheit entscheidend.

Zu 3)
Leider wird vielfach unterstellt, daß der Hörer/Leser schon wisse, was gemeint sei. Und Hörer/Leser tolerieren in dieser Hinsicht immer mehr. Irgendwie kommt man im Alltag klar, für anspruchsvollere Aufgaben gibt es Fachleute. Interessant: Softwarepflege ist ein gängiger Begriff (mit den daraus entstehenden Updates und Upgrades), Softwarenutzer erwarten da einiges. Gleiches auf die (eigene) Sprache (Schrift) anzuwenden, ist häufig außerhalb des Bewußtseins. Ausnahmen gibt es dort, wo direkte Verbindungen zu einer Tätigkeit herstellbar sind, etwa im Vertriebsbereich. („Wie rede, schreibe, präsentiere ich zielgerichtet und wirkungsvoll?“ und dergleichen.)

Herr Schäbler fragt, wer von [allgemeiner] Sprachlosigkeit profitiert? Sicher die, die Sprache beherrschen und dann in bestimmten Bereichen einen Vorsprung haben, also „Spezialisten“ sind. Daß da Obrigkeitsinteressen mit hineinspielen, kann ich mir nicht vorstellen. Im übrigen bin ich nicht sicher, ob die Sache mit der Sprachlosigkeit so stimmt. Meine dargestellten Beobachtungen sind das eine – auf der anderen Seite findet man im Internet eine große Zahl an Hobby-Schriftstellern, die ja durchweg Sprache „als Werkstoff“ einsetzen und sehr oft sehr Lesenswertes produzieren. Vor kurzem durch Zufall entdeckt: ein Schreibwettbewerb der Hannoverschen Allgemeinen (HAZ) für Schüler mit zum Teil sehr lesenswerten Beiträgen.

Was sagen denn Nicht-Laien (Sprachwissenschaftler, Lehrer) zu diesem Thema? Gibt es dazu Untersuchungen? Interessant zu wissen wäre das schon ...

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Michael Krutzke

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Norbert Schäbler
10.04.2002 09.13
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Weit hergeholt (!?)

Einmal versuche ich’s noch, diesen Strang „Sprachkompetenz“ zum Leben zu erwecken, denn ich möchte diese Gedankengeburt nicht gleich wieder absterben lassen. Meiner Ansicht nach ist es wesentlich, die Folgen zu bedenken, sich zu fragen, was eigentlich passiert, wenn die Sprachkompetenz abnimmt oder besser, wenn sie zerschlagen wird.
Wer profitiert eigentlich davon, wenn die Leute sprachlos werden?

Meine sprühende Phantasie führt mich tief zurück ins Mittelalter, hin zu Fürsten, Königs und Kaisers, dorthin, wo Bildung noch vererbt wurde, das bildungsentmündigte Volk brav Referenzen und Verbeugungen machte – und jäh taucht dann das Bild von Wilhelm Tell auf, der den Geßlerhut (Gesslerhut) nicht grüßen wollte.





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nos

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Norbert Schäbler
09.04.2002 13.08
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Tagesablauf eines schriftsprachensüchtigen Vorruheständlers

Früh am Morgen lese ich – nachdem ich all meine wortlosen Geschäfte verrichtet und meiner Frau im Anschluß an ein herzliches „Moin, Moin“ einen Kuß auf die Backe gedrückt habe – die Zeitung.
Nur manchmal zögere ich (oder meine Frau) das mit dem Zeitungslesen auch noch hinaus, und es entspinnt sich ein weiterer kurzer Dialog, getragen von Höflichkeit oder Vorwürfen…
Im Prinzip aber vergehen zwischen dem Zähneputzen und dem Griff nach dem „Newspaper“ nicht mehr als fünf Minuten. Das ist so eine Art Zeremonie eines gengeschädigten (nämlich männlichen) Sprachnutzers (darüber gibt es ja genügend Frauenwitze).

Meine Zeitung lese ich leise, versenke mich ganz in die gedruckten Informationen – nehme, während meine Frau schweigt (ja selbst, wenn sie zu meckern anfinge), mehr geschriebene Einzelworte in mich auf, als ich den ganzen Tag unsinniger- oder sinnigerweise selbst rede oder zu hören bekomme – und so habe ich bereits in den ersten fünfzehn Minuten meines geistigen Wachseins einen Tagesüberhang von geschriebener zu gesprochener Sprache erarbeitet, der bis zum Abend kaum noch abzutragen ist, selbst wenn mich einer beständig zulallte und ich zu einer wortreichen Verteidigung ausholen müßte.
Außerdem baut sich ja mein angehäuftes Schriftsprachenpotential im Tagesverlauf beständig aus, denn jetzt, nachdem ich keiner regelmäßigen Arbeit mehr nachgehe (aus gesundheitlichen Gründen mußte ich meine Tätigkeit als Lehrer beenden), nehme ich mir Zeit zur Bildung und zur Information.

Manchmal ist es am Kaffeetisch gesellig, ein andermal ist meine Informationssucht stärker als die Geselligkeit – jedenfalls bestimmt die Variable „Sucht“ den Zeitpunkt, der mich zum Computer treibt, um erneut Schriftsprache auf mich einwirken zu lassen.
Ich durchforste nun Mails, persönlicher oder informativer Natur, blättere auf Internetseiten, lese, freue oder ärgere mich lautlos, lasse auf mich einwirken, mache irgendwann den Computer aus und ziehe mich in die familiäre Gesprächsatmosphäre zurück, damit ich nicht zu schriftlastig werde.
Zu diesem Zeitpunkt aber weiß ich schon: Das gesprochene Wort hat auch heute wieder verloren. Sein Anteil wird sich irgendwo einpendeln zwischen fünf und zehn Prozent. Mehr geht nicht, denn die zehn Prozent sind nur dann erreichbar, wenn ich selbst in Fahrt komme – bin ich doch einer der größten Laller auf diesem Erdboden. Vielen meiner Bekannten habe ich sprichwörtlich schon ein „Ohr abgekaut“.

Meistens lalle ich schreibend. Das kommt von meiner Berufserfahrung als Lehrer und freier Mitarbeiter einer Tageszeitung. Ich habe nämlich festgestellt, daß viele Menschen nicht mehr richtig – entweder oberflächlich oder aus bewußter Ablehnung heraus – zuhören können, weshalb ich mir einen Leitsatz zu eigen machte: „Das, was die Menschen nicht hören wollen, schreibe ich ihnen.“ Früher habe ich alles fünf- bis zehnmal gesagt und kam mir schlußendlich vor wie ein Tonband oder ein Papagei.
Ich ziehe mich also wieder an den Computer zurück, nutze ihn als moderne Schreibmaschine
und antworte nun auf die Früh-Mails des Tages, dann auf die Äußerungen diverser Internetseiten, und häufig kommt es vor, daß ich weitere Mails erhalte, oder daß sich im Internet ein Dialog auftut.
Dann schreibe ich halt, tagesdurchschnittlich etwa zwölf Din-A-4-Seiten, und wenn es keine Herausforderungen, Erwartungen, Notwendigkeiten oder sonstwas gibt, dann lese ich was, oder gehe mit meiner Frau aus, oder erfülle eine gesellschaftliche Pflicht …
Dann lasse ich auch dem gesprochenen Wort seinen Anteil zukommen, wobei ich die wirklich wertvollen Worte – vermutlich wieder aus Gründen der Sucht – später wieder zu Papier bringe.
Rentnern, wie ich einer bin, lauert das geschriebene Wort tagtäglich an allen Ecken auf, und man hat unsägliche Probleme, nicht ständig in die Bildungsfallen hineinzutappen und statt dessen einmal die Fröhlichkeit des Daseins zu genießen.


Tatsache ist, daß Schriftsprache in meinem Tagesverlauf immer einen großen Raum einnahm, daß aber die Rechtschreibreform die ohnehin vorhandene Schriftlastigkeit verstärkt hat.
Die Parlamentarier aber wissen offensichtlich nicht, daß Sprache aus zwei Teilen besteht, und sie sind blind für das Argument: „Die Schrift ist nicht zum Schreiben da.“
Man mag sich hierbei über die Wortherkunft des „Parlamentariers“ Gedanken machen. Da scheint eine „Lastigkeit des gesprochenen Wortes“ vorprogrammiert.
Den Parlamentariern jedoch ins Stammbuch: Auch die Schriftsprache hat zwei Ebenen: die des Rezipierens (Lesen) und die des Konzipierens (Schreiben).
Daß die nicht unbedingt schreiben müssen, ist klar, daß die aber lesen müssen, gehört unwiderruflich zum Berufsbild. Andernfalls müßte man ja annehmen, daß das Volk nicht nur von „Babbelsäcken“ sondern zugleich von immenser selbstverschuldeter „Dummheit“ regiert würde.


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Norbert Schäbler
07.04.2002 13.31
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Kleinstmöglicher Prozentsatz gesucht

Um zur Sachlichkeit zurückzukehren, muß ich erst einmal die Emotion abschütteln. Dies allerdings lediglich mit dem Satz, daß es mir nicht sehr recht wäre, wenn in diesem Strang „Rechte“ mitdiskutieren würden, die früher oder später braunes Gedankengut aus dem Hut zögen zum Zwecke der Missionierung.

Erinnert sei gleichwohl daran, daß zu Zeiten, als der „Führer“ noch Reden schwang, dem gesprochenen Wort eine Vorrangstellung eingeräumt wurde. Zumindest in dieser Zeit war die Gleichberechtigung von Wort und Schrift aufgehoben.
Bekannt ist auch, daß die Leitzentren und Institutionen nach 1945 sehr schnell wieder mit alten Funktionären besetzt waren, und daß deshalb z.B. innerhalb der Sprachwissenschaft keine sofortige Umkehr möglich wurde. In diversen Leitfäden des hiesigen Forums wurden in Zusammenhang mit diesem Tatbestand auch Namen genannt.

Ich stelle fest, daß es in der Nachkriegszeit, Lehrpläne gab, die das geschriebene Wort ins Zentrum rückten, z.B. ausgiebige Lektüre empfahlen und sich auch im aufsatztechnischen Bereich (z.B. in Form von Gedichtinterpretationen) der Schrift zuwendeten.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Hessischen Rahmenrichtlinien, welche die Schriftsprache zu einem elaborated Code abstempelten und die Lehrpläne entrümpelten.
Und schließlich sehe ich die Auswirkungen der Rechtschreibreform, als einen staatlich sanktionierten Anschlag auf das gesamte verbreitete Schriftwesen (!)

Es handelt sich meines Erachtens erneut um einen Versuch, die Sprachkompetenz zu beschneiden.
Und deshalb frage ich mit Nachdruck. Gehört jetzt die Schriftsprache wesentlich zur sprachlichen Kompetenz?
Und wenn ja: In welchem annähernden Minimalprozentsatz?



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Norbert Schäbler
04.04.2002 10.15
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Behauptung: Die „Sprachimpotenz“ nimmt zu

Mit einem Zitat aus dem Bayerischen Beamtengesetz will ich starten. Dort heißt es in Art. 22a, Abs. 2: „Die Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist Voraussetzung für die Zulassung zur Laufbahn.“

Meines Erachtens ist das ein deutlicher Hinweis auf Sprachkompetenz. Jene ist nur dann vollständig ausgeprägt, wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten sowohl beim gesprochenen wie auch beim geschriebenen Wort (resp. Text) bestehen.

Hierzu meine erste provokative Behauptung: „Die Rechtschreibreform hat die Beamten, insbesondere die Lehrer, „sprachimpotent“ gemacht. Der Beherrschungsgrad der Rechtschreibung, der zuvor innerhalb der Lehrerschaft bei etwa 95 Prozent anzusiedeln war, ist niedriger geworden.
Manche neuen Regeln werden mangels Verständnis oder wegen fehlender Kenntnis nicht angewendet und auch nicht unterrichtet. Im privaten Schreibgebrauch orientiert man sich am Sprachgefühl statt am Formalismus, wie ihn die Rechtschreibreform oktroyiert.
Es wäre einer psychologischen Untersuchung wert, wie sich diese Zerrissenheit im schriftlichen Sprachgebrauch auf die Sprachkompetenz auswirkt!

Ein erweiterter Gedanke gilt dem Erlernen von Fremdsprachen.
Auch hier gilt meines Erachtens folgende Zielforderung: „Von Beherrschung kann nur dann gesprochen werden, wenn Fähigkeiten sowohl im Wort als auch in der Schrift vorhanden sind.“

Meine Feststellungen hierzu: In den zurückliegenden Jahren wurde der Fremdsprachenunterricht an deutschen Schulen revolutioniert. Heute dominiert das gesprochene Wort. Die schriftsprachliche Komponente wird nahezu vernachlässigt. Sprechsituationen (z.B. „im Hotel“, „im Restaurant“, „am Flughafen“ …) werden im Rollenspiel trainiert. Tonbandprotokolle ersetzen die schriftliche Fixierung.

Das heißt: Die Sprachkompetenz hat sich des Schriftgewandes entledigt.
Das heißt auch: Der Beherrschungsgrad (das Anforderungsniveau, letztlich die Sprachkompetenz) wurde um nahezu 50 Prozent reduziert.

Meine Fragen an die hier mitdiskutierenden häufigen Sprachnutzer:
Was bedeutet eigentlich „Sprachkompetenz“ aus der Sicht der Professoren, Dichter, Lehrer, Journalisten …?

Meine konservativen Fragen:
Kann und darf es erlaubt sein, daß klare und präzise formulierte Zielvorstellungen plötzlich durch gesellschaftliche Einrichtungen oder selbstdelegierte Gruppen verschoben und neu definiert werden?
Darf es sein, daß Ziele nur deshalb, weil sie etwas schwerer erreichbar sind, aus dem Katalog der Anforderungen gestrichen werden?
Könnte es sein, daß die Ergebnisse der Pisa-Studie unter anderem auch damit zusammenhängen, daß man sich in deutschen Schulen neuerdings mit „Halbwissen“ zufrieden gibt?

„Tausend“ Fragen könnte man anhängen, vor allem dann, wenn der schriftsprachlichen Beherrschung wieder der ihr gebührende Stellenwert eingeräumt wird.
Dann wird man unter anderem fragen müssen:
Wie (mit welcher Methode) und womit (durch welche Form) kann der Beherrschungsgrad der Schriftsprache optimiert werden?

Vorerst allerdings sind diese Fragen nichtig und belanglos, weil der Antileistungsgedanke vorherrscht. Gleichheit – oder wie der Franzose sagt: égalité – ist das Ziel.
Zu deutsch: „Ist sowieso alles egal.“

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