Komma - trennend oder verbindend?
Zuerst mal eine kleine Umfrage: Kennt jemand eine Sprache, in der man das Komma als drittes Satzzeichen nach Ausrufe-/Fragezeichen und Anführungszeichen setzt?
Im Englischen ist das ja nicht üblich, und doch wird uns oft das Englische vorgehalten, dem das Deutsche zum Beispiel bei der Kleinschreibung endlich nacheifern müsse (Stichwort deutscher Sonderweg bei der Kommasetzung scheint das nichts auszumachen).
Im Englischen kommatiert man Aufzählungen bekanntlich so: a, b, und c. Das Komma scheint also weniger zu trennen als zu verbinden. Im Deutschen gilt das Komma bei Aufzählungen einem und gleichwertig. Also kann es nicht die gerade entgegengesetzte Funktion haben. Dagegen ist es unbedenklich, Komma und Konjunktion gleichzeitig zu verwenden, das entspricht dann eben einer doppelten Verknüpfung.
Daß das Komma trenne, wird angeführt, um die Setzung des Kommas vor der Konjunktion bei Satzreihen zu unterbinden, aber mit der bereits erwähnten Inkonsequenz, daß es gleichwohl gesetzt werden dürfe, wenn dadurch die Gliederung deutlicher wird. Das wäre ja auszuschließen, wenn tatsächlich das Komma trennte und die Konjunktion verbände.
Die Nichtsetzung des bisher obligatorischen Kommas in Satzreihen ist denn auch außerhalb von Kinderbüchern und Schulbüchern, wo sie das Lesen ausgerechnet für die Kinder! erschwert, nicht akzeptiert worden.
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Th. Ickler
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