Hier ist unser tägliches Doofdeutsch; heute von der Landesregierung Schleswig-Holstein. Frau Heide Simonis und ihre Beamten haben eigenmächtig das Landesverwaltungsgesetz geändert. In dessen Ausgabe auf http://www.landesregierung-sh.de/landesrecht/20-1fr.htm enthält es als Schreibungen gemäß Rechtschreibreform: je 1mal die Wörter Amtsausschuss, Anlass, erfasste, veranlasst und zulässt, 3mal das Wort beeinflusst, je 4mal die Wörter Abschluss und Strafprozessordnung und, da war jemand gründlich, 29mal die Zivilprozessordnung. Der Spitzenreiter dass hingegen läßt trotz seiner 124 Vorkommen keine Regel erkennen, denn es heißt auch 4mal daß. An herkömmlicher Rechtschreibung enthält das Gesetz je 1mal: Anlaß, Planfeststellungsbeschluß, befaßt, Beschlußunfähigkeit, erläßt, gefaßten, Gewißheit, Kreisausschuß, Läßt, mißbräuchlich, mißbräuchlichen, Mißtrauen, Mißverhältnis, Nachlaß, Nachlaßpfleger, Nachlaßpflegerin, umfaßt, ungewiß, Unterläßt, veranlaßt, vermißte, Vertragsschluß, Überschuß; je 2mal: Anschlußpfändung, Ausschußmitglieder, Schlußvorschriften, Schußwaffe, Ungewißheit; je 3mal: Ausschluß, Beschlußfassung, beschlußfähig, müßte; je 4mal: daß, gefaßt, zuläßt; je 6mal: Beschluß, läßt, unerläßlich; je 8mal: Ausschuß, Planfeststellungsbeschluß, Schußwaffengebrauch; 9mal: Anlaß; 11mal und hier wird es gefährlich: Schußwaffen; 12mal: Abschluß; 21mal: Erlaß; 25mal: muß. Die Ausdrücke gebaucht, Beartung, Anlaßgen (für gebraucht, Beratung und Anlagen) werfen Rätsel auf; wurde dieser Text von Hand getippt, sind Lesemaschine und Textimport in der Landesregierung unbekannt? Oder hat eine verwirrte Schreibkraft beim Ausbessern diese Fehler gemacht? Der übrige Text ist nicht minder rätselhaft; mit welcher Absicht wurde bei 10 Wörtern Reformschreibung eingeführt, bei 47 Wörtern hingegen die herkömmliche Schreibung belassen sind die Schreibkräfte und Ministerialbeamten in der Landesregierung trotz Abitur und Studium nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte? Dürfen Schreibkräfte ein gültiges Gesetz einfach ändern? Welches Signal hinterläßt ein solche Sprachverwendung bei Bürgern, Schülern und Verwaltungsbeamten? Bei unseren Verwaltungsrichtern hat dieser Murks ganz offensichtlich Spuren hinterlassen; und es erscheint die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß es sich hier wie bei der gesamten Schreib„reform“ um eine einigermaßen bewußte Sabotage handelt.
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Detlef Lindenthal
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