Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Von den Reizen der neuen Rechtschreibung
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J.-M. Wagner
08.04.2003 22.26
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Logik

R. Menges: »Die Studie von Harald Marx bestätigt vor allem, dass das Rechtschreiben innerhalb drei Jahren schlechter geworden ist. Diese Aussage ist dieser Statistik eindeutig zu entnehmen, denn auch die Werte, die von der Reform nicht betroffen waren, waren deutlich schlechter. Das heißt, wir müssen wieder mehr für unseren Rechtschreibunterricht tun.«
Konsens, was den letzten Punkt betrifft, liebe Frau Menges, aber mit dem Rest Ihrer Einschätzung haben Sie eine Ihrer früheren Aussagen ad absurdum geführt. Sie sagten:
»Die gültige ss- Regelung ist nicht schlecht ... Die Regel ist verständlich und es passieren weniger Fehler ... Diese Regelung macht es den Schülern deutlich leichter richtig zu schreiben.«
Wenn Sie den ca. 90%igen Rückgang der im Schnitt richtig geschriebenen Wörter, welche nicht von der Reform betroffen waren, als Normalwert dafür ansetzen, um wieviel das Rechtschreiben allgemein schlechter geworden ist (was aber nur eine Annahme ist und also hinterfragt werden muß), dann bedeutet das, daß durch eine mit der Rechtschrebreform verbundene Regeländerung genau dann eine Fehlerreduzierung bewirkt wurde, wenn in diesem Bereich die Fehler weniger stark zugenommen haben als im allgemeinen Trend. Die Marx-Studie zeigt aber, daß im Bereich der ss/ß-Schreibung wesentlich mehr Fehler gemacht worden sind: Der Rückgang richtig geschriebener Wörter, die von der Reform betroffen sind, fällt stärker aus, als es dem (angenommenen) allgemeinen Trend entspricht.

Sie sehen, Ihre verschiedenen Aussagen entbehren des logischen Zusammenhalts. Es ist auch nicht nachvollziehbar, wie Sie zu dem folgenden Fazit kommen:
»Nach ihrem Beitrag, Herr Wagner, muss ich sagen, dass die ss- ß Schreibung vor und nach der Reform in etwa gleichzusetzen ist.«
Warum ist das so? Und was genau meinen Sie mit „gleichsetzen“? – Aber weiter:
R. Menges: »Die Argumentation, dass man zuerst wissen muss, wo ein ß hingehört ist nicht richtig. Sie ist vom Erwachsenen aus gedacht. Kindern und Schülern, die sich noch nicht mit dem ß-Laut auseinandergesetzt haben, lernen dies neu.«
Letzteres ist richtig, ersteres bezieht sich auf die Art und Weise, wie die neue Regel Umlernern erklärt wird, die also (im Prinzip) schon wissen, wo bislang ein "ß" steht. Nur unter dieser Voraussetzung läßt sich die Regel so einfach ausdrücken, nur dann scheint sie so einfach zu sein – und das täuscht darüber hinweg, daß es in dem Fall das allereinfachste wäre, gar nichts zu ändern:

Wenn ich schon weiß, wo ein "ß" steht, warum sollte ich dann nochmal darüber nachdenken müssen, ob ich stattdessen nun „ss“ schreiben muß oder nicht? Fazit: Für mit der herkömmlichen Rechtschrebung Vertraute ist die neue Regel – zumindest in dieser vereinfachten Formulierung – eine Erschwernis und keine Erleichterung.

Aber Sie betonten zu Recht, daß das bei den Kindern, die das Schreiben erst erlernen, irrelevant ist. Gut, schauen wir uns also an, wie man die Regel formulieren muß, wenn man kein Vorwissen über die herkömmliche ss/ß-Schreibung hat. An anderer Stelle betonten Sie:
R. Menges: »Mist und ißt klingen also gleich, ebenso Mist und isst.
Sie wissen, dass man diese Wörter lernen und üben muss. Zur Unterscheidung von -s und -ss haben früher die gleichen Regeln gegolten wie heute auch. Da hat sich nichts geändert, nur dass wir heute ss statt ß schreiben. Bei Gruß ist ein langer Vokal, bei Küsse ein kurzer zu hören ...«
Das verstehe ich nicht, denn „früher“ gab es keine Notwendigkeit, zwischen „s“ und „ss“ zu unterscheiden: Am Schluß eines Wortes steht in der herkömmlichen ss/ß-Schreibung niemals „ss“, sondern entweder „s“ oder "ß", und sonst steht „ss“ nur genau dort, wo das Wort eine Trennstelle (Silbenfuge) besitzt – genau so, wie Sie es mit den Beispielen Gruß und Küsse zeigen. Welche Regeln sollen also früher gegolten haben wie heute auch? Wovon genau reden Sie? Vielleicht ist es dies:
»Einfache S-Laute waren auch früher einfache S- Laute.«
Ich wage zu behaupten, daß alle scharfen s-Laute von einfachen (d. h. nicht zusammengesetzten) Wörtern immer einfache s-Laute (Laute!) sind – es gibt ja, wie Sie selber sagten, keinen Klangunterschied zwischen Mist und ißt bzw. Mist und isst. Auch bei Küsse ist es ein Laut, weil zwischen den beiden Silben nicht abgesetzt wird, wie etwa bei Einkaufscenter oder Spiel-und-Spaß-Center.
»Bedenken Sie Ihre Grundschulzeit. Die Wörter Haus, Maus etc. gehören in die Grundschulzeit. Man lernt die Unterscheidung zu schwierigeren Wörtern.«
Gut, nehmen wir einmal an, die Schüler haben gelernt, daß diese Wörter mit „s“ geschrieben werden. Was ich dabei nicht verstanden habe, ist, wie man »die Unterscheidung zu schwierigeren Wörtern« lernt – was sind „schwierigere Wörter“, und wie erkenne ich sie, bevor ich sie hingeschrieben habe?

– geändert durch J.-M. Wagner am 10.04.2003, 16.37 –
__________________
Jan-Martin Wagner

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Theo Grunden
08.04.2003 21.57
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Nicht aller guten Dinge sind drei

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von RenateMariaMenges
Konsonantenverdopplung
Ebenso ist es leichter alle Konsonanten zu schreiben. Warum sollte man einen der Konsonanten weglassen? Die Lautschrift gibt nun vor wie geschrieben wird.
Die Verdopplung von ll bei Still- ist klar, dann erfolgt -legung: Stilllegung. Dies ist einfacher zu schreiben. Daraus erfolgt kein Stilbruch oder gar eine grammatikalische Verfehlung.


Wenn es sich für Konsonanten so verhält, liebe Frau Menges, dann müßte doch für Vokale gleiches Recht gelten, oder? Etwa so:

Vokalverdopplung
Ebenso ist es leichter, alle Vokale zu schreiben. Warum sollte man einen der Vokale weglassen? Die Lautschrift gibt nun vor wie geschrieben wird.
Die Verdopplung (...) ee bei Bergsee ist klar, dann erfolgt -en: Bergseeen. Dies ist einfacher zu schreiben. Daraus erfolgt kein Stilbruch oder gar eine grammatikalische Verfehlung.

Trotzdem soll es immer noch Leute geben, die weiterhin (von) Bergseen schreiben, wie z.B. in „Fragmente einer Liebe“ (R. M. Menges):
Strömend wie Wellen windgekräuselter Bergseen nach dem Orkantief ...

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margel
08.04.2003 08.28
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Nachtrag:

Für die Interessierten, die es noch nicht wissen:

Originalstudie(auch für die anderen Fächer) unter


http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/IGLU/home

Nüüt z´danke

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margel
08.04.2003 07.20
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Auch ich muß leider ein wenig Wasser in den Wein der Begeisterung gießen, liebe Frau Dr. Menges. Wie schon in diesem Forum bemerkt, hat die reformierte Schreibung mit dem Lesenkönnen der Grundschüler gar nichts zu tun. Das sollte sie ja auch gar nicht, den Reformern und Ihren Handlangern geht es doch ausdrücklich und allein um die Erleichterung des Schreibenlernens, das wollen wir doch mal nicht vergessen.
Wenn sie sich mal die zusammenfassende Würdigung der deutschen
Ergebnisse ansehen, dann steht da auch, daß mehr als ein Drittel der Schüler nicht über die Kompetenzstufe II hinauskommt! Und die Letzten im ersten Drittel zu sein, kann ich so „hervorragend“ auch nicht finden...
Was die Kultusminister dazu sagen, wollen wir lieber nicht so ernst nehmen. „Im Auslegen seid frisch und munter, legt Ihr´s nicht aus, so legt was unter...“ wie der Dichter sagt.

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Sigmar Salzburg
08.04.2003 06.28
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Iglu vor Pisa

Gestern abend fragte mich meine neunjährige Tochter ( 4. Klasse, 2½ Jahre Neuschreib) entsetzt, was das denn hieße und ob das überhaupt richtig geschrieben sei: „Esssaal“. Natürlich lernen und lesen Kinder mühelos „Schiffahrt“ mit drei f. Sie würden es auch mit fünf f „problemlos“ lernen. Hier zeigt sich auch der Fluch der bösen Tat: Man kann wegen der „neuen“ Scheiß-Stuss-Regel gar nicht auf die „neue“ vorsintflutliche Dreifachschreibung verzichten, sonst hieße es „Essaal“.

Im übrigen haben die 32 zusätzlichen ss auf Grundschulniveau natürlich keinen meßbaren Einfluß auf die Lesekompetenz. Das besagt aber überhaupt nichts über die Verständnisschwierigkeiten, die bei anspruchsvolleren Texten durch die Trennschreibe und minderwertige Kommasetzung auftreten können. Meine Kinder lesen alte und „neue“ Rechtschreibung durcheinander und nehmen den Unterschied kaum noch wahr. Über die Unschärfen der neuen Schreibe lesen sie schnell hinweg. Bleiben wird ein unbewußter Verständnismangel, der dazu erzieht, überhaupt auf letztes Verständnis des Textes zu verzichten.

Gerade gab mir meine größere Tochter (OIII) ihre abgelegte Schullektüre aus der Reihe „EINFACH DEUTSCH“ (Schöningh1999), Gottfried Keller „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Ich schlage willkürlich die Seiten 8 und 9 auf und lese: „Ich habe mich aber bedankt das verwilderte Wesen für einen andern herzustellen ... allein wir würden uns hüten dieselbe zu hoch hinaufzutreiben ...“ „Da könnte man eine schöne Geschichte anrichten!“, antwortete Manz, „wir haben so genug zu tun diesem Geiger das Heimatrecht in unserer Gemeinde abzustreiten, ...“

Ist es auch Unsinn, so hat es doch Methode.

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Sigmar Salzburg

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Elke Philburn
08.04.2003 05.17
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Sie haben es ja schon an anderer Stelle erwähnt – wenn es darum geht, einem Schulbuch das Prädikat 'umgestellt' zu vergeben, werden die Kommas getilgt.

Geht es dagegen um die konkrete Lesefähigkeit, wobei jeder Testsatz für das Ergebnis bedeutend sein kann, hält man sich an das Bessere und Bewährte.

Eine verdrehte Logik – ?

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Jörg Metes
07.04.2003 21.52
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Welche Lesefähigkeit?

Die Passage, die Sie zitieren, liebe Frau Menges, folgt der „alten“ Zeichensetzung. Wenn es eine repräsentative Textpassage ist, dann bedeutet das, daß den Schülern im IGLU-Test wissentlich Texte in einer „veralteten“ Zeichensetzung vorgelegt wurden, die in ihren Schulbüchern so nicht mehr praktiziert wird. In reformierten Schulbüchern hätte diese Passage zwei Kommas weniger:
»„Bitte, werter Herr“, sagte der Hase schüchtern, „ich saß gerade ganz ruhig zu Hause, da hörte ich plötzlich ein lautes Krachen und die Erde erzitterte. Da wusste ich, dass es ein Erdbeben sein musste, werter Herr, also bin ich gerannt, so schnell ich nur konnte um alle anderen zu warnen, damit sie ihr Leben retten.“«

Für den Fall, daß diese Passage repräsentativ ist: hätten Sie dann eine Vermutung, warum in diesem Test den Schülern Texte in einer „veralteten“ Zeichensetzung vorgelegt wurden? In einer Zeichensetzung also, die die Schüler in ihren Büchern gerade nicht mehr vorfinden? Fänden Sie es von den Autoren des Tests redlich, so etwas zu tun? Wer würde Ihrer Meinung nach von einer solchen Manipulation eher profitieren? Die Kinder oder die Reformer?

(zur Erinnerung: die deutschen Presseagenturen haben zur reformierten Zeichensetzung seinerzeit erklärt: „die Agenturen bleiben bei der alten Form der Zeichensetzung, um die Lesbarkeit ihrer Nachrichten ... zu gewährleisten“)
__________________
Jörg Metes

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RenateMariaMenges
07.04.2003 18.35
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Lesekompetenz trotz RSR

Trotz der reformierten Rechtschreibung ist die Lesekompetenz der deutschen Grundschüler nach Iglu, der neuen Leseuntersuchung, hervorragend.

Beispiel:
„Bitte, werter Herr“, sagte der Hase schüchtern, „ich saß gerade ganz ruhig zu Hause, da hörte ich plötzlich ein lautes Krachen, und die Erde erzitterte. Da wusste ich, dass es ein Erdbeben sein musste, werter Herr, also bin ich gerannt, so schnell ich nur konnte, um alle anderen zu warnen, damit sie ihr Leben retten.“
(aus: Iglu, IEA 2001, Internationale Grundschul- Lese- Untersuchung)

„Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Schülerinnen und Schüler in Deutschland am Ende der vierten Jahrgangsstufe nicht nur über vergleichsweise hohe Kompetenzen im Leseverständnis verfügen, sondern im internationalen Vergleich auch eine in ihren Leistungen sehr homogene Schülerschaft darstellen. Die Grundschule ist im Rahmen der Gesamtarchitektur des deutschen Schulwesens von herausragender Bedeutung.“(Schreiben aus dem KuMi Bayern, Rundbrief- Sonderausgabe, 08.04.03)

„Das gute Abschneiden deutscher Grundschüler im internationalen Vergleich ist erfreulich, der Abstand mit 22 Punkten zu der Spitzengruppe Schweden, Niederlande und England gering. „Wenn deutsche Grundschüler im Lesen international im oberen Leistungsdrittel liegen, die 15-Jährigen aus einigen Ländern jedoch wie bei PISA abfallen, ist es offensichtlich, dass dort in der Sekundarstufe die Schülerinnen und Schüler zu wenig gefördert und gefordert werden und das Leistungsniveau eindeutig zu niedrig ist“, sagte Kultusministerin Monika Hohlmeier nach der Veröffentlichung der IGLU-Studie am Dienstag.“ (Pressemitteilung Nr. 111 vom 8. April 2003)

Die reformierte Rechtschreibung kann der Lesekompetenz nichts anhaben.

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RenateMariaMenges
07.04.2003 18.34
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Lesekompetenz trotz RSR

Trotz der reformierten Rechtschreibung ist die Lesekompetenz der deutschen Grundschüler nach Iglu, der neuen Leseuntersuchung, hervorragend.

Beispiel:
„Bitte, werter Herr“, sagte der Hase schüchtern, „ich saß gerade ganz ruhig zu Hause, da hörte ich plötzlich ein lautes Krachen, und die Erde erzitterte. Da wusste ich, dass es ein Erdbeben sein musste, werter Herr, also bin ich gerannt, so schnell ich nur konnte, um alle anderen zu warnen, damit sie ihr Leben retten.“
(aus: Iglu, IEA 2001, Internationale Grundschul- Lese- Untersuchung)

„Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Schülerinnen und Schüler in Deutschland am Ende der vierten Jahrgangsstufe nicht nur über vergleichsweise hohe Kompetenzen im Leseverständnis verfügen, sondern im internationalen Vergleich auch eine in ihren Leistungen sehr homogene Schülerschaft darstellen. Die Grundschule ist im Rahmen der Gesamtarchitektur des deutschen Schulwesens von herausragender Bedeutung.“(Schreiben aus dem KuMi Bayern, Rundbrief- Sonderausgabe, 08.04.03)

„Das gute Abschneiden deutscher Grundschüler im internationalen Vergleich ist erfreulich, der Abstand mit 22 Punkten zu der Spitzengruppe Schweden, Niederlande und England gering. „Wenn deutsche Grundschüler im Lesen international im oberen Leistungsdrittel liegen, die 15-Jährigen aus einigen Ländern jedoch wie bei PISA abfallen, ist es offensichtlich, dass dort in der Sekundarstufe die Schülerinnen und Schüler zu wenig gefördert und gefordert werden und das Leistungsniveau eindeutig zu niedrig ist“, sagte Kultusministerin Monika Hohlmeier nach der Veröffentlichung der IGLU-Studie am Dienstag.“ (Pressemitteilung Nr. 111 vom 8. April 2003)

Die reformierte Rechtschreibung kann der Lesekompetenz nichts anhaben.

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RenateMariaMenges
06.04.2003 19.19
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Die Studie von Harald Marx bestätigt vor allem, dass das Rechtschreiben innerhalb drei Jahren schlechter geworden ist. Diese Aussage ist dieser Statistik eindeutig zu entnehmen, denn auch die Werte, die von der Reform nicht betroffen waren, waren deutlich schlechter. Das heißt, wir müssen wieder mehr für unseren Rechtschreibunterricht tun. Welche Tatsachen auch immer 1999 diese Untersuchung begleiteten sind hier nicht geschildert. Mich würden auch diese 5 ss-Wörter interessieren, ob sie auch tatsächlich im Grundwortschatz der zweiten Klasse enthalten sind. Aber da jede Statistik ihren Zweck erfüllen muss, müsste ich eben diese Hintergründe zuerst studieren.

Die Argumentation, dass man zuerst wissen muss, wo ein ß hingehört ist nicht richtig. Sie ist vom Erwachsenen aus gedacht. Kindern und Schülern, die sich noch nicht mit dem ß-Laut auseinandergesetzt haben, lernen dies neu.

Nach ihrem Beitrag, Herr Wagner, muss ich sagen, dass die ss- ß Schreibung vor und nach der Reform in etwa gleichzusetzen ist. D.h. an dieser Schreibweise wird sicherlich in den nächsten Jahren nicht gerüttelt werden.

Zur Frage der Substantivierung von folgenden Beispielen:
Im Voraus, im Wesentlichen, ...
ist meines Erachtens tatsächlich interessanter.


Nun Herr Wagner:
Ihre Recherche ist nicht ganz richtig.
Auf meiner neuen blauen HP ist mein Hobby verzeichnet.


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J.-M. Wagner
02.04.2003 15.02
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Antiqua versus Fraktur

(Re: Die gültige ss- Regelung ist nicht schlecht)

R. Menges: Wenn es ein Zurück zur alten Rechtschreibung geben würde und es nach den Vorbildern auf diesen Seiten eine Weiterverfolgung dieser Ziele gäbe, dann müssten auch alle Schulbücher neu geschrieben werden. Ebenso bei einer umfangreichen Neureform. Bei kleineren Renovierungen allerdings würde es Jahrzehnte dauern bis dies wirklich in den Schulbüchern erscheinen würde.
Darauf hoffen Sie also, liebe Frau Menges, daß einige kleine Korrekturen ausreichen, um die Probleme zu beseitigen? Daß diese Korrekturen so gering wie möglich sind, so daß »es Jahrzehnte dauern [würde] bis dies wirklich in den Schulbüchern erscheinen würde«? Daß eine neue Kostenlawine vermieden werden kann? Und deshalb tischen Sie jetzt das Thema der s-Laut-Schreibung auf – in der Hoffnung, daß, wenn diese bleibt, wie sie ist, die übrigen Änderungen kaum ins Gewicht fallen? Es ist ja klar, daß das Thema „ss vs. ß“ das Wichtigste ist, um die Geringfügigkeit einer „Reform der Reform“ zu gewährleisten. Es ist ja in der Tat eine wichtige und spannende Frage: Soll man die Reform an dieser Stelle korrigieren oder nicht? Wie werden sich die Kultusminister (etc.) entscheiden, was wird die Zwischenstaatliche Kommission ihnen raten?

Ich weiß es nicht. Ich habe meine Meinung an anderer Stelle ausführlich begründet. Sie haben meine Beiträge zu den Problemen der ss/ß-Schreibung ja wohl gelesen, denn Sie sagten von ihnen, sie seien es wert, sich die Zeit zu nehmen, um sie genau zu studieren (vgl. hier). Ich versuche, sie hier aus gegebenem Anlaß zusammenzufassen und sie unter einen neuen Leitgedanken zu stellen. Vergleichen wir also die s-Schreibungsregeln nach Adelung/Gottsched und Heyse, und zwar bezüglich (theoretischer) Regeldefinition, praktischer Anwendung und Lesevorgang.

Zur Theorie: Beide Regeln sind klar, lassen sich relativ kompakt darstellen und sind so konzipiert, daß sie immer ein eindeutiges Ergebnis liefern. Sie verfolgen verschiedene Strategien, die beide als Optimierungsziele einer sinnvollen Rechtschreibung anerkennenswert sind. Hierin nehmen sie sich also nichts, von der Qualität her gesehen. (Mit anderen Worten: „Die gültige ss-Regelung ist nicht schlecht“. Ja, Frau Menges, bloß ist das nicht alles, worauf es ankommt.)

In der praktischen Anwendung zeigt sich zum einen bei beiden Regeln ein Schwachpunkt, wenn ein Wechsel zwischen „ss“ und "ß" eintritt (Heyse: gießen – er goss [nicht: goß – vgl. groß]; Adelung/Gottsched: Fluß – Flüsse [nicht Flüße – vgl. Füße]). Hierin nehmen sich die beiden Regeln ebenfalls nichts, denn der „Fehler“ ist in beiden Fällen auf die gleiche Art von mangelndem Verständnis bzw. möglicher Unklarheit zurückzuführen: daß die Verwendung des "ß" auf bestimmte, für die jeweilige Regel charakteristische Fälle beschränkt ist und daß sie mit der gewöhnlichen Konsonantenverdopplung (und bei Heyse auch mit der Stammschreibung) in Konkurrenz steht.
      Zum anderen aber macht sich hier das Konzept hinter den Regeln bemerkbar: Im einen Fall (Heyse) hängt der Unterschied zwischen „ss“ und "ß" von dem vorausgehenden Selbstlaut (Vokal oder Diphthong) ab, im anderen (Adelung/Gottsched) von der Stellung des s-Lautes innerhalb des Wortes. Ersteres setzt die Beherrschung der der hochsprachlichen Aussprache voraus, letzteres die der Silbentrennung. Eine größere Sicherheit in der Anwendung steht bei letzterem zu vermuten – die Zerlegung nach Sprechsilben ist „elementarer“ als die hochsprachliche Aussprache.
      Zum dritten ist die Möglichkeit der der Übergeneralisierung zu betrachten, d. h. die Verwechslung mit „s“. Weil die Orientierung an der Aussprache diesbezüglich eine scharfe Trennung zwischen dem »Fall „ss“ bzw. „s“« und dem »Fall "ß" bzw. „s“« erlaubt, die Orientierung an der Silbenzerlegung dagegen zwischen dem »Fall „ss“« und dem »Fall "ß" bzw. „s“«, ist auch hier letzteres von Vorteil.

Zuletzt zum Lesevorgang: Lesen ist Mustererkennung. In Fraktur geschrieben, ergibt sich wegen des Lang-s kaum ein Unterschied in der Lesbarkeit eines Schriftbildes, das der Adelung-/Gottschedschen Regel folgt, im Vergleich zu einem, das der Heyseschen folgt (insbesondere, wenn eine spezielle Lang-s-Rund-s-Ligatur, die kein "ß" ist, verwendet wird; zu sehen etwa bei Poschenrieder in Eroms/Munske, S. 177). In Antiqua sieht es jedoch anders aus – im wörtlichen Sinne: Weil die Verwendung des Lang-s nicht mehr üblich ist, ist die „logische Zuordnung“ von mehreren „s“ nicht per se klar, sondern bleibt dem Leser überlassen. Dies gilt prinzipiell bei der Verwendung von Antiqua ohne Lang-s und hat noch nichts mit der s-Schreibungsregel zu tun. Es erklärt aber unmittelbar, warum die Heysesche Regel beim Lesen von Antiquatexten einige Schwierigkeiten verursacht: Die vermehrte Verwendung von „s“-Buchstaben gibt Anlaß zu mehr Uneindeutigkeiten bei Zusammensetzungen (-ssch-, -sst-, -ssp- sowie bei -ss+Vokal), weniger Kontrast (dass ist das ähnlicher als daß) und Dreifach-„s“ (Bsp.: Flussseeschwalbe, Ausschusssitzung; in Fraktur hätte man [mit "f" als Notbehelf für Lang-s] Flufsfeefchwalbe, Ausfchufsfitzung).
      Welche Schwierigkeiten verursacht dagegen die Adelung-/Gottschedsche Regel? Wegen der Verwendung des "ß" in den beiden Funktionen des Scharf-s-Zeichens nach Langvokal/Diphthong sowie als Doppel-s-Ligatur an Stellen, an denen in Fraktur (wieder mit Ersatzschreibung) „fs“ bzw. „ff“ geschrieben würde, bleibt die charakteristische Oberlänge des Lang-s erhalten, welche die logische Zuordnung erleichtert (vgl. die Funktion von Großbuchstaben am Wort- oder Satzanfang: Markierung von logisch/konzeptionell herausstechenden Teilen), und erlaubt ein rasches Erfassen der Struktur des Wortes auch in Zusammensetzungen. Dies hilft, die sich aus der bei der Adelung-/Gottschedschen Schreibweise fehlenden Längenmarkierung ergebende Schwierigkeit bei der Worterkennung zu kompensieren: Wenn man die logische Struktur eines Wortes leichter erfassen kann, kann man es auch schneller/besser erkennen. Wenn man das Wort solches kennt, ist man auf die Längenmarkierung des „Vorvokals“ nicht angewiesen; ein Diphthong bedarf keiner speziellen Markierung, sein Länge ist zudem nicht immer klar (vgl. Lamm – Leim – lahm; Anne – Aue – Ähre). Wer ein Wort (noch) nicht kennt, profitiert (bei der Heyseschen Schreibweise) von der Längenmarkierung durch das "ß" insofern, daß er es richtig aussprechen kann, weiß aber trotzdem nicht, was es bedeutet; das eigentliche Problem des Nichterkennens liegt damit woanders. In Antiqua ohne Lang-s wiegen also die Nachteile der Adelung-/Gotschedschen Regel weniger schwer als die der Heyseschen.
Fazit: Die Heysesche ist eine gute Regel – sie funktioniert bloß in Antiqua nicht so gut wie die Adelung-/Gottschedsche. In Fraktur dagegen geht die Heysesche Regel in Ordnung – wegen des Lang-s! Da wir in der Antiqua das Lang-s aber nicht mehr verwenden, bringt die Heysesche Regel mehr Nachteile als Vorteile mit sich. (Ich würde gern wissen, was Herr Schneider aus Marburg dazu zu sagen hat.)
Aber was meinen Sie, Frau Menges, wie realistisch Ihre Erwartungshaltung ist, daß es 2005 bei einer „kleinen Korrektur“ bleibt und daß keine »umfangreiche Neureform« erforderlich ist? Als was schätzen Sie denn diesbezüglich den Kompromißvorschlag der DASD ein – von dem Prof. Eisenberg selbst gesagt hat, daß er nur 2. Wahl ist und also das eigentlich Richtige, weil Bessere, noch darüber hinausgeht? Gerade bei der ss/ß-Regel windet sich Eisenberg zu offensichtlich mit einer Notargumentation heraus, die durchblicken läßt, daß er genau weiß, was eigentlich dazu zu sagen wäre. Und das mit Recht, denn das, was Sie anführen – eine Fehlerverminderung in der s-Laut-Schreibung – scheint Illusion zu sein. Schauen Sie noch einmal auf die Ergebnisse der Studie von Prof. Marx:


Sehen Sie, Frau Menges: Die reformierte s-Schreibung ist schlechter als die herkömmliche, weil die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Aber selbst wenn die s-Laut-Schreibung nicht korrigiert wird, bleibt genug zu ändern, so daß eine „Kleine Lösung“ nicht in Betracht kommt. Seien Sie realistisch und geben Sie die Hoffnung darauf – sofern vorhanden – auf.


Re: P.S.: Verraten Sie uns die Adresse Ihrer neuen „HP“, liebe Frau Menges? Diese hier ist es nicht, oder?

– geändert durch J.-M. Wagner am 05.04.2003, 22.26 –
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Jan-Martin Wagner

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Henning Upmeyer
02.04.2003 11.57
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Eine Verschwörungstheorie gegen die Großschreibung

In deutschen Sätzen und Satzgefügen darf das Verb des Hauptsatzes ganz hinten als letztes stehen. Die Großschreibung von Subjekt, Objekt und durch Präpositionen gekennzeichneten Substantiv-Ergänzungen ermöglichte es bisher trotzdem, die Satzstruktur schnell zu erfassen. Die vermehrte Getrenntschreibung und Großschreibung von allem, was des substantivischen Gebrauchs verdächtigt werden kann, führt jetzt zu „Pseudo-Objekten“, die in Wirklichkeit Satzergänzungen sind, bei denen die Präposition weggelassen wurde. Wenn die Großschreibung nicht mehr hilft, den Satz schneller zu erfassen, kann sie als nächster Schritt als überflüssig bezeichnet werden. Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt.

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Henning Upmeyer
02.04.2003 10.21
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"ss nach kurzem Vokal"

Diese Faustregel gilt nur da, wo bisher ein ß stand.
Folglich muß man wissen, daß da bisher ein ß stand.
Folglich muß man zuerst lernen, daß da bisher ein ß stand, welches nun durch ss ersetzt wird.
Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode.

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Sigmar Salzburg
02.04.2003 09.45
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Es eilt!

Die Schreibung ss nach kurzem Vokal ist didaktisch- methodisch leicht zu erklären. Die Regel ist verständlich und es passieren weniger Fehler.

Ich stehe hier auf dem Parkplatz neben Rockern mit ihren heißen Öfen.
Sie rasten im Gelände und rasten auf dem Rastplatz.
Einer will das seiner Tussie auf einer Postkarte schreiben und fragt „ss nun wo?“
Ob uns wohl der leichthändige, didaktisch-methodische Beistand der Frau Menges helfen kann?
Es eilt, denn bald soll es weitergehen!

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Sigmar Salzburg

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Norbert Schäbler
01.04.2003 18.28
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Nichts dagegen

Lieber Herr Schubert!
Das war ein sehr menschlicher Dialog, und mich rührt dabei, daß wir Kleingläubigen relativ leicht verunsicherbar und von Publikum abhängig sind.
Verschwinden wir einfach! Schöner Gedanke!
Denn schließlich gibt es bessere als uns.

Eines zum Schluß:
Wir sollten die Macher immer unter Kontrolle halten, weil manchmal die falschen Leute am Megaphon sitzen.
Zwei Wochen Sendepause – o.k.?
Wir können ja zwischenzeitlich hinter den Kulissen chatten.
__________________
nos

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