Re: meine heutige Kritik
Zitat: Ursprünglich eingetragen von RenateMariaMenges
(Wagner)Für mit der herkömmlichen Rechtschre[i]bung Vertraute ist die neue Regel zumindest in dieser vereinfachten Formulierung eine Erschwernis und keine Erleichterung.
Die Rechtschreibung ist für künftige Generationen, die die Schule verlassen, und nicht nur für die, die mit der herkömmlichen Rechtschreibung das Schreiben gelernt haben.
Ja, und? Was haben Sie an meiner Aussage auszusetzen, denn ich habe doch betont, daß ich die neue Regel nur für diejenigen als Erschwernis beurteile, die mit der herkömmlichen Rechtschreibung vertraut sind. Stimmt das etwa nicht?
Und wenn Sie meinen, daß ich damit nicht die ganze Wirklichkeit abdecke ja, natürlich! Das Problem ist aber, daß ich bislang noch keine Formulierung der neuen s-Schreibung gesehen habe, die gleichzeitig einfach ist und nicht zu Übergeneralisierung verleitet, ohne auf der herkömmlichen Schreibung aufzubauen. Wenn Sie eine kennen, her damit!
Natürlich können Sie betonen, liebe Frau Menges, daß es bei der neuen Regel nur um die Unterscheidung zwischen ss und "ß" ginge. Eine praktische Anwendung setzt aber voraus, daß man die Fälle, in denen nur s steht, so sicher beherrscht, daß man sich von dieser lautorientierten ss/ß-Regel nicht dazu verleiten läßt, ss oder "ß" zu schreiben, wo nur s hingehört. Doch genau diese Fehler sind jetzt zu beobachten. Wie erklären Sie sie?
Außerdem ist nicht a priori klar, ob der Teil der Marx-Studie, welcher die Wörter mit "ß" oder s untersucht, die nicht von der Reform betroffen sind, unmittelbar das allgemein gesunkene Niveau der Rechtschreibleistung der Zweit- bis Viertkläßler widerspiegelt. Ein solcher Wert muß aus umfassenderen Tests ermittelt werden, denn nur dann repräsentiert er das allgemeine Rechtschreibniveau nicht wahr? (Übrigens enthält die Marx-Studie auch eine Aussage, aus der sich ein derartiger allgemeiner Wert entnehmen läßt; vgl. das im folgenden Absatz angegebene Zitat aus dem 3. Kommissionsbericht.)
Und: Wäre denn der aus jenem Teil der Marx-Studie folgende Wert realistisch? Bilden wir die Quotienten, so daß die Veränderung in Prozent ausgedrückt werden kann: 2,02 / 2,12 = 95,3%; 2,79 / 3,28 = 85,1%; 3,66 / 3,99= 91,7%. Nimmt man den Mittelwert, sind es rund 91%. Diese Zahl bezieht sich auf den Vergleichszeitraum der Marx-Studie. Jener ist im 3. Kommissionsbericht auf Seite 11 näher angegeben: Die Untersuchungen fanden Anfang 1996 und Anfang 1998 statt, er beträgt also nur zwei Jahre. Wenn man annimmt, daß sich das Niveau der Rechtschreibleistung in gleicher Weise weiterverschlechtert wie in jenen zwei Jahren, dann bedeutete dies, daß in 3 × 2 = 6 Jahren das Niveau nur noch (0,91)3 = 75% beträgt (und in 10 Jahren nur noch (0,91)5 = 62% des jetzigen; auf volle Prozent gerundet). Es ist zwar sinnvoll, von einem allgemeinen Rückgang der Rechtschreibleistung auszugehen, aber es würde mich wundern, wenn der so drastisch wäre. Wundert Sie das nicht? Warum?
Also: Wie wäre jener Teil der Marx-Studie zu beurteilen, welcher die Wörter mit "ß" oder s untersucht, die nicht von der Reform betroffen sind, falls das allgemeine Niveau der Rechtschreibung weniger stark zurückgegangen ist? Was bedeutet es, daß der Anteil richtig geschriebener Wörter, deren Schreibung sich durch die Reform von "ß" zu ss verändert hat, wesentlich stärker zurückgegangen ist?
Zitat: Je länger ich mit Ihnen darüber diskutiere, desto nichtiger kommen mir Ihre Argumente vor.
Was meinen Sie, welchen Eindruck ich von der Diskussion mit Ihnen bezüglich dessen habe, wie Sie auf meine Argumente und Fragen eingehen? Ach, liebe Frau Menges, Sie haben es doch wirklich nicht nötig, meine Beiträge schlechtzureden. Außerdem werden Ihre eigenen davon nicht logischer.
Bedenken Sie dabei bitte noch einen anderen Aspekt: Vieles an der Rechtschreibreform hat ja nur mengenmäßig eine umfangreiche Veränderung gebracht, fällt aber, als Einzelfall betrachtet, rein schreibtechnisch gesehen kaum ins Gewicht wie z. B. die Heysesche ss/ß-Schreibung: ss statt "ß" zu schreiben, ist eine eher subtile Änderung. Das bedeutet allerdings, daß man auf entsprechend subtile Unterschiede achten muß, wenn man die jeweiligen Regeln vergleicht und man zu einem brauchbaren Urteil kommen will!
Wenn man jedoch die Sache wie Herr H. Kohl in seinem Gästebuchbeitrag sieht (»Es ist völlig egal, ob die bisherige oder die neue s/ss/ß-Schreibung besser ist. Neue und alte Rechtschreibung sind diesbezüglich und auch insgesamt ziemlich gleich schlecht, und einander auch sonst sehr ähnlich.«), dann erübrigt sich natürlich jede Diskussion über subtile Unterschiede bzw. Nichtigkeiten.
Zitat: Je intensiver wir irgendein Thema ansprechen, desto klarer wird mir, wie sehr Sie gegen die Realität kämpfen, die aber in ihren kinderlosen Augen normal ist.
Kann es sein, daß im letzten Teil ein nur fehlt? Ansonsten verstehe ich diese Aussage nicht: Was ist eine Realität, die »aber in meinen kinderlosen Augen normal ist« wieso aber?
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Jan-Martin Wagner
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