Die Fallstricke der Getrenntschreibung
Anlaß:
Südd. Zeitg. v. 24.6.03, Medien, Salam Pax schreibt wieder: Salam Pax gab sonst nichts Preis.
Laut Duden-Herkunftswörterbuch hat 'preisgeben' überhaupt nichts mit 'Preis' zu tun:
'preisgeben':
Das seit dem 16. Jh. bezeugte, lange Zeit getrennt geschriebene, zusammengesetzte Verb enthält als Vorderglied das aus dem Frz. entlehnte und eingedeutschte Substantiv 'die Prise'. Quelle dieses Wortes ist in allen Bedeutungen frz. 'la prise', eigentlich das Genommene, das substantivierte Partizip Perfekt Passiv von frz. 'prendre', nehmen, ergreifen, das auf lat. 'prehendere', fassen, ergreifen, zurückgeht.
'preisgeben' übersetzt frz. 'donner (en) prise' und bedeutet eigentlich 'zum Nehmen, zur Beute hingeben'.
'Der Preis'
(mhd. 'pris', seit dem 12. Jh. belegt) ist entlehnt aus altfranzösisch 'pris' (neufranzösisch 'le prix') und geht auf lat. 'pretium', Wert, Preis, Kaufpreis, zurück und bedeutet Ruhm, Lob, Belohnung, Wert, seit dem 16. Jh. auch Geldwert, Kaufwert.
'preisen' (mhd. 'prisen') ist aus afrz. 'preisier' (nfrz. 'priser') entlehnt und geht auf spätlat. 'pretiare', im Wert abschätzen, hochschätzen, zurück.
Schuld an der verwechselbar gleichen Schreibweise ist die 'Frühneuhochdeutsche Diphtongierung' langer Vokale.
Aber wie soll ein Reformrechtschreibkorrekturprogramm das wissen?
Ergänzung:
Nicht zu verwechseln mit 'Preiß', bairisch für 'Preuße', und mit Preiselbeere', die stammt von russ.-kirchenslaw. '(o)brusiti', abstreifen ab, weil die Beere sich leicht abstreifen läßt.
Herkunftswörterbücher sind eine interessante Lektüre, man kann sie wirklich durchlesen.
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