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Radio und Fernsehen
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Theodor Ickler
04.08.2003 16.55
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Die Fraktur-Lüge

Nicht zum erstenmal trägt Augst die Mär vor, daß die FAZ erst 1964 (oder wann auch immer) von Fraktur auf Antiqua umgestellt habe. Die FAZ ist niemals in Fraktur gedruckt worden, sondern hat diese Schrift immer nur als Zierschrift für Überschriften verwendet, auch nach 1964 und in geringerem Maße bis heute. Da der Irrtum schon oft korrigiert worden ist, weiß Augst wahrscheinlich, daß er – auch hier – nicht die Wahrheit sagt.

Im übrigen ist der terroristische Ungeist hier mit Händen zu greifen: Erst überredet er die herrschenden Selektionsinstanzen (IHK usw.), die von ihm veränderte Rechtschreibung anzunehmen, und dann will er es den Schülern mit Rücksicht auf diese Instanzen „nicht durchgehen lassen“, daß sie so schreiben wie die Schriftsteller. Man muß sich dazu an Augsts entlarvenden Bericht über sein größtes Erlebnis erinnern: wie er „aus der zweiten Reihe“ zusehen durfte, als die Mächtigen dieser Erde unterzeichneten, was er, der Bauernjunge aus dem Westerwald, in 30 Jahren beharrlicher Agitation durchgesetzt hatte ... Auch einmal an der Macht teilhaben, eine Spur in der Welt zu hinterlassen, wenn es auch keine rühmliche ist ... Keine Sorge: In meinem Rechtschreibwörterbuch bleibt stehen: Augst, Gerhard (deutscher Rechtschreibreformer) – aere perennius!
– geändert durch Theodor Ickler am 05.08.2003, 08.32 –
__________________
Th. Ickler

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margel
04.08.2003 16.49
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Watt´n Käse

Ja, wo bleibt denn die Milchwirtschaft? Die sollte sich mal umstellen! Und die „Rauhfasertapete“ endlich auch! Und der der Lidl und der Aldi und der Grass und der Thomas Mann. Bei den Postleitzahlen ging´s doch auch.(Haben wir da nicht ncoh einen bayrischen Politiker im Ohr?) Schön, daß der Gerhard ab und zu einen Lacher von sich gibt, sonst wäre es ja auch wirklich zum Weinen!

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Dominik Schumacher
04.08.2003 15.03
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Bayerischer Rundfunk, 31.7.2003, Streitgespräch

Streitgespräch am Telefon, 31.7.2003
 
 
       
  
Matthias
Dräger
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Das Telefongespräch in einem Stück, 6,8MB! *

                 



Streitgespräch am Telefon, Matthias Dräger und Prof. Augst, 31. 7. 2003

Frau Braun: Die Bilanz von Sprachexperten nach 5 Jahren Rechtschreibreform fällt erwartungsgemäß unterschiedlich aus. So hatte sich die Reform nach Meinung der Gesellschaft für deutsche Sprache insgesamt sehr positiv entwickelt, nach Auffassung der zwischenstaatlichen Kommission aus Vertretern der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz, steht der endgültigen Ausführung der Rechtschreibreform in 2 Jahren nichts im Wege. Kritiker dagegen sagen, die deutsche Sprache habe die Reform nicht unbeschädigt überstanden. Wir wollen jetzt beide Seiten hören.

Frau Braun: Am Telefon ist der Verleger Matthias Dräger, er ist Initiator des schleswig-holsteinischen Volksbegehrens zum Stopp der Rechtschreibreform. Guten Morgen. Hr. Dräger: Guten Morgen

Frau Braun: Und auf der anderen Leitung Professor, Professor Gerhard Augst, stellvertretender Vorsitzender der zwischenstaatlichen Kommission, die die Vorschläge für die Rechtschreibreform erarbeitet hat. Guten Morgen. Prof. Augst: Guten Morgen, Frau Braun.

Frau Braun: Herr Dräger, Sie sagen, das Ziel der Reform, die Rechtschreibung zu vereinheitlichen, ist verfehlt worden. Im Gegenteil, viele Sonderregelungen machen es viel komplizierter, welche Regel denn, welche Regelungen denn zum Beispiel? Hr. Dräger: Naja, es gibt bei der Getrennt- und Zusammenschreibung in dem sogenannten amtlichen Regelwerk also mehrere Wörterlisten, die man auswendig lernen muß, um diesen Bereich der neuen Getrennt- und Zusammenschreibung überhaupt richtig beherrschen zu können. Und diese Schwierigkeiten hatten wir vorher nicht, vorher war das auch ein fließender Bereich, in der wir auch gewisse Toleranzen hatten.

Frau Braun: Herr Augst, Sie sagen …

Frau Braun: … das befürchtete Chaos ist ausgeblieben. Sie möchten sogar noch weitreichenderere Reformen, zum Beispiel das Joghurt ohne das h.

Prof. Augst: Ja, das ist klar. Also wir haben ja viel mehr zur Reform vorgeschlagen, als dann tatsächlich von den politischen Instanzen bewilligt wurde, außerdem haben wir in manchen Bereichen Wahlmöglichkeiten gelassen, und Joghurt ist so ein Bereich. Joghurt wurde, wird ja in der alten Rechtschreibung mit h geschrieben, ohne daß das irgendwie für den Schreiber nachvollziehbar ist, und deshalb sollte er das ohne h schreiben, und es wär schön, wenn die Milchwirtschaft das mitmachte.

Hr. Dräger: Ja, da darf ich gleich mal einhaken, Herr Professor Augst. Das Joghurt mit h oder ohne h, das sind so kleine Spitzfindigkeiten. Wenn wir uns die Reform mal aus der Vogelperspektive betrachten, fällt auf, daß ein Großteil, ich würde sagen 80, 90 Prozent der Schreibänderungen die die ss/ß-Regelung betreffen, und hier hat es eine Änderung gegeben, ohne daß ich als Normalschreiber hier, sag ich mal, eine zwingende Notwendigkeit dafür sehe.

Prof. Augst: Also das ist ja so, daß hier eine Unlogik in der Rechtschreibung war. Sie schreiben Kamm mit zwei m und Kämme mit zwei m, aber Faß mußten sie mit ß schreiben und Fässer mit Doppel-s. Das war für die Lerner unlogisch und für die Erwachsenen unlogisch, die das schreiben, und es hat hier in der Fehlerstatistik eben doch eine erhebliche Zahl von Fehler gegeben, und deshalb haben wir sie einfach abgeschafft.

Hr. Dräger: Ja, da darf ich ihnen mal, was die Fehler angeht, widersprechen. Es hat zu diesem Bereich der ss/ß-Regelung eine Untersuchung von Professor Marx gegeben bei Grundschülern, und der Professor Marx hat herausgefunden, daß bei Grundschülern in der 2. Klasse sich die Zahl der richtig geschriebenen Wörter nach der Rechtschreibreform auf 30 Prozent gesenkt hat und in der 4. Klasse sich nach der Rechtschreibreform auf 50 Prozent gesenkt hat.

Prof. Augst: Ja, das ist doch ganz klar. Der Herr Marx hat die Untersuchung 1997 in einer 2. und 4. Klasse gemacht, genau in dem Jahr als, in Bielefeld ist die Untersuchung gemacht worden, als die Rechtschreibung umgestellt wurde, das heißt, die Schüler haben alte und neue Rechtschreibung gesehen, und wenn sie das erwähnen, sollten sie auch erwähnen, daß der Herr Marx eine 2. Nachuntersuchung gemacht hat und daß da kein negativer Effekt mehr festzustellen war.

Hr. Dräger: Ja, also die Zweituntersuchung ist mir noch nicht bekannt, das würd ich doch sehr stark bezweifeln, denn das, was wir in den Zeitungen sehen, das ist ein gravierendes Ansteigen der Fehlerzahl gerade in dem Bereich des ss/ß-Regelung. Aber die Sache hat noch einen anderen gravierenden Nachteil. Und zwar ist es ja so: Ist es richtig, daß Sie praktisch in Anbetracht dessen, daß früher die früheren Rechtschreibreformen, die versucht worden sind, gescheitert sind, bei dieser Reform den Weg eingeschlagen haben, die Reform über die Schulen durchzubringen?

Prof. Augst: Also, die Rechtschreibreform kann man sowieso nur über die Schulen durchbringen, die ist auch 1901 nur über die Schulen gemacht worden mit dem amtlichen Erlaß, und zwar deshalb, weil der Staat, der ja die Hoheit hat über die Rechtschreibung zu befinden, nur bei den Behörden und bei der Schule überhaupt ansetzen kann. Jeder andere kann schreiben wie er will, und das tun ja viele andere auch.

Hr. Dräger: Ja, lassen wir mal 1901 beiseite, das war Kaiserreich, und wir sind ja jetzt in der Demokratie. Ich als Bürger habe Probleme damit, wenn ich sehe, daß hier Reformer über die Schulen eine Schreibänderung in der Gesellschaft durchsetzen wollen, ohne daß hier erkennbar ist, daß diese oft tatsächlich akzeptiert wird in der Gesellschaft. Sie drehen – ist das richtig, daß Sie hier das Prinzip umdrehen, daß praktisch die Schüler das lernen, was ihnen in der Gesellschaft begegnet?

Prof. Augst: Also einerseits haben wir, nachdem wir diese Reform auskumm ... ausgearbeitet hatten, Hearings gemacht, sowohl in Deutschland als in der Schweiz als auch in Österreich, wo also in Deutschland z. B. 40 Interessenverbände waren, die alle zu dieser Reform Stellung genommen haben, dafür, dagegen oder enthaltend, und zweitens ist das ausdiskutiert worden in vielen, vielen Sitzungen. Und es ist dann eben auch zur Erprobung vorgeschlagen worden, und jetzt haben wir die Zeit, Probezeit bis zum Jahr 2005, und dann soll ja das ganze auf den Prüfstand gestellt werden und geguckt werden, was hat sich bewährt, was hat sich nicht bewährt. Muß man vielleicht noch weitergehen ... der Reform, und deshalb kann ich Ihre grundsätzliche Argumentation nicht akzeptieren.

Hr. Dräger: Ja, ich sehe hier bei der Prüfung sozusagen, was sich bewährt oder nicht bewährt, sehe ich ein, eine gravierende, ja, Verschiebung dadurch, daß die ganzen Computerprogramme, die heute Sie im Geschäft kaufen können, alle sozusagen von Microsoft voreingestellt sind auf die ss-Regelung, die wie die Reformer sie vorgeschlagen haben, und der einfache Bürger ist in der Regel nicht in der Lage, diesen komplizierten Mechanismus zu finden, wie man dieses, diese Programmierung rückgängig macht. Und von daher bekommen Sie automatisch eine gravierende Verschiebung. Wie wollen Sie das kontrollieren, wie die Leute tatsächlich schreiben wollen?

Prof. Augst: Dann muß man mit den Leuten reden, wie sie schreiben wollen. Also wir haben ja Leserbriefe kontrolliert, auch handgeschriebene Leserbriefe, die den Verlagen zugeschickt worden sind, um eben auch zu erfahren, wie schreiben die Leute außerhalb des Amtsbereiches und außerhalb der Schule. Und in dem Bereich ist es also so gewesen, daß auch in handgeschriebenen Briefen 50 Prozent der Leser, äh, der Leserbriefschreiber, in der neuen Rechtschreibung geschrieben haben. Also da kann man also auch nicht sagen, daß das nur an Microsoft läge.

Hr. Dräger: Ja, das betrifft sozusagen Leserbriefe die in sogenannten umgestellten Zeitungen veröffentlicht werden sollten, und ich mein’, das ist völlig klar, daß die Leser sich da versuchen, sich an die Schreibweise der Redaktionen anzupassen. Aber, ich selber – Sie sagen, man muß mit den Leuten sprechen. Ich selber habe mit den Leuten gesprochen in einem Bundesland … Prof. Augst: Zwischenbemerkung unverständlich Hr. Dräger: … das wissen Sie?

Prof. Augst: Nein, das weiß ich nicht. Hr. Dräger: Nein? Wissen Sie, daß wir in Schleswig-Holstein einen Volksentscheid zur Rechtschreibreform gehabt haben? Prof. Augst: Ja, natürlich weiß ich das, klar! (Lacher)

Hr. Dräger: Ja, und Sie wissen auch wie dieser Volksentscheid ausgegangen ist? Prof. Augst: Das weiß ich auch, und ich weiß auch, wie es weitergegangen ist, und ich weiß jetzt, daß Schleswig- … Hr. Dräger: Dazu hab ich, aber, Entschuldigung, dazu hab ich eine Frage. Wir haben ja hier diesen Volksentscheid in Schleswig-Holstein gemacht. Prof. Augst: Ja. Hr. Dräger: Ja, glauben Sie, wenn die Leute die Möglichkeit gehabt hätten hier in ganz Deutschland über die Rechtschreibreform abzustimmen, glauben Sie, daß das Ergebnis anders ausgesehen hätte?

Prof. Augst: Glaub ich schon, erstens muß man ja sagen, daß das Bundesverfassungsgericht ja nun befaßt worden ist, nachdem 200 Gerichte vorher auf allen Ebenen entschieden haben. Und das Bundesverfassungsgericht hat ja nun entschieden, daß die Reform so wie sie juristisch und mit ihrer Verordnung eingeleitet worden ist, daß man das in einem demokratischen Staat so machen kann. Hr. Dräger: Ja Prof. Augst: Und zweitens glaube ich, daß in dem Punkt, wenn Sie jemandem sagen, er muß jetzt sich umstellen, daß Sie da immer negative Antworten bekommen, wenn Sie im Jahre, sagen wir mal 95, glaube das war es, die Bundesbürger befragt hätten, ob sie neue Plostleitzahlen haben wollen, dann hätten auch wahrscheinlich die Mehrzahl der Bundesbürger dagegen entschieden. Das heißt, es ist hier die Trägheit bzw. auch die alte Konvention. Man muß hier mehr investieren, wenn man sich umstellen will, und das ist ganz klar, daß die Leute dann erstmal sagen: nein. Hr. Dräger: Ja ...

Frau Braun: Herr Dräger, Herr Dräger, ich bitte Sie noch um eine kurze Antwort.

Hr. Dräger: Ja, ich, ich hab da aber noch ne Frage, weil Herr Augst hatte gesagt, der Volksentscheid wäre, wenn er auf Bundesgebiet gleichzeitig durchgeführt worden, anders ausgefallen, und da würde ich ganz gern Herrn Augst nochmal bitten, das kurz zu erläutern, warum er meint, daß ein gesamtdeutscher Volksentscheid ein anderes Ergebnis gehabt hätte.

Prof. Augst: Also, ich kann, ich hab da, ich habs ja genau anders herum gesagt. Ich hab gesagt, wenn man in der ganz Deutschland, als die Postleitzahlen eingeführt wurden, gefragt hätte, wollt ihr sie, dann hätten die Leute nein gesagt. Hr. Dräger: Ja, aber damit haben Sie sozusagen meine Frage nicht beantwortet. Prof. Augst: Ja, na doch, wenn Sie nen Analogieschluß ziehen können, dann hab ich die Frage beantwortet. Ich bin genau Ihrer Meinung, wenn man die Mehrzahl der Bürger befragt hätte, hätten sie wahrscheinlich erstmal nein gesagt.

Hr. Dräger: Ja, und das ist aber doch, wollen mal sagen, ich verstehe nicht, wie Sie in einer Demokratie hier sozusagen voraussetzen, daß die Bundesbürger sozusagen per se erst einmal das Falsche wünschen.

Prof. Augst: Man muß, und deshalb haben wir ja die Übergangszeit auf acht Jahre oder zehn Jahre angesetzt, damit die Leute sich die neue Rechtschreibung angucken können, und sie kriegen sie jetzt tagtäglich in jeder Zeitung, 80 Prozent aller Bücher sind auf die neue Rechtschreibung umgestellt, und sie kriegen sie in den, im Fernsehen, im Rundfunk, im Internet, und sie können Sie jetzt erproben. Sie erleben sie mit ihren Kindern, die in die Schule gehen, und sie stellen allenthalben vor allem bei den Kindern fest, daß die Kinder es leichter haben zu lernen, so daß die Zahl derer, die sich dafür erwärmen kann, immer größer wird, und der Gewöhnungseffekt ist auch da, so daß jetzt über Dinge, wo man sich 98 noch die Köpfe heiß geredet hat, jetzt kein Mensch sich mehr darüber beschwert.

Hr. Dräger: Gut. Jetzt kommt meine letzte Frage … Prof. Augst: Ja! Hr. Dräger: … wie gewünscht. Herr Professor Augst, halten Sie das für pädagogisch klug, daß ein intelligenter Schüler, der Klassiker liest, z. B. Grass, Thomas Mann, daß der in der Schule Fehler dafür angestrichen bekommt, wenn er zufällig mal solche Schreibweisen verwendet, wie er sie noch von seinem Lesen in Erinnerung hat?

Prof. Augst: Äh, das ist, äh, so, das, da gibts eine eindeutige Rechtsverordnung, die, wenn der, Ihr Schüler das schreibt und er zitiert nicht ausdrücklich, dann muß er die neue Rechtschreibung verwenden, aber es wird nicht als Fehler angerechnet. Und zwar bis zum 1. August 2005 wird das nicht als Fehler angerechnet.

Hr. Dräger: Ja, aber Prof. … Herr Grass wird sich nicht im Jahre 2005 in seinen Werken umstellen. Auch die große Zahl der Bücher, die es in den Bibliotheken gibt, werden sich auch nicht so schnell umstellen. Und da sind noch 95 Prozent in normaler Rechtschreibung gehalten. Das ist also eine Gegenaussage zu Ihren 80 Prozent.

Prof. Augst: Also … Hr. Dräger: Ja. Prof. Augst: Also da ist es so, daß auch noch 30 Prozent aller Bücher in alter Frakturschrift geschrieben wurden, sind in den großen Bibliotheken, und diese Schrift ist 1942 abgeschafft worden. Es ist der Sinn der Bibliotheken, alte Bücher zu bewahren, und wer die liest, das heißt also, Autoren, die nicht ständig neu aufgelegt werden, der hat ein spezielles Interesse, und der kann solche Kleinigkeiten, daß das Buch in alter Rechtschreibung oder in Fraktur geschrieben ist, ganz schnell überwinden. Für den ist das überhaupt kein Hindernis.

Hr. Dräger: Im Jahre 2005 tritt aber dann der Fall ein: Wenn ein intelligenter Schüler Grass liest und nicht ausdrücklich zitiert, sondern einfach unterbewußt eine solche Schreibweise verwendet in der Schule, ist das ein Rechtschreibfehler?

Prof. Augst: Dann ist das ein Rechtschreibfehler, wenn er die, wenn … er muß ja die neue deutsche Rechtschreibung lernen, und man würde ihm ja keinen Gefallen tun, wenn man ihm so etwas durchgehen läßt. Man kann natürlich, wenn diese Fehler im Rahmen von Grass, einem Grasstext, geschehen, Toleranz walten lassen, aber generell muß der Schüler Fluß mit Doppel-s schreiben. Man tut ihm keinen Gefallen. Die Industrie- und Handelskammer, die ihm vielleicht bei der Einstellung zum Lehrling ein Diktat vorlegt, da kann der Schüler dann nicht plötzlich sagen: Ja, aber Grass schreibt doch Fluß mit ß. Da will ich mal sehen, was die sagen.

Frau Braun: Herr Dräger, wie schreiben Sie Schluß des Streitgesprächs? Prof. Augst: (Lacher)

Hr. Dräger: Ja, Schluß würde ich mit ß schreiben, und ich bleibe auch dabei, weil ich nämlich Verleger bin, und ich habe ne Verantwortung für meine, für meine Kunden auch, und mein Verlag wird sich, solange ich die Leitung habe hier, kein einziges Buch in der von den Reformern völlig mißglückten Schreibweise hier vorlegen.

Prof. Augst: Und ich schreibe Schluß mit zwei s, und ich erbürne, und erkenne an, daß Herr Dräger bis an sein Lebensende Schluß mit D…, mit ß schreiben darf und kann und soll, weil er das für richtig findet. Es kann ihn niemand zwingen. Nur bei den Behörden und bei den Schulen muß man Schluß mit Doppel-s schreiben. Und die Nachrichtenagenturen tun’s ja auch, so daß da auch kein Schade entsteht.

Hr. Dräger: Bis auf die F.A.Z., nicht? Die F.A.Z. schreibt ja wieder normal. Prof. Augst: Ja, die F.A.Z. ist die einzige deutsche Tageszeitung, die rückumgestellt hat … Hr. Dräger: Ja Prof. Augst: … und es ist ja ein schöner Kontrast, so daß man das auch vergleichen kann, und wir werden einmal sehen, was, wie lang die F.A.Z. das machen wird. Wir haben die schöne Analogie. In Dänemark wurde die neue Rechtschreibung 1948 eingeführt. Die dänische Tageszeitung, die es am längsten ausgehalten hat, hat 10 Jahre gebraucht, bis sie umgestellt hat. Und die F.A.Z. ist auch die Zeitung, die in Deutschland am letzten von Fraktur auf Antiqua umgestellt hat, nämlich genau zu meiner Studienzeit, etwa um 1964. Also das ist ne Frage des Glaubens, der Haltung, äh, der Welt, äh, äh, wie man sich die Welt erschließt. Und man soll da jeden sein, nach seiner Façon selig werden lassen. Hr. Dräger: Ja, das hätte man, das hätte man …

Frau Braun: Gut, vielen Dank, wir müssen leider zum Ende kommen. Vielen Dank. Vielen Dank, Professor Dr. Gerhard Augst, Sprachwissenschaftler der Uni Siegen, und Matthias Dräger, Verleger des Leibniz-Verlages. Hr. Dräger: Danke schön. Prof. Augst: Danke schön. Hr. Dräger: Ja, Wiederhören.

Frau Braun: Ich konnte Sie fast nicht mehr stoppen jetzt. Hr. Dräger: Ja. Prof. Augst: Ja, gelt? Frau Braun: Aber … es scheint Ihnen Spaß zu machen. Prof. Augst: Ja, es macht mir Spaß. Hr. Dräger: Es macht mir Spaß. Ja … Prof. Augst: (Lacher)

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Dominik Schumacher
03.08.2003 13.10
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Re: Bayerischer Rundfunk, 31.7.2003, Telefongespräch

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Dominik Schumacher
* Für Besucher mit schneller Netzverbindung: Das Telefongespräch in einer mp3-Datei (6,8MB).

Danke für Hinweise auf mehrere technische Fehler. Das Telefongespräch ist jetzt auch in voller Länge anzuhören. Wer fragt mal beim BR nach dem Sendetermin und um eine Tonkassette als Beleg?

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Dominik Schumacher
02.08.2003 16.19
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Bayerischer Rundfunk, 31.7.2003, Telefongespräch

Telefongespräch am 31.7.2003
 
 
       
  
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Das Telefongespräch in einem Stück, 6,8MB! *

                 


Das Telefongespräch wurde in 39 mp3-Tondateien aufgeteilt und hier zugänglich gemacht. Zahlenwerte sind KB, man kann also ausrechnen, wer das Gespräch mit welchem Anteil geführt hat. Die Aufzeichnung wurde am Lautsprecher eines Telefonapparates mitgeschnitten. Bald auch hier der abgeschriebene Text. Es ist bisher nicht bekannt, ob der Bayerische Rundfunk wie beabsichtigt eine Radiosendung ausstrahlte.
* Für Besucher mit schneller Netzverbindung: Das Telefongespräch in einer mp3-Datei. In den ersten zwei Minuten fehlt der rechte Kanal.

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Reinhard Markner
02.08.2003 13.01
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Keine Ahnung

Ich habe das nicht protokolliert. Entweder er hatte die Presseerklärung selbst vorliegen oder die darauf beruhenden Meldungen bzw. Artikel von dpa und Welt.

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J.-M. Wagner
01.08.2003 18.10
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Re: Lustig

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Mich rief vorhin jemand von MDR Info an, er wollte aus Gründen der Ausgewogenheit mal einen Befürworter der RR zu Wort kommen lassen.
Wer von MDR Info war das, und wie kam er ausgerechnet auf Sie?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Reinhard Markner
01.08.2003 10.07
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Lustig

Mich rief vorhin jemand von MDR Info an, er wollte aus Gründen der Ausgewogenheit mal einen Befürworter der RR zu Wort kommen lassen.

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Dominik Schumacher
01.08.2003 09.31
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HR4 10.00-Uhr-Nachrichten

102,8 MHz, Lehrerverbandschef Kraus: „allein auf dem Zeitungsmarkt 20 verschiedene Schreibweisen ...
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Dominik Schumacher

übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal

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Dominik Schumacher
01.08.2003 09.30
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SWF4 (Mainz)

Redakteurin Renata Sappert spricht mit Herrn Prof. Augst und mit Matthias Dräger (Initiator des Volksentscheides in Schleswig-Holstein) und stellt dann eine kurze Sendung zusammen:

1. August 2003, 9.50 Uhr, SWF4, 107,6MHz:

Augst: (sinngemäß) Ziel sei es, „fehlerfreier“ zu schreiben ... an die Postleitzahlen habe man sich auch gewöhnt ...
Dräger: Die Schüler seien als Geiseln genommen worden, um Erwachsene am Nasenring zu führen ...

In wenigen Minuten hier der Verweis auf den Original-SWF4-Mitschnitt im RealPlayer-Format .ra. Laden nicht möglich, aber anhören im Streamingverfahren.
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Dominik Schumacher

übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal

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Manuel
27.07.2003 16.40
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Re: Nicht wiederzufinden

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Mädchenfüralles
Die Schreibreform werde überwiegend von älteren abgelehnt, größere Zustimmung sei bei den 18- bis 34jährigen.

Sollte es uns nicht zu denken geben, daß ein Großteil der Deutschen die „offizielle“ Orthographie der eigenen Sprache ablehnt? Das Ausland muß sich doch über solche Zustände mehr als amüsieren.

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Mädchenfüralles
26.07.2003 15.54
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Nicht wiederzufinden

Im Westerwald wurde heute um 9.00 in den Radionachrichten (oder kurz danach) über 5 Jahre Rechtschreibreform berichtet. Die Schreibreform werde überwiegend von älteren abgelehnt, größere Zustimmung sei bei den 18- bis 34jährigen. Denk wurde nicht zitiert. Umfragen wurden nicht mit datum zitiert.

Mir gelang es nicht, den Sender zu ermitteln oder den genauen Text herauszubekommen.

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Christoph Kukulies
26.07.2003 07.28
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Augst-Interview im WDR ?

Wir sitzen gerade am Frühstückstisch und meine Jüngste (23) erzählt mir gerade, sie habe vor einigen Wochen im WDR ein Interview mit jemand gehört, der sagte, daß ein Vorteil der RS„R“ sei, daß die Fehler, die man früher gemacht habe, jetzt keine mehr seien.
Meine Tochter konnte sich an den Namen nicht mehr erinnern aber es könnte Augst gewesen sein, als ich den Namen nannte.

Jetzt müßte man mal nachforschen. Interessant ist auf jeden Fall, einmal http://suchen.wdr.de/htsearch zu besuchen – Suchbegriff „Rechtschreibreform“.

Aber vorweg sei gesagt: Augst als Suchbegriff gibt keine rechtschreibrelevanten Treffer.

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Christoph Kukulies

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Wolfgang Wrase
25.07.2003 04.56
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Nachtrag zum Berliner Volksbegehren

Lieber Herr Wagner,

zu den Funkspots von Manfred Krug ist noch anzumerken, daß der BVR gegen das von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg ausgeprochene Sendeverbot klagte. Das Verwaltungsgericht gab den Klägern recht und bezeichnete das Verbot als rechtswidrig. Die Medienanstalt hatte vor Gericht eingeräumt, daß es sich bei dem Einschreiten gegen die Aufrufe um die „persönliche Auffassung des Direktors“ gehandelt habe, daß der Medienrat nicht informiert worden sei und die Spots gar nicht angehört habe. Diese Entscheidung fiel allerdings erst am letzten Tag des Volksbegehrens; überhaupt kamen die Funkspots von Manfred Krug erst gegen Ende der zweimonatigen Eintragungsfrist (10. Mai bis 9. Juli 1999) ins Spiel.

Dieses Verbot war eines der wenigen Themen im Rahmen des Volksbegehrens, auf die die Presse einging. Ohne Promi ging offenbar nichts. Dabei war die sonstige Obstruktion des Volksbegehrens viel schwerwiegender. Beispielsweise gab es am Tag der Europawahl, der in der Eintragungsfrist lag (13. Juni), keine Möglichkeit, zugleich das Volksbegehren zu unterschreiben – obwohl es innerhalb der zweimonatigen Frist vier Wochenenden gab, an denen man samstags und sonntags unterschreiben konnte, so an den drei auf die Europawahl folgenden Wochenenden. Und obwohl es ja eine erhebliche Vereinfachung und im Sinne der Demokratie gewesen wäre, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Stimme bzw. Unterschrift in einem Gang abzugeben. Andernfalls wäre das Volksbegehren natürlich erfolgreich gewesen! Als der BVR gegen solche Bedingungen noch vor Beginn des Volksbegehrens klagte (vor allem auch gegen die geringe Zahl der Auslegungsstellen und deren Quasi-Verheimlichung vor den Bürgern), erklärte sich zunächst das Verwaltungsgericht für unzuständig – zuständig sei das Berliner Verfassungsgericht. Aber auch dieses erklärte sich für unzuständig; außerdem könne das Volk hier gar nicht klagen.

Die Funkspots von Manfred Krug fingen so an: „Liebe Mitmenschen! Schluß mit der Rechtschreibreform! Das Volksbegehren läuft!“ Dann ging es zum Beispiel so weiter: „Diese Reform zerstört die Rechtschreibung auf Jahrzehnte. Mehr als 600 Wissenschaftler sagen: Sie ist fehlerhaft! Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich sage das auch. Mein Rat ist: Unterschreiben Sie das Volksbegehren noch heute ... Ich hab' schon unterschrieben. Danke. Ihr Manfred Krug.“ Oder: „Bitte gehen Sie in das nächste Bezirksrathaus in Berlin, in eines von 21 Rathäusern, und unterschreiben Sie. Kostet keinen Pfennig! ... Ich hab' schon unterschrieben. Danke. Ihr Manfred Krug.“

Ich habe heute noch einmal die 6seitige Postwurfsendung angesehen, die wir damals verteilen ließen. Neben den zentralen Aufrufen, der Wiedergabe der amtlichen Benachrichtigung und der Bekanntmachung der Auslegungsstellen wurden auf 4 Seiten Antworten auf Fragen gegeben, die sich die Bürger zur Reform stellten. Zum Beispiel: Was bedeutet es, am Volksbegehren teilzunehmen? Was ist mit den neuen Wörterbüchern? Was kostet die Rechtschreibreform den Steuerzahler? Können wir in Berlin die Reform für ganz Deutschland beenden? Besonders witzig fand ich im Rückblick den Abschnitt: Warum wollen die Kultusminister die Reform? Ich schrieb da folgendes (das Ganze stammte aus meiner Feder):

Den Kultusministern ist es gleichgültig, daß das Schreiben durch die Reform viel schwieriger wird. Sie wollen etwas anderes: „Nicht um die Neuregelung der Rechtschreibung geht es in Wahrheit. [Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Bündnisses 90/Die Grünen und der PDS.] Es geht um die Frage, ob diese Gesellschaft veränderungsfähig und veränderungswillig ist.“ Das sagte Hans-Joachim Meyer, sächsischer Kultusminister und stellvertretender Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, am 26.3.1998 im Bundestag. Das heißt: Weil die Politiker selbst keine sinnvollen Reformen zustande bringen, sollen die Bürger neue Schreibweisen lernen und damit beweisen, daß man in Deutschland eine Reform durchführen kann.

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Sigmar Salzburg
22.07.2003 06.30
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Grossstadtrevier

Mindestens schon seit Monaten. In anderen Programmhinweisen ist es dann aber wieder richtig geschrieben.
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Sigmar Salzburg

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