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Nerling
19.09.2003 10.26
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die Briefe unserer Ahnen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller
S. Salzburg schreibt:

Mir liegt noch ein Brief meiner Urgroßmutter
vor, den sie im Jahre 1915 an ihre Tochter, meine
Großmutter, geschrieben hat.
In der Volksschule war diese Frau um 1850.
(Aber auch nur in der Volksschule).
Wie ist es möglich, daß dieser Brief absolut
fehlerfrei ist?


Nun, ich denke, dass ein Mädchen um 1850 sehr wenig um die Ohren hatte, vergleichen wir es mit einem Kind von 2000. Sie hatte zwar eine Menge Pflichten im Haushalt, die aber andere Fähigkeiten erforderten als kognitiv-geistige, sie schaute den Älteren ab, wie es gemacht wurde, und das ging in Fleisch und Blut über. Sie ging wahrscheinlich eine recht weite Strecke zu Fuß in die Schule und in die Kirche. Sie bekam in ihrem ganzen Leben etwa die Menge an neuen Informationen, die ein heutiges Kind in einem Monat aufnimmt. Sie wird von den meisten fremden Kontinenten nur sehr verschwommene Vorstellungen gehabt haben, dafür eine lange Liste von Kirchenliedern auswendig gekannt haben. Die Konzentration auf die grundlegenden Kulturtechniken wird enorm gewesen sein, und der Lehrer hatte einen Überblick über den Kenntnisstand jedes Kindes. Was immer sie erfuhr, war entweder mündliche Weitergabe von nahestehenden Personen oder schriftliches Zeugnis, sie bekam keine „anonymen Informationen“.
Sie würde in unserer Welt, vor allem der städtischen, absolut hilflos und panisch dastehen.

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Nerling
19.09.2003 08.57
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drei S

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Klaus Kolbe

Mir sind die vielen Ligaturen, Frau Nerling, die Sie ansprechen, nicht fremd.
Man muß allerdings satztechnisch umgehen können mit dieser Schrift, bezüglich der vielen Ligaturen, die unterschiedlich behandelt werden, wie z. B. im Sperrsatz.
Sie haben recht, die Fraktur hat ein weitaus harmonischeres Schriftbild als die Antiqua.

Herr Kolbe, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich war das Deutsche in seiner Wortbildung durch die Fraktur geprägt, aber ich bedaure die Umstellung auf die Antiqua durchaus nicht. Obwohl ich noch deutsche Schrift lesen und schreiben kann, plädiere ich nicht für eine Rückkehr zu Fraktur in Schrift und Druck, das wäre Anachronismus, ein Akt der Abschottung gegen Europa und die die Welt.

KK. Die Fraktur, also eine „gebrochene“ Schrift, wird auch als „deutsche Schrift“ bezeichnet. In dieser Schriftart gibt es ein Lang-s und ein Rund-s. Das Rund-s wird am Silben- und am Wortende gesetzt, ansonsten muß das Lang-s gesetzt werden.

Zu meiner Verzweiflung gibt es in vielen Zeichensätzen, die sich Fraktur schimpfen, nur das eine oder das andere S! Dieses Wissen, das Sie hier darstellen, geht verloren, und zwar so gründlich, dass schätzungsweise noch 5% der Leute im Druckgewerbe davon wissen. Ich rechne die unzähligen kleinen Agenturen mit ihren ungebildeten Fuzzis hinzu, die nicht einmal wissen, welchen Unterschied es zwischen Gedankenstrich und Bindestrich gibt.

KK Die Diskussion um drei sss, wie in Flusssand, Fluss-Sand oder FlussSand, hätte, zumindest in dieser Schrift, also nie geführt werden müssen.

Tja – ist vorbei! Was machen wir jetzt? Ich denke, die werden klein beigeben und den Flußsand erlauben. Vielleicht sollten wir einfach die vernünftigste Schreibweise wählen und sie durchsetzen. Eine Vollversammlung der schreibenden, setzenden und lehrenden Zunft sollte einen Regelkanon aufstellen, der im Falle, dass eine Frage bis nach Sonnenuntergang nicht mehrheitlich entschieden werden konnte, die Freigabe zu Probezwecken empfiehlt. Nach 5 Jahren werden dann die Erfahrungen zusammengetragen und die Folgen zusammen getragen.
Mit internationalem Gruß
Eva Nerling

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Klaus Kolbe
19.09.2003 03.10
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Re: drei S

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Nerling

Wie ich früher schon erwähnte, gab es das in der italienischen Renaissance als „maßimo“ etc.
Man darf dabei auch nicht vergessen, dass das ß der Fraktur und der deutschen Schreibschrift angepasst ist -- mitsamt langem S, vielen Ligaturen, die wir gar nicht mehr kennen, und der entsprechend engen Laufweite und Höhe der „Gothics“ . Die Umstellung auf Antiqua hatte zur Folge, dass viele Wörter ungewohnt lang wurden, die vorher -- in der Fraktur -- in der Zusammenschreibung ein harmonischeres Bild ergeben hatten.

Mir sind die vielen Ligaturen, Frau Nerling, die Sie ansprechen, nicht fremd.
Man muß allerdings satztechnisch umgehen können mit dieser Schrift, bezüglich der vielen Ligaturen, die unterschiedlich behandelt werden, wie z. B. im Sperrsatz.
Sie haben recht, die Fraktur hat ein weitaus harmonischeres Schriftbild als die Antiqua.
Die Fraktur, also eine „gebrochene“ Schrift, wird auch als „deutsche Schrift“ bezeichnet. In dieser Schriftart gibt es ein Lang-s und ein Rund-s. Das Rund-s wird am Silben- und am Wortende gesetzt, ansonsten muß das Lang-s gesetzt werden.
Die Diskussion um drei sss, wie in Flusssand, Fluss-Sand oder FlussSand, hätte, zumindest in dieser Schrift, also nie geführt werden müssen.

__________________
Klaus Kolbe

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margel
18.09.2003 21.14
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Wenig, wuchtig, typisch

Ich glaube, daß damals die als wichtig betrachteten Dinge so lange geübt wurden, bis sie saßen. Ich bin in den 50er Jahren zur Volks- und Mittelschule gegangen. Auch zu dieser Zeit war Gründlichkeit noch ein hochgehaltenes Prinzip. Der Unterricht mußte nicht in erster Linie Spaß machen, sondern war ergebnisorientiert. Einen entscheidenden Anteil am Verfall der schulischen Leistungen hat das Wuchern einer Didaktik, die vielfach zum Selbstzweck geworden ist. Das hängt mit der Professionalisierung des Lehrerberufs zusammen, nachzulesen bei M. Gronemeyer. – Ich habe es früher schon einmal erwähnt: Was meine damaligen Volksschulkameraden am Ende ihrer achtjährigen Schulzeit konnten und was sie beruflich erreicht haben, klingt heute wie ein Märchen aus fernen Zeiten. Und die meisten von uns sind gerne zur Schule gegangen. Das befriedigende Gefühl, etwas wirklich zu beherrschen, wog alle Mühen auf. Wenn wir diese Einstellung wiederbeleben könnten, brauchten wir uns um die nächste PISA-Studie keine Sorgen zu machen.

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Ruth Salber-Buchmüller
18.09.2003 19.40
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das "ß" in Briefen der Urgroßeltern

S. Salzburg schreibt:
„Gerade lese ich Briefe meiner
Groß- und Urgroßeltern und bin immer
wieder außerordentlich beeindruckt von der
Rechtschreibsicherheit im Text und der
außerordentlichen Schönheit des Schriftbildes“.

Mir liegt noch ein Brief meiner Urgroßmutter
vor, den sie im Jahre 1915 an ihre Tochter, meine
Großmutter, geschrieben hat.
In der Volksschule war diese Frau um 1850.
(Aber auch nur in der Volksschule).
Wie ist es möglich, daß dieser Brief absolut
fehlerfrei ist? Die "ß" sind perfekt gesetzt,
selbst die Kommata.
Das Schriftbild ist klar, ordentlich, ohne eine
Verbesserung, ohne ein Durchstreichen.
Wir können uns doch nur noch in Grund und Boden
schämen.


__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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margel
18.09.2003 18.03
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Dummheit siegt

Man kann noch darüber streiten, ob Gerhard oder Klaus die Palme für die unbedarftesten Äußerungen und den größten Schwachsinn in Sachen Rechtschreibung gebührt. Prof.Ickler hat das Nötige zur Sinnerschließung aus dem Satzzusammenhang bereits gesagt: Der Satzzusammenhang, für sich genommen, sagt noch gar nichts, die Arbeit muß stets der Leser leisten. Aber der ist ja den Reformern stets schnuppe gewesen – der Geburtsfehler des ganzen Unternehmens.

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guest
18.09.2003 17.29
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Die Sprechpause beim Bindestrich

Gut, es gibt den Flußsand und den Sandbagger. Der Bindestrich soll nicht nur optisch, sondern auch akustisch eine Worttrennung bewirken: das berühmte Beispiel Druckerzeugnis: entweder Drucker-Zeugnis oder Druck-Erzeugnis. Flußsandbagger: Flußsand-Bagger, ein Bagger für Flußsand, ist gemeint, aber Fluß-Sandbagger, ein Sandbagger für Flüsse, wird gelesen durch die implizite Sprechpause beim Bindestrich. Diese Unterscheidung ist hier vielleicht Korinthenkackerei, aber dieses Beispiel steht für viele andere. Wer sinnentstellende Getrenntschreibungen gut findet, wird auch sinnentstellende Bindestriche normal finden, insoweit paßt das in die Reform. Zitat Klaus Heller: „Der Sinn der Wortgruppen ergibt sich jetzt aus dem Satzzusammenhang, bedeutungsunterscheidende Einzelwortschreibungen waren eine Fehlentwicklung.“

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margel
18.09.2003 15.44
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Angebaggert

„Flußsandbagger“ und „Sandbagger“ sind an sich keine Fachbegriffe, wohl aber „Sandbaggerei“ und „Naßbaggerei“. Baggertypen sind z.B. Tieflöffelbagger, Hochlöffelbagger, Schleppschaufelbagger, Schaufelradbagger, Eimerkettenbagger, Greifbagger, Universalbagger... Man könnte aber als Laie durchaus sagen, daß in einer Sandbaggerei (Sandgrube) ein „Sandbagger“ am Werke sei.

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Sigmar Salzburg
18.09.2003 15.38
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Humbug

Der Gebrauch des „ß" hat im Deutschen eine mehrhundertjährige Tradition, geregelt ist er in der bewährten Form seit zweihundert Jahren. Selbst wenn es tatsächlich durch die „Neuregelung“ in diesem Bereich Erleichterungen von mikroskopischer Größe gäbe, wäre es doch – im Hinblick auf europäische Orthographien von weit höherer Schwierigkeit – ausgesprochen unwürdig, um dieses lächerlichen Vorteils willen den Bruch mit dieser Tradition herbeizuführen.

Nur bei geschichtslosen Deutschen mit Fortschrittsgläubigkeit und Modernitätsfimmel kann so etwas auf fruchtbaren Boden fallen.

Glaubt man den Erleichterungsfetischisten, dann müssen die Schüler seit Adlung und Duden in einem unbeschreiblichen Rechtschreibelend gelebt haben, aus dem sie erst durch die großdeutsche Reformkommission von 1996 und den Weitblick der Kultusminister erlöst worden sind. Das ist natürlich Unsinn.

Gerade lese ich Briefe meiner Groß- und Urgroßeltern und bin immer wieder beeindruckt von der Rechtschreibsicherheit im Text und der außerordentlichen Schönheit des Schriftbildes. Schwierigkeiten im Gebrauch des „ß" sind nicht erkennbar. So etwas werden die Reformfuzzies bei den künftigen Generationen nie wieder erreichen.

Hauptsächlich gieren wohl die „faulen Säcke“ (G. Schröder) unter den Lehrern nach den scheinbaren Erleichterungen der neuen Regelung. Sie meinen, daß sie sie in wenigen Sekunden formulieren können – nach Langvokal ...u.s.f. Und damit schreibt nun meine kleine Tochter (komprimiert) „biss dass Bussfahren ein Ende hat“, sie schreibt „Gibss“ und „Schpass“, sie möchte mit guten Gründen „schlißen“ und „heissen“ schreiben. Nimmt man alles zusammen, dann ist die neue Scheiß-Stussschreibung genauso überflüssiger bis schädlicher Humbug wie alles andere, womit uns die „Reformer“ beglücken wollen.

__________________
Sigmar Salzburg

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margel
18.09.2003 15.32
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Krämerseelen

Es würde sich lohnen, einmal die einfältigsten Schöpfungen der Reformer zusammenzutragen. Der ganze (Un-)Geist wird eigentlich erst in den halb komischen, halb irrwitzigen Neuerungen so recht deutlich. Allerdings fragt man sich dann als denkender Mensch auch oft, wieso man sich überhaupt ernsthaft mit dem ganzen Mist befassen sollte.- Nur ein paar sattsam bekannte Muster: In „Känguruh'" lassen wir das „h“ weg, weil sich „Kakadu“ auch ohne schreibt./ Dafür setzen wir in „Tip“ noch ein „p“ ein (das allerdings noch nie jemand vermißt hat)./ Wir schreiben „Schifffahrt“, „Missstand“ usw., weil das „logisch“ ist. Da es aber nicht schön aussieht und sich auch schwerer lesen läßt als die alte Schreibung, pflanzen wir als kosmetische Prothese dieser Mißgeburt einen Bindestrich ein. – Und wo blieb das homerische Gelächter der Zuständigen, der Sprachgebildeten, der professionell Schreibenden? Sie schreiben brav „Tipp“ und schlürfen Dünnbier wie Nektar.
Robert Musil über die Journalisten (im „Mann ohne Eigenschaften“):“ Man hatte ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt, und sie glaubten das Gras der Zeit wachsen zu hören.“

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J.-M. Wagner
18.09.2003 14.08
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Nochmal (Re: Maßimo geht eßen)

Sehr geehrte Frau Nerling,

worin sehen Sie den mit der 1996er Reform verbundenen Fortschritt, der die von Ihnen festgestellten Nachteile und die zum Teil fehlerhafte Konzeption der Neuregelung wieder aufwiegt, so daß es sich lohnt, an ihr festzuhalten? Was Sie geschrieben haben, kann mich nicht davon überzeugen, daß die reformierte Rechtschreibung besser ist als die herkömmliche – im Gegenteil. Was also sind Ihre Argumente für die Reformschreibung?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Nerling
18.09.2003 14.02
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drei S

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest
Flußsandbagger, Flusssandbagger, Fluss-Sandbagger, Fluss-Sand-Bagger, weil es einen Sandbagger als eigenes Gerät gar nicht gibt.

Da wäre ich nicht so sicher. Ich kann mal in der Branche nachfragen.

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J.-M. Wagner
18.09.2003 14.02
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Eisschnell-Lauf

Nicht zu vergessen den „eisschnellen Läufer“, den man auf einer Briefmarke bewundern konnte (oder war das damals nur ein Entwurf?). Diese Schreibweise ist aber von dpa abgesegnet worden; ich zitiere hier, was Herr Ickler damals dazu anmerkte:

Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen

Beschluß zur Umsetzung der Rechtschreibreform

kommentiert von Theodor Ickler

[...]

4. Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen
Treffen bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) drei Konsonanten aufeinander, bleiben alle Buchstaben erhalten. Die Nachrichtenagenturen empfehlen entsprechend den neuen Regeln immer dann einen Bindestrich zu setzen, wenn es der Lesbarkeit eines Wortes dient (lt. Regelwerk ausdrücklich zugelassen).
Beispiele: Baletttänzer (Ballett-Tänzer), Flusssand (Fluss-Sand), Flanelllappen (Flanell-Lappen), Fußballländerspiel (Fußball-Länderspiel), Eisschnelllauf (Eisschnell-Lauf), Genusssucht (Genuss-Sucht), usw.
Schifffahrt sollte nicht durch den Bindestrich (Schiff-Fahrt) gekoppelt werden, weil sonst Wörter wie Schiff-Fahrtslinie u. a. entstehen!
*
Der Bindestrich ist ein linkischer Behelf angesichts der selbstgeschaffenen Leseerschwernis durch drei gleiche Buchstaben (was man übrigens in anderen Kultursprachen kaum finden dürfte). Gerade um solche Ungetüme wie Schiff-Fahrt zu vermeiden, hat man früh auf die Schreibung dreier Konsonantenbuchstaben verzichtet. Übrigens ist bereits Eisschnell-Lauf ein Beispiel für die widersinnige Neuschreibung. Die Reformer selbst haben in ihrer Revisionsvorlage vom Dezember 1997 die Neuschreibung Genuss-süchtig als diskussionsbedürftig anerkannt, [...]
(http://www.rechtschreibreform.de/Forum/showthread.php?threadid=248)
__________________
Jan-Martin Wagner

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Nerling
18.09.2003 13.59
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drei S

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest


Bindestriche sind eine Quälerei, besonders auf mechanischen
Schreibmaschinen. Man könnte meinen, die Reformer seien
Sadisten und die Reformhörigen Masochisten.


?????
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mechanische Schreibmaschinen wieder zur Alltäglichkeit werden? Guter Gast, ich habe auch noch mechanische gelernt, aber es ist Quälerei (nicht zu verwechseln mit SM, denn dieser ist lustbetont). Sie haben schon recht, Bindestriche sind zum Binden da. Aber ja auch zum Trennen. Natürlich wäre es unschön, mit diesem Satzzeichen Amok zu laufen. Nur für den Fall der Missverständnisse könnten sie reserviert sein.
Was die falsche Trennung von drei gekoppelten Wörtern betrifft: Schwimmmeisterprüfung... Prüfung zum Schwimm-Meister... Meisterprüfung für Schwimmer... Man nimmt halt das, was mehr Sinn macht.
Das verlangt mehr Nachdenken über Sinn und mehr Freiheit, diesen Sinn auszudrücken. Und weniger Regeln, das wäre vielleicht der Ausweg. Ich habe schon die tollsten Trennungen gesehen. Johannis-Beerenkonfitüre. Super-Cupberichte. Wir machen uns über die Feinheiten Gedanken, und da draußen kennt man schon die großen Regeln nicht mehr oder denkt über die Bedeutung gar nicht nach.

Verführt das nicht irgendwie zu einer gewissen Kreativität?
Ihre Beispiele -- sag ich mal an alle -- finde ich toll und sehr überraschend. Man überdenkt seine Vorschläge dann neu. Hätten nur die Reformer sich diese vor Augen geführt!
Gehen wir einer Zeit von eher anarchischem Umgang mit Sprache entgegen, nach der wieder neue Regeln definiert werden, die Rücksicht auf neue Gewohnheiten und Erfordernisse nehmen? Irgendwie bin ich sehr in Versuchung, mir meine eigene Schreibweise hinzubiegen. Als Autorin habe ich da eh mehr Freiheit. Ja, warum haben die nicht alle? Könnte man nicht auf die Kraft der Sprache selbst vertrauen und ihr das Korsett ausziehen, das ihr im Zeitalter eben dieses Kleidungsstücks angelegt wurde?

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guest
18.09.2003 13.40
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Bedeutungsunterschiede durch den Bindestrich

Manche Frauen empfinden den Miss-Stand als Missstand.

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