Aus Zeitknappheit nur technisch:
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Thomas Mann hat sich zu Rechtschreibreformen geäußert.
Thomas Mann
Die neue Ortografi
Da Sie meine Stimme hören wollen, beeile ich mich, zu erklären, daß ich mich auf die Seite der Opponenten gegen die geplante Verarmung, Verhäßlichung und Verundeutlichung des deutschen Schriftbildes stelle. Im Englischen, dessen Rechtschreibung weit verwickelter, für Kinder schwerer erlernbar und scheinbar unlogisch ist, läßt sich eine solche Reform immer noch leichter vertreten, als im Deutschen, und tatsächlich gibt es heute in Amerika schon Leute, die tho statt though und einfach u statt you schreiben. Schön ist das freilich nicht, und für mein Gefühl sollte man auch dort mit Behutsamkeit und Pietät vorgehen. Gewiß ist es nicht mein Wunsch, den Herren Elementar-Lehrern ihrer Aufgabe zu erschweren, aber ich glaube nicht, daß die gegenwärtige, schon in vielen Fällen hinlänglich vereinfachte Rechtschreibung einem normalen Kind solche Schwierigkeiten bereiten kann, daß man zu Mißbildungen, wie rükker und fuks greifen müßte. Mich stößt die Brutalität ab, die darin liegt, über die etymologische Geschichte der Worte rücksichtslos hinwegzugehen, und außerdem haben die verpönten Zeichen doch ihre Funktion, indem sie dem Kind die richtige Aussprache anschaulich machen. Es wäre natürlich noch viel über den Gegenstand zu sagen, aber ich darf mich nicht zu weit führen lassen. Thomas Mann Erstmals: Die Weltwoche, Zürich, 25. Juni 1954
Thomas Mann
25.6.1954
Die Weltwoche
Thomas Mann
SunOct303:06:45PDT1999
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