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Norbert Schäbler
11.04.2004 14.38
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Ostern weicht

Bald ist Ostern wieder vorbei. Die im Garten versteckt gewesenen Eier werden einverleibt sein; während vor- und gesamtösterliche Fragen unbearbeitet geblieben sein werden. Irgendwie wird es schon weitergehen.

Demnächst ist Himmelfahrt. Wollen wir hoffen, daß die auffahren, die hier nichts taugen, damit es hier zu Lande, zu Wasser und in der Luft lebens- und liebestauglicher zugeht.

Weitergehen wird es nach Ostern auch mit den Lehrplänen im Faden „Statistik und Quellentexte“.
Rückblickend wird man sehen, wie etwas degeneriert; wenn und falls man das sehen will.
Allerdings ist nächstes Jahr auch wieder Ostern, und übernächstes und überübernächstes; und in zehn/zwanzig Jahren jährt sich das Fest der Auferstehung auch wieder.
Noch viel Zeit!

Eine Frage hatte ich gestellt: Was passierte auf dem Grundschulkongreß im Herbst 1969 in Frankfurt?

Klar: Das ist keine österliche Frage!
Besser und zeitgemäßer wäre die Frage:
Wer hat eigentlich diesen dicken Stein weggewälzt vom Grab des Herrn? – auch wenn man zur Beantwortung dieser Einfältigkeit ein paar Jahrhunderte weiter zurück in die Vergangenheit eilen müßte.

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nos

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Christoph Kukulies
09.04.2004 08.03
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Re: Der Buschen - das Buschen- das Büschen - das Buslein - das Bussilein - das Büssil

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von gestur
Soll der Kleinbus „das Buschen“ oder „das Büschen“ oder „das Buslein“ heißen und der ganz kleine Kleinbus „das Bussilein“ oder „das Büssilein“?

In Wien gib es den Begriff „Buschen“ in anderem Zusammenhang. Der Buschen hängt aus, wenn ein Weinlokal, auch Straußwirtschaft, Ausschank hat.
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Christoph Kukulies

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gestur
08.04.2004 18.36
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Der Buschen - das Buschen- das Büschen - das Buslein - das Bussilein - das Büssilein?

Soll der Kleinbus „das Buschen“ oder „das Büschen“ oder „das Buslein“ heißen und der ganz kleine Kleinbus „das Bussilein“ oder „das Büssilein“?

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Norbert Schäbler
08.04.2004 17.28
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Busprobleme

Hätte ich die Busprobleme aller Städte und Gemeinden zu lösen, dann wäre ich wohl hoffnungslos überfordert. Trüge aber jemand den Auftrag an mich heran, das Problem rein sprachlich zu regeln, dann würde ich mich bedingt breitschlagen lassen, Vorschläge zu unterbreiten. Und sensibel nachdenken tät ich auch.

Wohlgemerkt: Es ginge lediglich um das schriftsprachliche Problem „Bus“ und nicht etwa um alle S- und SS-Probleme deutscher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Selbst bei der stofflichen Reduktion würde ich tage-, nächte- und monatelang herzhaft abwägen, was denn das Richtige sei. Analysieren tät ich, und ich würde nicht unbedingt besser sein wollen als der Bosch (Werbeslogan: Gibt’s schon).

Buße gibt’s; daneben bußfertig, büßend ... (alles mit langem U/Ü).
Bus gibt’s; daneben Busfahrer, Busschwarzfahrer ... (alles mit kurzem U)
Außerdem gibt es Buschen, Büsche und in manchen Regionen auch Büschen.
Problem erkannt?!

Den Buss gibt’s noch nicht.
Aber!
Wäre das besser als Bosch?








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nos

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Norbert Schäbler
08.04.2004 16.33
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Erscheinung des leibhaftigen Adelung

Heute war ich in der Stadt. Der Teufel war los. Gründonnerstagshektik.
Beim Heimfahren dann plötzlich: Martinshorn von vorn, gleiches von hinten.
Mein Richtungshören ist ja noch intakt – gesehen hatte ich bis dato noch gar nichts.

Bin ich trotzdem rechts rangefahren und die fünf hinter mir auch.
Dann ist das Buschen mit dem Blaulicht an mir vorbeigepest,
und ich hatte das Gefühl, der Adelung sitzt drin.

Wie bitte? Ob ich jetzt ganz abgedreht bin?
Nee! Ich fand es einfach klasse, daß die Uraltregel im Straßenverkehr noch gilt, und daß die auch von jung und alt sowie den Kilowattverblödeten beherrscht wird.
Letzteren dient die Regel ja am allermeisten, weil die, wenn sie sich das Hirn irgendwo angerannt haben, am nötigsten den Notarzt brauchen und auf die vorbeifahrenden SLs, Audis und BMWs ganz sicher verzichten können.

Trotzdem: Warum Adelung?
Ganz einfach: Wegen des „Buschens“, das vorbeifuhr.



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nos

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Norbert Schäbler
02.04.2004 15.06
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"Kinder an die Macht"

Da erinnere ich mich gerade an den Song von Grönemeyer.
Der hat mich lange Zeit unheimlich beeindruckt, zumal ich biblisch angehaucht bin:
„Lasset die Kindlein zu mir kommen“ – und so.

Ich mag „Kind“.
Ich weiß „Kind“.
„Kind“ ist Hyäne; hat schönes Gesicht.
Kind und Hyäne sind lieb.

Schlimm ist, daß Hyänen rudeln.
Rudelnde Hyänen nix gut.
Rudel macht Anarchie, macht hie Schutz, dort Angst.

Rudelfreie Erziehung!
Das wär` s.
Dann täte auch der Song wieder stimmen.


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gestur
01.04.2004 19.48
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Deutsch vs. Fremdsprachen

Merkwürdigerweise werden in den Fremdsprachen jede Menge Regeln gepaukt, nur in Deutsch nicht. Deswegen kennen so viele Leute zwar die Regeln der Fremdsprache, aber nicht die der Muttersprache.
Wer aber schon mit der Muttersprache systematisch Regeln gelernt hat, tut sich leichter, wenn im Fremdprachenunterricht Regeln daherkommen.

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Norbert Schäbler
01.04.2004 18.30
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Gewidmet ...

Ich studiere derzeit Lehrpläne, erfahre vieles über Entwicklungsphasen des Menschen und weniges über den Menschen, der den Schonraum Schule verlassen hat.
Ich lese zusehends mehr über Bedürfnisse, die das Kind hat – und zusehends weniger über Bedürfnisse, die die Gesellschaft hat. Fast scheint es so, als dürfe die Gesellschaft keine Bedürfnisse mehr haben, damit das Kind Kind bleiben darf.

Beim Studieren und Lesen eilen meine Gedanken zurück zu der Lebensphase, in der ich Lehrer war: u.a. unterrichtete ich Sport in Grund- und Hauptschule.
Sie landen beim Lieblingsspiel meiner sechs- bis siebzehnjährigen Zöglinge: Fußball!
Und ich beginne zu stutzen über all diese psychologischen
Wattebau-
schweißheiten.

Ich sehe mich mit Pfeife im Mund. (Mitspielen durfte ich nämlich nicht, weil ich für die einen zu groß, für die anderen zu eckig war.)
Ich erinnere mich, daß man meine Pfiffe als Schiedsrichter akzeptierte, daß ich keine Erklärungen abgeben mußte, warum ich gepfiffen hatte, und daß das nicht einfach eine Sache von Autoritätshörigkeit war.
Offensichtlich hatten die Schüler ein Spiel- und Regelverständnis.

Woher bitte hatten sie das?
Habe ich das Vorhandene eventuell ausgebaut und gefestigt durch schrille Pfeifenakrobatik?
Was hat die Strebsamkeit meiner Zöglinge ausgemacht, die mich innerhalb weniger Jahre an Können und Fertigkeiten überholten?
War es am Ende gar der Weltmeisterslogan: Fußball ist unser Leben?
Die Antworten auf all diese Fragen sind eigentlich völlig egal.

Ich stelle nämlich fest, daß unsere Heranwachsenden Regelhaftes in sich tragen, daß sie völlig „entwicklungsphasenunabhängig“ Regeln lernen wollen und Regeln akzeptieren können, daß sie leistungsfähig sind, und daß sie Leistungsvergleiche suchen.

Die Psychologie irrt, wenn sie erklärt, daß man das Kind nicht mit der Regel konfrontieren dürfe, sondern daß das Kind selbst auf die Regeln zugehen müsse (darüber mehr bei der Veröffentlichung von Lehrplanzitaten).


Zur Überschrift: „Gewidmet ...“
... habe ich diesen Chat Herrn Fleischhauer.
Er ist der Meinung – das entnehme ich der an mich gerichteten heutigen Botschaft im Rechtschreibforum – daß Kindgemäßheit im Konflikt stehe mit Regelvermittlung.
Er meint, daß man das Problem der Konsonantenverdopplung dem Kinde nicht erklären müsse. Irgendwann würde das Kind ja richtig spielen und schreiben lernen.

Lieber Herr Fleischhauer!
Ich habe meine Kinder niemals falsch und foul Fußball spielen lassen. Gleiches gilt für das Rechtschreiben! Ich habe gepfiffen, und widersprechend zu den „Psychokackern“ habe ich denen erklärt – und zwar in einer Frontalschulstunde – warum ich in ihrem Heft einen roten Klecks gemacht habe.



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Norbert Schäbler
25.03.2004 13.29
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Friedliche Koexistenz

Gegen eine friedliche Koexistenz zweier Rechtschreibungen wäre nichts einzuwenden.
Die Trauer über die verlorengegangene Einheitlichkeit würde dann aktiven Trost erfahren.
Das Prinzip Hoffnung würde genährt.
Im freien Wettbewerb würde sich wohl das Funktionsträchtigere und Ausdrucksstärkere durchsetzen.

Fairen Wettstreit jedoch fürchten die Kultusminister, die ihre Rechtschreibrevolution in Naivität, Arroganz und in vollem Vertrauen auf ihre Seilschaften geplant haben.
Dem wohl bekanntesten russischen Revolutionär können sie allerdings nicht annähernd das Wasser reichen.

L e n i n nämlich wird nachgesagt, daß er die friedliche Koexistenz zweier Staatensysteme zumindest so lange befürwortete, solange das eigene System dem anderen noch unterlegen war.



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Norbert Schäbler
20.03.2004 15.35
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Denkraster

Allmählich finde ich es lächerlich, wenn intellektuell bestückte Menschen dauerhaft am Einfachen vorbeidenken und Argumente von einfachen Menschen so behandeln, als wären sie gegenstandslos.
Argumente für die Adelung`sche Schreibung habe ich auf diesen Internetseiten in Vielfalt erbracht. Dabei wurden die Begründungen „Tradition“ (jahrhundertlanger Gebrauch), „optische Auffälligkeit“ (Signalbuchstabe mit Überlänge) und „Funktionsträchtigkeit“ (Ligatur mit Silbengelenksfunktion) einfach vom Tisch gefegt. Gegenargumente habe ich nicht vernommen; meine Argumente wurden lediglich nicht zugelassen.

Heute gehe ich den einfachsten aller Wege, und ich kann mich nicht mehr beherrschen; lasse der Ironie (das ist eine Art von Humor mit ernstzunehmendem Hintergrund) freien Lauf.

Mein heutiger Weg heißt „Ökonomie“; einfach ausgedrückt: „Sparsamkeit“.
1. Jene Sparsamkeit möchte ich messen in: Zeitersparnis, Platzersparnis, Denkersparnis.
2. Die Einsparmöglichkeiten will ich messen: a) beim Schreiben (a.1 mit der Hand; a.2 mit der Schreibmaschinentastatur) und b) beim Lesen.
3. Die Anwender möchte ich teilen in a) Schreiber (a.1 Wenigschreiber, a.2 Durchschnittsschreiber, a 3 Vielschreiber) und b) Leser (b.1 Wenigleser, b.2 Durchschnittsleser, b.3 Vielleser).

Mag nun ein jeder oben vorbereitete Tabelle nachbasteln (ein Rastersystem hilft nämlich beim Denken und ist allemal besser als ein Brett vor dem Kopf), denn an dieser Stelle möchte ich lediglich exemplarisch einige Argumente nennen sowie nachweislich Meßbares darstellen.
Zudem will ich einige „Messerwartungen“ relativieren.
Für die Gesamtdarstellung würde ich nämlich zu viel Zeit, zu viel Platz, zu viel Denkarbeit benötigen, und damit dient meine hier getroffene Selektion sowohl mir als Schreiber, als auch dem Leser (und damit ein zweites Mal mir).

Einige Untersuchungsthesen in bunter Abfolge:
Wenn ich jedes durch Adelung’sche Schreibung verpflichtende „ß“ gegen „ss“ auflöse, dann führt dies handschriftlich:
- zu einer nicht meßbaren Zeitersparnis, weil individuelle Handschriften (Buchstabenrelation, Girlanden-Arkaden-Luftsprungtechnik, Leserlichkeit ...) sich jeglicher Normierung entziehen.
- allerdings die gegensätzliche Handlungsweise zu einer ästhetischen (sinnfälligen)Wortbildgliederung, insbesondere dann, wenn ein drittes „s“ im Wortinneren hinzugefügt werden müßte.
Dann führt dies schreibmaschinentechnisch:
- zu einer Zeit-, Raum- und Nachdenkersparnis, weil „ß“ ein Buchstabe ist, den man – ohne die „Hochstelltaste“ bedienen zu müssen – mit dem kleinen abgespreizten Finger der rechten Hand schreiben kann, während man für das „ss“ einen zeitaufwendigeren Doppeldruck mit dem Ringfinger der linken Hand auslösen muß;
- beim Schreiben von „ss“ zu horizontaler Ausdehnung (zu deutsch:
· ss ist breiter als
· ß
und es erspart Denk- und Gedächtnisarbeit insbesondere bei Wortzusammensetzungen, denn
· sss ist sowohl breiter, als auch unästhetischer, als auch erinnerungsresistenter als
· ßs

Mehr will ich nicht schwätzen, zumal die Argumente des Lesens („Die Schrift ist nicht zum Schreiben da!“) im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform sowieso nie eine Rolle gespielt haben.
Ich wollte lediglich nachweisen, daß auch das Schreiben üppiger geworden ist!


– geändert durch Norbert Schäbler am 20.03.2004, 20.53 –
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Norbert Schäbler
05.03.2004 10.53
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Weichensteller

Gegenwärtig denke ich mich zurück zu den Anfängen der sog. Rechtschreibreform und mache dabei als Meilenstein die sog. Hessischen Rahmenrichtlinien aus. Jene waren das Ergebnis der sog. Kulturrevolution; das Resultat einer Zeit, das sich im Schulgesetz eines fortschrittlichen Bundeslandes manifestierte; das Produkt einer Zeit, in der Psychologie und Soziologie einen regelrechten Frühling erlebten. Marx, Engels, Freud, Adler und Jung waren damals regelrecht „in“, und obwohl diese Pseudowissenschaften seinerzeit echte Verifizierungsprobleme hatten, setzten sie sich in der Ära des „Kalten Krieges“ an die Spitze des anerkannten Wissenschaftskanons.

Damals kam das Krankheitsbild des Legasthenikers auf. Es schützte diejenigen vor körperlicher und geistiger Züchtigung, die beim Schreiben durch Zahlen- und Buchstabendreher auffielen und die sich beim Lesen schwertaten. Das damals erstellte psychologische Attest zerlegte zugleich den Berufsstand der Pädagogen, denn das waren fortan ungehobelte, unsensible, grobschlächtige Drauflosprügler, die – nachdem der Rohrstock abgeschafft war – ihre Kinder mit Orthographie traktierten.

Man hat damals Fakten geschaffen, Schule, Lernen und Lehrmethoden revolutioniert
Die Frage aber: Hat man wirklich ein Problem gelöst?
Oder war es am Ende gar so, daß man mit der Parole und dem sich ins Gedächtnis einbrennenden Stigma „Legasthenie“ ein völlig anderes Problem ansteuerte, das man langfristig zu lösen gedachte?


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Norbert Schäbler
28.02.2004 11.46
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Wenn sich zwei streiten ...

(ein perfides Gedankenspiel)

Ich will von einem Streit berichten, den es eigentlich gar nicht gab, aber sich gleichwohl ein Dritter herausstellte, der sich freuen durfte, weil es doch noch zur Zwietracht kam, und weil damit die Grundsituation geschaffen wurde für dessen dauerhafte Freude.

Sprechen wir anstatt von einem Streit also lieber von dem Dritten, dem ein beinahe hundertjähriger Friede und eine nie zuvor gekannte Einigkeit ein Dorn im Auge war, und der sich aufmachte, den Zweifel zu säen, damit Streit entstünde.

Und sprechen wir anstatt von einem personifizierten Dritten lieber von einer Einrichtung oder einem ideologisierten Clan, der keinen anderen Wunsch verspürte als den, die Realität seiner Weltanschauung anzupassen.

Sprechen wir von der „Rechtschreibreform“.

Am Anfang beschäftigte sich der Clan mit der Bestandsaufnahme. Der Clan stellte fest, daß zuviel Energie in eine Unwesentlichkeit einfließe, die zwar weitestgehend beherrscht werde, doch – so die Gedanken eines ehemaligen Reichsministers – sei es wohl besser, die Energie umzupolen und stellvertretend für die Basis folgenden Wunsch zu formulieren: „Ich, das Volk, schreie nach einer Rechtschreibreform!“

Im zweiten Anlauf beschäftigte sich der Clan mit der freien Wissenschaft. Er stellte fest, daß diese noch zu große Freiheiten hatte und zudem völlig vorbeiexperimentiere an der Basis, deren Wunsch ja doch inzwischen ein ganz anderer war. Und der Clan fand Wissenschaftler, die sich dem Volkswunsch opferten: Wissenschaftler, die sich der Rechtschreibreform annahmen.

Der nächste Schritt galt der Durchführung; d.h. der Veranstaltung und Kommentierung des Siegeszugs.
Dem Volk sagte man: „Du hast nun, was du immer gewünscht hast!“
Dem willigen Wissenschaftler sagte man: „Du hast gut gearbeitet, denn das Volk ist völlig einverstanden!“
Und sich selbst durfte man sagen: „Wir haben nun das, was uns dauerhaft zum Moderator macht. Wir haben die Einigkeit zerstört, den Unfrieden zwischen den Lagern gesät. Man wird uns immer brauchen, wenn wir verhindern, daß Basis und Wissenschaft selbst miteinander kommunizieren.“

Und wohlweislich bereitete man den vierten Schritt vor. Man besetzte eine Kommission mit willigen Wissenschaftlern und Clanmitgliedern.
Vertreter der Basis aber berücksichtigte man nicht, denn das wäre ein Rückfall in die Zeiten der Demokratie gewesen, in denen man noch keinen „so genannten“ Schlichter brauchte.



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Norbert Schäbler
19.02.2004 17.21
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Die Evolution der Anonymität

Manchmal mache ich mir echt schamvolle Gedanken, wenn ich was lese, was ich irgendwann geschrieben habe, weil ich erkennen muß, daß das von mir ist und gar nicht zu meinem Grundsatz paßt: „Wenn ich was Gescheites lesen will, muß ich es mir selbst schreiben.“

Stünde da manchmal nicht mein Name drunter, dann würde ich vielleicht darüber hinwegsehen, oder den Chapeau lüften, oder auch die Oberlippe hochziehen – aber mein Signum fordert eine kritische Beurteilung regelrecht heraus.

Momentan blättere ich gerne im alten Gästebuch. Dort findet man die Insignien „Gast“, „unwichtiger“, „noch unwichtigerer“, „ganz und gar unwichtiger“, „völlig unwichtiger“ ..., aber in den Beiträgen entdecke ich dann plötzlich richtig knallige Gedanken, die sich gar zielgenau mit einer (irgendwo im Forum) enthüllten Information beschäftigen und dazu eine präzise Antwort geben.

„Schade“, denke ich mir oft: „So ein schöner namenloser Gedanke!“
Und zu gerne würde ich den zitieren.
Aber, es steht kein „Doktor“ drunter!

Momentan beschäftige ich mich auch mit dem Gedanken, mir ein paar Pseudonyme zuzulegen und mal dies- mal jenseits von meinem Sportjargon zu schreiben, damit nicht einmal mehr ich selbst erkenne, wer diesen Beitrag fabriziert hat.
Das würde zum einen die hiesige „Nutzerquote“ in die Höhe treiben, und vielleicht würde ich sogar auch einmal herzlich begrüßt.

Aber, wie das letztendlich geschehen soll, weiß ich noch nicht, denn ich kann doch vor mir selbst nicht einmal die kleinste Kleinigkeit geheimhalten, und jeden Namen, den ich erfände, der prägte sich doch automatisch meinem Spürsinn ein ...

Es wird also vermutlich noch eine Weile dauern, bis mich die Evolution einholt.


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Norbert Schäbler
14.02.2004 01.41
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Steigerungsparanoia

Wenn ich mich recht erinnere – das fällt mir allerdings zunehmend schwer und schwerer – stand dereinst im Rechtschreibreform-Regelwerk :
„ Wenn Adjektive und Partizipien, oder zwei Adjektive miteinander verbunden werden, dann werden sie getrennt geschrieben, wenn der erste Bestandteil gesteigert oder erweitert werden kann.“

Ich weiß allerdings nicht genau, ob das sinngemäß oder im Wortlaut so im Regelwerk stand. Wäre letzteres der Fall, dann wäre z.B. die Zeichensetzung zu beanstanden. Ein paariges Komma, ein paariger Gedankenstrich (oder eine Klammersetzung) wären wünschenswert gewesen zum besseren Verständnis einer ohnehin nicht vorhandenen Logik.
Wobei, und das gilt es vorab zu sagen, es nicht auf Äußerlichkeiten, sondern doch mehr auf den Inhalt ankommt.

Die innere Logik der Aussage ist ja die: Adjektive und auch Partizipien kann man steigern. Deshalb schreibt man sie (falls A und A, oder A und P aufeinandertreffen) auseinander.
Dem „tief traurig“ kann man nämlich ein „tiefer traurig“; dem „weit schauend“ kann man ein „weiter schauend“, und dem „hoch beinig“ kann man ein „höher beinig“ andichten, und damit ist der Fall der
r e c h t s c h r e i b r e f o r m m u t w i l l i g e n Regelung erfüllt, auch wenn die obigen Wortgebilde irgendwie komisch aussehen, was übrigens auch für „aufeinander treffen“ und „auseinander schreiben“ zutrifft.

Noch blöder allerdings sehen generalisierte Auseinanderschreibungen mit den folgenden „Wortgebilden“ aus: „tot, halb, gleich, wahr, hoch, tief, fern, nahe ...“. Diese Adjektive (möglicherweise sind das allesamt lediglich Partikel) – kann man zwar auch steigern, aber es gibt keinen rechten Sinn, weil „tot ist tot“ und „wahr bleibt wahr“ und „hoch ist stets höher als tief“.

Da geht langsam wieder die Ironie mit mir durch; doch nach fachmännischer Auskunft sind die obigen Begrifflichkeiten „nicht-skalare Begriffe“, will heißen: daß sie dem allgemeinen Schema nicht ganz anzupassen sind, weshalb sie sich dem r e f o r m m u t w i l l i g e n Zugriff widerspenstig erweisen.
„Nonskalar“ klingt jedenfalls gut. Das ist ein Argument!

Daneben gibt es noch ein weiteres Argument der Rechtschreibreformkommission. Ich glaube, daß es „Verbalphrasensteigerung“ heißt. „Jene“, so meint man am IDS Mannheim, „ist nicht zulässig“.
Es ginge nicht an, daß man statt „weiter schauend“ z.B. „weitschauender“ steigere. Das sei gegen die (m u t w i l l i g e) Regel.

Nun ja, deren Gesabbere ist mir völlig egal. Das kann ich mir sowieso nicht merken, und möglicherweise habe ich auch einiges falsch zitiert (oben habe ich das schon angedeutet, daß mich allmählich mein Gedächtnis verläßt – vermutlich das Alter, der Zahn der Zeit bzw. jene acht Jahre unerträglicher Neuschrieb ...).

Eines weiß ich allerdings genau, weil es festgehalten ist im Duden, 21. Auflage. Mag sich ein jeder selbst ein Bild machen von folgenden Kostproben:

„leicht verständlich, nahe liegend, hochgelehrt, hoch begabt, hochgelehrt, hochbeinig, hoch gewachsen, hoch stehend, halb leer, halblaut, halblang, halb nackt, halb offen, halbtrocken, freischaffend, frei lebend, frei tragend, weit tragend, weitsichtig, weitblickend, weit schauend, gleichbedeutend, gleich bleibend, gleichlaufend, gleich lautend, tief greifend, tiefgründig, tieftraurig, tief schürfend, tiefstschürfend, tief empfunden, tiefstempfunden, tot geboren, totgefahren, wohlbehalten, wohl behütet, wohlverdient, wohl gemeint, wohltuend (alle aus Duden, 21. Auflage – Die deutsche Rechtschreibung – neu).

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Norbert Schäbler
11.02.2004 21.31
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Begrenzte dichterische Freiheiten

Wer was zu sagen oder zu schreiben hatte, der konnte schon immer sagen und schreiben, was er wollte, vorausgesetzt, er lebte in einer Gesellschaft, in der man – ohne von außerordentlicher Herkunft zu sein – was sagen oder schreiben durfte.
Ich kenne keine!

Blättere ich die Geschichte durch, dann hat sich allerdings hierzulande etwas Entscheidendes für den kleinen Mann (natürlich auch für die kleine Frau) geändert. Seit Deutschland seinen „Superstar“ sucht (seltsamerweise suchte man keine „StarIn“), können auch Hinz-, Kunz-, Kübelböckens und Effenbergs etwas werden, wenn sie originell, kreativ, trendig, cool, kraß oder gewollt sind.

Mit dem Schreiben war das früher übrigens eine andere Sache:
Papyrus und Pergament waren teuer, Diktaphone waren noch recht selten, Geha und Pelikan hatten den Füllfederhalter und die Patrone noch nicht erfunden, und Schriftspurziehen war noch relativ mühsam. Da überlegte man es sich bis zu fünfmal, ob man seine Zeit verplemperte als männlicher oder weiblicher Schrift-Steller, Schrift-Setzer oder Schrift-Verleger, während heute selbst Hausfrauen (theoretisch auch HausfrauInnen) – insbesondere in England – (gerade mal so – zwischen Küchenherd und Kühlschrank hin- und herpendelnd) eine Story ins Mikrofon ablassen und Zig-Millionen verdienen können.
Was hätte da unser Goethe erst einheimsen können, wenn er einen Sprachcomputer gehabt oder sich rechtzeitig seine Diäten gesichert hätte.
Vermutlich waren die Frauen schuld, sonst hätte er das auch noch geregelt.

Manchmal denke ich auch an den Ernst Jandl. Wohl kaum einer hat sich größere dichterische Freiheiten herausgenommen – Ze de Rock und Co. sind Dreck dagegen, weil sie nach der Erstlingsidee nichts weiteres mehr zu bieten haben und hatten. Bei Jandl war noch Sprachverständnis da. Der hat sich noch lustig gemacht über die Normen der Schreibung, bald diese, bald jene. Der hat noch gespielt und mit seiner „Kontraststellung zum Herkömmlichen“ mehr als viele andere gerade die Norm institutionalisiert.
Schade eigentlich, daß er später so sehr gesellschaftskritisch geworden ist – vielleicht waren auch da die Frauen schuld – denn seine „Oden der Selbstbefriedigung“ waren wahrlich nicht mehr von allgemeingesellschaftlichem Interesse.

Vermutlich sind auch an der gegenwärtigen Rechtschreibmisere die Frauen schuld (resp. „Schuld“). Irgendwo sind sie da, aber rein namentlich nicht vorhanden.


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