"So ein Glück!"
Meine Frau wollte mir kürzlich den Unterschied erklären zwischen Pflanzen und Unkraut, und eigentlich wollte sie, daß ich zu jäten anfinge.
Statt dessen aber haben wir einige Stunden diskutiert, und ruckzuck kam die Nacht.
Geeinigt haben wir uns bei Kerzenlicht darauf, daß Unkraut jene pflanzlichen Geschöpfe sind, die meine Frau nicht besonders mag, oder gegen die sie eine Pollenallergie entwickelt. Die darf ich nun mit zugewiesenem Werkzeug beharken.
(Zwei Kräuter habe ich übrigens vor dem Index retten können.)
Die heftige nachmittägliche Diskussion hat mich dann nächtens durch sämtliche Gärten der Nachbarschaft streifen lassen, und bei diesem Kriegszug war ich bewaffnet mit Pickel, Beil, Sense, Sichel, Astschere, Schraubendreher, Spitzhacke und Müllsack.
Richtig ins Schwitzen bin ich gekommen bei der Arbeit, und pitschnaß bin ich aufgewacht, weil der Augst plötzlich vor mir auftauchte. (Augst ist übrigens der von der Rechtschreibreform. Wie sich später herausstellte sogar ein Netter.)
Das Gespräch, das sich zwischen uns entwickelte, habe ich später aufgeschrieben:
„Ich bin der Obergärtner“, hat er zu mir gesagt. „Was suchst du hier?“
„Die Pflanzen will ich jäten, die meine Frau nicht mag und gegen die sie allergisch ist“, habe ich geantwortet, und er hat daraufhin schallend gelacht, mich von oben bis unten gemustert, alsbald in alle Himmelsrichtungen gedeutet und gesagt: „Du mußt viel Zeit haben, wenn du mit deinem Spielzeug hier was ausrichten willst“.
(Recht hilflos stand ich da – er grinste immer noch , und plötzlich kamen sie von allen Seiten: Riesige Planierraupen, Schaufelbagger von unsäglichem Ausmaß, gigantische Mähdrescher, angsteinflößende Traktoren, schreckenerregende Transportfahrzeuge ..., ich habe richtig gebibbert. )
„Reg dich nicht auf“, hat der Augst gemeint, „die tun dir nichts. Wir arbeiten hier nach kolcho- und sowchosischem Vorbild, und morgen ist euer Garten dran. In drei Sekunden machen wir den platt“.
„Ja aber, was passiert denn dann mit den Rosen, Tulpen, Stiefmütterchen, Vergißmeinnichts, Magnolien, Fliederbüschen, Forsythien ...?“ habe ich schüchtern eingewendet.
„Wir sind nur für das Jäten zuständig“, hat er geantwortet. „Säen, pflanzen und hegen, müßt ihr selber. Und alle Pflanzen gibt es gerade übermorgen im Angebot bei Globus oder in der BayWa!“
Als ich dann meine Frau weckte und ihr meinen Traum mitteilte, hat sie gesagt: „Mensch, wir haben doch richtiges Glück. Ich wollte sowieso
einiges
verändern, und ausgerechnet morgen ist
alles
billiger“.
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