zu: Gut vorbereitet sein auf 2005
Über Ignoranz und Gleichgültigkeit mache ich mir auch oft Gedanken. Zum Einwand Es gibt Wichtigeres fällt mir nur ein: Wenn diese Reform wirklich so unwichtig ist, wie man ihren Kritikern immer wieder mitteilt, weshalb haben sich dann die Reformer jahrzehntelang zusammengesetzt, um in vielen Arbeitsstunden und in zahlreichen Treffen das auszuhecken, was uns 1996 beschert worden ist? Weshalb die aufwendige Agitation, weshalb die Aufregung über Kritik, wenn das doch alles nicht so wichtig ist? Wer mit dem Argument kommt, er verstehe die Aufregung der Kritiker nicht, handelt wie ein Sadist, der einer Katze den Schwanz abbindet und sich dann wundert, weshalb sie so schreit, anstatt den Schwanz Schwanz sein zu lassen. Katze könne doch auch ohne leben, nicht wahr! Man kann oft bei arroganten, herrschsüchtig veranlagten und dummen Menschen beobachten, daß sie diese Methode anwenden. Sie setzen Fakten in die Welt, mit denen sie den Frieden der Mitmenschen stören und behandeln jene, die ihren Unmut ausdrücken, als Ruhestörer. Man dreht einfach den Spieß um.
Es gibt wirklich Argumente, gegen die ist man scheinbar machtlos. Zum Beispiel, wenn jemand behauptet, man gönne den Kindern nicht, daß sie es künftig mit der Rechtschreibung leichter haben würden. Was soll man darauf sagen? Im ersten Moment ist man sprachlos, und genau dies will solche Rabulistik auch erreichen. Das ganze Gutmenschentum gewisser Kreise lässt sich schwer widerlegen, will man sich nicht dem Image des Bösmenschen aussetzen.
Wir können nur in kleinem Kreise wirken. Dazu ganz kurz eine kleine Geschichte aus eigenem Erleben: In dieser Woche fragte ich einen Bekannten, wie er es mit der Rechtschreibung hielte. Er fühlte sich sichtlich unwohl, als er gestand, er schriebe nach wie vor wie früher, würde sich aber alsbald einmal um das Neue bemühen ... Ich konnte ihm sein schlechtes Gewissen nehmen, das die Reform suggeriert: Wer heute noch die gute alte Rechtschreibung verwende, sei rückständig oder dumm oder beides zusammen. Ich versicherte meinem Bekannten, daß das Gegenteil der Fall sei, und er sich besser keine Gedanken um den ganzen Blödsinn machen solle. Da er mich für eine Art Kapazität im Schriftlichen hält, tröstete ihn meine Aussage. Er wird jetzt sicher mit besserem Gewissen schreiben, wie er es früher in der Schule richtig gelernt hat.
Wir dürfen nicht nachlassen gegen die Sprachzerstörung zu protestieren! Vielleicht gibt es doch noch einen Weg. Fangen wir in unserer Umgebung damit an.
Karin Pfeiffer-Stolz
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Karin Pfeiffer-Stolz
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