Ungestellte Fragen
Würde man entscheidende Fragen stellen – hätte dabei den Mut, die geistige Freiheit, das grundlegende Wissen und die Unabhängigkeit gegenüber der erdrückenden politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, zugleich aber auch Demut und Reue (des Titelhelden Parzival/Widmung an gestur) – dann würden nicht etwa Sachen gerettet, sondern Katastrophen verhindert.
In Sachen Rechtschreibreform liegt es auf der Hand, daß einige Fragen bewußt ausgeklammert wurden: Die Fragen der ideologischen Besetzung; Fragen bzgl. persönlicher Eitelkeiten; Fragen nach Qualifikation und Akzeptanz; Fragen nach staatsformangemessenen Vorgehensweisen ...
All diese unterlassenen Fragen haben krisenartige Zustände hervorgerufen. Man fühlt sich in Zeiten frühkapitalistischer Urständ zurückversetzt.
Zur Heyse-Frage:
Adelung, Johann Christoph (8.8.1732 bis 10.9.1806), dt. Sprachforscher, verfaßte u.a. ein dt. Wörterbuch (1774 – 1786),
Heyse, Johann Christian August (1764 bis 1829).
Auffallend: Heyse und Adelung lebten im gleichen Jahrhundert.
Fragen: Gibt es einen Schriftwechsel zwischen den beiden Sprachforschern, die doch offensichtlich bei ihren Untersuchungen und Aufzeichnungen unterschiedliche Methoden anwendeten und zu unterschiedlichen Darstellungsformen gelangten?
Und ist es nicht von Bedeutung, daß sich die Adelung’sche Aufzeichnungsmethode einer größeren Akzeptanz in der Bevölkerung erfreute?
Zum Vorgehen der Rechtschreibreformer:
Ist es nicht höchst seltsam, daß die Rechtschreibreformer ihre geistigen Anleihen ausgerechnet bei Heyse und bei einem Konzept von Reichsminister Rust betrieben, also Konzepte abkupferten, die eben keinen Widerhall in der Bevölkerung fanden, bzw. selbst zu Zeiten der Diktatur eingemottet wurden?
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