Amberger Zeitung
Meldung von 09.08.2004, 09:30 Uhr
Kritik aus Rechtschreibkommission an Großverlagen
Blüml: Kinder, Eltern und Lehrer unter schweren Druck gesetzt
Rückkehr zur alten Rechtschreibung
© DDP/AFP / Marcus Brandt
Berlin (AFP) Der Vorsitzende der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission hat mehreren Großverlagen wegen ihrer Rückkehr zur alten Rechtschreibung pädagogische Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Der Springer-Verlag, der Spiegel-Verlag und dieSüddeutschen Zeitung setzten Kinder, Eltern und Lehrer damit unter schweren Druck, sagte Karl Blüml im Deutschlandradio Berlin.
Trotz des Umschwenkens dieser Großverlage gehe er aber davon aus, dass die neue Rechtschreibung Bestand haben werde, sagte Blüml weiter. Es sei aber sicher, dass diese weiter modifiziert und weiterentwickelt werden müsse.
Der Berliner Bildungssenator Klaus Böger (SPD) betonte unterdessen im Inforadio des RBB, dass er an der Reform festhalten wolle. Die Schüler bräuchten jetzt keine solche hochgezogene und politisierende Debatte über die Rechtschreibreform. Durch den Rat der Rechtschreibung werde bereits sichergestellt, dass die 1998 an den Schulen eingeführten neuen Regeln immer wieder überprüft werden.
Derweil forderte der Chefredakteur der Bild am Sonntag, Claus Strunz, eine Volksabstimmung über die Rechtschreibreform gefordert. Es gab nur einen klugen Satz in der Debatte im Bundestag: Die Sprache gehört dem Volk. Dann fragt es, sagte Strunz in der ARD-Sendung Sabine Christiansen. Der politischen Klasse warf er Verhuschtheit vor, weil sie die Menschen, um die es geht, gar nicht mehr fragt.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen, lehnte eine Volksabstimmung über die Reform ab. Die Mehrzahl der Deutschen habe ganz andere Sorgen. Ahnen verwies auf den einstimmigen Beschluss der KMK, die Rechtschreibreform zum 1. Juli 2005 einzuführen. Zur guten Demokratie gehört auch Verlässlichkeit. Wir können nicht alle drei Tage die Pferde wechseln, sagte die rheinland-pfälzische Kultusministerin.
Der Chef des Schulbuchverlags Cornelsen, Fritz von Bernuth, wies auf die finanziellen Folgen einer Rücknahme der Reform hin. Pro Buch koste die Umstellung von Schulbüchern zwischen 6000 und 10.000 Euro.
© 2004 AFP
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