Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Auseinanderschreibung
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Auseinanderschreibung
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Christian Dörner
11.08.2004 11.00
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Re: Jüngeren Datums

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Im Regelwerk von 1902 ist „kennen“ gar nicht aufgeführt, hingegen „spazieren“. Die Zusammenschreibungen „kennenlernen“ und „spazierengehen“ stehen schon im Duden von 1928 (vielleicht auch in einer früheren Auflage), die Getrenntschreibung ist dann allmählich ausgestorben.
Die Zusammenschreibung kennenlernen findet man im Duden zum erstenmal in der 9. Auflage von 1915. Zu diesem Zeitpunkt muß die Zusammenschreibung jedoch schon sehr weit verbreitet gewesen sein.
In den Vorgängerauflagen (8. Auflage und 2. Auflage des Buchdruckerdudens von 1907) findet man noch keinen Eintrag, der auf die Getrennt- oder Zusammenschreibung bei kennenlernen hinweisen würde.

Bei der Gelegenheit muß mit einem Irrtum aufgeräumt werden, der in letzter Zeit vor allem von seiten der Reformer immer wieder absichtlich ins Feld geführt worden ist: Im Gegensatz zu den Behauptungen der Reformbefürworter, der Duden hätte im 20. Jahrhundert ständig zahllose Schreibweisen geändert, ohne daß dies aufgefallen wäre, entspricht die Orthographie des Dudens von 1915 bis auf vernachlässigbare Ausnahmen bereits dem Duden von 1991. Die gesamten Änderungen, die der Duden von der 9. bis zur 20. Auflage vorgenommen hat, entsprechen selbst kumuliert lediglich einem Bruchteil dessen, was der Duden in seiner 22. Auflage (2000) gegenüber der 21. von 1996 geändert hat.
Damit wird deutlich, daß es trotz anderslautender Behauptungen zwar eine sehr einheitliche bewährte Orthographie gibt, aber keinesfalls eine geschlossene Regelung, die man als »neue Rechtschreibung« bezeichnen könnte.

Als kleines Bonbon sei hinzugefügt, daß der Duden von 1991 gegenüber seiner Vorgängerauflage von 1986 lediglich die Schreibweise eines einzigen Wortes geändert hat: West-Berlin wurde zu Westberlin, wohl als Zugeständnis an die Orthographen der sogenannten »DDR«.
__________________
Christian Dörner

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Reinhard Markner
11.08.2004 10.21
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Jüngeren Datums

Im Regelwerk von 1902 ist „kennen“ gar nicht aufgeführt, hingegen „spazieren“. Die Zusammenschreibungen „kennenlernen“ und „spazierengehen“ stehen schon im Duden von 1928 (vielleicht auch in einer früheren Auflage), die Getrenntschreibung ist dann allmählich ausgestorben.

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Erhard Leimeister
11.08.2004 10.11
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"Kennen lernen" 1908

Hallo allerseits!

Vielleicht kann mir in diesem Forum jemand weiterhelfen.
Kürzlich habe ich Karl Kaustkys „Ursprung des Christentums“
ausgelesen. Das Buch wurde offenbar 1908 verfaßt; mein
Exemplar ist eine Auflage von 1919.
Bei der Lektüre fiel mir auf, daß konsequent „kennen
lernen“ geschrieben stand (auch in einigen analogen
Fällen stets Getrenntschreibung); die „restliche“
Orthographie entspricht hingegen dem, was wir alle
bis 1996 gewohnt waren.
Was ich mich nun frage: Ist die Zusammenschreibung
„kennenlernen“ neueren Datums, als ich bisher vermutet
hatte; oder verharrt Kautsky hier in einer Schreibweise,
die er Jahrzehnte früher gelernt hatte?
Hat hier jemand dazu eine Idee? Über Antwort
würde ich mich freuen.
__________________
EL

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Christian Dörner
05.08.2004 13.50
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Eher nicht

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Im Ickler und im alten und neuen Duden findet man das Wort nicht, in Googel sehr oft „das Öffentlichmachen“ und einige "öffentlichmachen“.
Es ist aber ein wesentlicher Bedeutungsunterschied, ob man eine Sache öffentlich macht (in der Öffentlichkeit macht, auf welche Weise) oder öffentlichmacht (veröffentlicht, zu welchem Ergebnis).
Im Deutschen gibt es eine gewisse Anzahl von Wörtern, die im allgemeinen nicht mit einem nachfolgenden Verb zusammengeschrieben werden, auch wenn sie die Funktion eines Resultativzusatzes erfüllen.
Dazu gehören z. B. öffentlich, deutlich, stark usw., also nicht *etwas öffentlichmachen, *etwas deutlichmachen, *sich für etwas starkmachen, jedoch sich etwas bewußtmachen (aber etwas bewußt machen) und etwas bekanntmachen (aber jmdn. bekannt machen) usw.
Dies war in der Regel keine eigenmächtige Festlegung der Dudenredaktion, sondern entsprach durchaus der Beobachtung der Sprache. Durch Zusammenschreibung kann man den Verbzusatz gegen die adverbiale Deutung sicherstellen. Getrenntschreibung ist neutral und läßt grundsätzlich beide Deutungen zu.
Da sich unter den nicht zusammenzuschreibenden Wörtern viele befanden, die auf -lich usw. enden, erfanden die Reformer die absurde Regel, daß bei -ig, -isch und -lich Zusammenschreibung grundsätzlich untersagt sei, obwohl Wortausgänge mit Getrennt- und Zusammenschreibung nur sehr wenig zu tun haben.
__________________
Christian Dörner

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Fritz Koch
05.08.2004 12.50
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öffentlichmachen - ein Anwärter auf Zusammenschreibung?

Im Ickler und im alten und neuen Duden findet man das Wort nicht, in Googel sehr oft „das Öffentlichmachen“ und einige "öffentlichmachen“.
Es ist aber ein wesentlicher Bedeutungsunterschied, ob man eine Sache öffentlich macht (in der Öffentlichkeit macht, auf welche Weise) oder öffentlichmacht (veröffentlicht, zu welchem Ergebnis).

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Carsten Zander
19.06.2004 14.37
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In letzter Zeit stoße ich immer häufiger auf Schreibungen wie „fertig zustellen“ und „kennen zulernen“.

Hierzu eine kleine Google-Statistik:


„fertig zu stellen“ 15400
„fertig zustellen“ 832

„kennen zu lernen“ 397000
„kennen zulernen“ 15800

„zufrieden zu stellen“ 31800
„zufrieden zustellen“ 3000

„hier zu lassen“ 746
„hier zulassen“ 317

„lahm zu legen“ 498
„lahm zulegen“ 228

„auseinander zu nehmen“ 3170
„auseinander zunehmen“ 489


„zurück zu kehren“ 15100 (auch nach den Reformregeln falsch)
„zurück zukehren“ 2600


(Einige Google-Einträge resultieren auch aus Trennungen am Zeilenende, z.B. „fertig -zustellen“. Das kann aber vernachlässigt werden.)


Wie sind diese Dinge zu erklären? Handelt es sich um eine Tendenz zur Wiederzusammenschreibung?


„kennen --- lernen“ mag mit einiger Verrenkung noch machbar sein.


Aber „kennen --- zu --- lernen“ ist kaum aussprechbar, so daß der Schreibende unbewußt einen Kompromiß zwischen Auseinander – und Zusammenschreibung bildet. Er schreibt dann „kennen zulernen“.

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J.-M. Wagner
31.05.2004 21.20
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wohl

Ich stolpere gerade über das, was die Kommission in Anlage 2 des dritten Berichtes geschrieben hat:

(4) Zusammengeschrieben wird auch, wenn wohl in dieser Fügung nicht steigerbar ist, z. B.: wohlachtbar, wohlanständig, wohlbehalten, wohlverdient usw.
Soweit ich es sehe, wird diese Aussage vom amtlichen Regelwerk nicht gedeckt, ein derartiges Zusammenschreibungskriterium ist in § 36 nicht enthalten.

Zwar taucht das komplementäre Getrenntschreibungskriterium unter § 36 E1 (4) auf – aber das ändert nichts daran, daß es eben nur für die Getrenntschreibung gilt. Die Nichtsteigerbarkeit des ersten Bestandteiles taucht nur in § 34 (2.2) als Zusammenschreibungskriterium auf, aber diese Regel läßt sich auf die genannten Beispiele nicht anwenden. Liege ich damit richtig?

Wenn ja, komme ich zu dem Fazit, daß analog zu so genannt bei einer korrekten Regelauslegung noch viel mehr eigenständige Wörter getrennt geschrieben werden müßten.
__________________
Jan-Martin Wagner

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Christoph Kukulies
28.10.2003 17.04
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Re: Mal ein positives Beispiel:

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von ghest
Es gibt noch kreatives Schreiben:
Süddeutsche Zeitung v. 28.10.03, Sizilien im Herbst, Die Ruhmeshalle der Cäsaren:
„Behutsam ohrpinselt ein Wissenschaftler die fast 2000 Jahre alte Büste von Julius Cäsar, die im August diesen Jahres gefunden wurde.“
Archäologen-Fachsprache oder Neuschöpfung, orthographische Rückbildung aus „Ohrpinsel“ (falls es den gibt)?
Jedenfalls ganz auf der Linie der Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache.
Perfekt geohrpinselt oder ohrgepinselt? Vermutlich das erstere.


In dem Zusammenhang fällt mir sofort „gebauchpinselt“ ein.

__________________
Christoph Kukulies

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ghest
28.10.2003 16.23
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Mal ein positives Beispiel: "ohrpinseln"

Es gibt noch kreatives Schreiben:
Süddeutsche Zeitung v. 28.10.03, Sizilien im Herbst, Die Ruhmeshalle der Cäsaren:
„Behutsam ohrpinselt ein Wissenschaftler die fast 2000 Jahre alte Büste von Julius Cäsar, die im August diesen Jahres gefunden wurde.“
Archäologen-Fachsprache oder Neuschöpfung, orthographische Rückbildung aus „Ohrpinsel“ (falls es den gibt)?
Jedenfalls ganz auf der Linie der Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache.
Perfekt geohrpinselt oder ohrgepinselt? Vermutlich das erstere.

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Theodor Ickler
25.10.2003 17.12
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Gern

Diese Anregung von Frau Menges wird sicher bald aufgegriffen werden.
__________________
Th. Ickler

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RenateMariaMenges
25.10.2003 14.20
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Neues Wörterbuch

Könnte man eine neu gestaltete Seite dieses Wörterbuches einmal online einsehen, damit man sich ein Bild machen kann?
__________________
RenateMariaMenges

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Theodor Ickler
25.10.2003 10.26
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sieden, launen

Wiederum hat Herr Wagner völlig recht. Der Schluß auf den Adjektivcharakter zwingt allerdings nicht absolut zur Zusammenschreibung, außer bei Steigerung usw., wie schon oft dargelegt. Manchmal ist übrigens der Zusammenhang mit einem Verb nur verdunkelt oder im Laufe der Geschichte abgerissen, weil das Verb ausgestorben ist. Zu hart gesotten können wir das Verb sieden ja noch leicht erschließen, aber launen gibt es nicht mehr. Trotzdem ist die Getrenntschreibung gut gelaunt nicht völlig ausgeschlossen. Dafür spricht z. B. die Erfragbarkeit: Wie war er denn heute gelaunt? usw. In meinem Wörterbuch ist das berücksichtigt. (Mancher ahnt vielleicht, wieviel Mühe man sich geben muß, wenn man so ein Wörterbuch macht. Deshalb ist auch die Wort für Wort neubearbeitete nächste Ausgabe noch nicht ganz fertig; es dauert aber nicht mehr lange!)
__________________
Th. Ickler

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Elke Philburn
24.10.2003 18.00
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Zu Stande gekommen

Manche Auseinanderschreibungen liest man so selten, daß sie einem fast schon wie Relikte aus der frühen Zeit des Neuschriebs erscheinen.

__________________
http://www.vrs-ev.de/

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J.-M. Wagner
24.05.2003 16.24
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Re: Keine Geduld mehr

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (unter „GZS“)
Immer wieder stößt die Diskussion auf den bekannten Zwiespalt: Einerseits konnte die Reform sich vom Usus nicht lösen, andererseits räsoniert sie so, als gelte es, die deutsche Rechtschreibung zum erstenmal zu normieren. Dieser Spagat führt zu den meisten Ungereimtheiten, vor allem deshalb, weil die Neubegründungen weit weniger intelligent sind als der intuitiv entstandene Schreibbrauch.
Was mir gerade am Beispiel des hartgesotten wieder einmal auffiel, ist die falsche Verknüpfung in § 36: Aus einer zutreffenden Beobachtung (daß es bestimmte Infinitive als Zusammenschreibung nicht gibt) wird eine unzutreffende Schlußfolgerung gezogen (daß es die entsprechenden zusammengeschriebenen Partizipien ebenfalls nicht geben kann). Muß man aber nicht umgekehrt aus der Beobachtung, daß es Wörter gibt, die zwar wie Partizipien aussehen, zu denen aber keine entsprechenden zusammengeschriebenen Infinitive existieren, zwingend folgern, daß es dann eben keine Partizipien sind – sondern Adjektive?

Bei den von Herrn Upmeyer gesammelten Beispielen („Partizip I“) läßt sich diese Folgerung auf die Fälle „aus Adjektiv oder Adverb + Verb“ und „aus Verb + integriertem Objekt“ sowie „aus Verb + Verb“ erfolgreich anwenden – und nur auf diese. Was bedeutet das für die Neuregelung? Nehmen wir an, aus der beschriebenen Beobachtung würde die richtige Folgerung („Adjektiv“) gezogen. Ist diese Regelkonzeption ein „gangbarer Weg“, stellt sie einen Fortschritt dar? Auf den ersten Blick scheint dieser Ansatz ja ganz brauchbar zu sein.

Dazu 2 Aspekte: (i) Mir scheint, daß damit die am einfachsten zu erkennenden Fälle abgedeckt werden, für die aus formalen Gründen sicherlich eine formale Regelung sinnvoll ist, die sich aber andererseits semantisch leicht erschließen lassen. Mit anderen Worten: Es ist „einfach klar“, daß es sich um Adjektive handelt (auch wenn die Neuregelung in manchen Fällen [wie etwa allgemeinbildend, aufsehenerregend] zu einem anderen – abwegigen – Urteil gekommen ist). Das heißt nicht, daß diese Regelkonzeption schlecht oder überflüssig wäre; ich habe den Eindruck, daß sie das, was einem das eigene Sprachgefühl sagt, grammatisch auf den Punkt bringt. Ob das wirklich ein Fortschritt ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, was es dazu bislang gab.
(ii) Es werden nur diese (einfachen) Fälle abgedeckt, d. h. die wirklich schwierigen bzw. problematischen entziehen sich diesem Ansatz. Mit „schwierig“ meine ich hier, daß man eben nicht auf den ersten Blick entscheiden kann, ob es sich um ein Adjektiv oder ein Partizip handelt, weil das Wort beide Funktionen haben kann und beide Male „in dieser Form“ auftritt (siehe die Fälle „aus intransitiven Verben“ und „intransitive Partizip I aus transitiven Verben“ bei Herrn Upmeyer). Hier kommt es auf den Satzzusammenhang an und also letztlich auf die Semantik.

Fazit: Ein formales Kriterium kann als Hilfestellung dienen, das semantische Kriterium aber nicht ersetzen. Die reformierte Rechtschreibung favorisiert die formalen Kriterien. Wenn man dabei nicht sehr gut aufpaßt, wird sich leicht ein systematischer Fehler bzw. eine Lücke ins Regelwerk einschleichen. Paragraph 36 hat solche Fehler und Lücken. Was kann man tun? a) Nachbessern, d. h. nachträglich die Sorgfalt walten lassen, die das Favorisieren formaler Kriterien bei der Regelkonzeption fordert. b) Das Konzept des Favorisierens formaler Kriterien fallenlassen und ihnen eine untergeordnete Rolle zuteil werden lassen. Auf die Frage, was im letzteren Fall dann ersatzweise favorisiert werden soll, gibt es wieder mehrere Antworten, die m. E. von einer fundamentaleren Frage abhängen: Was geht vor, Regelwerk oder tatsächlicher Schreibbrauch? – diesen Faden will ich jetzt lieber nicht weiterspinnen, vielleicht hat mich mein Gedankengang ja schon etwas in die Irre geführt...
____________


Th. Ickler: Übrigens verdient Herr Wagner mit seinen scharfsinnigen Exegesen hohes Lob; man kann jetzt immer wieder auf seine feinsinnigen Beobachtungen zurückgreifen.
Vielen Dank für das Lob; ich hoffe sehr, daß meine Beiträge den von Ihnen genannten Zweck erfüllen!

Aber: „Enjoy, but handle with care“ – ich hoffe auch, daß man sie immer genau prüft, weil ich in manchen Dingen, mit denen ich mich weniger gut auskenne (wie etwa der Grammatik oder Feinheiten der Rechtschreibung vor der Reform), auch danebenliegen kann. Das ist ja das Gute an diesem Forum, daß man auf verschiedene Art und Weise etwas dazulernen kann – indem man sich selber bemüht, zu einem Schluß zu kommen, und indem man sich von anderen korrigieren läßt.
__________________
Jan-Martin Wagner

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margel
22.05.2003 14.43
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Ruhe sanft

Das ist ein interessanter neuer Gesichtspunkt. Sie sprechen den Unterschied zwischen attributivem und prädikativem Gebrauch an (weniger eine Frage der Betonung, glaube ich).
Halbgar wird nach meiner Beobachtung sowieso überwiegend im übertragenen Sinne gebraucht:“halbgare Gedanken, Vorschläge“
usw.
Ich wollte mich auch nicht festbeißen – schon gar nicht am Schnitzel!
Nun noch ein Geschichtchen. Gast zum Kellner: „Das Schnitzel ist zäh, ich kann es nicht essen.“-„Soll ich Ihnen stattdessen ein Kotelett bringen?“ – Ich habe das Schnitzel doch schon zu essen angefangen.“ – „Das macht nichts, wir haben auch angefangene Koteletts.“

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Alle Zeiten sind MEZ    Dieser Faden ist 4 Seiten lang:    1   2  3  4  Neuen Faden beginnen     antworten
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