Ich würde mich gern auf Deutsch ausdrücken, aber dazu müßte ich sehr viel erklären. Vielleicht später, wenn ich mehr Zeit habe.
Noch einmal zu Gallmann: Er macht die Satzwertigkeit zum Kriterium für das Komma (Herr Ickler in seinen Regeln übrigens auch), benutzt jedoch den Begriff kohärent als Synonym für nicht satzwertig. Wenn ich es richtig verstehe, ist eine Wortgruppe wie Kompromiß zur Güte nach Gallmann kohärent, nach Ickler inkohärent.
Zu kritisieren an Gallmann ist, daß er nur zähneknirschend dem Usus nachgibt. Man kann es vielleicht auch so sehen, daß er einen Vorschlag zu einer besseren Kommatierung macht. Daran wäre, sofern er das Augenmaß nicht verliert, eigentlich nichts auszusetzen. Ich verstehe aber nicht, warum Gallmann Infinitive im Vorfeld mit denen im Nachfeld völlig gleichstellt. Nach Erich Drach (den Gallmann zumindest flüchtig erwähnt) liegt vor dem Nachfeld die Eindrucksstelle (bei Gallman wäre das auf oder kurz vor Position 2), d.h. ein folgender Infinitivsatz bedeutet eine Zusätzliche Hebung im Betonungsschema. Beim Infinitiv im Vorfeld ist das anders. Das hätte er erwähnen können. Es kann natürlich sein, daß bei umfangreichen Subjektsinfinitiven entgegen dem alten Duden immer Kommas gestzt werden. Das kann ich nicht beurteilen. Doch die von Gallmann vorgeschlagene Kommatierung (Zu helfen(,) macht Freude) wiederspricht ein wenig meiner Intuition.
Ich kann den Gallmann-Text, den Herr Wagner hier freundlicherweise einge(k)linkt hat, sehr empfehlen. Es ist nicht der Text, auf den Herr Ickler sich bezog, aber das macht wohl nichts. Vielleicht klären sich dadurch die Fragen zu den Fachbegriffen. Man kann dann auch besser verstehen, wie es überhaupt zur Neuregelung des Infinitivkommas gekommen ist. Es hat wieder einmal damit zu tun, daß gewisse Zweifelsfälle dem Schreiber nicht zugemutet werden sollten (Der Kranke drohte(,) sich umzubringen). Einerseits Kleinlichkeit (Komma bei hinweisendem Wort auch bei den allerkürzesten Infinitiven), andererseits Großzügigkeit (Du brauchst, keine Angst zu haben ist nun nicht mehr falsch) das ist völlig gegen die Intuition. Sitta hat neulich erklärt, daß die neue Kommasetzung nur in wenigen Bereichen (bei direkter Rede und besagten hinweisenden Wörtern) nicht akzeptiert worden sei. Das sagt er sicher mit einem schalkhaften Grinsen. Man kann ihm das Gegenteil schwer nachweisen.
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