Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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J.-M. Wagner
18.10.2004 21.19
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Re: Trend zur Zusammenschreibung stoppen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba Irgendwo habe ich gelesen, möglicherweise bei der vrs.ev., daß die #allgemeine Tendenz zur Zusammenschreibung unterbrochen werden soll#. Das wäre allerdings hochpolitisch...
Schauen Sie mal, was Prof. Digeser in seinem Offenen Brief an Marcel Reich-Ranicki schreibt (Nachzulesen hier im Forum und auf rechtschreibkommission.de):
Zitat:
Vieles, was die Experten im Bereich Getrenntschreibung entschieden haben, ist durchaus in Ordnung und hat den modischen Trend, Wortketten durch Zusammenschreibung aneinanderzuhängen (genauso, sogenannt, inderregel), erfolgreich gestoppt.
Es gibt mehrere Reformer (u.a. Heller), die sich diesbezüglich geäußert haben.
Hier einige Originalzitate dazu:
„Seit Adelung ist es das Bestreben aller Versuche einer Regulierung des Bereichs der Getrennt- und Zusammenschreibung, einer zunehmenden Tendenz zur Zusammenschreibung behutsam entgegenzuwirken.“
(B. Schaeder, Getrennt- und Zusammenschreibung – zwischen Wortgruppe und Wort, Grammatik und Lexikon. In: Augst et al. [Hgg.], Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik, Tübingen 1997, S. 157–208; hier S. 203.)

„Insgesamt wird der Getrenntschreibung der Vorzug gegenüber der Zusammenschreibung gegeben und damit behutsam der Tendenz zu vermehrter Zusammenschreibung entgegengewirkt.“
(Internationaler Arbeitskreis für Orthographie, Deutsche Rechtschreibung. Vorschläge zu ihrer Neuregelung, Tübingen 1992, S. 146.)
Mein Kommentar: Ob behutsam oder nicht, offenbar konterkariert dieses Bestreben bewußt die Sprachentwicklung.
__________________
Jan-Martin Wagner

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Monika Chinwuba
15.10.2004 00.44
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Re: Re: getrennt oder zusammen?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Zitat:
Nichtfachleuten mit überaus gutem Erfolg möglich war, zwischen Wort und Wörtern zu unterscheiden


Heute in unserem Stadtteilblättchen:

ein tolles Foto von mit den Köpfen nach oben gerichteten Schlangen und darüber geschrieben:

Hoch giftig und schaurig schön.
__________________
Monika Chinwuba

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Monika Chinwuba
15.10.2004 00.16
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Re: Re: getrennt oder zusammen?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Georg Zemanek
Algorithmen sind präzise Verfahren. ... Die in einer Sprachgemeinschaft gewachsenen Muster einer Sprache sind im allgemeinen keine Algorithmen.

Zunächst einmal: Sie haben mir ganz schön zu knacken gegeben, indem Sie eine Menge Begriffe in den Ring geworfen haben.

Vereinfacht gesagt ist der Algorithmus wie ein Fadenschiffchen, das sich in einem Webstuhl auf bestimmte Weise präzise bewegt. Aus dem Ergebnis dieser Bewegung entsteht das gewünschte Muster.


Ein Algorithmus kennt definitionsgemäß keine Ausnahmen. Da aber keine Regel der Sprache ohne Ausnahme ist, müssen wir eher von Mustern sprechen

Hier sollten wir zwischen dem Algorithmus und der Regel unterscheiden. Ich will wieder bei den gemeinverständlichen Dingen bleiben. Ein Algorithmus ist ein getaktetes endliches Verfahren, dessen Wirken z. B. beim Fortschreiten der Ziffern einer Uhr beobachtet werden kann. Das Ergebnis ist die präzise Zeitanzeige. Ein Algorithmus steckt auch in den Rechenoperationen, die uns z. B. das Apfelmännchen auf dem Computerbildschirm bescheren. Das Merkmal eines Algorithmus ist sein Anfangswert und die Endlichkeit seiner Operationen, die es auch ermöglicht, mit dem aus der Fertigstellung der Operationen gewonnenen Ergebnis die bekannten Operationen ständig zu wiederholen (sog. Iteration). Das Muster aus dem jeweils letzten Ergebnis wird dadurch immer deutlicher aber auch feinfransiger. In einem herstellenden System, wie es unser Gehirn ist, können viele Algorithmen vorhanden sein, die jeweils einen unterschiedlichen Anfangswert benutzen. Jeder dieser Algorithmen erschafft als Funktionssystem andere Muster. Bei Algorithmen kann es sich sowohl um solche der Verarbeitung als auch der Bewertung handeln.

Eine Regel ist kein Funktionssystem sondern die Beschreibung des Verhaltens eines Funktionsbestandteiles. Sie kann nicht definiert werden, wenn sie keine Ausnahme kennt. Eine Regel ist z. B. das Ergebnis, das der kleine Zeiger einer Uhr produziert. Der kleine Zeiger alter Uhren ruht, bis der große Zeiger die 12 erreicht hat. Dann springt der kleine Zeiger auf die nächste Stunde, z. B. von der 11 auf die 12. Man kann also sagen, die Regel ist, daß der kleine Zeiger still steht, bis er springt. Die präzise Regel ist, daß der kleine Zeiger 60 Minuten still steht, weil dann die Ausnahme erscheint, daß er springt. Eine andere Beschreibung derselben Erscheinung ist, daß der kleine Zeiger um eine Ziffer weiter springt, wenn der große Zeiger 60 Minuten Laufzeit hinter sich hat. Doch das ist keine Regel, sondern eine Verhaltensbeobachtung. Auf eine Verhaltensbeobachtung kann man eine Regel nur gründen, wenn man ihre Funktion nachweist. Regeln beschreiben nicht den Algorithmus, sondern dessen Schritte.

Dies vorausgeschickt kann man sagen, daß zwei Worte zusammen geschrieben werden, wenn eine Bedeutungsergänzung eintritt. Diese wenn-Aussage muß als weil-Aussage wiederholt werden können, um eine Regel zu bilden. Wir können sagen, weil eine Bedeutungsergänzung eines Wortes eintreten soll, wird das Wort mit einem anderen Wort oder einer Silbe zusammengeschrieben. Das können wir sowohl bei Adverbien, Tätigkeiten als auch bei Substantiven feststellen (reu-mütig, fallen-lassen, Königs-Thron). Die Regel gilt aber anscheinend nicht für (mit jemandem) radfahren versus (mit jemandem mit dem) Rad fahren. Das Wort radfahren hat eine vollkommen neue Bedeutung erfahren. Es muß also eine andere Regel gelten oder ein Algorithmus wirken.

Ob Sprache einen Algorithmus hat, ist aber bei der Diskussion auch nicht wichtig, da wir Regeln finden wollen.


Jedenfalls sehe ich die zwingende Notwendigkeit eines strukturorganisierenden Mechanismus nicht ein: Muster, die sich in der Sprachgemeinschaft bewährt haben, werden wiederverwendet

Bei jeder Beschreibung existiert die Schwierigkeit, mit Begriffen, mit denen wir die gegenständliche Welt darzustellen gewohnt sind, mangels passenderer Begriffe in anderen Gegenwartsbereichen operieren zu müssen. Hinzu kommt der Unterschied einer engen Begrenzung der Begriffe in Fachkreisen und die erweiterte Bedeutungsübertragung der Begriffe in das Denken von Laien.

Muster entstehen nicht von ungefähr. Sie werden von irgendetwas erzeugt, hergestellt und vervollkommnet. Jeder Algorithmus erzeugt Muster. Muster entstehen allein durch Bewegung, deren grobe Umrisse ein geschultes Auge beim Gleiten des Weberschiffchens auch ohne Faden erkennen kann. Algorithmische Bewegungen haben eine bestimmte Reihenfolge. Diese könnte in Bezug auf Sprachbildung grob gesagt sein: klassifiziere was gegeben ist, kombiniere was paßt, binde was zusammengehört, das heißt, klassifiziere alle Laute, kombiniere A mit B, binde AB usw., neue Reihe: klassifiziere alle Bindungen, wenn neuer Anfangswert AB, dann binde A, wenn Anfangswert BA, dann binde B. Wenn alle möglichen 2er-, 3er- und 4er-Bindungen kombiniert und klassifiziert sind, dann Sprung zu neuer Ebene, z. B. dem Satzbau. Der Algorithmus bleibt derselbe, auch sein Ergebnis. Es wird nur genauer und facettenreicher: Bei der Wortbildung bindet er Laute unterschiedlicher Stimmlage im Verhältnis ihrer Bedeutung zusammen, und grenzt ein Wort vom anderen Wort ab, beim Satzbau setzt er mehrere abgegrenzte Worte in ein Verhältnis der Bedeutung und grenzt den Satz von einem anderen Satz ab. In jedem Fall entstehen Muster, aus Kombination der etwa 20 bis 40 Laute mit Lautungen nach einem 3er-, 4er- oder 5er-Pack (Haus(4)-halt(4), Samm-(4)lung(4), ehe(3)-lich(3)).

Das Muster verweist auf seine Bedeutungskörper selbst. Bedeutung erschließt sich bereits über rudimentäre Muster, wenn man mit den zugrundeliegenden Strukturkörpern Erfahrung hat (Die Bedeutung eines Strich-Häuschens mit Spitzdach kann derjenige nicht erkennen, der in Kugelhäusern wohnt. Die Bedeutung des Wortes Haus kann derjenige nicht erkennen, der nur französisch spricht). In der Praxis müssen Muster zudem vom Hintergrund abstrahiert werden, um aus der Bedeutung Sinn zu erzeugen (z. B. das Muster in einem Stoff gibt nur dann Sinn, wenn es farblich oder strukturmäßig vom Untergrund abgehoben ist. Ohne diese Abgrenzung könnten wir es nicht erkennen. Gleiches gälte für Sätze, die keine Lautunterbrechungen hätten).
Wir können zwar vom Muster einer Sprache sprechen; aber wichtig ist, herauszufinden, wie es zu diesen Mustern kommt.


Was die Refomer (früher oft auch der Duden) nicht begreifen: Die Verwendung(shäufigkeit) in der Schriftsprache bestimmt die Regel, nicht umgekehrt!

Das sähe ich genauso, wenn Sie anstatt Regel das Wort Schreibung benutzen. Zu dumm, daß der Auftrag der KMK (sofern das stimmt) die Vereinfachung und Vereinheitlichung der Schreibung war. Die RSK war also gezwungen, Vereinfachungsregeln zu finden. Da man aber Regeln nicht leicht finden kann, wurden sie kurzerhand gesetzt. Wie aber oben dargelegt, kann man Regeln nicht einfach setzen, da sie entweder Bestandteil eines bestehenden Funktionssystems sind, oder zwischen bestehenden Systemen als flexible Puffer oder Schutzzonen sorgfältig eingesetzt werden müssen.

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Monika Chinwuba

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Monika Chinwuba
13.10.2004 11.27
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Re: Re: getrennt oder zusammen?

Herr Lindenthal, Herr Zemanek, Sie haben beide wichtige Gesichtspunkte gebracht, auf die ich gerne antworten möchte. Habe allerdings im Augenblick viel zu tun und kann mich dem Thema nur in der Nacht widmen. Bis dahin.
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Monika Chinwuba

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Georg Zemanek
13.10.2004 06.22
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Re: getrennt oder zusammen?

Algorithmen sind präzise Verfahren, die in Computern z.B. für künstliche Spracherzeugung verwendet weren können. Ein Algorithmus muß zuverlässig zum Ergebnis führen. Fehlerhafte Programme können steckenbleiben oder abstürzen, dies sind dann aber im strengen Sinn des Wortes keine Algorithmen.
Die in einer Sprachgemeinschaft gewachsenen Muster einer Sprache sind im allgemeinen keine Algorithmen. Ein Algorithmus kennt definitionsgemäß keine Ausnahmen. Da aber keine Regel der Sprache ohne Ausnahme ist, müssen wir eher von Mustern sprechen, deren Geltungsbereiche meist diffuse, unscharfe Ränder haben.
Vielleicht gehört das Thema Verb + Verb / neues Wort oder nicht in einen solchen Randbereich mächtigerer, allgemeingültigerer Muster. Jedenfalls sehe ich die zwingende Notwendigkeit eines strukturorganisierenden Mechanismus nicht ein: Muster, die sich in der Sprachgemeinschaft bewährt haben, werden wiederverwendet und – meinetwegen auch in formulierter Reglform – an die jüngere Generation weitergegeben.
Beim Thema Haushalten ist zu sagen, daß es wie probesingen, sackhüpfen, kopfstehen, etc. in die Liste der Zeitwörter gehört, deren Zerlegung noch vor 50 Jahren unzweifelhaft hieß: halte haus, singe probe, hüpfe sack, stehe kopf, fahre rad etc. Noch 1951 empfiehlt das Österr. Wörterbuch, man solle doch besser scheiben: auf dem Kopf stehen, mit dem Rad fahren etc. Man kann auch Verstümmelungen solcher Formulierungen vornehmen und diese dann folgerichtig großschreiben: fahre (mit dem) Rad etc. Ich habe das letzte Beispiel mit besonderer Absicht hinzugefügt: radfahren gehört mit autofahren zu den ersten Wörtern (ca. 1954), bei denen die Getrenntschreibung mit Großbuchstaben begann: fahre Rad, fahre Auto, laufe Ski, etc. Das hat auf den Infinitiv zurückgewirkt: Auto fahren, Rad fahren.
Was die Refomer (früher oft auch der Duden) nicht begreifen: Die Verwendung(shäufigkeit) in der Schriftsprache bestimmt die Regel, nicht umgekehrt!

Ein besonderes Problem sehe ich im Bezug auf die Bedeutung: Wenn Zeitwörter noch in Tunwörter, Tuwörter, Tätigkeitsverb etc. kategorisiert würden, stünde das Problem der präzisen Zuordnung jedes Verbs in die jeweilige Kategorie offen: Wo gehört liegen, bei dem man nichts tut, hin? Hat man nun eine irgendwie formulierte Regel, in der diese Zuordnung ausschlaggebend ist, kann zwischen Schreiber und Leser die Zuordnung schwanken, und die Klarheit der Regel ist dahin. Ich bin daher bestrebt, sprachliche Regeln an syntaktischen Gegebenheiten zu orientieren und möglichst wenig auf die Semantikebene zu beziehen. Das mag aber auch daran liegen, daß ich viel mit formalen Sprachen zutun habe.

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Detlef Lindenthal
13.10.2004 06.06
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Re: getrennt oder zusammen?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba
Leider berücksichtigen die Reformer Ihre Erläuterung nicht, Herr Lindenthal. Wie also weiterkommen?
Mit den sogenannten „Reformern“ habe ich nichts am Hut und möchte mir nicht deren Köpfe zerbrechen.
Zitat:
Es muß eine jedem einleuchtende Regel geben, wann zusammen und wann getrennt geschrieben wird.
Wieso das? Gibt es in anderen Lebensbereichen jeweils eine „einleuchtende Regel“ ... wann man fahren darf, wann man bremsen muß, wann man arbeiten geht und wann man redet und wann man schweigt? Für manche Entscheidungen sind viele Einflußgrößen zu berücksichtigen.
In Sachen Wörter hatte ich die wichtigste Regel genannt. Die Kenntnis, was ein Wort ist, ergibt sich aus dem fleißigen Gebrauch der Sprache; wer nicht weiß, was allgemeinbildend oder tiefgreifend bedeuten, dem ist hier in der Wörterfrage eh nicht zu helfen.
Anzumerken ist noch, daß es bis 1996 auch Nichtfachleuten mit überaus gutem Erfolg möglich war, zwischen Wort und Wörtern zu unterscheiden, insbesondere auch in der gesprochenen Sprache.
__________________
Detlef Lindenthal

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Monika Chinwuba
13.10.2004 00.58
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getrennt oder zusammen?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
... das von Ihnen gesuchte Geheimnis verraten: Jedes Wort wird zusammengeschrieben, Wörter hingegen werden getrennt geschrieben.
Gruß,


Leider berücksichtigen die Reformer Ihre Erläuterung nicht, Herr Lindenthal. Wie also weiterkommen? Es muß eine jedem einleuchtende Regel geben, wann zusammen und wann getrennt geschrieben wird.

Ich nehme einmal an, daß die Sprache einen Algorithmus besitzt, der zueinander passende Informationen bündelt (Emergenz bei Symetrieerhalt). Ich persönlich glaube, daß aus den ersten Lautbegriffen mithilfe dieses Algorithmus Worte entstanden sind, die einander ergänzende Lautbegriffe enthalten. Dieses Verfahren wirkt offenbar auch bei der Zusammenschreibung von Wörtern (es ist letztendlich egal, ob man Grundlautelemente bündelt oder Klassen). Gibt es aber einen strukturorganisierenden Mechanismus, gibt es auch eine Regel, nach der verfahren wird. Die Frage scheint mir, welche Klasse von Begriffen (nicht von Wörtern!) zusammengehören, weil sie sich mit einem Erfahrungsbereich verbinden können.

Daß sich Verben mit Verben (und Hauptworte mit Hauptworten) zu einer Einheit verbinden lassen, stimmt ja so allgemein einfach nicht. Mir erscheint der akademisch-vornehm lateinische Begriff „Verb“ auch ungenügend, weil er nicht zwischen Tuwort, Tätigkeitswort und Zeitwort und was es sonst noch alles geben könnte differenziert. Der Begriff ist rückständig wie mancher Experte. Die Anwendung der deutschen Begriffe scheint mir für Forschungsvorhaben zur Zusammenschreibung aussagekräftiger.

Hier komme ich noch einmal auf Neuschreib „Haus halten“ zurück. Bereits das Wort Haushalt ist ein seit Jahrhunderten zusammengesetztes Hauptwort, das als Tätigkeitswort „haushalten“ lautet. Wie ist die Intelligenz zu beschreiben, die daraus ein „Haus halten“ als Tätigkeit machte? Offensichtlich müssen die akademischen Zuchtburgen der Sprachwissenschaft fallen-ge-lassen werden, damit wieder einigermaßen Logik in die Schreibung einkehrt.
__________________
Monika Chinwuba

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Georg Zemanek
12.10.2004 21.01
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Verb + Verb

Zitat:
5.2.1. Verbstamm als Erstglied, Komposition aus Verbstamm und Verb
schwingschleifen, trennschleifen, spritzpressen, streckwalzen, preßschweißen, ... (meist Rückbildungen)

Aha, danke. Jetz weiß ich endlich, wie liebhaben entstanden ist ... ;-))

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Detlef Lindenthal
12.10.2004 19.01
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Liebe Frau Chinwuba,

nachstehend möchte ich Ihnen das von Ihnen gesuchte Geheimnis verraten: Jedes Wort wird zusammengeschrieben, Wörter hingegen werden getrennt geschrieben. Ob etwas ein Wort ist oder mehrere Wörter sind, dafür gibt es etliche Prüfmerkmale, die viel leichter zu verinnerlichen als aufzuschreiben sind.
Wichtigstes Merkmal ist, daß ein neuer Begriff mit deutlich neuer Bedeutung entstanden ist – ein neues Wort eben; (bei „falscher Hase“ oder „Erste Hilfe“ oder „Wilhelm Grimm“ sind zwar auch deutlich neue Begriffe entstanden, aber aus anderen Gründen werden die beteiligten Wörter nicht verschmolzen).
Auch gibt es eine (allerdings außerordentlich dünne) Grenzzone.
(Die in den vorherigen Beiträgen genannten Merkmale sind ungeeignet.)

Gruß,
__________________
Detlef Lindenthal

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Monika Chinwuba
12.10.2004 17.57
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Re: Verb + Verb

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Fleischer/Barz, Wortbildung:
5.2.2. Infinite Formen als Erstglied
Komposition aus zwei Infinitiven
liegen-, sitzen-, stehen-, steckenbleiben; sitzen-, liegen-, stehen-, steckenlassen; achten-, kennen-, lieben-, schätzenlernen; spazierenfahren, -gehen, -reiten.


Bedeutet das,
* alles, was man endlos tun kann, wird zusammen geschrieben aber
* alles, was man nicht endlos tun kann (wie kämpfen, messen, fliegen, bauen – siehe Liste von Herrn Zemanek) kann nicht zusammen geschrieben werden?

Tatsächlich Unterscheidung zwischen Tätigkeit/Zweck (zusammen) und Tun/Ziel (auseinander)?
Dann wäre bei der Schreibung nur noch zu entscheiden, was Tätigkeit und was Tun ist. Richtige Schreibung würde die Eigenschaft anzeigen.
__________________
Monika Chinwuba

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Fritz Koch
12.10.2004 16.01
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Verb + Verb

Fleischer/Barz, Wortbildung:
5. Wortbildung des Verbs
5.2. Komposition
5.2.1. Verbstamm als Erstglied, Komposition aus Verbstamm und Verb
schwingschleifen, trennschleifen, spritzpressen, streckwalzen, preßschweißen, ... (meist Rückbildungen)
5.2.2. Infinite Formen als Erstglied
Komposition aus zwei Infinitiven
liegen-, sitzen-, stehen-, steckenbleiben; sitzen-, liegen-, stehen-, steckenlassen; achten-, kennen-, lieben-, schätzenlernen; spazierenfahren, -gehen, -reiten.
Mit Partizipien
gefangenhalten, -nehmen, -setzen; verlorengehen.

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Elke Philburn
12.10.2004 12.33
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Die Antwort auf so eine Frage läßt sich nur dem Sprachgebrauch entnehmen.
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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Georg Zemanek
12.10.2004 12.05
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Verb + Verb

Gibt es eine Analyse darüber, welche Verben in der Kombination Verb + Verb zusammengeschrieben überhaupt vorkommen können? Ich kann beliebig Verben kombinieren und dann krampfhaft nach einer Bedeutung suchen: kämpfen fliegen (Kampffliegen?), messen fliegen (Messungen fliegend in der Luft machen?), fliegen messen (Messungen an fliegenden Dingen vornehmen), sprechen bauen (Sätze konstruieren?), beschwichtigen rudern (Rechtschreibreform verteidigen?).
Aber bei keinem dieser Beispiele ist Zusammenscheibung auch nur im entferntesten in Aussicht.
Also: Welche Verben eignen sich überhapt als zweites Verb einer Kombination Verb + Verb mit Zusammenschreibungsoption?

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Elke Philburn
12.10.2004 11.39
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Re: Liegengeblieben

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Welchem Lehrer hätte überhaupt der Gedanke kommen sollen, daß du mußt im Bett liegen bleiben falsch sei?

Höchstwahrscheinlich keinem. Denn diese Schreibung war derart geläufig, daß sie überhaupt nicht als falsch aufgefallen wäre. Ich bezweifle, daß überhaupt irgendein Lehrer den Nerv gehabt hätte, die Duden-Regeln bis ins kleinste auseinanderzuklamüsern und sie als Grundlage für die Bewertung von Diktaten zu machen. Dieses Herumreiten auf den Regeln ist in der Tat erst mit der Reform entstanden. Ich stelle mir manchmal vor, wie es wäre, wenn man ähnliches mit der englischen Orthographie anstellen wollte. Irgendeiner käme auf die Idee, Regeln für die Zusammen- und Getrenntschreibung auszuformulieren und für jedes Wort festzulegen. Wo man vorher tolerant war und Varianten zuließ, würde nun strikt nach Vorschrift geschrieben. Lehrer und Schüler könnten nicht mehr „nach Gefühl“ schreiben und korrigieren, sondern müßten ständig nachschlagen, ob ihr Gefühl sie trügt und sich etwas geändert hat. Man würde es vermutlich als reine Schikane ansehen oder den Quatsch gleich über Bord werfen.
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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margel
12.10.2004 11.33
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Der ganz normale Alltagswahnsinn

Aus dem heutigen Lokalteil der Ostfriesischen Nachrichten: Schwerverletzte seien zurückgegangen/ habe versucht, dass Ruder herumzureißen/ den Einspruch... zurück zu ziehen/ würde mir Spass machen/ Meßstellen/ Bußgelder.. fliessen dem Kreis-Haushalt zu/ wie... zu berichten weiss/ tut es ein bisschen leid/ die Polizei hat sich fest gelegt/ auf einen technischen Defekt zurück zu führen/ hatten sich die Richter darauf festgelegt/ von Generation zu Generation weiter gegeben werden... Und so tappen sie Tag für Tag hilf- und führungslos im Irrgarten der reformierten Orthographie herum – auch fünf Jahre nach der Umstellung.

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