Im Nachbarforum fand ich gerade diesen Beitrag:
"...verfaßt von Prof. Dr. Helmut Jochems am 23.04.2005 um 09:33 Uhr
Externer Link zu diesem Kommentar: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=241#652
In Detlef Lindenthals Forum gibt es jetzt einen Strang Antwort an Karsten Giersberg, der für alle Gegner der Rechtschreibreform sehr lesenswert ist. Dort soll übrigens auch ein Strang eingerichtet werden, der die bei Schrift und Rede gelöschten Beiträge aufnimmt. In diesem Zusammenhang wird es die Freundinnen und Freunde interessieren, daß ich nicht nur seit 1996 unsere Sache aktiv vertrete, sondern auch das erste Löschopfer aus unseren Reihen bin. In Herrn Icklers Tagebuch habe ich in dem Strang Wer soll es denn machen? einen Beitrag eingestellt, den Detlef Lindenthal am 3. 6. 2000 auf Geheiß Herrn Drägers aus dem Nachrichtenbrett von http://www.rechtschreibreform.com entfernt hat. Dort erläutere ich den beiden norddeutschen Initiativenleiterinnen den Unterschied zwischen Gegnerschaft und Feindschaft. Letztere ist im bürgerlichen Leben im allgemeinen ein Zeichen von Sektierertum, und dahin hat unsere Bewegung leider in Krisenzeiten immer tendiert. Übrigens: Elite gibt es bei uns nicht. In dem Punkt sind wir wie die erste christliche Gemeinde von Korinth: Sehet an, liebe Brüder, eure Berufung: nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zu Schanden mache, was stark ist; und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das da nichts ist, daß er zunichte mache, was etwas ist, auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme. (1. Kor. 1, 26-29). Hat man je einen der großen Namen der deutschen Germanistik auf den Webseiten der Reformgegner gesehen? Hat sich je ein großer deutscher Politiker wirklich mit Charakter und Überzeugung für unsere Sache interessiert? Bleibt uns mehr übrig, als unsere Hilflosigkeit auszudrücken? In einem Punkt können aber auch die Armen stark sein: mit sachlichen Argumenten und mit Humor. Wenn es an beidem mangelt und aus dem Mangel noch ein Kult gemacht wird, ja dann gute Nacht. "
Weil Herr Jochems den Begriff Elite aufgreift, den nur ich verwendet hatte, und weil meine Beiträge in dem Nachbarforum gelöscht wurden, als ich Herrn Jochems antworten wollte, versuche ich eine Erklärung der Vorgänge hier, für alle, die die Wahrheit wissen wollen. Das geht nicht, ohne etwas weiter auszuholen:
Herr Professor Jochems läßt in vielen seiner Beiträge durchblicken, daß er zwar die jetzige Rechtschreibreform für falsch hält, daß er aber eine andere, bessere Rechtschreibreform (ich nehme an, eine, die seinen Namen trägt) sehr wohl für wünschenswert hält. Ich bin anderer Meinung, ich glaube, wir brauchen keine, und weil wir uns in einem Forum begegnet sind, habe ich ihm das jedesmal gesagt, wenn er den Aspekt wieder zur Diskussion stellte. Das hat ihm mißfallen, denn seinen nächsten Beitrag begann Herr Jochems so:
“...Freunde...laßt uns nicht in den Fehler der lautstarken Apologeten der Rechtschreibreform verfallen, nämlich eine Sache zu verteidigen, mit der man sich nicht gründlich beschäftigt hat...”.
Hierin entdeckte ich indessen sofort die Diskrepanz zwischen höflich und freundlich, für die man sensibilisiert wird, wenn man in dem Land in Fernost lebt, in dem ich mich seit zwanzig Jahren aufhalte. Es handelt sich bei dieser Einleitung um einen zwar höflich formulierten, aber ausgesprochen unfreundlichen und elitären Schuh, den sich bitte andere anziehen mögen. Auf Deutsch lautet der Satz nämlich: “Denkt gefälligst nach, bevor Ihr den Mund aufmacht.” Darauf wollte ich hinweisen und auch anmerken, daß mir mein Quantum des Nachdenkens, das ich in die Reformgegnerschaft investiert habe, um zu einem Urteil zu gelangen, reicht.
Herr Jochems hatte danach weiter festgestellt:
“Wer belämmert, sich schnäuzen, gräulich und den Tollpatsch zu den am dringendsten benötigten Schreibreformen erhebt, kann nicht hoffen, in einer seriösen Diskussionsrunde ernst genommen zu werden.”
Auch das wollte ich nicht so gelten lassen und habe versucht zu widersprechen. Der Widerspruch war nicht etwa unhöflich und auch nicht unsachlich. (Man kann das nachprüfen, denn ich habe den Beitrag hinterher im Forum der SZ veröffentlicht.) Trotzdem wurde mein Beitrag bei Schrift & Rede zweimal gelöscht, beim ersten Mal hatte ich noch geglaubt, mir sei ein Fehler unterlaufen.
Einige Zeit später meldete sich dann ein gewisser Herr Metes, vermutlich der Moderator, bei mir und bat mich, den Beitrag an eine andere Stelle des Forums umzupflanzen. Dort wäre er aber aus dem Zusammenhang gerissen ziemlich sinnlos alleine in der Gegend rumgestanden. Da wollte ich nicht mitmachen, und auch deshalb nicht, weil alle anderen 25 Kommentare (auch der von Herrn Jochems, auf den ich mich bezogen hatte) an der Stelle blieben, wo sie waren.
Vor allem aber wollte ich nicht mitmachen, weil ich gelöscht worden war, ohne daß jemand mit mir vorher darüber geredet hätte. Das, so ist meine Ansicht, wäre unter zivilisierten Gesprächsteilnehmern die selbstverständliche und unausgesprochene Etikette. Moderatoren jedoch sind in vieler Hinsicht nicht mit üblichen Maßstäben zu messen. Die ungeheure Machtfülle, die ihnen durch das Ämtchen zufällt, wirkt sich nur zu oft negativ auf ihr Demokratieverständnis und auf ihr Urteilsvermögen aus. Spuren des Wahns, der Moderatoren mitunter heimsucht, wenn ihnen klar wird, daß sie über Leben und Tod eines Beitrags entscheiden können, lassen sich an jedem Forum zu jedem Thema in jedem Land der Welt nachweisen. In dem Zustand ist ihnen nicht mehr bewußt, daß die willkürliche Löschung eines Beitrages gleichbedeutend mit “halt die Klappe!” ist. Und sie verstehen in ihrem Rausch auch nicht mehr, warum manche Erwachsene das nicht hinnehmen.
Karl-Heinz Isleif
Tokyo, Japan
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